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Einleitung des Übersetzers

Zum erstenmal erscheint die folgende Schrift in deutscher Übersetzung. Der gewählte Titel ist nicht so bekannt wie der lateinische “Historia Lausiaca”, der auf einen griechischen “(xxx)” zurückgeht. Dieser ist gebildet aus dem Namen des kaiserlichen Kämmerers Lausos, dem das Werk gewidmet war. Auch gab es die Bezeichnungen “Paradies” und "Leben der heiligen Väter“. Die letzte paßt am besten zum Inhalt, der sich zusammensetzt aus alten Mönchslegenden des Morgenlandes und anderen Aufzeichnungen über fromme Leute beiderlei Geschlechts.

Verfasser ist der Bischof Palladius von Helenopolis in Bithynien. Er sah das Licht der Welt um 364 in Galatien, war etwa 388 bis 399 oder 400 Mönch in Ägypten, vor allem Schüler des Euagrius Pontikus, dessen eigenartigen Abschied aus dem weltlichen Leben er im 38. Kapitel ausführlich erzählt, besuchte die angesehensten Klöster und lernte das asketische Leben aus eigener Anschauung kennen. Dann ging er wegen Krankheit nach Palästina, blieb dort ein Jahr, kehrte nach Kleinasien zurück und wurde (um 400) zum Bischof von Helenopolis erwählt. Im Origenistenstreite tritt er als Gegner der heiligen Hieronymus und Epiphanius auf, war jedoch dem heiligen Johannes Chrysostomus in treuer Freundschaft zugetan. Als ein Haupt der “Johanniten” verjagt, kommt er in Sachen des Chrysostomus im Frühjahre 405 nach Rom zu Papst Innozens I. und genießt die Gastfreundschaft der jüngeren Melania. 406-412 (oder 413) weilt er als Verbannter in Oberägypten; zurückgekehrt muß er (etwa 417) seinen Sitz mit dem von Aspuna vertauschen. Er starb vor 431, denn zum Konzil von Ephesus erscheint Eusebius von Aspuna.

Palladius wurde sowohl des Origenismus wie des Pelagianismus beschuldigt. Jede dieser Anklagen ist nahezu selbstverständlich beim Jünger jenes Euagrius Pontikus, den Hieronymus1 wiederholt als Vertreter origenistischer Ideen und Vorläufer des Pelagianismus brandmarkt. Und wie hätte nur ein Gegner des charakterlosen Theophilus von Alexandrien dem Vorwurf, Origenist zu sein, entrinnen sollen? Wagte man doch, die gleiche Klage wider den großen Patriarchen von Konstantinopel zu schleudern! Die Spuren der pelagianischen Irrlehre wollte man in diesem Buche finden. Der Ausdruck (xxx) = Freisein von Leidenschaft und das entsprechende Adjektiv beweise den Wahn, durch Askese vermöge der Mensch die Sinnlichkeit vollständig in sich zu ertöten, sodaß er nicht mehr versucht werden könne. Nun Fordern aber jene Stellen eine solche Deutung nicht unbedingt. Auch ist lange schon nachgewiesen, daß Autoren, deren rechtgläubigen Sinn man niemals bestritten hat, denselben Ausdruck gebrauchten.

Unter dem Namen Palladius sind zwei wertvolle Quellenschriften auf uns gekommen. Die eine trägt den Titel: “Dialogus de vita S. Johannis Chrysostomi”. Die neueste Forschung hat dargetan, daß sie höchst wahrscheinlich diesem Palladius angehört.2 Ein zwingender Beweis kann nicht erbracht werden. Das andere Werk beschäftigt uns hier. Seine Textkritik lag bis vor wenigen Jahren noch sehr im argen; denn um des erbaulichen Inhaltes willen hatte man es in den alten Klöstern nicht nur gerne gelesen, häufig abgeschrieben und in viele Sprachen übersetzt, sondern auch um neue Geschichten bereichert, sogar ein ganzes Buch, die “Historia monachorum in Aegypto” hineingewoben.

Der englische Benediktiner (jetzt Abt) Cuthbert Butler in Downside hat mit dem sprichwörtlichen Fleiße seines Ordens auf Grund des abendländischen Handschriftenmaterials “zum ersten Male eine kritisch brauchbare Form der Historia Lausiaca3 geschaffen”, einen Text, “den man für eine Ausbeutung dieser ausgezeichneten Quelle unbedenklich benutzen darf”.4

Erlebtes und Erlauschtes wird erzählt; Dinge, die den Stempel der Wahrheit an der Stirne tragen, und Legenden, die zum Widerspruche reizen, ja geradezu Märchenhaftes. Palladius war eben ein Kind seiner Zeit und ein Kind des farbenprächtig-phantastischen Orients. In einem Wunderkreise glaubte man sich zu bewegen. Was nicht alltäglich war, hielt man für übernatürlich. Und was einmal von Mund zu Munde ging, erfuhr dann neue Zutaten, wie der rollende Schneeball zur Lawine wachsen kann. Auch Umbildungen heidnischer Legenden in christliche konnten mitunterlaufen. Daß der Autor nicht kritischen Sinnes den Zeitgenossen voraneilt, erhöht den kulturgeschichtlichen Wert seines Buches. Wir haben hier “unschätzbare Dokumente für die Geschichte der Entstehung, Verbreitung und Organisation des Mönchtums, wie für das geistige Niveau, auf dem dieses Mönchtum stand”.5

Zweck der deutschen Übersetzung ist nur, mit dem Inhalt des Buches bekannt zu machen. Wer Interesse hat für das Leben der alten Einsiedler und Mönche, wird es mit Spannung lesen. Wohl sind es keine Biographien, nur einzelne Züge. Doch darin liegt ja der größte Reiz. Dazu der ständige Wechsel des Ortes: Orient und Okzident, Weltstadt und Wüste. Vor dem Geiste des aufmerksamen Betrachters baut sich ein lebendiges Bild empor. Männer und Frauen, jung und alt, reich und arm, wenden der Welt den Rücken; es kommen kindliche Seelen, es kommen Räuber und Mörder. Einzeln und nach Hunderten hausen sie dort in der Wüste, beten und arbeiten, dürsten und darben, als lebe der Mensch vom Worte Gottes allein, nicht vom Brote zugleich. Wir sehen sie Brunnen graben und Körbe flechten, hören sie Rat erholen und Rat erteilen. Bald dehnt sich die schweigende Wüste weit im glühenden Sonnenbrande; bald hebt sich Psalmenton aus einsamen Klöstern, als sängen die Geisterscharen im Paradiese; Heldenmut und menschliche Schwäche, Wahnsinn und Weisheit, Engel und Teufel ziehen vorbei. Welch’ eigenartige Welt! Und wenn wir die Schlacken und Mängel beiseite lassen, welch’ wunderbar edle, welch’ glaubensstarke Welt! Eine Welt in der Welt und nicht in der Welt! Eine Welt von der Welt und nicht von der Welt! “Sie gingen umher in Schafpelzen und Ziegenfellen, Mangel leidend, bedrängt und mißhandelt. … Sie irrten umher in Wüsten und Bergen, in Höhlen und Klüften der Erde … Ihrer war die Welt nicht wert”.6

Literatur: O. Bardenhewer, Patrologie. 3. Aufl. (1910) S.270f. Watson, Palladius and Egyptian Monasticism, in Church Quarterly Review 64 (1907) S.105/28. R. Reitzenstein, Hellenistische Wundererzählungen (1906). Sc hiwietz, Das morgenländische Mönchtum I (1904). Palladius, Histoire Lausiaque (Vies d’ascetes et de peres du desert.) Text grec, introduction et traduction francaise. p. A. Lucot. Paris 1912.

Fußnoten

1. Ep. 133 n.3; dial. adv. Pelag. prol.; comm.. in Jer. 1.IV prol.

2. Xxx. (Festschrift zum Chrysostomus-Jubiläum 1907) Roma 1908. Darin behandelt Cuthbert Butler (S. 35 ff.) die Frage (“Authorship of the Dial. De vita Chrysost.”)

3. The Lausiac History of Palladius. Bd. I/II, Cambridge 1898/1904.

4. Preuschen in Theol. Lit.-Zt. 1905, S. 423

5. Preuschen, Palladius und Rufinus (1897), S. 210.

6. Hebr 11,37 f.

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