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Fragulinchen und das große Loch
ОглавлениеWie jeden Abend, so setzte sich auch heute Mama Klug an das Bett von Fragulinchen, um ihm eine Geschichte zu erzählen. Mama Klug hatte versprochen, dies jeden Tag zu tun, an welchem Fragulinchen ein braves Mädchen war. Eigentlich war das gar nicht so klug von Mama Klug, denn Fragulinchen hatte jeden Tag Fragen, wollte die große Welt kennenlernen und verstehen und warum sollte das nur an jenen Tagen geschehen, an denen es brav war? Es musste doch auch an Tagen, an denen es schlimm war zur Schule, um zu lernen. Mama Klug war ganz von alleine darauf gekommen, dass sie sich eigentlich gar nicht so klug verhielt und deshalb wollte sie heute eine Geschichte von klugen Menschen und von deren Fehlern erzählen.
Wie jeden Tag durfte Fragulinchen mit einer Frage beginnen und Mama Klug erzählt dann eine Geschichte, welche die Frage beantworten soll. „Mama, wer hat das Ooooozzzooon-Loch gemacht? Sie sprechen immer wieder in den Nachrichten davon, aber niemand sagt mir, wer es gemacht hat. Wenn wir Kinder etwas anstellen, dann ist es immer so wichtig, wer das gemacht hat. Ist das bei den Erwachsenen anders?"
„Moment mal, das sind viele Fragen auf einmal, lasse mich einen Moment nachdenken", antwortete Mama Klug. „Mama, wenn ich das sage, dann sagst du immer, ich suche nach einer Ausrede. Suchst du jetzt nach einer Ausrede?" Mama Klug fühlte sich ein wenig ertappt, konnte aber Fragulinchen heute besonders gut verstehen. Eigentlich war Fragulinchen besonders klug.
„Vor vielen tausend Jahren", begann Mama Klug mit ihrer Geschichte, „da machte der liebe Gott die Erde und die Menschen. Er wollte einen Platz im großen Weltall schaffen, wo sie sich wohl fühlen können, wo sie miteinander spielen, reden und wo sie ganz füreinander da sein können. Also schuf er die Welt, mit all dem, was darauf wächst. Er schuf kleine Mädchen und Jungen und damit sie es immer schön warm haben, ließ er für sie auch eine Sonne entstehen.
Der liebe Gott wusste aber auch, dass die Sonnenstrahlen an manchen Tagen viel zu stark für die Menschen waren und so hüllte er die Erde in einen unsichtbaren Mantel, der dafür sorgen sollte, dass die Menschen immer nur so viel Sonnenstrahlen bekommen, als sie vertragen können. Außerdem gab er jedem Menschen das Gleiche. Es war ihm besonders wichtig, dass alle Menschen das Gleiche hatten, weil er wusste, dass sie sonst streiten würden. Also sorgte er dafür, dass alle Menschen gleich viele Bäume, Berge, Seen, Blumen und Tiere hatten.
Viele Jahre wussten die Menschen auf der Erde, dass die Dinge der Natur niemandem alleine gehören und so von allen gut behandelt werden müssen. Einige Menschen freuten sich daran und waren zufrieden. Andere aber meinten, sie müssten mehr haben, als all die anderen und so begann ein Wettlauf unter den Menschen. Einige sammelten die Hölzer der Bäume, um damit zu tauschen, andere verbrannten die Bäume, weil sie meinten, dort solle man besser etwas anderes anpflanzen. Die Menschen erfanden Maschinen, mit denen sie all dies noch viel schneller und viel schöner tun konnten.
Der liebe Gott runzelte allmählich die Stirn weil er sah, wie sehr sich die Welt veränderte. Wollten die Menschen klüger sein als er, glaubten sie eine schönere und bessere Welt schaffen zu können? So beschloss der liebe Gott, den Menschen zu helfen, sodass diese vielleicht aus ihren Fehlern lernen konnten. Aber die eingebildeten Menschen, die sich für soooo klug hielten, bemerkten gar nicht, wie eingebildet sie waren und setzten ihre Bemühungen reicher zu werden fort.
Eines Tages erfanden sie so etwas wie einen Geist. Sie nannten ihn Treibgas und füllten ihn in Flaschen. Sie entdeckten, wenn sie den Geist aus der Flasche ließen, dann entstanden wunderschöne Frisuren, sehr schöne Autos, tolle Kühlschränke und sogar dort wo es manchmal stank, verbreiteten sie durch den Geist wunderbare Düfte.
Der liebe Gott fand diese Düfte gar nicht so wundervoll, sonst hätte er sie wohl selber erfunden, aber er wusste, dass der Mensch nur durch Fehler lernen konnte. Also sah er zu, was da weiter auf der Erde passierte.
So geschah es, dass viele Menschen diesen Treibgeist aus der Flasche ließen und alle Treibgeister dieser Welt strömten dann aus und strömten und strömten - alle nach oben, dorthin, wo der liebe Gott den unsichtbaren Mantel hingetan hatte. An einigen Stellen wurde der Mantel ganz dünn und an zwei Stellen hat der Treibgeist sogar ein Loch in den Mantel gebohrt. Durch diese Löcher konnte nun die Sonne direkt auf die Erde fallen und immer größeren Schaden anrichten.
Der liebe Gott dachte, dass die Menschen nun auf den Fehler aufmerksam würden, aber dabei hat er sich wohl geirrt. Einige Menschen beklagten zwar bereits das, was passiert war und verzichteten auf den Treibgeist, die großen Könige aber, welche ihren Reichtum dem Treibgeist zu verdanken hatten, wollten nicht auf das viele Geld verzichten, also machten sie nur Gesetze, in denen der Treibgeist weiter bestehen durfte - wenigstens noch einige Jahre - und so wurde das Loch immer größer und größer. Sie vergaßen dabei, dass die Kinder der großen Könige zwar eines Tages viel Geld haben werden, aber nicht mehr im Freien spielen können.
Eigentlich heißt dieses Loch wegen der Menschen, die sich für soooo klug halten, OOOH-SOOO-Loch, aber da Erwachsene ihre Schuld nicht zugeben wollten, nannten sie es Ozon-Loch."
Fragulinchen war jetzt zu aufgeregt, um schlafen zu können, denn die Geschichte hatte ja gar keinen schönen Abschluss, kein gutes Ende und dies fand auch der liebe Gott. Also schickte er viele kleine Fragulinchens auf die Erde, die den Großen, sooo klugen Menschen, sooo lange Fragen stellen sollten, bis vielleicht eines Tages die klugen Menschen darauf kommen, dass sie nicht klüger sein können, als der, der die Welt geschaffen hat.
Schau hinauf zu den Sternen kleines Fragulinchen und höre nie auf zu fragen, denn deine Fragen sind es, die die Welt retten können. Und du Mama Klug höre nie auf, die Fragen deiner Kinder zu beantworten, denn Fragulinchens sind unsere Schutzengel von heute. Und nun schlaf schön ein mein kleiner Schutzengel und danke, dass es dich gibt.