Читать книгу Bananenangst - Patricia Modispacher - Страница 4

Оглавление

Für dich.

Du bist dick.

Und du bist schön.

Das sind keine Widersprüche.

***

Du weißt, dass es schlimm ist, wenn du vor Bananen Angst hast. Wenn du nicht mehr dazu fähig bist, eine Banane in dein Frühstücksmüsli zu schneiden oder gar einfach so als Zwischensnack in eine Banane zu beißen. Wenn du so sehr nach einer frischen, zarten Banane lechzt, dir aber lieber die Hände abschneiden würdest, als eine zu essen. Du weißt, dass es schlimm ist, wenn du träumst, dass du unermesslichen Hunger hast, aber an einem Ort bist, wo es nur Bananen gibt. Dein Magen zieht sich schmerzvoll zusammen und du denkst darüber nach, ob du vielleicht nicht doch – nein. Niemals würdest du eine Banane essen. Bevor du im Traum verhungerst, wachst du schweißgebadet und unter Tränen auf. Aber in der Realität hört der Hunger nicht auf. Dann überlegst du dir, wie lange du schon keine Bananen mehr gegessen hast. Dein Kopf beginnt zu brodeln und wirft die Rechenmaschine an. Eine Banane: so viele Kalorien wie fünf Knäckebrote. Oder zwei Packungen Sauerkraut – das macht auf jeden Fall satt. Da isst man doch lieber Sauerkraut. So viele Kalorien wie vier Kugeln Erdbeereis. Obwohl. Es kommt darauf an. Wie groß sind die Kugeln, wie schwer die Banane? Wiegen die Menschen, die die Kalorientabellen ins Internet stellen, die Banane mit oder ohne Schale? Wie viel wiegt eine Bananenschale? Für welchen Reifegrad sind die Kalorien errechnet worden? Werde ich zunehmen, wenn ich die Banane esse? Warum gibt es in diesem Albtraum kein Knäckebrot? Oder Salat? Eine Banane: so viele Kalorien wie sieben große Tomaten.

Tomaten. Kaum ein Gemüse hat weniger Kalorien. Pilze, Gurken oder Salat toppen die Tomaten mit ihrem Wasseranteil. Aber ansonsten sind Tomaten super.

Du kannst keine Bananen mehr essen, denn du hast im Internet gelesen, dass die Banane der „Schokoriegel“ unter dem Obst ist. Und du isst ja keine Schokolade mehr. Du hast schreckliche Angst davor, dem Hunger zu erliegen und die Banane zu essen. Rückfällig zu werden. Undiszipliniert. Wieder zur Versagerin. Aber du bist keine Versagerin. Nicht mehr. Du bist stark. Du kommst gut klar, ohne Bananen essen zu müssen. Du willst ja gar keine Bananen. Der Wille zu siegen, ist stärker als der Wille zu essen. Hunger ist Schwäche. Hunger ist ein Fehlsignal deines schwachen Körpers.

Hunger ist nicht real.

Also leidest du weiter unter deiner vermeintlichen Stärke und das Einzige, was sich in deinem Leben ganz prächtig ernährt, ist die Angst. Die Bananenangst. Sie ernährt sich von den tiefsten Abgründen deiner Seele, frisst sich in dich hinein, frisst dich auf. Frisst und frisst, während du nicht einmal mehr wagst, den Mund zu öffnen, um ein Knäckebrot zu essen. Und so wächst und gedeiht die Bananenangst zur Nudelangst. Kirschenangst. Weißbrotangst. Käseangst. Nussangst.

Hast du früher tatsächlich Avocado gegessen? Eine halbe Avocado: so viele Kalorien wie …

Du weißt, dass es schlimm ist, wenn du vor Bananen Angst hast. Denn wenn dir schon Bananen Angst machen, kannst du vor nichts mehr sicher sein.

Am wenigsten vor dir selbst.

Bananenangst

Подняться наверх