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Der Umzug

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Mein Zuhause ist eine kleine Wohnung im Fränkischen. Hier wohne ich schon seit vielen Jahren. Aber wie ihr euch denken könnt, war das nicht immer so. Und deshalb muss ich ganz vorne anfangen. Als ich noch ganz jung war, hatte ich meinen Platz auf einem hohen Stapel Bücher in einer kleinen Buchhandlung. Von dort hatte ich einen guten Überblick: ich konnte sehen, wer kommt. Ich hatte die unterschiedlichsten Arten von Büchern im Blick. Mein Stapel, auf dem ich über lange Zeit saß, war natürlich der wichtigste. Hier konnten Kinder ihre ersten Schritte mit Büchern machen.

Insgeheim hatte ich immer die Hoffnung, dass mich ein Kind eines Tages besitzen würde und dass ich zusammen mit dem Kauf eines Buches meine Heimat in der Buchhandlung gegen ein Kinderzimmer eintauschen würde. Die Kinder waren auch immer sehr lustig und interessiert. Viele sprachen mich an und erzählten mir von sich und den Geschwistern, der Schule und den Hobbys. Aber niemand kam auf die Idee, mich mitzunehmen. Vielleicht hatten sie auch keine Ahnung davon, dass an meinem linken Bein ein Schildchen klebte, das darauf hinwies, dass man mich erwerben könnte.

So wurde aus mir vorwitzigen, lustigen Raben mit der Zeit ein trauriger Rabe. Immer seltener gelang es mir zu lachen. Ich hatte immer weniger Freude an den Kindern, da ich mich immer einsamer fühlte. Ich denke, sehr lange hätte ich dort nicht mehr überlebt. Eines Tages wäre ich gestorben. Dann hätte man mich weg geräumt.

Doch es kam anders.

Man sollte es nicht glauben: Oft sind Erwachsene wie Kinder. Vor einigen Jahren kam ein Geschäftsmann in die Buchhandlung. Er sah vornehm aus und hatte einen edlen Anzug und eine seidene Krawatte an. Noch nie war so jemand an meinem Tisch stehen geblieben. Offensichtlich ging es ihm nicht um die Kinderbücher. Er hatte mich gesehen und Gefallen an mir gefunden. Bevor ich ihm zeigen konnte, dass ich einen sehr edles Tier von adliger Abstammung bin, hatte er mich bereits von meinem Platz herunter geholt und hielt mich liebevoll in seiner Hand. Die alten Träume kehrten zurück: warum nicht in der Wohnung eines Junggesellen leben? Ehe ich mich versehen konnte, hatte sich mein neuer werdender Besitzer - denn er hatte mich noch nicht gekauft - in die Schlange an der Kasse eingereiht. Aber das war nur eine Formalität: ich wusste nun, dass ich ein neues Zuhause bekommen würde, auch wenn ich es noch nicht kannte. Mir war auch klar, dass nun ein neues Leben für mich beginnen würde. Natürlich wusste ich damals noch nicht, was auf mich zukommen würde. Aber in meiner Traurigkeit und in meiner Langeweile, die sich in der letzten Zeit so eingeschlichen hatte, wusste ich: es kann nur besser werden. Das hat sich übrigens in meinem Leben an vielen Stellen schon bewährt. Nie die Hoffnung aufgeben! Denn durch eine klitzekleine Begebenheit kann das Leben auf einmal ganz anders werden. Und diese Wendungen geschehen sehr oft in den Momenten, in denen wir nicht damit rechnen.

Die Abenteuer des Raben Maximilian Semmelweis von Witzleben

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