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Ich gehöre dazu

Der nächste Morgen versprach ein strahlender Tag zu werden. Bonifatia kam ins Schloss, nahm ohne zu zögern Lianes Hand und ging mit ihr nach draußen. Aber vorher hatte sie noch darauf bestanden, dass Liane eine alte Jeans anziehen sollte. Da niemand im Schloss geduldet hätte, dass Liane eine solche Hose tragen würde, hatte Bonifatia ihr eine Hose und ein T-Shirt mitgebracht.

Wie sie es versprochen hatte, nahm sie die Prinzessin an der Hand und verließ mit ihr das Schloss. Niemand störte sich daran. Auch dass Liane unmöglich aussah, wie ihre Mutter es sonst genannt hätte, war kein Grund, sie nicht gehen zu lassen.

Liane und Bonifatia fanden sich auf der Straße wieder. Es war laut. Viele Autos waren unterwegs. In den Straßen freuten sich die Menschen an der Sonne. Auf einem Spielplatz kickten einige Kinder mit einer Konservendose.

“Bonifatia schau mal. Sie haben nicht einmal einen Ball.“

“Schau lieber in die Gesichter“, flüsterte Bonifatia. „Bemerkst du nicht, wie fröhlich sie sind?“

Liane war überrascht. “Wie können sie fröhlich sein, wenn sie nicht einmal das richtige Sportgerät haben?“

“Das zeigt, dass du noch nicht weißt, was im Leben wirklich zählt. Ich zeige dir jetzt ein Beispiel: Gehe zu den Kindern hin und frage sie, ob sie dich mitspielen lassen!“

“Aber ich kann noch gar nicht Fußball spielen!“, sagte Liane.

„Das kann man lernen“, flüsterte Bonifatia. Denn die Kinder konnten den Engel nicht sehen. Liane ging langsam auf die Buben zu. Hui, die Dose landete in einem Beet. Ein Kind – es war Benno – lief hinterher, während die anderen Kinder stehen blieben und warteten.

“Ich… Ich… äh ich würde gerne mit euch spielen“, stotterte Liane. “Aber ich kann noch nicht spielen.“

“Hey, Benno, was ist? Wollen wir das Mädchen mitspielen lassen?“

“Warum nicht? Wir müssen ihr dazu das Grundlegende zeigen. Aber Hauptsache, dass sie – wie heißt sie denn?...." "Liane", sagte Fritz, der bei Liane nachgefragt hatte, "... dass Liane weiß, dass man dabei auch hinfallen kann. Und das kann wehtun."

Liane nickte. Ihr war nicht ganz wohl zumute. Aber sie willigte ein.

Bonifatia setzte sich auf den Grünstreifen am Rand. ".. für den Augenblick geschafft!", dachte sie. Liane tobte mit den anderen Kindern herum. Es zeigte sich, dass sie ein richtiges Naturtalent war. In ihrem Schloss hatte das niemand herausgefunden oder gesehen. Da gab es niemanden, mit dem sie diesen Sport hätte ausüben können. Außerdem waren die Menschen - allen voran ihre Eltern - viel zu ängstlich gewesen, sie könnte sich verletzen. Niemand hätte geduldet, dass sie mit Kindern draußen spielen dürfte. Sie sollte die Menschen später regieren. Deshalb durfte sie ihnen niemals so nahe kommen. Liane spurtete mit den Kindern um die Wette. Verschwitzt, glücklich und außer Atem kam sie wieder zu Bonifatia, die nur sie am Rande des künstlich von den Kindern abgesteckten Spielfeldes sehen konnte.

"Verrate mir bitte, warum ich jetzt so glücklich bin", flüsterte sie Bonifatia zu. "Da gibt es einige Gründe: Hast du schon je einmal so mit anderen Kindern gespielt?"

"Nein", antwortete Liane. „Wie kann es sein, dass mir meine Eltern das Spielen mit

anderen Kindern verbieten?“

"Sie übersehen, dass wir alle Menschen brauchen, mit denen wir uns gut verstehen. Ohne sie werden wir traurig und unglücklich. Und ...", Bonifatia machte eine Pause, "du hast heute sehr viel gelernt! Fußballspielen ist nicht so einfach. Insbesondere, wenn man es noch nie gemacht hat! Das würden auch nicht alle schaffen. Dass du das so gut hinbekommen hast, zeigt, dass du ein Naturtalent bist. Wir alle haben so viele Begabungen, von denen wir noch gar nichts wissen. Es lohnt sich, sich aufzumachen und sie zu suchen. Ich werde dich in der nächsten Zeit erst einmal begleiten, um herauszufinden, was du noch so alles an Begabungen mitbekommen hast. Aber das Allerwichtigste für heute war, dass du mit den anderen Kindern zusammen warst. Allein sein zu müssen, tut richtig weh. Dieser Schmerz muss nicht bleiben. In dem Augenblick, in dem wir dazugehören, hört er auf."

"Kann ich morgen wieder mit den Kindern spielen?", fragte Liane. „Natürlich wirst du wieder mit den Kindern spielen. Aber zuerst wirst Du eine Menge auf dieser Welt entdecken.“

Liane wusste zwar nicht, was das sein sollte, aber Bonifatia musste es wissen: Sie hatte heute schon den Tag vorbereitet und ihr damit eine große Freude gemacht. Bonifatia begleitete Liane ins Schloss. Wie selbstverständlich empfingen sie ihre Eltern. Niemand störte sich an der verdreckten Jeans. Bonifatia versprach Liane, an einem der nächsten Tage wieder zu kommen und mit ihr auf Entdeckungsreise zu gehen.

Prinzessin Liane und der Engel Bonifatia

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