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III

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Inhaltsverzeichnis

Am Abend darauf war Wenk in der Nähe von Schramms zu einem musikalischen Abend geladen. Eine junge Klavierspielerin spielte moderne Geräusche. Wenk langweilte sich, ward unruhig und die Beute von immer abirrenden Vorstellungen. Es war ihm, als verabsäume er irgend anderswo etwas. Das wurde so quälerisch in ihm, daß er sich heimlich aus dem Haus entfernte und nur der Dame des Hauses eine Entschuldigungskarte hinterließ.

Er kam bei Schramms vorbei und wollte hastig vorübergehen. Da fiel ihm ein, auf dem ersten Stockwerk der Villa, in der dies neue Speise- und Spielhaus war, nach den Fenstern des Sälchens zu schauen, in dem er gestern abend gespielt hatte. Die Fassade hatte unten im Hochparterre große Fenster, hinter denen malvenfarbene Vorhänge ein sachtes Licht spendeten. Auf dem ersten Stockwerk waren nur vier Fenster. Doch alle sah er leblos und dunkel. Da sagte er hinauf: „Und hinter euch lichtlosen Fenstern leuchtet doch ihr Licht ... ihr Licht.“ Da ging er hinein, voll von Hoffnung, die Frau wiederzusehen.

Der Oberkellner kam sofort auf ihn zu, nahm Hut und Mantel, indem er flüsterte: „Marmortisch?“ und den Gast gespannt anschaute. Das war, wie es schien, das Losungswort für die Wendeltreppe. Wenk nickte: Ja. Der Oberkellner ging rasch vor ihm her nach hinten. Wenk folgte gemessen. Dann wurde er die Wendeltreppe hinaufgeleitet.

Der erste Mensch, den er am Spieltisch sah, war der Blondbärtige. Er saß in seiner Nische, mit breiten Schultern vorgebückt, die Augen fast erstarrt über den Tisch scheinbar auf einen Spieler geheftet. Er saß da, aufgeballt, wie ein Raubtier, das seiner Beute schon einen Tatzenhieb versetzt hat und wartet, was das Opfer noch tun könne. Er schien nur Muskel zu sein. Diese Empfindung hatte Wenk. Sie flog ihn so stark an, daß er erschrak.

Ein Platz war leer. Er setzte sich und zog seine Geldtasche. Er war durchkreuzt von Vorstellungen, als ob etwas am Tisch geschehen sei. Er sah die Spieler, niedergebeugt über die Gier ihres Erwartens, rundum hocken. Sie waren allein einer deutlichen, wenn auch nicht absichtlichen Bewegung eines von ihnen zugewandt.

Der Blondbärtige hielt die Bank.

Da erst sah dieser auf. Wenk bemerkte, wie er erst unwillig durch die Störung die Augen zu ihm hob. Dann geschah es, ganz gewiß zu erkennen, daß der Fremde leis mit dem Gesicht zurückzuckte. Aber mit derselben Bewegung schon bissen sich seine Kinnladen aufeinander, daß der Bart rundum sich hochhob. Alles andere war nur Eindruck gewesen. Dies aber war für Wenk ganz sicher. Ein Schauer überlief ihn wie vor einer plötzlichen gefährlichen Begegnung.

In demselben Augenblick drehte der Bankhalter die Karten um.

Einer sagte: „Basch hat schon wieder verloren!“

Alle schauten nun deutlich auf den blassen, mageren Mann, dem sie heimlich zugewandt gewesen, als Wenk eintrat.

Basch schob mit einer milden, verschlafenen Bewegung die Geldnoten, die er in das weiße Oval vor sich gelegt hatte, dem Blondbärtigen zu. Der hackte danach wie ein Raubvogel. Der Verlierer sank zurück, fingerte eine neue Tausender-Note heraus und legte sie mit derselben langsamen, traumhaft befangenen Sanftheit vor sich, mit der er die verlorenen Scheine fortgeschoben hatte.

„Wieviel verlieren Sie jetzt?“ fragte eine Dame vom Polster hinter Basch her. „Sie werden Glück im Leben haben. Wenn man so verliert! Ich schaue Ihnen zu wie einem Wettlauf. Sie müssen einen Rekord aufstellen. Im Verlieren! Dann werden Sie im Leben so glücklich sein, daß ich Sie ...“ Dazu lachte sie verwegen. Da erkannte Wenk mit einem süßen Erschrecken in seinen Adern in der Sprecherin die schöne Frau, die er gestern an der Wendeltreppe fast überrannt hatte.

„Alles fertig!“ rief der Blondbärtige mit einer strengen Stimme und schlug der Sprechenden das letzte Wort vom Mund zurück.

Basch hatte ihr nicht geantwortet. Er machte nur, als der Bankhalter rief, eine melancholische darbietende Bewegung der Hand über seinen Tausend-Markschein, eine Bewegung, lose, verschwommen und geheimnisvoll, als wolle er das Papier beschwören, dahinzugehen.

Er schaute seine Blätter an. Er hatte die Hand, und außer ihm hatte diesmal niemand pointiert.

„Ich gebe,“ sagte der Blondbärtige scharf.

Basch wiegte träumerisch: Nein, mit dem Kopf.

Wenk sah den gefärbten, lohenden Haarschopf der Carozza, hoch und lose aufgetürmt, hinter einem Gesicht leuchten. Aber seine Augen gingen immer wieder zu der anderen Frau.

Der Bankhalter kaufte eine Figur und deckte seine Karten auf. Er hatte nur vier. Auch Basch legte seine Karten um, auf einmal, mit einem fieberhaften Anlauf. Er hatte drei.

„Er spielt, als habe er Äther getrunken!“ flüsterte Wenks Nachbarin. „Bei drei keine Karte zu nehmen! Idiotie!“

Der Blondbärtige im Geldeinziehen warf einen raschen Blick über Wenk. Der fühlte sich gegen den Gewinner gereizt. Er erhöhte seine Einsätze. Er gewann, verlor manchmal dazwischen und gewann wieder.

Basch verlor weiter, jedesmal. Wenk nahm innerlich immer mehr seine Partei. Er setzte sein Geld, als sei es eine Waffe für Basch und gegen den Blondbärtigen ... als schlüge er damit auf den Blondbärtigen ein.

Wenk sah, der Blondbärtige schaute niemanden an als Basch und ihn. Er nahm also den Kampf auf. Wenk stürzte kopfüber ins Spiel, heißblütig, von einer dunklen Kraft bezwungen, die gegen den Bankhalter aus seinem Blut in sein Hirn wuchs. Er verlor sich von sich selber. Er spielte nicht mehr, um zu beobachten und zu entdecken. Er war dem Spiel unterlegen. Er spielte wie alle die Menschen, die er dem Spiel zu entreißen hergekommen war. Er vergaß sogar die schöne Frau. Als er das leis zu erkennen begann, schämte er sich, und es kam ihm zum erstenmal am Abend der Gedanke, im Zimmer umzuschauen, ob Hull das nun sähe.

Aber es war gar nicht Hull, der hinter der Carozza saß. Wenk schaute vergeblich umher. Hull war nicht da. Die Carozza saß mit einem fremden Kavalier hinter einem Spieler, mit dem sie gemeinsame Einsätze machte. Da fand sich Wenk wieder zurück. Er hörte auf zu spielen und verließ gleich den Saal im Ärger gegen sich.

Als er auf der Wendeltreppe war, sah er, daß auch der Blondbärtige sich erhob.

Wenk hatte sein Auto zur Villa der Musikfreunde bestellt. Daran erinnerte er sich erst, als er schon ein Stück Weges der Stadt zu gegangen war. Er ging also rasch zurück und fuhr heim. Er legte sich gleich ins Bett. Aber er fand keinen Schlaf, weil ihn der Gedanke nicht verließ, daß er nicht hätte weggehen, sondern bleiben sollen. Daß er hätte mit Basch sprechen sollen.

Er stand wieder auf und ging ein Bündel Akten durch, um sein Gewissen zu beruhigen. Bei diesem Durchlesen von Angaben fremder Menschen bekam er den Eindruck, sie alle, die in dem Maße verloren hatten, daß sie an nichts anderes als an Falschspiel glauben konnten, möchten so ähnlich wie Basch am Spieltisch gesessen haben. Wäre er geblieben und hätte er sich vernünftig benommen, so hätte er also zum erstenmal Gelegenheit gehabt, selber zu sehen, was bis dahin sich erst durch fremdes Bewußtsein durchsieben mußte, bis es zu ihm kam.

Da war Wenk ganz verzagt. Ich muß anders arbeiten, ganz anders! Der gute Wille genügt nicht. Fleiß genügt nicht. Selbstverleugnung und unerbittliche Disziplin und ein wenig mehr Schlauheit! Ich muß auch mit allen Tricks arbeiten, die der Gegner anwendet ... mit Maskierung, heimlicher Überwachung ... Ich muß mich selber aufs Spiel zu setzen vermögen ... muß selber Leimrute sein, um nicht als Gimpel darauf gefangen zu werden ... Der Herr Staatsanwalt mit einem falschen Bart ... den Browning im Handballen versteckt ... Jockeymütze und Zylinderhut mit Perücke und so weiter ... wie im Kino ...

Vor dem Spiegel beschaute er sein bartloses Gesicht, und er fand, Grimassen schneidend, den Mund verziehend, die Kinnladen auseinander spannend, aus Papierfetzen geschnitzte Bartschemen vorklebend, daß sich sein Kopf zum Maskieren sehr eignen müsse.

Am nächsten Tage ließ er sich von der Fahndungs-Polizei eine ganze Ausstattung besorgen. Mit Hilfe eines Fachmannes der Polizei probierte er alle Requisiten durch, lernte Bärte kleben, durch eine Schminke Gesichtsfarbe ändern und älter oder jünger machen, Entstellungen durch Narben und anderes mehr. Er konnte nun als Onkel aus der Provinz, als roter Eilradler, als Taxameterchauffeur, als Dienstmann, Kellner, Hausmeister, Fensterputzer, Arbeitsloser und so weiter losgehen. Den Vormittag über studierte er das kriminalistische Museum durch, das die Polizei angelegt hatte, begab sich wieder mit Photographien, die er dort gefunden, zu seinen falschen Bärten zurück und arbeitete mit fanatischem Eifer.

So verging der Tag, und abends war ihm, als sei er ein stärkerer Mensch geworden. Er war zugleich bescheidener und wagemutiger. Er wäre am liebsten gleich durch alle Spielhäuser der Stadt gelaufen.

Aber er ging nur zu Schramms. Lang hatte er sich überlegt, ob er nicht in irgendeiner Ummaskierung dort erscheinen sollte, mehr um sie ein erstes Mal auszuprobieren und zu lernen, sich sicher darin zu fühlen, als um etwa unter ihrer Deckung ans Werk zu gehen. Er wurde auch weniger durch die Aussicht, etwas zu erreichen, hingeführt, als um ein neues Mal vielleicht den Blondbärtigen spielen zu sehen: er wollte so sich selber gegenüber gutmachen, was ihm von seinem Versagen am vergangenen Abend her so peinigend nicht aus der Erinnerung weichen wollte. Auch Basch hätte er gern gesehen und versucht, mit ihm über das Kartenpech zu sprechen, unter dem er so gelitten. Er ging also, wie er war.

Es war schon spät, als er hinkam. Hull war dort. Aber es zeigte sich weder der Blondbärtige noch Basch. Von dem ersten hörte er nur, er sei gleich nach ihm fortgegangen, und das sei allgemein aufgefallen. Basch habe nach dem Weggehen des Blonden wie erschlafft und ohne weiterzuspielen in seinem Sessel gesessen und sei auf einmal verschwunden gewesen. Niemand kannte ihn recht. Er sei sonst nie zu Schramms gekommen.

Die Frau, die hinter Basch gesessen, schätzte seine Verluste auf dreißig- bis fünfunddreißigtausend Mark. Der Blonde habe das alles gewonnen. Er habe aber erst gewonnen, als er die Bank selber hielt. Es sei wohl alles in Ordnung zugegangen. Der Diener, der die Karten liefere, sei sehr zuverlässig.

Unter den Gesprächen über den gestrigen Abend hörte man auf zu spielen.

Die Carozza sagte: „Es gibt Menschen, die sind zum Spielen geboren, und wenn sie nur eine Karte in die Hand nehmen, ist es ein As. Sie können tun, was sie wollen. Es ist stärker als sie. Es ist ihr Geist, ihr Gott.“

Aber das glaubte die Escha nicht. Sie meinte, ein jeder Spieler treffe einmal in seiner Laufbahn auf die Serie der Glücksstunden. Sie lägen vorbereitet vor ihm, langerhand hingehängt von seiner guten Fee. Denn sie glaube an die gute Fee eines jeden Menschenkindes. Man dürfe es nicht aufgeben, diesen Stunden entgegenzuspielen. Man werde sie einmal pflücken können wie Äpfel im Herbst vom Baum ...

Den Blonden kannte keiner. Basch hatte ihn mitgebracht. Am ersten Abend seien sie auch zusammen fortgegangen. Am zweiten Abend zusammen gekommen. Man hielt ihn für einen entthronten Fürsten. Er war so herrenhaft und so kurz in der Sprache. Für einen entthronten Fürsten, der Geld brauche.

„Es ist mir sonderbar mit ihm,“ sagte Hull, „es ist mir, als ob ich schon einmal mit ihm gespielt hätte ...“

„Blödsinn!“ sagte die Carozza.

In seinem Innern jedoch lebten diese Vorstellungen sich weiter aus: Nicht, als ob ich mit ihm gespielt hätte. Als habe er mich in irgendeiner Weise beleidigt, ganz schwer, bis ins Blut hinein. Aber wie? wo? wann? das weiß ich nicht. Es ist mir fast, als sei es in einem Traum gewesen.

„Böse Augen hat er,“ sagte eine Frauenstimme.

Die Stimme schien Wenk bekannt. Er schaute hin. Vor dem hellen Licht über dem Tisch war der Winkel so finster wie ein Loch. Er sah niemanden darin.

Die Carozza sagte gegen die Stimme im Dunkeln mit einem Ton, der Wenk gereizt vorkam: „Böse Augen! Was will das sagen! Beim Spiel schaut niemand darein wie der heilige Aloysius.“

Aus der finsteren Ecke kam es zurück: „Er sah Basch an wie ein Raubtier seine zu Tode gehetzte Beute!“

Wenk rief: „Genau denselben Eindruck hatte ich!“

Lebhaft erhob er sich und ging auf den Winkel zu, trat in die dunkle Nische und schrak zurück. Denn die Sprecherin war die schöne fremde Frau. Wenks Gesicht überströmte Blut. Sein Herz begann zu klopfen, daß ihm war, als ob die Schläge aus der Brust heraus rundum in den Raum klopften. Da faßte er sich. Er sagte sich: Das ist nun ganz toll! Ich suche Verbrecher und bin im Begriff, mich in jemand zu verlieben, den ich morgen vielleicht ins Gefängnis bringen muß. Das ist blöde! Er nahm seine Geistesgegenwart zusammen, verbeugte sich vor der Fremden und fragte: „Es würde mich interessieren, wieso die Gnädigste zu einem Eindruck kommen, der bis aufs Bild meiner Vorstellung entsprach?“

„Das kann nichts anderes sein,“ entgegnete die Frau lächelnd, „als eine ungewöhnliche innere Übereinstimmung zwischen mir und dem Herrn Staatsanwalt!“

Staatsanwalt? Wenk erschrak. War er hier bekannt? Aber ja doch, durch die Carozza! Ein Staatsanwalt, Hüter des Gesetzes, Rächer der gestörten Ordnung und ... selber die Gesetze übertretend. Das war malerisch. Ja, die Carozza! Er sah aus der Nische in das feurig beleuchtete Zimmer. Der gefärbte Schopf der Tänzerin flammte zwischen den Köpfen. So, du! schimpfte er ergrimmt bei sich. Du willst mir meine Mühe verderben, du ...

Da erinnerte er sich des Blickes, den der Blondbärtige auf sie geworfen hatte, an jenem ersten Abend, und er vollendete: Du Anreißerin! Denn nun war ihm der Zusammenhang klar. Die Carozza schleppte dem Blondbärtigen Opfer herbei. Er drohte: Warte du, ich passe auf!

„Unsere Übereinstimmung scheint Sie betroffen zu machen,“ sagte die fremde Dame in seine Gedanken hinein.

„Meine Gedanken wurden in der Tat abgelenkt. Verübeln Sie, bitte, das mir nicht, gnädige Frau,“ bat Wenk, „es ist unverständlich, daß eine fremde Macht die Kraft Ihrer Nähe zu durchbrechen vermag. Aber es ist erklärlich ...“

Er vollendete nicht. Zwei Vorstellungen drängten sich plötzlich in ihm herauf: Diese Frau war zweifellos eine vorzügliche Beobachterin. Wenn er eine solche Frau zur Helferin hätte! Aber die andere Vorstellung kam weit her aus seinem Blut: Wäre es nicht lohnender, all dies Suchen, Spähen, Listen hinter schlechten Menschen aufzugeben und diese Frau zu lieben? Sie ist schön wie eine Königin! Sie sieht stolz aus wie eine Göttin!

Da spürte er, wie mit einer heftigen Bewegung ihre Hand seinen Arm traf. „Still!“ zischte sie, „bitte!“ Zugleich sah Wenk drei Herren in den hellen Kreis des Zimmers treten. Voran ging ein junger Mann, den er vom Sehen kannte, weil vor einigen Tagen in einer Ausstellung kubistischer Maler ihm aufgefallen war, daß jemand die ungewöhnlichsten dieser Bilder zusammenkaufte. Er fragte nach dem Namen des Käufers. Der Saaldiener sagte: „Der Graf Told ist es. Dort steht er.“ Dieser Graf Told war der junge Mann, der den anderen voranging.

„Herr Staatsanwalt,“ hörte er die Frauenstimme flüstern, „wollen Sie mir einen großen Dienst erweisen?“

„Ich stehe Ihnen zur Verfügung!“

„Herr Staatsanwalt, ich will ungesehen in den nächsten Minuten diesen Saal verlassen haben. Können Sie mir dazu verhelfen?“

„Ja,“ antwortete Wenk.

„Wie kann ich dies machen?“

„Das ist einfach. Merken Sie sich den Durchgang zur Treppe. Es sind nur einige Schritte, sehen Sie. Sie müssen sich ihn so merken, daß Sie ihn im Dunkeln finden. Ich habe mich vergewissert, wie das elektrische Licht funktioniert. Die Anschalter sind über dem ersten Treppenabsatz. Ich gehe hin, drehe aus, Sie benutzen die Dunkelheit, um auf die Treppe zu kommen. Sind Sie an mir vorbei, stelle ich mich jedem in den Weg, der zur Treppe will, um Sie zu verfolgen oder um an die Schalter zu kommen.“

„Gut! Ich danke Ihnen!“

Die Flucht glückte. Als Wenk die Frau unten ankommen sah, drehte er wieder an, trat mit einem Lächeln ins Zimmer zurück und sagte: „Eine Spielerei, die nicht die Folgen der gänzlichen Finsternis voraussah. Verübeln Sie, bitte, es mir nicht.“

Man lachte. Aber die Carozza stand bleich am Ausgang zur Treppe, wohin sie mit einem Sprung in der Dunkelheit gekommen war. Sie erholte sich rasch und begab sich zu Hull zurück, ihn auffordernd, sie heimzuführen. Wenk schloß sich ihnen an.

Im Begriff, die Speiseräume zu durchschreiten, sah er, wie der Oberkellner Hull einen Brief übergab. Hull trat an einen leeren Tisch unter eine Lampe, riß die Umhüllung auf und zog einen kleinen Zettel hervor.

Dann war es, als ob ihn ein unsichtbarer Hieb auf den Sessel niedergeschlagen hätte. Die Carozza trat auf ihn zu. Er knüllte den Zettel in die Tasche, erhob sich und folgte der Gesellschaft.

Draußen trennte man sich.

Hull kam nochmals zu Wenk zurück und sagte ihm mit hastiger, aufzitternder Stimme: „Ich muß mit Ihnen sprechen. Noch heute nacht! Können Sie mich in Ihrer Wohnung empfangen in einer Stunde? Es ist furchtbar. Ich werde verfolgt!“

„Da schauen Sie!“ sagte Hull, als er kam.

Er warf mit einer verzweifelten Gebärde ein Kuvert auf Wenks Tisch. Der öffnete es und entzog ihm ein Kärtchen. Darauf stand:

Dr. Mabuse, der Spieler

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