Читать книгу Zum Teufel! – Die Frage nach dem Bösen - Paul Metzger - Страница 5
1. Einleitung
ОглавлениеDer Teufel hat keine Lust mehr auf die Hölle. Deshalb hat er sie verlassen und lebt heute in Los Angeles. Er nennt sich „Lucifer Morningstar“ und betreibt dort einen Nachtclub mit dem sprechenden Namen „Lux“ („Licht“). Außerdem hilft er einer jungen Polizistin, in die er sich verliebt hat, Kriminalfälle zu lösen. Nebenbei macht er eine Psychotherapie und versucht, familiäre Probleme aufzuarbeiten. Insbesondere leidet er unter einem Vaterkomplex.
So präsentiert zumindest die US-amerikanische TV-Serie „Lucifer“, die von Jerry Bruckheimer Television, DC Entertainment und Warner Bros. Television produziert wird und auf der Comic-Vorlage von Neil Gaiman und Mike Cary beruht, den Teufel und seine Geschichte in der Gegenwart. Gespielt von dem britischen Schauspieler Tom Ellis handelt es sich beim Teufel um einen eloquenten, gutaussehenden, hedonistisch veranlagten jungen Mann, der mit seiner teuflischen Bestimmung und seinem schwierigen Verhältnis zu seinem Vater, also Gott, hadert.
Noch vor Beginn der Ausstrahlung dieser aktuellen Teufelsadaption regte sich Protest. 2015 forderten bereits konservative christliche Verbände die Absetzung der Serie, die allerdings erst ab 2016 ausgestrahlt wurde, lediglich aufgrund eines Trailers, der die Serie bewarb. Dieser Protest wundert nicht. Er zeigt vielmehr eine grundsätzliche Problematik der Gegenwart auf. Wie kann, darf oder muss man biblische oder generell religiöse Themen oder Figuren verstehen?
Genau wie bei Gott selbst ist dieser Streit gerade beim Teufel besonders „brennend“. Steht er doch in der christlichen Tradition für das Böse (oder den Bösen) schlechthin. Darf man sich mit ihm Scherze erlauben, ihn satirisch überarbeiten?
Auf der einen Seite der Gegenwart ist der Teufel also eine Figur in einem Comic oder einer TV-Serie. Eine kulturelle Chiffre, die gefüllt werden muss. Er ist Gegenstand von unzähligen Rock- und Popsongs (der bekannteste dürfte „Sympathy for the Devil“ von den „Rolling Stones“ sein), er taucht in Sprichwörtern, Romanen, Comics und TV-Serien auf, ist Maskottchen von Fußballvereinen (1. FC Kaiserslautern; Manchester United), eine Figur im Puppentheater und ein beliebtes Karnevalskostüm.