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Warum? Darum

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Warum habe ich, Omar Khir Alanam, Sohn syrischer Eltern, aufgewachsen in einem Vorort von Damaskus, nach etwas mehr als drei Jahren hier in Österreich beschlossen, dieses Buch zu schreiben? In einer Sprache, die nicht meine war, die aber langsam meine geworden ist?

Heimat, habe ich in einem Lexikon gelesen, ist vor allem einmal ein Ort. Einer, mit dem ein Mensch sich verbunden fühlt. Eine Landschaft, wo Stämme, Völker, Nationen eine Einheit erleben. Und dann stehen da auch so Worte wie: Charakter, Identität, Weltauffassung. Ich denke eine Zeitlang darüber nach. Und weiter unten lese ich noch: Geist, Kultur und Sprache sind auch Heimat. Heimat ist, wo jeder Mensch bleiben möchte. Heimat ist, was kein Mensch gerne und ohne Grund verlässt.

Heimat, habe ich nach meiner Flucht aus Syrien gelernt, ist aber nicht immer das, wo man einfach nur sein kann. Sein darf. Weil es selbstverständlich ist. Heimat ist auch, wo man erst hinkommen muss. Oft unter vielen Gefahren und Mühen.

Heimat ist nichts, was du einfach mit Stacheldraht abgrenzen kannst. Und Heimat ist auch keine Mauer, über die du nach draußen steigen kannst oder eben nicht. Oder darfst. Oder musst. Heimat ist, wo man einander begegnet. Wo man einander schätzt.

Heimat ist eine Möglichkeit, die du erhältst. Eine Möglichkeit, die du gibst. Und eine Möglichkeit, die du verweigerst. Die man dir verweigert.

Schutz von Heimat ist nicht etwas, das Türen verschließt, sondern Türen öffnet. Heimat ist aber auch, wenn du lächelst und die Hand ausstreckst und die andere Hand sich zurückzieht. Denn natürlich habe ich auch Negatives erlebt. Würde ich etwas anderes behaupten, wäre ich ein Lügner. Aber dieses Negative hat in Österreich keine Mehrheit.

Kultur, habe ich im selben Lexikon gelesen, ist etwas, das fast überall drinsteckt. Oder sollte. Im Körper. Im Geist. Im Verhalten. In der Kreativität. Im Boden eines Ackers. Ganz egal. Kultur ist Kraft. Zwei verschiedene Kulturen sind zwei verschiedene Kräfte. Wir können sie verwenden, um einander damit zu beschimpfen. Auszugrenzen. Zu hassen. Zu beschießen. Und zu töten. Oder wir können sie zu einer gemeinsamen Kraft bündeln. Wie einen Lichtstrahl, der aus vielen dünnen zu einem dicken wird und auf einen kleinen Mann auf einer Bühne fällt, der seine Beine nicht spürt.

Bei den Stimmen ist es nicht anders. Viele kleine können auch eine einzige, große sein. So wie meine Stimme, die ich hier, in Österreich, erhalten habe. Sie allein ist noch keine große Stimme, aber sie ist ein Teil davon.

Die Angst vor dem Fremden, habe ich auch hier gelernt, gibt es in jedem Land. Nicht nur in Syrien, wo man früher einmal die Iraker gefürchtet hat. Oder im Libanon, wo man sich jetzt vor den Syrern fürchtet, weil so viele im Land sind. Die Weltgeschichte ist voll von Beispielen. Die Menschen müssen diese Angst vor dem Unbekannten verstehen, aber sie müssen sie nicht fördern.

Ich habe in diesen drei Jahren so viele Herzen getroffen, die im selben Rhythmus schlagen wie meines. Oder in einem gänzlich anderen, der mein Herz aber nicht auslöschen will, sondern zusieht, wie es springt und sich darüber freut. Ich habe hier viele Freunde gefunden. Sie alle sind mir eine Heimat.

Darum erzähle ich meine Geschichte.

Darum, auch darum, habe ich ganz oft geduscht und das Arabisch fortgewaschen. Nicht für immer. Aber damit ich die richtigen Worte finde. Die richtigen deutschen Worte. Sie werden von Tag zu Tag mehr, die zarte Pflanze von Tag zu Tag kräftiger.

Darum habe ich dieses Buch geschrieben. Weil die vielen Buchstaben und Worte für dieses eine Wort stehen, das ich diesem Land und seinen Menschen sagen möchte:

DANKE

Danke

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