Читать книгу Geheimnisse entdecken: Geld - Kohle - Kröten & Mäuse - null michelle_werner - Страница 7
Das Fundstück
ОглавлениеAm letzten Samstag im Monat kommt Julia zu Besuch. Sie schaut kurz vor Monatsende regelmäßig vorbei, weil sie weiß, dass ihre Mutter mit der kargen Pension nur knapp auskommt, und dann bringt sie immer etwas mit. Damit es nicht so auffällig und beschämend ist, kommt sie vorbei, um Elisa ein bisschen beim Aufräumen zu helfen, weil Elisa eben nicht mehr die Jüngste ist, und da ist eine helfende Hand stets ein willkommener Gast.
Heute säubert Julia alle Böden, saugt und wischt überall und macht dies natürlich auch unter der Küchenvitrine, wo sie Sam entdeckt. Elisa erinnert sich wieder an den verschwundenen Geldschein und freut sich über den plötzlichen, unerwarteten Reichtum zum Monatsende. Natürlich weiß sie, dass man damit kein Königreich kaufen kann, aber wenn man damit nicht mehr rechnet, ist dies ein wertvolles Geschenk für einen bescheidenen Menschen. Sam fühlt sich wie ein kleiner Held, vor allem weil er Elisa eine kleine Freude bereiten kann, nein, er selbst ist in diesem Moment die Freude. Sam vergisst ganz, dass er 20 Mäuse wert ist und fühlt sich mindestens wie ein ‚grüner Hunni‘. Dass es so kommen muss, ist Sam natürlich nicht klar, denn noch kennt er die Gesetzmäßigkeiten des Geldes nicht, er ist ja fast noch ein Baby, jedenfalls befindet er sich noch in der angeborenen Unschuld.
Ein paar Tage später kommt Julia überraschend erneut auf Besuch. Sie wirkt aufgeregt, nervös und kommt auch schnell zur Sache. Sie gesteht Elisa, dass der Schlüssel zu Elisas Wohnung verschwunden oder verloren ist. Zwar glaubt sie, dass sich der Schlüssel bestimmt bald wieder einfinden wird, aber zur Sicherheit „solltest du dir noch ein Sicherheitsschloss einbauen lassen“ meint Julia.
Elisa scheint dies nicht zu beunruhigen, während Sam ziemlich nervös wird, denn er ahnt schon, bei wem der Schlüssel sich momentan aufhält. Elisa will die Situation beruhigen, tapst Julia zärtlich auf die Hand und sagt ihr, dass sie sich keine Sorgen machen soll. „Er wird sich schon wieder finden!“
Dann wechselt Elisa zur Ablenkung das Thema. „Sag mal Julia. Was soll ich denn mit meinem neuen Reichtum machen, den 20 Euro, die wir gefunden haben?“ Julias Antwort führt aus, dass man solches Geld zum Teil für sich selbst, aber auch zum Teil für andere ausgeben soll. „Wenn einem Gutes zuteil wird, dann soll man auch an die anderen denken, die nicht das Glück haben“, erklärt Julia den Gedanken. Sam spürt sofort, dass dies eine perfekte Antwort ist und dass er es nicht besser hätte ausdrücken können. Genauso empfinden es auch die anderen wenigen Geldscheine, die noch in der Küchenvitrine sind.
Elisa überlegt, ob sie vielleicht mit dem netten Cellisten vom 4. Stock auf Kaffee und Kuchen gehen soll. Dann aber sagt sie zu Julia: „Vielleicht sollte ich es Sascha für seine neuen Sportschuhe geben?“ und während sie dies ausspricht, fällt ihr auf, dass Sascha sich seit dem letzten Gespräch nicht mehr bei ihr gerührt hat, aber...