Читать книгу Zwischen meinen Inseln - Ole R. Börgdahl - Страница 149
Brisbane, 10. Februar 1915
ОглавлениеHelen und Olga haben mich ganz verwirrt. Sie drängen mich am Sonntag wieder die Rennen zu besuchen. Erst wollte ich natürlich nicht. Dann habe ich es doch zugesagt, vorläufig. Ich werde aber nur gehen, wenn mich Olga und Helen und die beiden Johns wieder begleiten. Diese Woche habe ich noch viel zu tun. Ich muss mich auf einige Prüfungen vorbereiten und noch eine ganze Reihe Bücher lesen. Anfang März geht es mit den Prüfungen los und ich hoffe, dass ich meinen ersten Abschluss nach zwei Jahren auf dem College schaffe. Eine schöne Vorbereitung für die mündlichen Prüfungen ist der Diskutierkreis, den ich zweimal in der Woche besuche, am Dienstag- und Donnerstagnachmittag. Wir treffen mit portugiesischen und brasilianischen Konsulatsangestellten zusammen, die mit ihren Familien in Brisbane leben. Dort wird dann in der ersten Stunde nur Portugiesisch gesprochen. Zum Ausgleich helfen wir ihnen dann in der zweiten Stunde ihr Englisch zu verbessern. Die Themen, über die wir diskutieren, entnehmen wir immer den gerade aktuellen Zeitungen. Wir sprechen natürlich viel über den Krieg in Europa, aber auch über lokale Nachrichten aus New South Wales, was eigentlich angenehmer ist. Am Freitagvormittag arbeite ich dann noch in einer Buchhandlung, die als Besonderheit spanische Literatur anbietet und deren Publikum Einwanderer aus den unterschiedlichsten südamerikanischen Ländern sind und sich dort mit Lesestoff versorgen. Natürlich suche ich hier ebenfalls das Gespräch und kann obendrein noch etwas Geld verdienen. Mein Holländisch kann ich aber nur am College verbessern. Montags treffen wir uns in Vierergruppen und plaudern einfach drauflos. Oft ist der Anfang etwas schwer, bis wir das richtige Thema gefunden haben. Einer der Lehrer geht dann immer reihum und kontrolliert uns oder verbessert die Aussprache oder nimmt einfach an den Gesprächen teil. Im Holländischen ist mein mündlich nicht so gut, aber ich reiße es mit dem schriftlichen wieder heraus. Ich kann mir jetzt noch nicht vorstellen, jemals als Dolmetscherin für Holländisch zu arbeiten. Tom muss zum Glück nicht unter meiner Ausbildung leiden, ich habe immer noch genügend Zeit für ihn, auch wenn er sich schon daran gewöhnt hat, dass Mrs. Lovegrove am Vormittag und manchmal auch am Nachmittag für ihn da ist. Er darf sie sogar Oma nennen. Als ich es das erste Mal gehört habe, musste ich sofort an seine richtige Großmutter denken, jene liebenswürdige, bescheidene Frau auf Ua Huka.