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DER LANGE WEG ZUR FREIEN LEHRE UND FORSCHUNG

Im Konzil von Toulouse im Jahre 1229 wurde die Inquisition beschlossen. Durch sie sollte die Reinhaltung des christlichen Glaubens gesichert, Häretiker und Ketzer aufgespürt und verfolgt werden. Die Ordensgemeinschaften der Dominikaner und der Franziskaner wurden mit der Durchführung beauftragt. Sie meldeten die «Glaubensabweichler» und «-abweichlerinnen» den weltlichen Behörden, die dann urteilten. Die härteste Bestrafung war der Tod durch Verbrennung.

Die Inquisition war eines der schlimmsten Machtinstrumente der katholischen Kirche im 2. Jahrtausend unserer Zeitrechnung. Abgesehen von den unzähligen unschuldigen Menschen, die ihr zum Opfer fielen, lähmte sie jahrhundertelang die freie Forschung und Lehre. Wer die dogmatische Glaubenslehre, die kaum mehr etwas mit dem Urchristentum zu tun hatte, infrage stellte, riskierte die Verfolgung durch die Inquisition.

Offiziell aufgehoben wurde dieses Machtinstrument erst mit dem 2. Vatikanischen Konzil im Jahre 1965, als die katholische Kirche nach mehreren Jahrhunderten die Religionsfreiheit aller Menschen anerkannte. In den Klöstern, die im Mittelalter entstanden, wurde nebst dem täglichen Gebet der Mönche und Nonnen viel studiert. Insbesondere in der Pflanzenkunde wurden dabei viele Erkenntnisse gewonnen, die noch heute in der Medizin von Bedeutung sind. Ebenfalls von Interesse war nach wie vor die Astronomie.

Der Universalgelehrte und Domherr Nikolaus Kopernikus (1473–1543) entdeckte durch Beobachtungen des Sternenhimmels weitere Planeten, die nicht in das Bild der Kristallsphären von Dante passten.

Dank der Erfindung des Glases im alten Ägypten im 4. Jahrhundert vor Christus war die Technik zur Produktion von Brillen und Linsen schon sehr früh bekannt. Insbesondere in Holland spezialisierte man sich mit dem Aufkmmen der Ozeanschifffahrt auf das Schleifen von Linsen zur Herstellung von Fernrohren, die auf hoher See nicht wegzudenken waren. Erwähnenswert sind hier auch der Kompass, der in China schon lange vor unserer Zeitrechnung bekannt war, und der Sextant zur Orientierung nach den Sternen. Beide waren für die Schifffahrt ebenso unentbehrlich wie das Fernrohr.


Kompass und Sextant, Privatbesitz.

Kopernikus konnte mit solchen ersten Fernrohren zusätzliche Erkenntnisse über die Planetenbewegungen gewinnen. Dies führte ihn zu der Überzeugung, dass das geozentrische System für die Vorhersage der Planetenpositionen über längere Zeiträume ungeeignet war. Im Jahre 1507 griff er auf die von Aristarchos von Samos überlieferte Idee zurück, dass nicht die Erde, sondern die Sonne das ruhende Zentrum des Planetensystems bilde. Er beschrieb die jährliche Bewegung der Erde um die Sonne und die tägliche Umdrehung des Fixsternhimmels (Kristallsphären) als Resultat der Erdrotation um die eigene Achse. Die Mathematik von Euklid half ihm, die planetarischen Bahnen, damals noch als kreisförmig angenommen, zu berechnen, dies allerdings nicht vollständig. Seine Arbeiten beschrieb er in einem Manuskript bereits 1514. Veröffentlicht wurde dieses allerdings erst kurz vor seinem Tod im Jahre 1543 unter dem Titel «Über die Kreisbewegungen der Weltkörper» (de revolutionibus orbium coelestium). Trotz der Widmung an den Papst kam das Werk im Jahre 1616 auf den «Index librorum prohibitorum» und wurde somit vom Vatikan verboten. Kopernikus entkam den Inquisitoren durch seinen natürlichen Tod im Jahre 1543.


Experimentieren mit Kepler’schen Fernrohren, Kupferstich von 1626.

Ein weniger glückliches Schicksal ereilte einige Jahrzehnte später Galileo Galilei (1564–1642). Dieser erkannte durch seine Erforschung des Sternenhimmels mithilfe eines selbstgebauten Fernrohres, dass Kopernikus recht gehabt hatte und das geozentrische Weltbild durch das heliozentrische Weltbild mit der Sonne als Zentrum zu ersetzen sei. Galilei war sich durchaus bewusst, welchen Gefahren er sich durch die Veröffentlichung seiner Forschungsergebnisse aussetzte. Deshalb versuchte er, die geltende Glaubenslehre so umzudeuten, dass das heliozentrische System darin Platz hat. Doch dies blieb erfolglos. Von den Inquisitoren wurde Galilei vor die Wahl gestellt, seine Theorie entweder als Irrtum zu widerrufen oder zum Tode verurteilt zu werden. Als «treuer Katholik» nahm er seine Forschungserkenntnisse zurück und entkam so dem sicheren Tod. Er wurde aber trotzdem zu lebenslangem Hausarrest verurteilt und mit einem Forschungs- und Lehrverbot belegt. Nach dem Urteil soll er gesagt haben: «Und sie [die Erde] dreht sich doch.»


Aristoteles, Ptolemäus und Kopernikus im Gespräch, Titelbild für Galileo Galileis «Dialog über die Weltsysteme», Florenz 1632.

Die Inquisition als Institution der katholischen Kirche wütete hart und unerbittlich in ganz Europa bis die Reformation in einzelnen Ländern, darunter insbesondere in Deutschland, Erleichterung brachte. Im Augsburger Religionsfrieden von 1555 wurden die Kirchen der Reformation und die katholische Kirche als gleichberechtigt anerkannt und die Inquisitoren konnten in den reformierten Gebieten nicht mehr aktiv sein.

Entdeckungen und Erfindungen, die die Welt veränderten (E-Book)

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