Читать книгу DAS HERZ-SUTRA - Бхагаван Шри Раджниш (Ошо), Osho, Osho . - Страница 9

3. Kapitel DIE NEGATION DES WISSENS

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Wissen ist der Fluch, die Katastrophe, der Krebs. Wissen ist schuld, dass der Mensch vom Ganzen abgetrennt ist. Wissen schafft eine Distanz. Du entdeckst im Gebirge eine Wildblume, du weißt nicht, wie sie heißt, dein Verstand weiß nichts dazu zu sagen, der Verstand schweigt. Du schaust die Blume an, du siehst die Blume, aber kein Wissen steigt in dir auf – da ist nur ein Staunen, ein Geheimnis. Die Blume ist da, du bist da. Das Staunen schafft keine Distanz, es schafft eine Brücke.

Wenn du weißt, dass dies eine Rose ist oder eine Ringelblume oder was auch immer, dann schneidet dich genau dieses Wissen ab. Die Blume ist da, du bist da, aber es ist keine Brücke da – du weißt Bescheid! Wissen schafft Distanz. Je mehr du weißt, desto größer ist die Distanz; je weniger du weißt, desto geringer die Distanz. Und wenn du in einem Moment des Nichtwissens bist, ist keine Distanz da, bist du durch eine Brücke verbunden.

Du verliebst dich in eine Frau oder einen Mann. An dem Tag, an dem du dich verliebst, ist keine Distanz da. Es ist nur ein Staunen da, eine gewisse Gespanntheit, Erregung, Ekstase – aber kein Wissen. Du weißt nicht, wer diese Frau ist. Ohne Wissen gibt es nichts, was dich abspalten könnte. Daher die Schönheit jener ersten Liebesmomente. Kaum hast du vierundzwanzig Stunden mit der Frau verbracht, schon ist Wissen entstanden. Jetzt hast du ein paar Gedanken über diese Frau: Du weißt, wer sie ist, es ist ein Bild da. Vierundzwanzig Stunden haben eine Vergangenheit erzeugt. Diese vierundzwanzig Stunden haben Spuren im Verstand hinterlassen: Du siehst dieselbe Frau an – es ist nicht mehr das gleiche Geheimnis. Es geht bergab, der Gipfel ist verloren gegangen. Wer das versteht, hat vieles verstanden.

Wer versteht, dass alles Wissen trennt, dass Wissen Distanz erzeugt, der hat das innerste Geheimnis der Meditation verstanden. Meditation ist ein Zustand des Nichtwissens. Meditation ist reiner Raum, ungetrübt von Wissen. Ja, die biblische Geschichte ist wahr, dass der Mensch durch Wissen gefallen ist – dadurch, dass er die Frucht vom Baum des Wissens aß. Keine andere Schrift der Welt hat das je übertroffen.

Dieses Gleichnis ist das letzte Wort. Kein anderes Gleichnis ist zu solcher Höhe und Einsicht aufgestiegen. Es klingt so unlogisch, dass der Mensch durch Wissen gefallen ist! Es klingt deshalb unlogisch, weil Logik zum Wissen gehört. Die Logik ergreift voll die Partei des Wissens. Es klingt deshalb unlogisch, weil die Logik die eigentliche Ursache für den Fall des Menschen ist. Ein Mensch, der absolut logisch, absolut vernünftig, immer vernünftig ist, der nie in seinem Leben etwas Unlogisches zulässt, ist ein Wahnsinniger.

Vernunft muss sich mit Unvernunft die Waage halten; Logik muss durch Unlogik aufgewogen werden. Die Gegensätze treffen sich und wiegen einander auf. Ein Mensch, der nur rational ist, ist unvernünftig – ihm wird vieles entgehen. Tatsächlich wird ihm alles, was schön ist und alles, was wahr ist, entgehen. Er wird Plattheiten sammeln, sein Leben wird ein oberflächliches Leben sein. Er wird ein weltlicher Mensch sein.

Diese biblische Geschichte hat einen ungeheuren Tiefblick. Warum ist der Mensch durch Wissen gefallen? – weil Wissen Distanz erzeugt, weil Wissen das Ich und das Du erzeugt, weil Wissen das Subjekt und das Objekt erzeugt, den Wissenden und das Gewusste, den Beobachter und das Beobachtete. Wissen ist im Grunde schizophren. Es erzeugt eine Kluft – und dann gibt es keine Möglichkeit, sie zu überbrücken. Das ist der Grund, warum der Mensch umso unreligiöser geworden ist, je wissender er geworden ist.

Je gebildeter ein Mensch ist, desto geringer seine Chance, sich Gott zu nähern. Jesus hat recht, wenn er sagt: „Nur Kinder werden in mein Himmelreich kommen können“… nur Kinder? Was ist diese Eigenschaft, die ein Kind hat, und die ihr verloren habt? Das Kind hat die Eigenschaft des Nichtwissens, der Unschuld. Es schaut mit Staunen, seine Augen sind absolut klar. Es schaut tief, aber es hat keine Vorurteile, keine Urteile, keine Apriori-Vorstellungen. Es projiziert nicht, daher lernt es nur das kennen, was ist.

Erst neulich sprachen wir über den Unterschied zwischen Realität und Wahrheit. Ein Kind weiß die Wahrheit, ihr kennt nur die Realität. Realität ist das, was ihr erzeugt habt – durch Projizieren, Begehren, Denken. Die Realität ist eure Interpretation der Wahrheit. Die Wahrheit ist einfach das, was ist. Die Realität ist das, was ihr begriffen habt – sie ist euer ‚Begriff‘ von Wahrheit. Realität besteht aus lauter Dingen, alle getrennt. Die Wahrheit besteht aus einer einzigen kosmischen Energie. Die Wahrheit besteht aus Einheit, die Realität aus Vielheit. Die Realität ist ein Mob, die Wahrheit ist Einklang. Ehe wir auf die Sutras eingehen, muss dies der Grundstein sein: dass Wissen ein Fluch ist.

J. Krishnamurti hat gesagt: „Negieren heißt still sein.“ Was negieren? Das Wissen, den Verstand negieren, diese ständige Geschäftigkeit in dir negieren, einen ungeschäftigen Raum kreieren. Wenn du unbeschäftigt bist, bist du mit dem Ganzen in Einklang. Wenn du beschäftigt bist, hast du den Einklang verloren. Daran liegt es, dass jedesmal, wenn du zu einem Moment der Stille kommst, eine ungeheure Freude aufkommt. In so einem Moment hat das Leben Bedeutung, in so einem Moment hat das Leben eine Großartigkeit jenseits aller Worte. In so einem Moment ist das Leben ein Tanz. Selbst wenn in so einem Moment der Tod kommt, wird es ein Tanz und ein Fest werden, weil so ein Moment nichts anderes kennt als Freude. So ein Moment ist froh, er ist selig.

Wissen muss negiert werden. Aber nicht, weil ich es sage oder weil J. Krishnamurti es sagt oder weil Gautam Buddha es gesagt hat. Wenn ihr es nur deshalb negiert, weil ich es sage, dann werdet ihr euer Wissen negieren und stattdessen alles, was ich sage, als euer Wissen einsetzen; ihr werdet es ersetzen. Das Negieren darf nicht vom Verstand ausgehen, denn sonst ist der Verstand sehr trickreich. Dann wird alles, was ich sage, zu eurem Wissen gemacht, und ihr fangt an, euch daran zu klammern. Dann werft ihr eure alten Götzenbilder fort und ersetzt sie durch neue. Aber es ist das gleiche Spiel, nur gespielt mit neuen Wörtern, neuen Vorstellungen, neuen Gedanken.

Wie soll man denn dann sein Wissen negieren? – nicht durch anderes Wissen! Es genügt, einfach die Tatsache einzusehen, dass Wissen Distanz schafft – einfach intensiv und total diese Tatsache einzusehen. Nicht, dass du es durch etwas anderes ersetzen müsstest. Solch eine Intensität ist Feuer, solch eine Intensität wird dein Wissen einäschern. Solch eine Intensität ist es, die man ‚Erkenntnis‘ nennt. Die Einsicht wird dein Wissen verbrennen, und dann wird es nicht durch anderes Wissen ersetzt werden. Danach herrscht Leere – Shunyata. Danach herrscht das Nichts, denn dann gibt es keinen Inhalt. Danach herrscht die ungetrübte, unverzerrte Wahrheit.

Ihr müsst sehen, was ich hier sage; ihr dürft nicht auswendig lernen, was ich hier sage. Wenn ihr hier bei mir sitzt, wenn ihr mir jeden Tag lauscht, dann fangt nicht an, Wissen zu sammeln! Wenn ihr mir hier lauscht, fangt nicht an zu horten!

Mir zu lauschen muss ein Experiment im Erkennen werden. Ihr müsst mir mit Intensität, mit Totalität zuhören, mit so viel Wachheit, wie euch nur möglich ist. In dieser Wachheit selber seht ihr den springenden Punkt, und in diesem bloßen Sehen liegt die Verwandlung. Nicht, dass ihr hinterher noch darüber hinaus etwas zu tun hättet. Das Sehen selbst bringt die Mutation.

Wenn Anstrengung nötig ist, beweist das nur, dass du missverstanden hast. Wenn du morgen zu mir kommst und fragst: „Ich habe kapiert, dass Wissen der Fluch ist, dass Wissen Distanz schafft. Wie werde ich es nun aber los?“ – dann hast du missverstanden. Wenn das ‚Wie‘ auftaucht, hast du missverstanden. Das ‚Wie‘ kann nicht auftauchen, denn das ‚Wie‘ bittet um mehr Wissen. Das ‚Wie‘ bittet um Methoden, um Techniken: „Was sollte man tun?“ Dabei genügt das Erkennen; es braucht durch keine Anstrengungen unterstützt zu werden. Sein Feuer ist mehr als genug, um alles Wissen, das du in dir trägst, zu verbrennen. Sieh einfach den springenden Punkt!

Wenn du mir zuhörst, geh mit mir mit! Wenn du mir zuhörst, halte meine Hand und geh in die Räume hinein, in die ich dir hineinhelfen möchte. Und sieh, was ich sage, diskutiere nicht. Sage nicht ja, sage nicht nein. Stimme nicht zu, lehne nicht ab. Sei einfach mit mir in diesem Moment! – und plötzlich ist die Erkenntnis da. Wenn du aufmerksam zuhörst …

Und mit Aufmerksamkeit meine ich nicht Konzentration. Mit Aufmerksamkeit meine ich einfach, dass du mir mit Bewusstheit, nicht mit Stumpfsinn zuhörst, sondern mit Intelligenz, mit Lebendigkeit, mit Offenheit zuhörst. Du bist hier, jetzt, mit mir. Genau das meine ich mit Aufmerksamkeit: Du bist nirgendwo anders. Du vergleichst nicht in deinem Kopf das, was ich sage, mit deinen alten Gedanken. Du vergleichst überhaupt nicht, du urteilst nicht. Was immer ich sage, du urteilst nicht innen, in deinem Innern darüber, ob es stimmt oder nicht stimmt oder wieviel davon stimmt.

Erst vor wenigen Tagen sprach ich mit einem Sucher. Er hat die Qualität eines Suchers, aber ist beladen von Wissen. Während ich zu ihm sprach, füllten sich seine Augen mit Tränen. Sein Herz wollte sich gerade öffnen, aber im selben Moment sprang der Verstand dazwischen und zerstörte die ganze Schönheit. Er ging gerade ins Herz und öffnete sich, aber sofort schaltete sich sein Verstand ein. Diese Tränen, die kurz davorstanden überzufließen, verschwanden. Seine Augen wurden trocken. Was war geschehen? Ich hatte etwas gesagt, womit er nicht einverstanden war. Bis zu einem bestimmten Punkt hatte er mir zugestimmt, dann sagte ich etwas, was gegen seine jüdische Erziehung, was gegen die Kabbala ist. Und sofort veränderte sich die ganze Energie. Er sagte: „Das ist alles richtig. Alles, was du sagst, stimmt, nur dieser eine Punkt nicht – dass Gott keine Absichten hätte, dass die Existenz absichtslos sei – dem kann ich nicht beipflichten. Denn die Kabbala sagt genau das Gegenteil – dass das Leben einen Zweck hat, dass Gott absichtsvoll plant, dass er uns ein Schicksal zuteilt, dass es eine Bestimmung gibt!“

Er mag es vielleicht nicht einmal so gesehen haben – dass er in dem Moment den Faden verlor, weil das Vergleichen dazwischenkam. Was hat die Kabbala mit mir zu tun? Wenn ihr bei mir seid, dann legt all euer Wissen über Kabbala, über Yoga, über Tantra, über dieses und jenes beiseite. Wenn ihr bei mir seid, seid bei mir. Wenn ihr total bei mir seid – und ich meine damit nicht, dass ihr mit mir einer Meinung seid, vergesst das nicht. Ich sage damit nicht, seid einer Meinung mit mir! Es geht absolut nicht ums Zustimmen oder Nichtzustimmen.

Wenn du eine Rose siehst, bist du dann einer Meinung mit ihr oder bist du anderer Meinung? Wenn du einen Sonnenaufgang siehst, bist du einer Meinung damit oder anderer Meinung? Wenn du den Mond in der Nacht siehst, dann siehst du ihn einfach! Entweder du siehst ihn oder du siehst ihn nicht, aber Zustimmung oder Nichtzustimmung kommen nicht in Betracht.

Seid genau auf diese Art und Weise mit mir zusammen. Das ist die Art und Weise, mit einem Meister zu sein. Seid einfach mit mir. Ich versuche euch nicht von irgendetwas zu überzeugen. Ich versuche euch nicht zu irgendeiner Theorie, Philosophie, Lehrmeinung, zu irgendeiner Kirche zu bekehren, nein! Ich teile nur mit euch, was mir widerfahren ist. Und genau in diesem Teilen kann es, wenn ihr euch einlasst, auch euch widerfahren. Es ist ansteckend. Erkennen verwandelt.

Wenn ich sage, Wissen ist ein Fluch, mögt ihr zustimmen, nicht zustimmen – daneben! Ihr hört einfach zu, ihr schaut einfach hinein, ihr geht in den ganzen Prozess des Wissens hinein. Ihr seht, wie Wissen Distanz erzeugt, wie Wissen zur Barriere wird, wie das Wissen sich querstellt, wie das Wissen immer mehr wird und die Distanz immer größer wird, wie die Unschuld durch Wissen verloren geht, wie das Staunen durch Wissen zerstört, verkrüppelt, gemordet wird, wie das Leben durch Wissen zu einer stumpfen und langweiligen Geschichte wird. Alles Geheimnis geht verloren, und mit dem Geheimnisvollen geht Gott verloren.

Das Geheimnisvolle verschwindet, weil ihr die Vorstellung habt, Bescheid zu wissen. Wenn ihr Bescheid wisst, wie kann es dann etwas Geheimnisvolles geben? Geheimnisse sind nur möglich, wenn ihr nicht wisst. Und denkt daran, der Mensch ist nicht etwas Altbekanntes! Alles, was wir angesammelt haben, ist nur Müll. Das Letzte und Höchste entzieht sich dem Zugriff. Was wir angesammelt haben, sind nur Fakten, die Wahrheit bleibt von unseren Anstrengungen unberührt. Und das ist die Erfahrung nicht nur Buddhas, Krishnas, Krishnamurtis und Ramanas, sondern das ist sogar auch die Erfahrung Edisons, Newtons, Albert Einsteins. Das ist die Erfahrung der Dichter, Maler, Tänzer.

Alle großen Intelligenzen der Welt – sie mögen Mystiker sein, sie mögen Dichter sein, sie mögen Wissenschaftler sein – stimmen absolut in einem Punkt überein: Je mehr wir wissen, desto mehr verstehen wir, dass das Leben ein absolutes Geheimnis ist. Unser Wissen zerstört sein Geheimnis nicht. Nur dumme Leute sind es, die meinen, weil sie ein bisschen wüssten, gäbe es jetzt kein Geheimnis mehr im Leben. Nur der mittelmäßige Kopf ist es, der zuviel Wert auf sein Wissen legt. Der intelligente Kopf steht über dem Wissen. Er benutzt es, benutzt es zweifellos – es ist nützlich, zweckmäßig, aber er weiß sehr genau, dass alles Wahre verborgen ist, verborgen bleibt. Wir können immer mehr wissen und wissen, aber Gott bleibt unergründlich. Lauscht mit Einsicht, Aufmerksamkeit und Totalität. Und in diesem bloßen Hinsehen werdet ihr etwas erkennen, und dieses Erkennen verändert euch. Ihr fragt nicht nach dem Wie. Das meint Krishnamurti, wenn er sagt: „Negieren heißt still sein“. Erkennen negiert. Und wenn etwas negiert wird und nichts an dessen Stelle gesetzt wird, wenn etwas zerstört wurde und nichts an seinen Platz gestellt, nachgefüllt wurde, dann ist Stille da. Denn dann ist Raum da. Stille ist da, weil das Alte hinausgeworfen und das Neue nicht hereingeholt wurde.

Diese Stille nennt Buddha Shunyata. Diese Stille ist die Leere, das Nichts. Und nur dieses Nichts kann in der Welt der Wahrheit operieren. Das Denken kann dort nicht operieren. Das Denken funktioniert nur in der Welt der Dinge, weil das Denken auch ein Ding ist – subtil zwar, aber immer noch materiell. Das ist der Grund, warum sich Denken aufzeichnen lässt, warum sich Denken weiterleiten, mitteilen lässt. Ich kann dir einen Gedanken hinwerfen, und du kannst ihn aufgreifen, kannst ihn dir aneignen. Man kann ihn nehmen und geben, er ist auslieferbar, weil er ein Ding ist. Er ist ein materielles Phänomen.

Die Leere lässt sich nicht geben. Die Leere kann dir nicht hingeworfen werden. Du kannst an ihr teilhaben, du kannst in sie eingehen, aber niemand kann sie dir geben. Sie ist unauslieferbar. Und nur Leere operiert in der Welt der Wahrheit. Die Wahrheit wird nur erkannt, wenn der Verstand nicht ist. Um die Wahrheit zu wissen, muss der Verstand aufhören, muss er seine Funktion aufgeben, muss er ruhig, still, reglos sein.

Denken kann in der Wahrheit nicht operieren. Aber die Wahrheit kann durch Gedanken operieren. Man kann durch Denken nicht bis zur Wahrheit vordringen. Aber wenn du die Wahrheit erlangt hast, kannst du das Denken in ihren Dienst stellen. Das ist es genau, was ich hier mache, was Buddha getan hat, was alle Meister getan haben. Was ich sage, ist Gedanke, aber hinter diesem Gedanken ist Leere. Diese Leere ist nicht durch Denken hervorgebracht worden, diese Leere existiert jenseits des Denkens. Denken kann sie nicht berühren, Denken kann sie nicht einmal anschauen.

Ist euch schon eines aufgefallen? – dass ihr über die Leere nicht nachdenken könnt, dass ihr die Leere nicht zu einem Gedanken machen könnt? Ihr könnt nichts über sie denken, sie ist ‚undenkbar‘. Wenn ihr über sie etwas denken könnt, wäre es überhaupt nicht die Leere. Das Denken muss weichen, damit die Leere kommen kann; sie begegnen sich nie. Sobald die Leere gekommen ist, kann sie sich aller möglichen Mittel bedienen, um sich auszudrücken.

Erkennen ist ein Zustand des Nichtdenkens. Was immer ihr erkennt, erkennt ihr nur, wenn kein Gedanke da ist. Auch hier, während ihr mir lauscht, mit mir seid, erkennt ihr manchmal. Aber diese Momente sind Lücken, Zwischenräume. Der eine Gedanke ist gerade fort, der nächste ist noch nicht da, und eine Lücke tut sich auf; und in dieser Lücke schlägt etwas zu, beginnt zu vibrieren. Es ist, wie wenn jemand auf einer Trommel spielt. Die Trommel ist innen leer, nur darum kann man auf ihr spielen. Diese Leere vibriert. Dieser wundervolle Ton, der aus ihr kommt, wird aufgrund der Leere erzeugt. Wenn du ohne einen Gedanken bist, dann wird etwas möglich, sofort möglich. Dann kannst du sehen, wovon ich spreche. Dann wird es nicht nur ein gehörtes Wort sein, dann wird es eine Intuition, eine Einsicht, eine Vision sein, dann hast du hineingeschaut, warst du meiner teilhaftig.

Erkennen ist ein Zustand des Nichtdenkens, Nicht-Gedankens. Es ist eine Lücke, ein Zwischenraum im Prozess des Denkens, und in dieser Lücke blitzt es auf, ist die Wahrheit.

Das englische Wort für leer, empty, kommt aus einer Wurzel, die Muße, Tatenlosigkeit bedeutet. Das ist ein schönes Wort, wenn ihr an seine Wurzel geht. Die Wurzel ist bedeutungsschwer – sie bedeutet müßig, unbeschäftigt. Wann immer ihr unbeschäftigt seid, Muße habt, seid ihr leer. Und denkt daran: Das Sprichwort, das besagt, dass ein unbeschäftigter Kopf die Werkstatt des Teufels sei, ist purer Unsinn. Genau das Gegenteil ist der Fall: Der beschäftigte Kopf ist die Werkstatt des Teufels! Aber ihr müsst verstehen, was ich unter leer verstehe – voller Muße, entspannt, unverkrampft, reglos, wunschlos sein, nirgendwohin streben, einfach nur hier sein, absolut hier. Ein leerer Kopf ist eine reine Präsenz. Alles ist möglich in jener reinen Präsenz, weil die ganze Existenz dieser reinen Präsenz entspringt.

Diese Bäume hier wachsen aus dieser reinen Präsenz, diese Sterne werden aus dieser reinen Präsenz geboren, wir alle hier, alle Buddhas sind aus dieser reinen Präsenz hervorgegangen. In dieser reinen Präsenz bist du in Gott, bist du Gott. Beschäftigt fällst du; beschäftigt musst du aus dem Garten Eden vertrieben werden. Unbeschäftigt bist du wieder in den Garten zurückgekehrt, unbeschäftigt bist du wieder daheim.

Wenn der Kopf nicht mit der Realität, mit Dingen, mit Gedanken beschäftigt ist, dann ist dasjenige da, was ist. Und das, was ist, ist die Wahrheit. Nur in der Leere kommt es zur Begegnung, zur Verschmelzung. Nur in der Leere öffnest du dich der Wahrheit und geht die Wahrheit in dich ein. Nur in der Leere wirst du schwanger von Wahrheit.

Dies sind die drei Zustände des Geistes: Der erste ist Inhalt und Bewusstsein. Du hast immer irgendwelche Inhalte im Kopf – ein Gedanke, der vorüberzieht, ein Wunsch, der aufsteigt, Wut, Gier, Ehrgeiz. Du hast immer einen Inhalt im Kopf. Der Kopf ist niemals unbeschäftigt. Der Verkehr geht weiter, tagein, tagaus. Im Wachen ist er da, im Schlaf ist er da. Wachend nennt man es Denken, schlafend nennt man es Träumen – es ist derselbe Prozess. Das Träumen ist etwas primitiver, das ist alles – weil es in Bildern denkt. Es benutzt keine Begriffe, nur Bilder. Es ist primitiver; wie die kleinen Kinder denkt es in Bildern. Darum müsst ihr in die Bücher für kleine Kinder große Bilder hineintun, bunt, weil sie in Bildern denken. Durch die Bilder werden sie Wörter lernen. Nach und nach werden diese Bilder immer kleiner, und schließlich verschwinden sie.

Der primitive Mensch denkt ebenfalls in Bildern. Die ältesten Sprachen sind Bildersprachen. Chinesisch ist eine Bildersprache, es hat kein Alphabet. Es ist die älteste Sprache überhaupt. Nachts also werdet ihr wieder zu Primitiven, da vergesst ihr eure Bildung vom Tage und fangt an, in Bildern zu denken. Aber es ist das gleiche.

Und die Idee des Psychoanalytikers, in eure Träume hineinzuschauen, ist wertvoll, weil dann mehr Wahrheit da ist, weil ihr dann primitiver seid. Ihr versucht nicht, irgendwen zu täuschen, ihr seid authentischer. Am Tage zieht ihr euch eine Persönlichkeit an, die euch verdeckt – Schichten über Schichten von Persönlichkeit. Es ist sehr schwierig, den wahren Menschen ausfindig zu machen. Ihr werdet tief nachgraben müssen, und das tut weh, und der Betreffende wird sich sträuben. Aber in der Nacht legt ihr zugleich mit euren Kleidern auch eure Persönlichkeit ab. Ihr braucht weder das eine noch das andere, weil ihr mit niemandem kommunizieren werdet. Ihr seid allein in eurem Bett; und da werdet ihr nicht in der Welt sein, ihr werdet absolut in eurem privaten Reich sein, ihr braucht also nichts zu verstecken und niemandem etwas vorzumachen. Eben darum versucht der Psychoanalytiker, in eure Träume einzudringen, denn die zeigen sehr viel klarer, wer ihr seid. Aber es ist das gleiche Spiel, nur in verschiedenen Sprachen gespielt; das Spiel selber unterscheidet sich nicht. Das also ist der gewöhnliche Geisteszustand: Geist und Inhalt, Bewusstsein plus Inhalt.

Der zweite Geisteszustand ist Bewusstsein ohne Inhalt. Genau das ist Meditation. Du bist ganz und gar wach, und eine Lücke, eine Pause ist da. Du triffst keinen Gedanken an, du hast keinen Gedanken vor dir. Du schläfst nicht, du bist wach – aber es ist kein Gedanke da. Das ist Meditation.

DAS HERZ-SUTRA

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