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TAG 3
Johannes (der Täufer) – Vom Inhalt und der Verpackung

Dieser Moment, wenn wir ein liebevoll verpacktes Weihnachtsgeschenk auspacken und uns innerlich so sehr über das freuen, was wir uns schon lange gewünscht haben. Wir fühlen es und können schon an der äußeren Form genau erkennen, dass unser Wunsch endlich in Erfüllung geht – doch es ist statt des coolen Trikots des Lieblingsvereins doch wieder ein langweiliger Schlafanzug. Aber jetzt bloß keine Enttäuschung anmerken lassen, wo Oma uns doch so erwartungsvoll anstrahlt.

Situationen wie diese zeigen uns, wie schnell es passieren kann, dass wir den Inhalt nach dem äußeren Erscheinungsbild beurteilen, und schon meinen wir zu wissen, was sich im Inneren befindet. Während sich bei optisch ansprechenden Dingen unsere positiven Erwartungen steigern lassen (haben Sie schon einmal ein Apple-Produkt ausgepackt?), geht es uns umgekehrt genauso: Stellen Sie sich das einmal vor, ein Bayern-Trikot in Schiesser-Verpackung oder eine Swarovski-Vase im Mixer-Karton. Wir sehen etwas, was uns von außen überhaupt nicht gefällt, und verschließen uns automatisch für das, was sich im Inneren befindet. Das kann bei banalen Dingen wie eben Geschenken der Fall sein, ebenso aber auch bei Menschen und Institutionen: Nichts bleibt vor unserem oft zu voreiligen Urteil verschont.

Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, haben wir alle schon mehr als einmal eine Person frühzeitig als unsympathisch oder gar »abschreckend« abgestempelt, ohne einen Blick hinter die Kulissen zu werfen – den Inhalt nach der »Verpackung« bewertet. Oder wir haben ein Haus von außen gesehen und den Gedanken nicht einmal erst zugelassen, dass sich hinter der abgenutzten und schäbigen Fassade wunderschöner Wohnraum befinden könnte.

Wegbereiter mit PR-Problemen

In den biblischen Berichten über das Leben Jesu finden wir eine Person, auf die dieses Prinzip genau passt: Johannes der Täufer. Ein wahres Paradebeispiel für eine solche Person mit einer »abschreckenden Fassade«, aber umso wertvollerem Inhalt. Johannes galt als der Wegbereiter von Jesus Christus und war somit auch ein wichtiger Bestandteil der Geschichte, die mit Weihnachten begann. Er war dafür bekannt, dass er vielen einfachen Menschen von Gott und dem kommenden Messias erzählte, die dann ihr Leben veränderten und sich von ihm taufen ließen.

Es ist erwähnenswert, dass Johannes der Täufer nicht nur ein Wegbereiter, sondern sogar Teil von Jesu Familie war. Johannes’ Mutter Elisabeth war eine Verwandte von Maria, der Mutter von Jesus. Aber nicht allen Menschen ging es so. Die damalige Oberschicht war von seinem Äußeren und der Art der Vermittlung seiner Botschaft irritiert und abgeschreckt, sodass er von diesen Menschen häufig nur als Spinner abgetan wurde und seine Worte keine Relevanz für sie hatten.

Johannes hatte ein ungewöhnliches Äußeres sowie einen, sagen wir mal, »speziellen« Lebensstil. Er trug ein Gewand aus Kamelhaar an seinem Körper und ernährte sich von Heuschrecken und wildem Honig (vgl. Markus 1,6). Mit unserem bloßen Blick von außen hätten wir ihn wohl auch direkt als »verrückt« und »weltfremd« abgestempelt, ohne ihm weiteres Interesse zu schenken – verwunderlich, dass so einer überhaupt Anhänger hatte.

Unter den Menschen aus dem »normalen« Volk kam es nicht selten vor, dass er für den angekündigten Messias gehalten wurde, was er mit Sätzen wie dem Folgenden zu widerlegen versuchte: »Bald wird einer kommen, der stärker ist als ich; ich bin nicht einmal wert, sein Diener zu sein« (Markus 1,7).

Kirche und Glaube

Besonders im christlichen Kontext werden wir auf der Suche nach »merkwürdigen« Menschen oder irgendwie schrägen Institutionen schnell fündig. Fromme und weltfremde Christen in eingeschlafenen Kirchen auf kalten Kirchenbänken prägen unser heutiges Bild von Kirche, Glaube und Gott. Das tief in uns verankerte, womöglich negativ besetzte Bild von Kirche und teilweise den kirchlich engagierten Menschen bringt uns dazu, unmittelbar von der Verpackung auf den Inhalt zu schließen.

Und damit nicht genug: Die Kirche hat der Menschheit in ihrer Historie mehr als einmal Material dafür geboten, sich von ihr abzuwenden. Seit mittlerweile einem Jahrzehnt ist das Thema »Kindesmissbrauch in der Kirche« nicht mehr aus der Öffentlichkeit wegzudenken. Für viele war dies verständlicherweise ein Totschlagargument, der Kirche und somit dem christlichen Glauben ganz den Rücken zu kehren.

An dieser Stelle gibt es nichts zu beschönigen!

Die christlichen Kirchen haben dadurch häufig einen schwierigen Stand in der Gesellschaft. Es wurden von Kirchenvertretern unverzeihliche Fehler gemacht, die bedauerlicherweise für immer Teil unserer Menschheitsgeschichte bleiben werden. Das Tragische daran ist, dass für viele die Kirche und der Glaube an Gott unweigerlich zusammengehören. Sie verwechseln Gott mit Kirche und verlassen beides.

Wir sind der festen Überzeugung, dass es Gott unheimlich schmerzt, was für Dinge viele Menschen und Kirchen aus vermeintlich christlicher Motivation taten und noch heute tun. Dinge, die Gottes Absichten komplett verdrehen und falsche Zeichen setzen.

Bitte auspacken!

Erkennen Sie sich darin wieder? Ist Ihr bisheriges Bild vom Glauben auch so sehr geprägt von Kirche und ihren Mitgliedern, dass Sie mit Gott nicht viel oder sogar gar nichts anfangen können?

Wir möchten Sie dazu ermutigen, eine neue Perspektive einzunehmen, Ihren Blick wegzulenken von der Verpackung hin zum Inhalt und ihm eine zweite Chance zu geben. Weg vom Mixer-Karton, hin zur Swarovski-Vase.

Johannes war einer dieser »verrückten« und äußerlich abschreckenden Menschen, die Gott dennoch als wichtigen Teil in seinen großen Plan einbezog. Genau diesen Mann, den heuschreckenessenden Mann in Kamelhaar, wählte Gott als Wegbereiter für Jesus Christus. Warum? Weil Gott das aufrichtige Herz dieses Mannes sah und sich nicht von seinem gewöhnungsbedürftigen Kleidungsstil oder den schrägen Essgewohnheiten abschrecken ließ. Dass Gott Menschen in seine Pläne einbezieht, die nach menschlichen Kriterien nicht mal in die engere Auswahl kämen, kommt übrigens noch öfter vor (mehr dazu im Kapitel 21 »Maria«).

Johannes bekam in der Kirchengeschichte den Beinamen »der Täufer«, weil er die Menschen, die in ihrem Leben (und Herzen) eine neue Richtung einschlagen wollten, taufte. Er bereitete die Menschen auf die lang ersehnte Ankunft des Messias vor. Sicherlich hätte er, als eine Art Influencer der Antike, den Einfluss auf seine Nachfolger zu seinem eigenen Vorteil nutzen können. Doch Johannes war fest davon überzeugt, dass die Menschen das Beste verpassen würden, wenn sie ihren Fokus auf ihn gerichtet hielten. Deshalb betonte er immer und immer wieder eines: »Ich bin nicht der Christus« (Johannes 1,20b).

Nicht Christus

Johannes war der Wegbereiter – aber er war nicht Christus!

Die Kirche, wie wir sie von damals und heute kennen – ist nicht Christus!

Die ganzen Vorurteile, die Sie womöglich über den Glauben aufgrund verschiedenster Erfahrungen haben – sind nicht Christus!

Die Menschen, die die gute Nachricht, dass Jesus für uns auf diese Welt kam, verbreiten möchten – sind nicht Christus!

Dieses Buch – ist nicht Christus!

Kein Einziger auf dieser Erde kann sich anmaßen, zu behaupten, er sei wie Christus. Allein der Sohn Gottes, dessen Menschwerdung an Weihnachten gefeiert wird und der, obwohl er uns so nahekam, doch auch in seinem Leben auf der Erde so anders war als wir alle, ist Christus.

Unser Wunsch ist es, wie Johannes Wegbereiter zu sein und immer wieder auf Jesus und seine großen Taten hinzuweisen. Es wäre sinnlos, den Anspruch an uns zu stellen, Gott in seiner Perfektion widerzuspiegeln. Darum geht es auch nicht, denn schließlich sind wir nur Menschen. Fehlerhaft und unperfekt.

Wie Johannes der Täufer können wir unser Bestes geben, manchmal ein wenig schräg und unvollkommen, aber mit dem Wissen und der Haltung: Wir sind nicht Christus.

Ein Beispiel für den Humor von Jesus finden wir in seinem Vergleich eines die Armen unterdrückenden Reichen mit einem Kamel: »Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes kommt!« (Matthäus 19,24). Seine Liebe hat er oft betont, wie z. B. in Johannes 15,9: »Ich habe euch genauso geliebt, wie der Vater mich geliebt hat. Bleibt in meiner Liebe.« Wie Jesus mit Mitgefühl dem Leid der Menschen begegnete, Jesu Großzügigkeit, sein Humor und seine Liebe für die Menschen zeigen uns, wie »Christsein« und der Glaube an Gott wirklich ist.

Das Kind in der Krippe ist der Christus.

Lassen Sie uns über Menschen und Kirchen hinwegsehen und unseren Glauben von dem bestimmen lassen, der Gott in Menschengestalt offenbart hat: Jesus Christus. Lassen Sie uns zurückgehen in unsere Glaubens-Stille-Post-Kette, zurück zum Ursprung, zurück zum Anfänger und Vollender unseres Glaubens, »indem wir unsere Augen auf Jesus gerichtet halten, von dem unser Glaube vom Anfang bis zum Ende abhängt« (Hebräer 12,2).

24 x Weihnachten neu erleben

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