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Ein seltsamer Mix

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Während der dreihundertjährigen Herrschaft der Tataren11 sperrten die russischen Männer ihre Frauen weg, um sie vor den asiatischen Wüstlingen zu schützen, wobei sie deren Traditionen und Bräuche vielfach stillschweigend übernahmen: Eine Frau durfte jetzt nicht mehr allein aus dem Haus gehen, nicht mit Fremden reden, ihr Gesicht nicht zeigen und war dazu verpflichtet, ständig eine groteske Kopfbedeckung zu tragen, unter der ihre langen Haare fremden Blicken entzogen waren. Diese mit Gold und Edelsteinen geschmückten Hauben wogen so schwer, dass die Trägerin bereits nach zehnminütigem Tragen Kopfschmerzen bekam. Zu Hause wurden die Frauen wie Puppen geschminkt und wie Tannenbäume mit Schmuck behängt.


Frau als Dekorationsobjekt (historisierende Fotografie, 19. Jh.)

Nicht nur die Sitten, auch der Geschmack der Russen wurde stark von den Nomaden beeinflusst. Speisen schätzte man süß und fett, Frauen üppig und rosig.

Nach dem Ende der mongolisch-tatarischen Herrschaft zogen sich die Nomaden in die innerasiatischen Steppen zurück, ihre Bräuche aber blieben. Die Frauen wurden weiterhin vor der Öffentlichkeit verborgen, weil man in Form einer neuen Gesellschaftsordnung aus der Not der Besatzungszeit eine Tugend gemacht hatte.

Nach damaligem Recht durften sowohl verheiratete Frauen als auch Männer von der Kirche die Scheidung erbitten. Trotzdem wurden hundert Prozent aller Scheidungen von Männern angestrengt, wobei der am häufigsten genannte Grund „Untreue“ hieß. In diesem Fall wurde die Frau ehrlos und erniedrigt zu ihren Eltern zurückgeschickt, ohne jede Chance, eine neue Ehe eingehen zu können.

Beim Beichten in der Kirche bekamen die Gläubigen von den Popen geschlechtsspezifische Standardfragen gestellt. Die Männer fragte man, ob sie der Reichtum ihres Nachbarn neidisch mache und sie deshalb womöglich schwarze Gedanken im Herzen trügen. Die Frauen fragte man direkt, ob sie sich vorstellen könnten, ihren Mann umzubringen.

In der damaligen Gesellschaft war es für eine Frau tatsächlich leichter, einen unliebsamen Ehemann ins Jenseits zu befördern als sich von diesem scheiden zu lassen. Nicht wenige Frauen wählten deshalb den einfacheren Weg. Gattenmörderinnen wurden an öffentlichen Orten bis zum Hals eingegraben – nur ihre Köpfe ragten noch aus der Erde. Man gab ihnen nichts zu trinken und so starben diese Frauen eines langsamen und qualvollen Todes.

Im Falle von familiären Schwierigkeiten half den Frauen weder Pope, Richter noch Zar. Aus diesem Grund nahmen viele Frauen Zuflucht zu volkstümlicher Magie. Für jedes weibliche Problem, sei es ein gewalttätiger Ehemann, eine unerwiderte Liebe oder eine gefährliche Rivalin, gab es das passende Ritual. Anders als Kirche und Staat versprach die Magie auch den Schutzlosen Schutz und den Hilflosen Hilfe. Natürlich war die Lage nicht für alle russischen Frauen gleich düster, es gab auch damals schon den einen oder anderen anständigen Ehemann, den man nicht gleich um die Ecke bringen wollte.

Außerhalb der Familie genossen die Frauen einige Rechte: Sie durften in beschränktem Rahmen berufstätig sein und Geschäfte machen. Es war ihnen gestattet Kneipen zu betreiben, Geldkredite zu geben, zu säen und zu ernten. Ihren größten, allerdings inoffiziellen Einfluss hatten die russischen Frauen bei beiden Geschlechtern und durch sämtliche Gesellschaftsschichten hindurch als Ratgeberinnen in allen Lebenslagen.

Russische Frauen

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