Читать книгу Dr. Norden Bestseller 38 – Arztroman - Patricia Vandenberg - Страница 3
Оглавление»So, Püppi, das hätten wir«, sagte Dr. Norden zu dem kleinen Mädchen, das vor ihm auf dem Stuhl saß und nun mit großen Augen den Splitter betrachtete, den er aus der kleinen Hand entfernt hatte.
Mit der Pinzette allein war das nicht zu machen gewesen, dazu hatte er zu tief gesessen. Es hatte eines kleinen Schnittes bedurft. Er hatte dem Kind eine Belohnung versprochen, und das hatte die Prozedur versüßt.
Vorerst aber sah die kleine Melanie Dondl interessiert zu, wie Dr. Norden ihre Hand verband.
»Blöder Zaun«, sagte sie. »Herr Richter muss endlich einen neuen machen lassen, das sagt Mutti auch.«
Ihre Mutter stand blass und noch immer zitternd hinter ihr. »Hast recht, Püppi, aber Dr. Norden interessiert das doch nicht.«
»Es interessiert mich schon, Frau Dondl. Der Zaun muss erneuert werden. Herr Richter hat genug Geld, und der Zaun ist ein Schandfleck.«
»Aber wenn wir was sagen, meint er, dass wir ja ausziehen könnten, und außerdem braucht Püppi nicht herumzuklettern, das ist alles, was er erwidert.«
»Ich klettere nicht mehr«, versprach die Kleine. »Hat sehr wehgetan, Onkel Doktor.«
»Jetzt bekommst du aber deine Belohnung, weil du so tapfer warst.«
Er nahm aus seinem Schreibtisch eine ganze Anzahl von Hartgummitierchen. Das war die Idee seiner Frau Fee gewesen, für die kleinen Patienten, die so gern zu ihm kamen, immer etwas bereit zu haben.
Und auch Püppi strahlte. »Darf ich das Pferdi haben? Es schaut so lieb aus«, sagte sie.
»Du darfst es haben, und von Loni bekommst du noch Kekse«, erwiderte er.
»Danke«, sagte Püppi, »ich zeig Loni jetzt meine Hand.«
»Tu das«, sagte Dr. Norden, weil er spürte, dass auch Frau Dondl etwas auf dem Herzen hatte.
»Setzen Sie sich«, sagte er zu ihr. »Der Schrecken ist ja vorbei.«
»Kann der Püppi nichts mehr passieren?«, fragte sie.
»Nein, ich habe ihr eine Tetanusspritze gegeben. Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Dondl.«
»Man kann mit Herrn Richter ja nicht vernünftig reden«, sagte sie. »In sein Haus steckt er alles rein, aber für die Mieter tut er gar nichts. Immer heißt es nur, dass wir ja ausziehen könnten, wenn uns was nichts passt. Und nun will er auch noch einen Stacheldraht ziehen.«
»Das darf er nicht, es ist verboten. Ich werde das bei der nächsten Bürgerversammlung zur Sprache bringen.«
»Aber unsretwegen sollen Sie sich nicht in Schwierigkeiten bringen«, sagte Frau Dondl erschrocken. »Das will ich nicht, Herr Doktor. Es ist ja auch nur so, weil wir so viel Geld in die Wohnung gesteckt haben, sonst würden wir eine andere suchen. Nur mein Mann wird narrisch und meint, dass wir dem Richter nicht auch noch sein Haus aufwerten müssten.«
»Womit er recht hat«, erwiderte Dr. Norden. »Aber Sie haben gerade deshalb das Recht, dass er zumindest für eine anständige Umzäunung sorgt. In unserm Viertel ist diese wirklich ein Schandfleck.«
Er konnte es aus eigener Sicht beurteilen, denn das Grundstück lag gleich bei ihnen um die Ecke. In dem alten Haus wohnten zwei Mietparteien, die Dondls und die Kellers. Beide Familien gehörten zu seinen Patienten. Anständige, arbeitsame Leute waren sie und steckten alles in ihre Wohnungen hinein, was sie erübrigen konnten, nur um ein Stück Garten für ihre Kinder zu haben.
Herbert Richter, ein Großkaufmann, hatte sich ein prächtiges Haus nebenan gebaut, nachdem er das Grundstück hatte teilen lassen. Er hatte das Glück gehabt, dieses von seinen Eltern vererbt zu bekommen. Und wie man tuschelte, hatte er jetzt den Plan, die Dondls und die Kellers aus dem alten Haus herauszugraulen, um dort ein neues zu bauen, das er für viel Geld verkaufen oder vermieten könnte. Oft genug passierte das in letzter Zeit in dieser Villengegend.
»Mit Fräulein Monika ließe sich ja reden«, sagte Frau Dondl. »Sie ist ganz anders als ihr Vater. Aber er ist stur. Ich fürchte nur, dass meinem Mann eines Tages der Kragen platzt, denn wenig zahlen wir ja auch nicht gerade.«
Es war schon recht interessant für Dr. Norden, zu erfahren, dass die Familien Dondl und Keller sechshundertfünfzig Euro Miete für die Wohnungen zahlen mussten. Wenn das auch nicht gerade zu seinem Beruf als Arzt gehörte, so nahm er sich doch die Zeit, sich noch mehr von Frau Dondl berichten zu lassen. Die kleine Melanie, die alle Püppi nannten, weil sie ein richtiges Püppchen war, ließ sich währenddessen von Loni im Vorzimmer mit Keksen füttern.
Fee Norden sah ihren Mann selten so aufgebracht wie an diesem Tag. Natürlich hatte sie es ihm gleich angesehen, dass er sich geärgert hatte.
»Warum bist du denn so grimmig?«, fragte sie im Neckton, um ihn aufzumuntern.
»Grimmig ist gar kein Ausdruck, mein Schatz. Was meinst du wohl, was dieser Richter für das alte Haus an Miete einnimmt?«
»Mehr als achthundert Euro doch bestimmt nicht«, erwiderte Fee nach einigem Nachdenken. »Und das wäre ja schon viel.«
»Denkt man, Fee. Tausenddreihundert. Jede Familie zahlt sechshundertundfünfzig.«
»Das ist doch wohl ein Gerücht«, meinte Fee.
»Ich weiß es von Frau Dondl. Sie hat bestimmt nicht übertrieben. Püppi hat sich einen gefährlichen Splitter an dem Zaun eingerissen. Einfach war es nicht, den herauszubekommen, aber die Kleine war sehr tapfer. Sie hat übrigens das Pferdchen bekommen. Wir werden bald nachbestellen müssen.«
»Mache ich. Aber jetzt erzähle erst mal. Der Zaun ist eine Katastrophe, doch anscheinend bekommt er keine Auflagen. Wenn bei uns mal die Hecke überhängt, kriegen wir gleich einen Schrieb.«
»Er muss gute Verbindungen haben. Ist ja auch im Stadtrat«, sagte Daniel.
»Und in der für ihn richtigen Partei«, warf Fee ein. »Warum mucken die Leute eigentlich nicht auf?«
»Warum mucken auch wir nicht auf? Wir nehmen doch auch Anstoß an diesem Zaun, aus dem die Latten heraushängen.«
»Du hast also vor, etwas zu unternehmen«, sagte Fee.
»Ich denke auch an unsere Kinder. Danny könnte auf die Idee kommen, auch mal über den Zaun zu klettern. Ja, ich weiß schon, was du sagen willst, Feelein. Wir sollten nicht erst zu denken beginnen, wenn es um unsere eigenen Kinder geht. Aber man muss halt immer erst einen Schubs bekommen. Ich habe schon gemeint, dass ich Püppi in die Klinik schicken muss. Aber dann ging es auch in der Praxis. Ich habe mit Frau Dondl gesprochen. Die Wohnungen kenne ich ja, ihre und auch die von den Kellers. Die Leute tun wirklich alles, obgleich sie rechnen müssen. Und Richter lebt in Saus und Braus und wartet nur auf die Stunde, wo er sie raussetzen kann.«
»Nicht nur er. Es gibt noch viele von dieser Sorte«, sagte Fee. »Zu viele, wie ich meine. Aber es wollen ja auch zu viele hier wohnen, und die fragen nicht danach, dass andere dafür Haare lassen müssen, die eben nicht so ein Grundstück kaufen können. Für den Quadratmeter werden hier schließlich schon dreihundert Euro verlangt.«
»Du hast dich schon genau informiert«, sagte Daniel.
»Ja, und wenn ich nachdenke, sind wir noch recht günstig zu unserm Haus gekommen.«
»Und wir haben einen anständigen Zaun übernommen«, sagte Daniel. »Wann ist die nächste Bürgerversammlung?«
»Da muss ich mich erst erkundigen. Willst du etwa hingehen?«, fragte Fee staunend.
»Aber sicher.«
»Wenn du Zeit hast, sonst muss ich wohl einspringen«, meinte sie verschmitzt.
»Dir würden sie natürlich noch mehr Beachtung schenken«, erwiderte Daniel. »Zumindest die Männer! Du könntest vielleicht sogar mehr erreichen.«
»Vielleicht auch bei Herrn Richter. Er hat was für Frauen übrig«, erwiderte Fee anzüglich.
»Soso, aber dann gehe ich doch lieber selbst«, sagte Daniel.
Fee lachte leise auf. »Es ist ja nun ein Typ, der mir bestimmt nicht sympathisch ist.«
Nein, ein sonderlich sympathischer Mann war Herbert Richter gewiss nicht, aber man konnte nicht wegreden, dass er auf Frauen wirkte.
Auf eine bestimmte Art Frauen besonders, nämlich bei denen, für die er etwas springen ließ.
Seiner Tochter Monika gefiel das nicht, aber sie hatte sich noch nicht freigeschwommen, wie man so sagte. Sie stand noch unter dem Eindruck des frühen Todes ihrer Mutter, an der sie sehr gehangen hatte.
Vier Jahre war Magdalena Richter krank gewesen, und die sonnigen Jugendjahre gab es für Monika nicht, weil sie die ganze Last dieses Kummers allein tragen musste. Zweiundzwanzig Jahre alt war sie gerade gewesen, als ihre Mutter dann von ihrem unheilbaren Leiden erlöst wurde.
Um nichts anderes hatte sie sich während dieser vier Jahre gekümmert. Ihr Vater war oft fern gewesen, immer »in Geschäften«, wie er sagte, und Monika hatte es ihm geglaubt, weil sie nichts anderes annehmen wollte.
Dann, nach dem Tod der Mutter, hatte er ihr auch bald einen Mann zum heiraten präsentiert, und Monika, nach dieser Zeit der seelischen Verzweiflung, hatte diesen Wilfried Schaeffers sehr nett gefunden.
Sie ahnte nicht, dass ihr Vater sie möglichst schnell verheiraten wollte, damit er nun sein ungebundenes Leben führen konnte. Herbert Richter war bereit, sich das etwas kosten zu lassen. Wilfried Schaeffers war ein Angestellter in seinem Betrieb, nicht arm, aber doch bereit, sich in ein gemachtes Nest zu setzen. Adäquat musste ein Schwiegersohn von Herbert Richter schon sein.
Herbert Richter, ein Mann von sechsundvierzig Jahren, hatte viel für sehr junge Frauen übrig, doch seine Tochter fand er langweilig. Sie war ihm auch zu prüde, denn wegen seines ausschweifenden Lebens war es schon mehrmals zu Differenzen zwischen ihnen gekommen.
So war er sehr erleichtert, dass sie sich mit Wilfried Schaeffers ziemlich schnell anfreundete.
Wilfried war ein ehrgeiziger junger Mann und stammte aus gutem Hause.
Da es in der Schule nicht so geklappt hatte, wie sein Vater es sich vorstellte, war er sehr froh, dass Herbert Richter ihm eine Chance gab, doch noch das zu erreichen, was er sich vorstellte. Monika empfand er als eine angenehme Beigabe. Sie stellte keine Ansprüche und verabscheute das Nachtleben wie er auch. Von Leidenschaft oder gar Liebe konnte nicht die Rede sein, aber sie stimmten auch diesbezüglich überein, da sie beide ziemlich gehemmt waren Ihrem Vater gegenüber streifte Monika diese Hemmungen allerdings manchmal ab. Zwischen ihnen hatten sich die Gegensätze mehr und mehr vertieft, vor allem auch wegen des Nachbargrundstücks und der Bewohner dieses Hauses, für deren Interessen sich Monika stark machte.
An diesem Morgen sprach Monika ihren Vater darauf an, dass sich die kleine Melanie am Zaun verletzt hatte. Bei einer Vorrede hatte sie sich nicht aufgehalten, weil sie genau wusste, dass er darauf wieder knurrend davonstürzen wurde.
»Wann lässt du diesen Zaun endlich richten, Papa?«, fragte sie.
»Ich denke nicht daran. Das Gör braucht ja nicht herumzuturnen«, erwiderte er gereizt. »Misch dich nicht in meine Angelegenheiten. Wenn denen da drüben was nicht passt, sollen sie sich doch nach einer anderen Bleibe umsehen. Die Mietverträge laufen ohnehin aus, und dann setze ich sie raus.«
»Das kannst du nicht. Das Grundstück gehört mir. Ich bin jetzt mündig und kann darüber verfügen.«
Er starrte sie wütend an. »Du wirst ganz schön frech«, sagte er barsch. »Du hast doch keine Ahnung von Geschäften. Sei froh, dass ich dein Vermögen vermehre, anstatt mir Vorhaltungen zu machen.«
»Du kannst aber ohne meine Einwilligung keine Entscheidungen treffen. Ich habe mich bei Dr. Reimer erkundigt.« Sie hatte schon allen Mut zusammennehmen müssen, um das auszusprechen.
Nun sah es aus, als wolle er auf sie zustürzen. Blaurot war sein breites Gesicht angelaufen.
»Willst du uns ins Gerede bringen?«, schrie er sie an.
»Das verstehst du wohl besser als ich«, erwiderte sie. »Du …«
»Halt deinen Mund«, zischte er. Und schon im nächsten Augenblick schlug er krachend die Tür zu, bevor sie noch ein weiteres Wort über die Lippen gebracht hatte.
So war er immer, wenn ihm etwas nicht passte. Deprimiert blieb Monika zurück. Sie war ihm nicht gewachsen. Auch ihre Mutter war ihm nicht gewachsen gewesen. Er war rücksichtslos und konnte brutal sein. Es war schlimm für Monika, einen solchen Vater zu haben. Sie schämte sich für ihn, nicht nur vor den Dondls und den Kellers, diesen netten Leuten, denen sie so gern helfen wollte.
Mit Wilfried konnte sie darüber nicht sprechen. Er wollte sich nicht zwischen zwei Stühle setzen, das hatte sie schon durchschaut. Und wenn sie darüber nachdachte, kam ihr immer wieder der Gedanke, dass sie eine seltsame Verlobung eingegangen war.
Sollte sie denn alles hinnehmen? Musste sie nicht endlich den Mut aufbringen, die Fesseln abzuwerfen? Was verband sie denn noch mit ihrem Vater? Was verband sie eigentlich mit Wilfried? Und was hatte zeitweises Aufbegehren ihr eigentlich genützt?
Sie hatte Kunstgeschichte studieren wollen, doch ihr Vater hatte bestimmt, dass sie Betriebswirtschaft studieren solle, weil man die Zeit nicht vertrödeln müsse mit Dingen, die doch nichts einbrächten.
Auch dagegen hatte sie sich nicht aufgelehnt. Widersprochen hatte sie das erste Mal, als er ihr einen teuren Sportwagen vor die Tür stellen ließ, den sie gar nicht hatte haben wollen.
Nach außen hin sollte es wohl so aussehen, als sei sie die verwöhnte Tochter, die alles bekam, was ihr Herz begehrte.
Was sie am nötigsten brauchte, nämlich Liebe und Verständnis, blieben ihr nach dem Tode ihrer Mutter versagt.
Alles, was sie bekam, war für Herbert Richter eine Rechtfertigung für sein kostspieliges Eigenleben, in das er keine Einmischung duldete, denn da gab es seit einiger Zeit eine gewisse Kitty, die ihn um den Finger wickeln konnte.
Von dieser wusste Monika noch nichts, doch mittlerweile verschloss sie die Augen und Ohren nicht mehr davor, dass ihr Vater nicht gerade wählerisch im Umgang mit Frauen war.
Als sie nun ihre Sachen zusammenpackte, um zur Universität zu fahren, klingelte das Telefon.
»Monika Richter«, meldete sie sich.
»Carola Buchner«, tönte eine gedämpfte, heiser klingende Stimme durch den Draht.
Carola Buchner war die Sekretärin ihres Vaters, und so sagte Monika rasch: »Mein Vater ist schon auf dem Weg ins Büro.«
»Ja, ich weiß. Ich möchte Sie dringend sprechen, Fräulein Richter. Wann wäre das möglich?«
»Warum?«, fragte Monika konsterniert.
»Das kann ich Ihnen am Telefon nicht sagen. Bitte, geben Sie mir Gelegenheit, es Ihnen zu erklären.« Eine kleine Pause, und weil Monika nichts sagte, fuhr Carola hastig fort: »Vielleicht heute Mittag?«
»Wenn es so dringend ist«, erwiderte Monika verwirrt. »Ich muss zur Vorlesung.«
»Vielleicht ein Uhr im ›Goldenen Lamm‹? Das ist in der Nähe von der Uni.«
»Ja, ich kenne das Lokal«, erwiderte Monika.
»Danke«, und dann war es still in der Leitung. Monika legte bedächtig den Hörer auf. Was sollte das bedeuten? Warum wollte Carola Buchner sie sprechen? Sie war mehr verwirrt als neugierig und konnte sich dann auch kaum auf die Vorlesung konzentrieren. Sie saß zwischen einem dunkelhaarigen Mädchen, das eigentlich mehr wie ein Junge wirkte mit dem schmalen, herben, sommersprossigen Gesicht und der dunklen strengen Hornbrille vor den Augen, und einem jungen Mann, der mit seinem langen lockigen Haar eher wie ein Mädchen aussah.
Das Mädchen hieß Florentine, der Junge, der noch nicht sehr männlich war, Carlo. Es waren die beiden einzigen Kommilitonen, mit denen Monika einen wenn auch losen persönlichen Kontakt hatte.
»Du warst heute aber gar nicht bei der Sache, Moni«, sagte Carlo, als die Vorlesung beendet war.
»Kommst du heute zu meiner Party?«, fragte Florentine. »Natürlich kommst du mal, du versauerst ja, wenn du immer daheim herumhockst.«
»Vergiss nicht, dass Moni verlobt ist«, sagte Carlo.
»Ach, dieser fade Bursche«, meinte Florentine wegwerfend. »Sie muss erst mal Vergleiche ziehen, bevor sie urteilen kann. Wir können doch nicht zulassen, dass Moni blindlings ins Unglück stolpert.«
»Wieso ins Unglück?«, fragte Monika aggressiv.
»Stille Wasser sind tief«, sagte Florentine anzüglich. »Damit meine ich nicht dich, Moni, sondern deinen Willi. Einmal muss es ja gesagt werden.« Und als Monika sie bestürzt ansah, fügte sie versöhnlich hinzu: »Ich mag dich eben.«
»Du kennst Wilfried doch gar nicht«, sagte Monika.
»Denkste«, erwiderte Florentine.
»Misch dich da doch nicht ein, Flo«, sagte Carlo.
Monika legte den Kopf in den Nacken. »Soll das ein Komplott sein?«, fragte sie. »Ich habe jetzt keine Zeit. Ich bin verabredet.«
Etwas anderes wusste sie nicht zu sagen.
»Komm heute Abend, dann können wir uns mal aussprechen«, rief ihr Florentine nach. »Ich meine es wirklich nur gut, wenn es auch nicht so klingt.«
Monika eilte davon. Florentine wollte ihr nachlaufen, aber Carlo hielt sie fest.
»Das war etwas zu hart, meinst du nicht?«, fragte er.
»Jemand muss ihr doch mal die Augen öffnen«, sagte Florentine. »Ich mag sie wirklich, Carlo.«