Читать книгу Visionen des Fritz Piccolo und der Punkt über dem i - Otto W. Bringer - Страница 4

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Zum Verständnis.

Justus ist mein Freund. Auch, und das ist wichtig, Privat-Sekretär des Fritz Piccolo. Der muss ein Tausendsassa sein. Justus erzählte, er habe in den Firmenakten gelesen, dass sein Vater ihn auf Exzellens-Universitäten der ganzen Welt geschickt hat, damit er der Beste aller Piccolos werde. Als Sohn eines Einwanderers habe er sonst keine Chancen. Als er endlich die Deutsche Staatsangehörigkeit besaß, ließ er den Vornamen seines Sohnes Federico in Fritz umschreiben. Justus meinte, er habe dabei den großen Preußenkönig Friedrich II. im Kopf gehabt. Den man im Volk den Alten Fritz nennt. Klein von Gestalt, aber ein großer König. Sein Sohn sollte ihn an Einfallsreichtum übertreffen. Und eines Tages so berühmt werden wie sein Namensvetter.

Fritz selber, nicht auf den Kopf gefallen, studierte nicht nur Physik, Chemie, Biologie in Bologna, auch Romanistik an der Sorbonne in Paris. Theologie in Barcellona und Futurologie am Institut für außerirdische Phänomene in Lausanne. Jetzt ist er der Chef eines großen Unternehmens, das aus Stahlrohr alles nur Denkbare produziert. Die bekanntesten Artikel sind der Taschenschirm «Knirps», der Servierwagen «Dinett», den Beistelltisch «Variett». Außerdem noch Krankenhausbetten, Ladeneinrichtungen. Alle Nase lang ein neues Patent.

Gut, dass Justus das Vertrauen seines Chefs besitzt.

Bei allen Konferenzen dabei, das Resultat der Gespräche aufzuschreiben. Piccolo verlangte von einem der Teilnehmer am Schluss, es auf den Punkt zu bringen. Punkte seien seine Leidenschaft. Das Minimum vom Maximum, seine ständige Formel. Vielleicht kriegt Justus auch heraus, was er für Zukunfts-Pläne hat. Es würde mich sehr interessieren. Jedes noch so Geheimes wäre bei mir gut aufgehoben. Sind wir doch Blutsbrüder. Justus und ich hatten schon mit vierzehn Jahren beschlossen, Blutsbrüder zu werden. Nachdem wir in der Quarta die zweite Fremdsprache Französisch gelernt. Mark Twains Buch «Les Adventures de Tom Sawyers» im Original verschlungen.

So schnell, wie der Daumen der linken Hand das Wörterbuch blättern konnte. Spannende Abenteuer, aber auch dramatische Situationen mit und ohne seinen Jugendfreund Huckleberry Finn erlebt. Bis der von seinem Vater auf eine einsame Insel im Mississippi entführt wurde. Um an dessen Vermögen zu kommen, das ihm eine dankbare Witwe geschenkt. Traurig endete das Buch, als beide auf dem Mississippi aneinander vorbei fuhren, ohne es zu wissen. Huck auf dem Floß, Tom auf einem Dampfer. Sie sahen sich nie mehr wieder. Da haben wir mit einer Rasierklinge eine Vene am Unterarm aufgeschlitzt und das Blut des anderen abgesaugt. Und beschlossen, aufeinander besser aufzupassen als Huck und Tom. Und uns nie zu trennen.

Visionen des Fritz Piccolo und der Punkt über dem i

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