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Vorwort von Ralf Schwarzer zur ersten Auflage

Die Gesundheitspsychologie befasst sich mit dem menschlichen Erleben und Verhalten angesichts gesundheitlicher Risiken und Beeinträchtigungen sowie mit der Optimierung von Gesundheit, im Sinne von Fitness oder Wellness. Die Forschung fragt danach, wer krank wird (und warum), wer sich von einer Krankheit wieder gut erholt (und warum) und wie man Erkrankungen von vorneherein verhütet. Im Unterschied zur Klinischen Psychologie, die sich mit seelischen Störungen und Verhaltensabweichungen befasst, richten sich die Fragestellungen innerhalb der Gesundheitspsychologie vor allem auf körperliche Erkrankungen sowie auf riskante und präventive Verhaltensweisen. Die Gesundheitspsychologie ist eine noch junge, empirisch orientierte Disziplin und wird von einer biopsychosozialen Modellvorstellung geleitet. Dies bedeutet, dass in Abgrenzung zum biomedizinischen Modell den psychischen und sozialen Einflussgrößen sowie deren Wechselwirkungen auf Krankheit und Gesundheit besondere Beachtung geschenkt wird.

Mehrere Lehrbücher, Editionen und Enzyklopädien zur Gesundheitspsychologie kommen zurzeit auf den Markt (z. B. Jerusalem / Weber 2003; Schwarzer 2004; 2005). Das junge Fach ist dabei, sich nun auch in Deutschland zu etablieren. Aber dennoch hinken wir im internationalen Vergleich hinterher. Nachdem in den USA schon 1978 die APA Division 38 „Health Psychology“ gegründet wurde, folgte die europäische Entwicklung erst 1986 mit einer kleinen Tagung in Tilburg unter der Leitung des Niederländers Stan Maes. Die Tagung war von den Amerikanern Charles Spielberger und Irwin Sarason maßgeblich angeregt worden. Andere Gründungsmitglieder, die später an Einfluss gewannen, waren Marie Johnston und John Weinman (Großbritannien), Ad Kaptein (Niederlande), Jan Vinck (Belgien) sowie Lothar Schmidt, Ralf Schwarzer und Peter Schwenkmezger (Deutschland). Es kam zur Gründung der European Health Psychology Society (EHPS) mit jährlichen Kongressen, deren Beliebtheit und Bedeutung rasch anstieg. Aus den 60 Teilnehmern in Tilburg wurden im Jahre 1996 schon über 500, und auf diesem Teilnehmerniveau hat sich die Gesellschaft inzwischen stabilisiert. Auch viele nationale Gesellschaften wurden in Europa gegründet, so z. B. im Jahre 1992 die Fachgruppe Gesundheitspsychologie innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. Viele Zeitschriften wurden ins Leben gerufen.

Aber das größte Hindernis für die schnelle Ausbreitung der Gesundheitspsychologie als universitäre Disziplin war die alte Rahmenordnung für den Diplomstudiengang, die ein solches Fach nicht vorsah. Erst im Zuge der neuen Entwicklung von Bachelor- und Masterstudiengängen ist mit einer festen Etablierung des Faches nun auch in Deutschland zu rechnen.

Der vorliegende Band von Nina Knoll, Urte Scholz und Nina Rieckmann liefert auf knappem Raum einen breiten und fundierten Überblick über das ganze Fach. Die Autorinnen haben mit großem Sachverstand alle wesentlichen Punkte berücksichtigt und die aktuelle internationale Literatur aufgearbeitet. Dabei ist es ihnen gelungen, auch die komplizierteren Sachverhalte so darzustellen, dass das Werk für Studierende verständlich geblieben ist. Damit liegt nun erstmalig ein handliches Taschenbuch für das Studium der Gesundheitspsychologie vor. Ich wünsche diesem Buch eine große Verbreitung und verbinde damit auch die Erwartung, dass unser junges Fach eine noch höhere Akzeptanz erfährt und bald – wie z. B. in England – an fast allen Universitäten maßgeblich zum Profil der Psychologie beiträgt.

Berlin, im Sommer 2004Ralf Schwarzer Professor für Gesundheitspsychologie, Freie Universität Berlin

Literatur

Jerusalem, M., Weber, H. (Hrsg.) (2003): Psychologische Gesundheitsförderung. Hogrefe, Göttingen

Schwarzer, R. (2004): Psychologie des Gesundheitsverhaltens. Eine Einführung in die Gesundheitspsychologie. Hogrefe, Göttingen

– (Hrsg.) (2005): Gesundheitspsychologie. Enzyklopädie der Psychologie. Hogrefe, Göttingen

Einführung Gesundheitspsychologie

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