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Paris, 26. Dezember 1890

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Zweiter Weihnachtstag. Ich bin jetzt Madame Jasoline, ich muss mich erst noch daran gewöhnen. Die standesamtliche Trauung war für mich nicht die richtige Hochzeit, obwohl nur sie vor dem Gesetz gültig ist, wie Victor mir erklärt hat. Erst vor dem Pfarrer haben wir in meinen Augen richtig geheiratet. Ich war nicht aufgeregt. Zum Traualtar bin ich ohne Missgeschick gelangt, den ganzen langen Weg, durch die Kirche bis vor den Pfarrer und auch während der Trauung stand ich fest neben Victor, neben meinem Bräutigam. Victors Kameraden haben vor der Kirche Spalier gestanden. Mein Kleid war so schön. Mutter hat geweint und selbst Vater war gerührt. Noch vor dem Mittagessen wurden wir schließlich reich beschenkt. Ich kann es gar nicht alles aufzählen, es ist eine komplette Aussteuer zusammengekommen, vor allem Wäsche. Onkel Gustave hat uns ein großzügiges Geldgeschenk gemacht. Anne und Bernhard haben jeder eine Rede gehalten. Anne hat sehr lustig über meine Kindheit gesprochen. Sie hat allerhand ausgegraben und zum Besten gegeben. Victor hat jedes Mal geklatscht, wenn meine Sünden Zutage traten. Bernhards Rede war dann um einiges ernster, aber nur gespielt. Er hat über die Sorgen des Lebens gesprochen, über die Hürden, über die Victor jetzt nicht mehr elegant hinüberspringen könne, sondern über die er mich schleppen müsse. Es war am Ende auch sehr lustig, auch wenn Tante Danielle ab und zu einen kurzen Entrüstungsschrei ausgestoßen hat. Zum Glück sind wir über all diese Reden und Beschenkungen noch zum Essen gekommen. Dann habe ich am Nachmittag gehört, wie Tante Danielle und Tante Carla mit Mutter über Enkelkinder gesprochen haben. Oh, Gott, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ich wünschte fast, die anderen wären auch schon verheiratet, dann würden die Augen künftig nicht so sehr auf Victor und mir lasten. Am Abend sind dann noch einige unverhoffte Gäste eingetroffen, nicht nur Victors Kameraden, sondern auch einige seiner Freunde aus dem Internat, das er nach dem Tod seines Vaters besucht hat.

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