Читать книгу Die Insurgenten. Die Chevreuse. - Oliver Geischberg - Страница 3

Erstes Kapitel

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Gütiger Himmel, nachdem sie doch mit ihren Augen so lange gebeten und gebettelt hatte, erklärte ich mich dazu bereit, die haarsträubenden Abenteuer meines Lebens zum besten zu geben. Welche Schläge hatte ich denn schon durchgemacht, wie hatte man mich aber auch schon verehrt! Herr, ich war sicher, dass Anna das Hören und Sehen verginge, wenn sie meine Erlebnisse vernähme. Ihr war ja diese Sehnsucht anzumerken, diese Unerfülltheit, diese Unbefriedigtheit, eine Art Hoffnung auf Lust und Abenteuer. Dies hatte wohl ihre Sehnsucht auf mich geweckt, die ich in Stürmen, Hass und Anfeindungen mich durch List, Gewandtheit und Überlegenheit auszeichnete. Sie sah dann mit geweiteten Augen zu, als ich erzählte: Als Prinzessin von Rohan auf die Welt gekommen, wuchs ich auf Schloss Couzières auf, unweit des Flusses Indre. Meinem Vater entwischte ich dauernd, und da mein Bruder mich bewunderte, verbrachte ich viel Zeit mit ihm, auf der Jagd und bei Spielen. Diese Zeit machte mich zu einem richtigen Wildfang, wir tobten durch Wald und Schloss, ich begann, stark zu werden, mich zu wehren und mir nicht alles gefallen zu lassen.

Wie ich immer ihre geweiteten Augen bemerkte, als ich ihr erzählte! Gott, wie ihr Gemahl, der König Ludwig, meiner Vermählung beiwohnte! Der Herzog von Luynes stand doch so hoch in seiner Gunst! Er war ja so angesehen, dass Ludwig ihn am liebsten anverwandt gesehen hätte. Als wir in den Hafen der Ehe einfuhren, bat Majestät den Herzog zu sich, empfing ihn in seinen persönlichen Gemächern, führte ihn in die Kapelle der Königin. Dort ließ es sich der Erzbischof von Tours nicht nehmen, uns den Ehesegen zu erteilen! Als die Königin meine Erzählung vernahm, waren ihre Augen wie ein glänzender Ozean!

Doch war ich auch gedemütigt! Doch wurde ich von Luynes auch wie ein Werkzeug benutzt! In seiner Feigheit, die ihn manchmal wie ein Frosch sich verbergen ließ, suchte er Bedrohungen zu entgleiten. Er hatte Mademoiselle de Vendôme begehrt, an der er jedoch zurückstieß. Er fürchtete sich vor der Abneigung ihrer Familie, und um einem Unglück zu entwischen, warb er um meine Zuneigung, und gewann sie.

„Gott!, wie wurden sie betrogen,“ antwortete Anna.

„Ich bemerkte seine Schlüpfrigkeit erst später, und mit seiner Flüssigkeit erkannte ich seine List.“

„Himmel“, rief sie, „wer so hoch steht wie Sie, hat die Pflicht, dem etwas entgegen zu setzen.“

Dann begann man bei Hofe, mich wegen meines Aussehens zu verleumden… Gott!, man beschuldigte mich, den Sturz Annas herbeigeführt zu haben, obwohl wir doch, in vollem Bewusstsein ihres Zustandes, mit aller Vorsicht sie durch den Saal geführt hatten. Obwohl Conti und ich sie führten, stolperte sie an einer Stufe, durch einen bösen Dämon verleitet. Welche Schmerzen, welches Leid musste sie wohl durchstehen, bis klar war, dass das Kind gestorben war. Sie verlangte dringend nach mir, wimmerte in Trauer: „Gott, ich habe meinen Beichtvätern alles Recht getan, ich habe den Willen Gottes ausgeführt, ich habe die Heiligen verehrt, warum stößt mir dies zu?“

Offenbar war man gewillt, mir die Schuld zu geben, um mich, die treueste Freundin der Königin von Hofe entfernen zu können. Ein Schock des Todes und eine Zeit tiefster Trauer begann dann, als mein erster Mann, der Herzog von Luynes, starb. Wie Anna, als ich erzählte, von meinem Schicksale tief gerührt, geschockt und betrübt mit ihren Augen mitging! Ich merkte, wie sie von meinem Geschicke und meiner Trauer verzweifelte, wie sie ein Mitleid rührte! Böse Mächte - ich sprach den Namen Ludwig, dessen Hass mich mein ganzes Leben lang verfolgen sollte, bis zu seinem Tode, nicht aus, da Anna davon erschüttert werden konnte - mich von Hofe zu entfernen suchte. An diese Angst denke ich heute noch! Anna war, als sie von diesem Unglück hörte, zu Tränen gerührt!

Aber die Liebe der Königin zu mir bestand! Wie wir den Zusammenhalt dann immer stärker fühlten! Wie wir uns dann immer besser zusammenfanden! Sie brauchte doch meine Unterstützung, als die den Thronfolger, den sie zu gebären hatte, verlor. Es forderte Majestät natürlich zu höchstem Zorn heraus. Sie fühlte doch die Ungerechtigkeit der Anschuldigungen, sprach ihre Solidarität mit mir aus. Durch meine Verbannung, den Schmerz im Unterleib, den Zorn des Gemahls verfiel sie in tiefste Trauer. Und auch ich litt zu der Zeit an den Ungerechtigkeiten des Regenten!

Nach dieser Erschütterung konnte in ihr doch auch nur ein Zorn entstehen, der, durch die Ungerechtigkeit genährt, die ihr ihr Gemahl dann antat, unbeherrschbar wurde. Sie zeigte mir dann ihre große Liebe! Ich musste es erdulden, dass der König seinen Hass auf mir entlud, konnte kaum noch schlafen, bis Anna begann, meine Ehre zu verteidigen. Sie schleuderte ihm ihren Widerspruch entgegen, sandte die Herzöge Chevreuse, Guise zu ihm, seine Schwäche auszugleichen, die ihn verleitete, mich in derartige Stürme zu stürzen.

Ludwig hatte also, in seiner Niedertracht, beschlossen, mich von Hofe entfernen zu lassen, also war ich ja berechtigt, mich zu wehren. Ich konnte nicht mehr anders, als mich bei jemandem einzuschmeicheln, der wiederum in der Gunst des Königs stand, und daher geschätzt wurde. Der Herzog von Chevreuse hatte meine reine Liebe ja vorher schon, trotz meiner Verheiratung, kennen gelernt. Gott!, er war auf die absonderliche Idee einer Wallfahrt zur schwarzen Madonna von Liesse gekommen, unweit von Paris bei Laon, und hatte auch noch einige Freunde dahin mitgenommen. Ich sandte ihm sofort jemanden hinterher und ließ ihm mitteilen, er solle die alberne Pilgerei zu dieser verrunzelten Jungfrau sofort sein lassen und nach dem Hofe kommen, da ich ihn heiraten müsse. Meine Stellung bei Hofe sei in höchster Gefahr, da ich verbannt werden solle.

Schneller als der Wind kehrte er zu mir zurück, ich nahm ihn zum Mann, und wir übertölpelten den König, der so weich wie Wasser war, durch meine List und Eile. Meine Verführungskraft, Aussehen und Attraktivität taten ein Übriges. Trotz eines Verbannungsbeschlusses des Königs und seines Ministers blieb ich bei Hofe.

Ich und die Königin fühlten dann eine Übereinstimmung, fast wie zwei Liebende. Ich scheue mich, den König nicht zu ehren, fühle eine Scham, ihn zu kritisieren, Charlotte, aber, Gott! wie er mich demütigte! Die Montmorency, eine vertrocknete, niemals ausgelassene Matrone, sprach ihre Trauer darüber aus, dass sie nicht mehr Oberhofmeisterin war; hintertrieb meine Berufung in dieses mit so vielen Ehren und solcher Nähe zur Königin verbundene Amt, die ich mir so bitter verdient hatte. Doch Anna äußerte sofort ihre Zuneigung zu mir. Tränen traten in ihre Augen: „Madame, es ist doch eines der höchsten Gefühle, Freund zu sein, sie können sich meiner Zuneigung sicher sein, und dass wir immer verbunden sein werden.“

Ich antwortete mit gerührtem Blicke: „Majestät, wie danke ich Ihnen, es ist meines Glückes Voraussetzung, ihre Wertschätzung zu erfahren. Welche Bangigkeit befällt mich bei dem Gedanken, verstoßen zu werden, ohne Freunde dazustehen.“ Ihre Miene entspannte sich nun, ich sah, wie sie mich fixierte. Gefühle lösten sich nun in ihr. „Aber Gott, wenn der König denn nun richtig entscheidet! Ich vertraue auf seine Weisheit! Ich hoffe, dass Gott, in seiner Klugheit, ihm die Gabe des richtigen Rates gibt, dass er das Richtige tut!“

Meine Augen waren voll Rührung. „Himmel, er muss doch den Wunsche seiner Gattin kennen! Er kann doch nicht gegen ihr Glück handeln! Was immer seiner Majestät zusteht!“

Ihre Augen leuchteten nun. „Kaum könnte ich es ertragen, eine Ungeliebte in meiner Nähe zu sehen. Immer würde ich vor Sehnsucht nach Ihnen, Herzogin, von einer Meerenge von Tränen, die mich benetzen, hinweggespült werden.“

Gott, ich hatte es erreicht, dass die Königin mir ihre Wertschätzung immer bezeugte. Ich merkte ihr ihre Liebessehnsucht ja an, an ihren leuchtenden und glutvollen Blicken sah ich ja, dass sie von meinen Abenteuern zu wissen begehrte, und ich gab bereitwillig nach.

Da kam ja, mit dem Vermählungszuge aus Edlen, Herzögen, Botschaftern, Emissären, Unterhändlern auch der Graf Holland. Als die Schiffe den Ärmelkanal überquerten, in Paris angelangt waren, um die Eheschließung der füreinander bestimmten Karl von England und Henriette-Marie von Frankreich abzuschließen. Gott, wie es in meinem Busen zu stürmen begann, wie ich den Grafen Holland erblickte! Und wie seine Augen mich anleuchteten! Und wie ich zurückstrahlte! Ich konnte mein Sehnen, mein Begehren kaum noch stillen! Unsere Verliebtheit war nicht mehr zu verbergen, und so drang Anna in ihrer Neugierde in mich, ihr zu berichten, sie wünsche daran teilzunehmen, um Freude zu empfinden. Ich kam in ihre Gemächer, ich fand sie unruhig hin- und herwandernd, dann hielt sie plötzlich inne, lief dann aber auf mich zu, riss mich am Ärmel meines Kleides und bekniete mich, „Madame - ich gestand Ihnen meine Sehnsucht, bitte - meine Neugierde kann ich nicht mehr ertragen, bitte, ich muss wissen, was Sie fühlen!“

Ich schlang meine Arme um sie, antwortete: „Auch mich drängt es, von dem Sturm, der mich erfasste, Ihnen zu berichten.“ Wir setzten uns, ihre Augen fixierten mich und ich schilderte, dass meine Fotze schon seit dem Zeitpunkte, da ich ihn zum ersten Mal sah, schon so nass wie ein Ozean war, dass ich nachts unstillbar ihn begehrte, dass sein Riemen so dick wie ein Schiffstau sei und dass er jetzt jede Nacht, unter wilden Bewegungen, in meinen Hafen einführe. Der Schein des Mondes beschütze uns, aber wir müssten leise sein, um kein Aufsehen zu erregen.

Tatsächlich versetzte der Lord mich in die höchsten Ekstasen, ich wollte mein Gemach gar nicht mehr verlassen, und wie liebte auch er das Vergnügen: Er bezirzte mich, er regte mich an, und wie viele Gedanken flossen aus seinem schönen Haupte.

Seine Anwesenheit war für mich wie ein Gewitter, ein wilder Sturm! Ich verfiel in Abwesenheiten, in denen ich mich nur in das Vereinte Königreich sehnte, ich verfiel in Ekstasen, wenn er mich küsste, ich machte Qualen durch, wenn er seine Arme um mich schlang. Es war ja meine erste große Liebe! Nie hatte ich bei dem Herzoge, mit dem ich verheiratet war, solche Zuneigung, Leidenschaft gespürt! Erst jetzt konnte ich meine erste große Erfüllung erleben. Seine Schnurren, die er erzählte, begannen immer mit einem Lächeln, und mit einem Strahlen der Augen. Dann erzählte er die Anekdote, wie ein befreundeter Edler einmal eine Abweisende zum Liebesgenuss angeregt habe: Er habe ihr vorgelogen, dass ihr Ehemann in des Edlen eigene Gattin verliebt sei uns sich unbemerkt mit ihr in einem Badhause treffen wolle. Die Abweisende habe daraufhin beschlossen, sich ebenfalls in dem Badhause einzufinden, um anstatt ihrer an dem Stelldichein teilzunehmen. Der Edle habe dies vorausgesehen. Der Graf Holland habe dabei den Part des Badhausbetreibers einnehmen müssen, was er ganz ausgezeichnet und mit hoher Lust versah. Die Abweisende kam nun also in das Etablissement in der Gewissheit, dort ihren Mann vorzufinden und sich an die Stelle der vermeintlichen Buhlerin zu schleichen. Der Graf wies ihr einen dunklen Raum an, wo sich allerdings nicht der Gatte der Dame, was sie natürlich in ihrer Eifersucht nicht ahnte, sondern der dem Grafen befreundete Edle befand. Sie gab sich ihm in der größten Lust hin, da sie sich einbildete, ihren Mann für seine Untreue zu strafen, dabei jedoch in den Armen des Edlen lag, der sich über seine Eroberung freute, und ich konnte nicht anders, als mir einzupissen vor Lachen. Wie begeisterte er mich, ich war immer der Meinung gewesen, ich kennte viele Geschichten, aber welche Riesenzahl kannte er! Als sich dann in meine Hafeneinfahrt eine Flut ergossen hatte, und wir beide völlig übermüdet und kraftlos dalagen, fragte er mich: „Kann denn die Königin Sie auch anregen, erheitern, Abwechslung verschaffen?“

Das brauchte ich ja nun nicht mehr, denn ich habe ja dich, dachte ich, und ich antwortete: „Es gibt Gesellschaftsdamen, die der Königin Ablenkung verschaffen.“

Ich verstand nicht ganz, ich sah ihn etwas fragend an, und dann erkundigte er sich weiter: „Genießen Majestät denn eigentlich die Festtage, die sich gerade in Paris abspielen?“

„Ja natürlich“, sagte ich, „freut sie sich über die Vermählung, durch die die füreinander Bestimmten nun zueinander kommen.“

„Und was bereitet denn der Königin meisten Vergnügen?“ Und er fragte weiter, indem er mich fester in seine Arme nahm und küsste, „Was bereitet Madame denn am allermeisten Vergnügen?“

Ich überlegte fieberhaft, was ihm denn die Auskünfte, die er von mir wünschte, nützen könnten, war es denn eine Intrige, die er beabsichtige?, und ich antwortete ihm einigermaßen ratlos. „Die Königin, wie ich bestätigen kann, liebt das Theater.“

Seine Fragerei ging aber nahtlos weiter, und er wollte erfahren, ob ich denn sicher sei, dass die Königin den König denn wirklich unaussprechlich liebe, und mein Sinnen, endlich hinter seine Wünsche zu kommen, wurde dadurch unterbrochen, dass er mich küsste. Ich war mir sicher gewesen, dass es niemandem gelingen könnte, ich zu überlisten, also auch ihm nicht, Gott!, dann merkte ich plötzlich ein Gefühl der Erregung in mir, einen Sturm, ein Ahnen.

„Die Königin ist ja,“ wie ich sagte, „durch Sakrament verheiratet, und der Respekt davor ist ihr das Höchste. Ihr Glaube geht so tief“, versicherte ich ihm, „da sie schon von Kindheit an davon überzeugt wurde.“

Dann fing er an, vom Herzog von Buckingham zu schwärmen, dem Vertrauten des englischen Königs, dem bei Hofe die Herzen aller Verliebten zuströmen, der unaussprechlich schön war, und der bald, an den Unterhandlungen teilzunehmen, bei Hofe eintreffen würde.

„Gott!“, rief ich, „Gott, welcher Gedanke, welcher Genieblitz“, und, da ich endlich, was mir in meiner Benommenheit bis jetzt schwer gefallen war, verstand, küsste ich ihn vielmals. „Herrgott!“, rief ich ihm zu, „welch göttlicher Plan!“, und wie ich ihn bewunderte! Ich erlebte dann einen Momente des herrlichsten Glücks, als ich mir ausmalte, wie wir Anne und den Herzog von Buckingham zu Verliebten machen würden, und der Graf befeuerte meine Phantasie noch, so dass ich von dem Gedanken ganz besessen wurde! Noch heute denke ich, Charlotte!, mit dem höchsten Vergnügen daran! Er nahm mich in den Arm, und bat mich: „Bedenken Sie, welchen Gefallen Sie Ihrer Freundin, wenn Sie ihr den Herzog von Buckingham vorstellten, tun würden.“

Ich konnte mich der Sehnsucht nicht erwehren, den Entschluss gleich auszuführen, ich begann, unter Zuständen von Nervosität zu leiden und musste erregt hin- und hergehen, zitterte; dann konnte ich mich kaum noch bewegen; dann ging ich zur Königin, ich beklagte ihr eine Krankheit, sah, dass sie sofort erschrak, betroffen war. Madame, was ist Ihnen, fragte sie erschüttert, mit geweiteten Augen. „Gott, ich leide an einer Krankheit, die mich zerstört,“ sagte ich, die Königin umarmte mich sofort. „Es ist eine Sehnsucht! Es ist eine Sehnsucht!“ Ich zeigte meine unruhigen Glieder; sie wollte mich nicht mehr loslassen. Ich klagte: „Himmel, es ist, seit dem ich den Grafen kenne, sehen Sie, alles wirft mich, alles ist unruhig; ich kann meine Glieder, große Teile meines Leibes nicht mehr kontrollieren.“ Sie hielt mich immer noch; sie suchte Worte des Trostes, mich aber schüttelte eine Krankheit. Dann stimmte sie in mich ein: „Herr, ich wusste nichts über die Macht der Sehnsucht; wie ich Ihnen nur helfen kann;“ dann ließ sie mich kurz, blickte zur Seite; fuhr fort: „Gott, ich dachte, auch wenn einen etwas verzehrt, das Wünschen sei beherrschbar; durch Gebete und Abstinenz flieht die Anfechtung; doch wie ich sehe, sind sie machtlos.“ „Liebste,“ antwortete ich, „auch wenn ich Schuld trage, auch wenn ich sie ganz sicher fühle, bin ich doch machtlos, es ist ein Sehnen, von dem mir schon zu Beginn, als ich den Lord sah, ein Dämon sagte, dass ich es nicht überwinden könne; ein Herrlicher!“, fuhr ich fort, „ist er, dem ich nicht widerstehen kann.“ Sie drehte kurz ihre Pupillen. „Ich denke nun anders, da ich sie leiden, ihre Gesundheit zerstört sehe, über bestimmte Vorfälle der Vergangenheit; auch als man über meinen Gatten, Ludwig, und Sie sprach.“

Ich senkte meine Augen. „Auch ich trage Schuld,“ sagte ich mit verweinten Augen, „doch in einem Momente der Liebe, der uns alle augenblicklich bezirzen kann, haben wir uns nicht mehr in der Macht. Aber Gott gibt uns die Möglichkeit der Beichte, und ich werde sie nutzen,“ schluchzte ich, riss mich aus ihrer Umarmung und stürzte davon. „Ich wünsche, dass ihre Krankheit weichen möge, und bete,“ rief sie mir noch hinterher.

Gott!, war mir die Komödie gelungen, die zu spielen ich mir vorgenommen hatte! Ich hatte alles vorausgesehen, was jetzt geschehen würde: Hubertine, mein Zöfchen, hatte ich vorher ihren Part angewiesen, sie solle sich alles, was geschähe, in ihr Gedächtnis einprägen; Gott, wie erregt ich war! Es war die Rolle meines Lebens! Dann rief ich den Graf, dem ich vorher eingeschärft hatte, was er tun müsse; es lief das Stück in der Art ab, wie ich es mir vorher ausgedacht hatte: Rasend vor Sorge lief Majestät zu meinem Gemache, mir Teilnahme zuzusprechen; durch die Türe hörte sie laute Schreie; als sie mir Stützung anbieten wollte, sollte sie Hubertine, die ihren Part herrlich spielte, zum Schein zurückhalten; „Bleiben Sie! Bleiben Sie! Madame ist leidend!“

„Lassen Sie mich zu ihr! Ich bin ihr Hilfe, Karitas schuldig!“, rief sie und riss die Türe auf. Da Hubertine sie zu hindern versuchte, öffnete sich die Tür einen Spalt, und die Königin konnte sehen, wie der herrliche Seefahrer, vor Nässe schon triefend, sich die Kleider vom Leib riss, in allergrößter Drangsal seinen Kiel in meinen Leib senkte und los schwamm, als wollte er eine ganze Meerenge auf einmal überqueren. Es waren übermenschliche Manneskräfte, die entbunden wurden, es ging ein Sturm über mich hin; mehrmals wurde mir schwarz vor Augen. Siebenmal fand diese erregende Meerfahrt statt! Ich meinte, es ginge eine Sturmflut über mich nieder! Danach war ich wie tot, konnte gerade noch dem Lord, der mich über und über küsste, zuflüstern: „Wir haben den Fisch an der Angel!“, dann rief ich mein Zöfchen. Ich instruierte sie, zum Gemach der Königin zu springen, die Bediensteten zu fragen, was sich ereignet hätte; sie brachte dann die Nachricht, man habe alles beobachtet und genau registriert. Hubertine sei durch eine Tapetentüre Zeugin von allem geworden, die Königin war wie benommen, wie in Ohnmacht auf ihr Bett gefallen, habe sich unentwegt an Rock und Ärmeln gerissen, dann die Arme in den Nacken gestreckt.

Ich schilderte dem vor Hitze triefenden Grafen, was sich zugetragen hatte, und er bekannte: „Ich kann die Spannung, die das bevor stehende Eintreffen der Herzogs in mir auslöst, kaum noch ertragen, er ist einer der schönsten Männer des vereinten Königreichs, der Herrscher verehrt ihn gleichsam, und ich selbst wurde von zahlreichen Bewunderinnen gebeten und bedrängt, die Aufmerksamkeit des Herrlichen auf sie zu lenken und ihm Botschaften zuzustecken. Ich habe auch einige Male die Ehre gehabt, von ihm das Vertrauen zu erhalten, als Postillon d’Amour in galanten Angelegenheiten ihm dienen zu dürfen.“

Dann langte der Begehrte in Frankreich an! Dann traf das ein, was so viele heiß ersehnten! Ein Schiff legte am Seinekai an, der Erwartete war über den Ärmelkanal und den Fluss aufwärts gesegelt, und Hofdamen, Adelige, Prinzessinnen und Gräfinnen säumten das Ufer. Wie viele neugierige Blicke waren auf ihn gerichtet! Dann brachte man ihn in den Palaste, die Tore öffneten sich und man empfing ihn mit offenen Armen.

Himmel, Gott! Welche Dramen machte ich durch! Welche Zustände machte ich durch! Ich begann, um meine ohnehin schon angegriffene Gesundheit zu fürchten. Der Graf und ich waren natürlich höchst gespannt, wie die Herrscherin, die wir vorher schon so heiß gemacht hatten, auf den Herzog reagiere. Ich bemühte mich, bei jedem ihrer Treffen zugegen zu sein. Ich war natürlich schon geübt, jede ihrer Gesten, jede ihrer Bewegungen zu deuten.

Doch sie schenkte ihm Zuneigung! Doch sie schien ihn gar zu lieben! Ich konzentrierte meine ganze Aufmerksamkeit auf das Gespräch, und ich sah, wie ihre glutvollen Augen ihn fixierten. Er fesselte sie, indem er erzählte, dass er auf der Überfahrt einen Sturm erlebt habe, der ihn fast getötet habe, und ihre Augenlider waren geweitet vor Angst. Ihr Blick folgte ihm fortwährend, und wurde dann heller, heiterer, ihr ganzes Antlitz wurde liebevoller. Ich saß neben ihr, fixierte sie, und hörte genau zu, als Buckingham von seinen jungen Jahren sprach, die er am französischen Hofe verbracht habe. „Wie viele frohe, glückliche, spielerische Stunden verbrachte ich dort“, sagte er, und ich dachte, hoffentlich sagt Anna jetzt nichts falsches. Ich feuerte sie so mit meinen Gedanken noch an! Und wie wunderbar, wie willig sie ihnen folgte!

„Und wie viele Sehnsüchte ließ ich auch dort zurück“, fuhr er fort, und Anna antwortete mit feuchten Augen: „Auch ich erinnere mich des Zaubers, der über einer Kindheit liegt“, „Es ist alles Heiterkeit“, ergänzte er, und sie fuhr fort, „es sind anmutige Freundschaften, in der Rückschau ist alles in ein gleißendes Licht getaucht.“ Das machst Du ja ganz wunderbar, dachte ich, und Buckingham erwiderte ihr: „Ich erinnere mich eines Spiels, in dem es darum ging, Ringe über in den Boden gestoßene Pfähle zu werfen, in dem es darum ging, genau zu treffen, es war nahe von Wasserspielen, und auch blinde Kuh.“

„Graf! Graf! Es läuft! Es klappt alles, wie wir es und wünschten!“ Ich war dann in sein Gemach gelaufen, schilderte ihm meine Beobachtungen und meldete: „Es lief alles wie am Schnürchen, die Fische sind an der Angel“, und er nahm mich wieder in die Arme und küsste mich. Mit aller seiner Kraft senkte er dann noch einmal sein Ankertau in mich ein, wie geölt, geschmeidig lief es auf und ab, und als er dann erschöpft wie ein Schiffbrüchiger dalag, riss ich ihn an seiner Kleidung und schrie: „Wenn sie aber nicht mehr dazu kommen! Wenn sie aber nie mehr allein miteinander sind! Bei Hofe ist immer jemand um sie herum, sie werden sich niemals noch näher kommen können!“

Gott, ich befürchtete, dass alle unsere Mühe bald umsonst sein könnte, ich befürchtete, dass alles scheitern könnte, und beschimpfte den Frosch. „Verehrtester Graf, tun sie etwas, danken Sie sich etwas aus, strengen Sie sich an, schaffen Sie eine Gelegenheit, bei der die Liebenden allein, ungestört mit sich selber sein können!“ Er richtete sich auf, glotzte blöde und ich hoffte, er habe jetzt verstanden.

Es rückte die Theateraufführung, die Teil der Feierlichkeiten war, dann näher. Gott!, welche Aufregung ich bei dieser Darbietung durch gestanden habe, ich war vorher von dem Gedanken besessen, dass sich Anna und der Herzog doch näher kommen mögen, und ich starrte sie von Beginn der Aufführung ab unentwegt an. Holland hatte mich vorher noch ermutigt: „Geliebte!“, sagte er, „ich bin zuversichtlich, dass es gelingt, was wir und erhoffen, die beiden, die für einander bestimmt sind, werden unzertrennlich!“

Doch der Vorhang geht auf, die Herrscherin scheint eher traurig, melancholisch, als ob sie sich fehl am Platze fühle, sich hinweg wünsche, und ich beginne, Qualen der Ungeduld auszustehen. Ich will nicht mehr hinsehen, aber, trotz des gedämpften Lichtes, scheint mir, dass sich auf der Herzog nicht wohl fühlt. Verehrter Holland, denke ich, wenn doch nur das Licht wieder anginge, was haben wir uns aufgeopfert, war alle unsere Mühe umsonst? Ich schiele wieder zu Anna hinüber, aber sie hat einen Gesichtsausdruck wie ein Walross, und auch Buckingham glotzt wie ein Nilpferd auf die Vorführung. Gott, wenn euch beiden doch einmal die Augen aufgingen, denke ich, doch Holland, zu dem ich kurz hinsehe, blickt noch zuversichtlich. Doch da seufzt Hero, die in dem Stück auf ihren geliebten Leander wartet, eine schmalzige Arie und plötzlich sehe ich Buckingham erwachen, und er strahlt plötzlich in der Dunkelheit. Auch Anna ist von derselben Stelle angerührt. Beider Lachen wird immer breiter und immer heller, ich kann mich daran gar nicht satt sehen. Wie sich ihre Blicke nun umschlingen! Wie sich ihre Augen nun anstrahlen! Als das Licht wieder angeht, möchten beide aufeinander zu gehen, stoßen wie vor einem Hindernis zurück, lassen aber die Augen nicht voneinander. Himmel, wie sie sich später umarmen werden, wenn sie sich jetzt schon mit den Augen umschlingen!

Holland und ich sinnierten am nächsten Tage, nachdem wie uns von unseren Seefahrten ausgeruht hatten, noch über den Erfolg der Nacht. Ich hatte Schlaf nötig, begab mich kurz zur Ruhe, dann stürzte wie ein Gewitter Hubertine herein, ich erschrak mich fast zu Tode, und erzählte, wie Gondi, ein Kleriker von Notre-Dame, den sie dafür fast habe herzen mögen, verbreitete, dass es gestern Nacht ein Stelldichein zwischen Buckingham und der Königin gegeben habe im Garten des Louvre, das man nicht nur von den Räumen Marias von Medici habe sehen können. Man habe einen Schrei gehört, Anna sei völlig aufgelöst in ihr Zimmer zurückgekehrt und habe immer wieder, mit stieren, ausdruckslosen Augen, gerufen: „Alle Männer sind brutal und frech.“

Ich bedankte mich standesgemäß bei Hubertine, ich rannte zu Holland und wir weinten vor Freude. Ich musste mich zusammenreißen, dass ich vor Erregung nicht in die Hose machte, dann liefen wir zur Seineinsel zur Kathedrale Notre-Dame, forderten einen Küster auf, sofort den Kleriker Gondi herbeizuschaffen, so schnell es möglich sei. Ich konnte es kaum noch erwarten, die Geschichte, damit ich mir absolut sicher sein konnte, abermals erzählt zu bekommen, der Küster jedoch antwortete, dass der Gesuchte heute vormittags noch eine Weihe und eine Taufe absolviert hatte, dann jedoch in sein Heimatschloss, das am Meer liege, abgereist sei. Ich wurde übermannt von Zorn, wollte ihn mit meinen Blicken beinahe töten, und antwortete ihm, dass es unerhört sei, dass ein so geehrter Domherr für edle Besucher in dringenden Angelegenheiten nicht zu sprechen sei.

Wieder zurückgekehrt, stellte ich mich in Hollands Gemache ans Fenster, blickte hinaus, erinnerte mich, dass ich gerade die Seine überquert hatte, und ein großes Gefühl überschwemmte mich: Wie auf der Wasseroberfläche alles so gefunkelt hatte, wie erhaben ich war, wie mächtig, wie ich die beste Freundin der Königin war, wie ich auf alles andere so hinabblickte, und wie herrlich außerdem, dem König einen solchen Bären aufzubinden.

Dann wandte ich mich wieder zu dem großartigsten aller Männer um: Seine Augen hatte plötzlich allen Glanz verloren. Er flüsterte mir ins Ohr, ich brach fast zusammen: „Madame, der König ist hinter das Liebesgefühl Ihrer Freundin gekommen. Buckingham wird abreisen. Aber sorgen Sie sich nicht, wir werden die Liebenden noch zusammenführen.“

Gott!, zu welchem Part musste ich mich wohl hergeben in der Schmierenkomödie, die sich der Graf dann ausgedacht hatte. Aber ich musste ja froh sein, dass er aus der Niederlage, die uns drohte, doch noch etwas zu machen plante. Der König wollte also, um uns die Tour zu vermasseln, Buckingham mit dem Hochzeitszug von Karl und Henriette-Marie wieder übers Meer schicken. Eine riesige Reisegesellschaft stellte sich also zusammen, um die schlussendlich Vermählten auf das Schiff zu begleiten. Man zog über Saint-Denis, Montdidier, Bürger von Paris begleiteten die Braut, der König nahm an dem Zug teil, seine Mutter Maria von Medici, Jean-Baptiste de Bourbon, der Bruder des Königs, sowie Garde du Corps und Schweizergarde. Der Herzog von Chaulnes empfing die Verliebten, man schoss Kanonen und Gewehre ab. Zwei Züge hatten sich getrennt, und vereinigten sich erst in Montdidier wieder. In Amiens, in einem Schlösschen an der Somme, sollte nun verwirklicht werden, was Holland sich ausgedacht hatte.

Hier kam es nun zu einem Abendspaziergang entlang des Stroms, an dem außer dem Gefolge Anna, Buckingham, Holland und ich teilnahmen. Ludwig, der ja wohl Alleinherrscher bei seiner ihn liebenden Frau bleiben wollte, hatte sicher La Porte, ihren Mantelträger, und Putange, den Oberstallmeister, instruiert, sie nicht allein und nie aus den Augen zu lassen. Hollands Plan war es, an einer Biegung der Allee, die die Gesellschaft zu durchschreiten hatte, die Liebenden zu isolieren und alle anderen zum Zurückbleiben zu zwingen. Hier setzte nun also meine Aufgabe ein. Nachdem er mir, unter Vortäuschung von Liebesworten, eine Anordnung ins Ohr geflüstert hatte, ließ ich mich fallen und klatschte auf den Boden. Ich simulierte eine Lähmung und Blindheit, indem ich wie hysterisch meine Augen verdrehte.

Zuerst hatte meine Darbietung Erfolg - ich sog gierig die Aufmerksamkeit auf, die man mir ohne Zögern schenkte. Ich genoss es, plötzlich in einem Meer von Mitleid und Besorgnis zu baden. Zahlreiche Noble - Prinzessinnen, Fürsten und Hofdamen - kauerten um mich und blickten mich erschreckt an. Ich hoffte, dass so La Porte und Putange für eine Weile von ihrer Spähaufgabe abgelenkt wurden. Dann bewegte ich meinen Bauch immer wieder nach oben und unten, stammelte wie eine Ertrinkende: „Hilfe! Hilfe! Es ist Ihre Pflicht, mich vom Leide zu erlösen!“, dann nahm ich, um die Wirkung noch zu erhöhen, krampfhafte Zuckungen hinzu. Ich hoffte, dass durch diese Verzögerung Anna und Buckingham Zeit gewannen, ganz allein miteinander zu sein. Holland hielt sich, wie ich sah, zurück, wohl um die Starre, die alle erfasst hatte, nicht zu zerstören. Er blickte noch recht zuversichtlich, wie ich sah, dann jedoch geschah das Unglück: Man hörte, von irgendwo vom Fluss her, jemanden laut schreien, und jeder erkannte, dass es Anna war! Alle rannten plötzlich los, nur ich blieb noch liegen, und ich zog mir dabei sogar einige Tritte in den Bauch zu! Es verstimmte mich, mit welcher Rücksichtslosigkeit ich behandelt wurde.

Mich überschwemmte ein fürchterlicher Zorn auf Holland, ich sah ihn kurz, in einer Vorstellung, im Fluss ertrinken, lief dann ebenfalls, wie alle anderen, zu Anna. Es war ja jetzt offensichtlich, dass alles gescheitert war: Unsere Reise, unsere Unternehmung hatte ihr Ziel nicht erreicht. Offenbar hatte Anna, der wir die Gelegenheit zu einer Ausfahrt verschaffen wollten, diese nicht genutzt.

Wofür hatte ich eigentlich dieses dumme Schauspiel aufgeführt? Ich war jedenfalls wütend, der Sturm in mir verließ mich auch so schnell nicht mehr, wie sollte ich nun meine Begeisterung und Wertschätzung für Holland aufrechterhalten, in dessen Gesellschaft ich immer auf einer Woge von Erfüllung und Vergnügen mitgesegelt war? Aber hatte ich mich nicht vertan, war ich nicht den Schwärmereien der Männer, des Grafen Holland, der Buckingham in einer Art Blindheit über alles gestellt hatte, aufgesessen? Verbarg sich unter dem Goldfisch nicht vielmehr ein hässlicher, warziger Frosch? Hatte er sich nicht bei vielen Gelegenheiten weniger als Edler, denn mehr als weinerliche Memme gezeigt? Aber Anna, die ja an der verpassten Gelegenheit nicht minder schuld war, verstieß ihn auch. Louise-Marguerite de Lorraine-Guise, meine Freundin, erzählte mir dann, sie war ja dabei: „Beim Abschied Henriette-Maries von Anna, eine kurze Distanz von Amiens, hat er sich das Entsetzen und den Spott aller zugezogen, als er im Zustand offenkundiger Verzweiflung und Demütigung sich ihrem Pferdewagen näherte, weinend und in zu großer emotionaler Bewegung sich von ihr zu verabschieden suchte, und trotz offensichtlicher Missbilligung, Ablehnung und peinlicher Berührung der Königin nicht davon abließ. Dann, vor der Abreise über den Ärmelkanal nach England, wurde die Begleitung Henriette-Maries von einem Sturm aufgehalten. Es wurden Depeschen nach Paris geschafft, und Buckingham entbot sich, hitzig und ungeduldig, diese zu überbringen. Die Königinmutter, Maria von Medici, weigerte sich, im Bewusstsein der Aufdringlichkeit und Unangemessenheit seines Anliegens, ihn zu Anna vorzulassen. Er gebärdete sich jedoch so dreist und pietätlos, dass diese ihm nachgab. Im Schlafgemache der Königin, in dem diese leidend lag, fiel er schluchzend auf die Knie. Der Aufforderung, aufzustehen, verweigerte er sich standhaft. Ihm schien zu entgehen, dass die Königin seinen Besuch nicht wünschte, dann zog er sich doch, blamiert und gedemütigt, zurück.“

Mir war es, als ob ich nach einer langen Seereise langsam wieder Land sah. Dennoch ließen mich glänzende Erinnerungen an die Zeit mit Holland nicht los, es erschien mir unglaublich, erfüllend, neuartig, abenteuerlich, erlebnisreich, was ich mit ihm erlebt hatte, ein Schauspiel für die Sinne. Wieso konnte er nicht bleiben, meine Wünsche waren immer bei ihm, mittlerweile war ich auch schwanger geworden, mein Bauch füllte sich mit Flüssigkeit und ich wurde immer gelähmter, bewegungsunfähiger. Henriette-Maries Ehe in England scheiterte, sie entzweite sich schon mit ihrem Ehemann. In meine Unausgefülltheit und Ödnis erreichten mich Briefe aus England von Buckingham, die meine Sehnsucht wieder entfachten. Er schilderte mir, es würde eine Delegation zusammengestellt, die über das Meer käme, das Problem zu lösen, auch mein Mann sei Teil davon. Ich lief zu ihm, mir Auskunft einzuholen, wann wir führen. Als er mir mitteilte, dass ich aufgrund meiner Gravidität nicht mitkommen dürfe, führte ich ein ebensolches Theater auf wie in Amiens, schrie, simulierte, zappelte, bis ich ihn zum Nachgeben bewegt hatte. Gott, wie hatte ich mich erschreckt!

Wie einzigartig, unvergleichlich war es, Holland wieder zu sehen! Ich war zwar immer noch von der Enttäuschung gedemütigt, die wir in Amiens erleiden mussten, ich trug immer noch eine Rachgier in mir, aber bald nach unserer Wiedervereinigung war es, trotz der Anwesenheit meines Mannes, abermals wie in Paris! Er betätigte sich als Schiffskapitän, er segelte und ruderte wie wild auf mir herum, und mein mittlerweile prall gefüllter Bauch schwabbelte umher wie eine Ozeanwelle! Er bot mir an, das Kind in seinem Palaste zu entbinden, was ich gerne annahm, damit wir unsere Ruhe hatten. Mein immer noch großer Zorn auf Anna wandelte sich in eine Geborgenheit, als wir begannen, uns über beide lustig zu machen.

Wie grandios war sein Humor! „Es ist schon tragisch, wenn es so lange dauert, seine Angelrute auszupacken, bis der Fisch schon wieder verschwunden ist“, ich krümmte mich auf dem Bett, und antwortete: „Ihr Gefährte scheint eher ein Frosch denn ein Hecht zu sein; ich habe bis jetzt jedenfalls mehr Flüssigkeit aus seinem Antlitz denn aus seinem Riemen fließen sehen“, und ich musste mich wiederum einhalten, um mir nicht einzupissen vor Lachen.

Sein Witz versöhnte mich, ich fühlte mich in seinem Palaste gehalten, umsorgt und geschätzt; ich war in England endlich wieder zufrieden. Dennoch blieb eine Unruhe; meine Phantasie war ständig in Bewegung gehalten; etwas trieb mich an, das Gefühl, etwas verpasst zu haben; der Wunsch bohrte in mir, nach zu erleben, was Anna in Amiens fahren gelassen hatte.

Ich wollte also Buckingham meine Gunst gewähren; Gott!, wie sollte ich es Holland beibringen, dem ich so vertraute, der mir wie ein Vater und Geliebter geworden war? Ich nahm ihn, in meinem Bette, in die Arme und verkündete ihm meinen Entschluss: Er wisse, dass ich Anna, die Königin von Frankreich, liebe, dass ich Buckingham in seiner Enttäuschung und Niederdrückung trösten wolle; er gab mich sofort frei.

Dem Herzog, um ihn nicht zu verstören und zu erschrecken, gab ich, um zu signalisieren, was ich wollte, eine Frage auf: Was man denn tun müsse, damit ein Schiff in einen Hafen einfahren könne, während sich noch ein anderes, großes darinnen befinde? Und man sich eilen müsse? Er verstand jedoch anscheinend überhaupt nichts und glotzte wieder, wie damals in Paris im Theater, wie ein Nilpferd. Um ihn nicht in die Enge zu treiben, gab ich ihm selbst die Antwort: Man müsse es unter größter körperlicher Anstrengung so schnell wie möglich entladen, ohne Rücksicht auf Erschöpfungen und Auszehrungen.

Er hatte dann Erbarmen mit mir und senkte sein Ankertau wiederholt und höchst kräftig in mich ein, um mir Verbitterungen zu ersparen. Dass meine Tochter, die später Nonne in Pont-aux-Dames wurde, schon vor ihrer Geburt häufiger von wackeren Männern besucht als später in ihrem ganzen bigotten freudlosen Leben wurde, belustigt mich noch heute.

Die Insurgenten. Die Chevreuse.

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