Читать книгу Die Testamente der zwölf Patriarchen - Paul Rießler - Страница 5

Оглавление

1. Das Testament des Ruben

Über die Gesinnung

1. Kapitel

1

Abschrift des Testamentes,

die Aufträge,

die Ruben seinen Söhnen vor dem Tod im 125. Lebensjahre gab.

2

Als er zwei Jahre nach Josephs Tod krank war,

besuchten ihn seine Söhne und Enkel.

3

Er sprach zu ihnen:

Ich sterbe, meine Kinder,

und gehe meiner Väter Weg.

4

Und als er Juda, Gad und Asser, seine Brüder, sah,

sprach er zu ihnen:

Ihr Brüder, helft mir auf!

Ich möchte meinen Brüdern

und meinen Kindern sagen,

was ich im Herzen hier verborgen trage.

Ich schwinde nämlich hin.

5

Und er erhob sich, küßte sie

und sagte weheklagend:

Hört, meine Brüder!

Ihr Kinder! Horcht auf euren Vater Ruben,

auf das, was ich euch anbefehle!


6

Beim Himmelsgott beschwör ich euch,

daß ihr nicht in den Jugendsünden

und nicht in Unzucht wandelt,

der ich mich hingegeben

und meines Vaters Jakob Bett befleckt.

7

Ich sage euch:

Er schlug mich ganz gewaltig an den Lenden sieben Monde.

Und hätte nicht mein Vater Jakob

zum Herrn für mich gebetet,

ich wär gestorben.

Der Herr wollt mich hinwegraffen.

8

Ich war an dreißig Jahre alt;

da tat ich Übles vor dem Herrn.

Und sieben Monate war ich zum Sterben krank.

9

Und ich bereute es mit festem Vorsatz vor dem Herrn

durch sieben Jahre.

10

Ich trank nicht Wein, nicht Bier;

auch Fleisch kam nicht in meinen Mund;

ich aß kein süßes Brot.

Dagegen trauerte ich meiner Sünde wegen;

sie war so groß

und Ähnliches noch nie in Israel geschehen.

2. Kapitel

1

Nun hört mich Kinder,

was ich in meiner Buße

von jenen sieben Irrtumsgeistern sah!

2

Dem Menschen sind von Beliar sieben Geister mitgegeben;

sie sind die Führer bei den Jugendstreichen. -

3

Es wurden bei der Schöpfung sieben Geister ihm gegeben,

daß jedes Menschenwerk darauf beruhe.

4

Der erste ist der Geist des Lebens;

mit ihm ist die Natur geschaffen.

Der zweite ist der Geist des Blickes,

wodurch der Wunsch entsteht.

5

Der dritte ist der des Gehörs,

wodurch der Unterricht erfolgt.

Der vierte ist der des Geruchs,

womit die Lust verbunden ist,

den Atem und die Lust in sich zu ziehen.

6

Der fünfte ist der Geist der Rede,

wodurch Erkenntnis kommt.

7

Der sechste ist der des Geschmacks,

womit man Speis und Trank genießt

und Kraft erlangt;

denn in der Nahrung ruht die Stärke.

8

Der siebte ist die Kraft des Zeugens und des Beiwohnens;

die Sünde dringt dabei durch Wollust ein.

9

Deshalb ist dieser auch der letzterschaffene,

der erste aber in der Jugend,

von Torheit voll.

Er führt den Jüngling, einem Blinden gleich, zur Grube,

gleich einem Tier zum Abgrund.

3. Kapitel

1

Bei allen diesen ist der Geist des Schlafs als achter;

mit diesem ward Verzückung der Natur geschaffen,

zugleich des Todes Bild.

2

Und diesen Geistern ist der Geist des Irrtums beigemischt. –

3

Der erste Geist der Buhlerei

beruht auf der Natur und auf den Sinnen.

Der zweite ist der Geist der Unersättlichkeit des Bauchs.

4

Der dritte ist der Geist des Streites in der Leber und der Galle.

Der vierte ist der Geist der Ziererei und Schmeichelei,

um aufzufallen und um hübsch zu scheinen.

5

Der fünfte ist des Hochmuts Geist,

um stolz und hochmütig zu sein.

Der sechste ist der Geist der Lüge,

der auf Verderben sinnt

und Eifer zeigt,

den Feind und Gegner zu betrügen

und sich vor Freund und Anverwandten zu verbergen.

6

Der siebte ist der Geist des Unrechts,

wodurch die Diebstähle und Räubereien erfolgen,

um seines Herzens Lust zu stillen.

Er wirkt in dem Vereine mit den andern Geistern Unrecht

durch Annahme von Gaben.

7

Der Geist des Schlafs, der achte Geist,

gesellt sich allen diesen bei;

er ist ein Geist des Irrtums und der Phantasie.

8

Und so geht jeder junge Mann zugrund.

Verdunkelt er nun vor der Wahrheit den Verstand,

dann fehlt ihm die Erkenntnis im Gesetze Gottes

und er gehorcht nicht seiner Väter Mahnungen.

So litt auch ich in meiner Jugend.

9

Nun, Kinder, liebt die Wahrheit!

Dann schätzt sie euch.

Hört auf die Worte eures Vaters Ruben!

10

Betrachtet niemals eines Weibes Angesicht!

Seid nie allein mit einer Ehefrau!

Gebt euch nicht ab mit Weibersachen!


11

Hätt ich die Balla nicht gesehen,

wie sie an einem stillen Orte badete,

so hätt ich niemals jene große Missetat begangen.

12

Doch nahm mein Sinn die Weibesnacktheit wahr

und diese ließ mich nicht mehr schlafen,

bis ich die Greueltat begangen.

13

Mein Vater Jakob ging zu seinem Vater Isaak,

indessen wir in Gader waren,

ganz nah bei Ephrata des Hauses Betlehem.

Und Balla lag in Trunkenheit,

im Schlafgemache unverhüllt.

14

Ich ging hinein, sah ihre Nacktheit

und tat die Sünde.

Dann ging ich wieder fort

und ließ sie schlafend dort.

15

Doch sogleich offenbarte Gottes Engel

dem Vater Jakob meine Freveltat.

Er kam zurück, voll Trauer über mich

und er berührte sie nicht weiter mehr.

4. Kapitel

1

Beachtet also nicht der Weiber Schönheit!

Merkt nicht auf ihre Taten!

In Herzenseinfalt,

in Furcht des Herrn, so wandelt

und müht euch ab mit Arbeiten!

Beschäftigt euch mit Wissenschaften,

mit euren Herden,

bis daß der Herr ein Weib euch gibt,

so wie er will,

daß ihr nicht leidet so wie ich.

2

Bis zu dem Todestage unseres Vaters

besaß ich nimmermehr den Mut,

in Jakobs Angesicht zu schauen,

auch nicht, mit einem meiner Brüder mich zu unterhalten,

der Schande wegen.

3

Und mein Gewissen quält mich wegen meiner Sünde bis zu dieser Stunde.

4

Mich aber tröstete mein Vater

und betete für mich zum Herrn,

daß mich der Zorn des Herrn verließe,

wie mir der Herr es zeigte.

Seit damals hütete ich mich selber in Gedanken

und sündigte nicht mehr.

5

Deshalb bewahret, meine Kinder,

was ich euch anbefehle!

Dann werdet ihr nie sündigen.

6

Denn ein Verderben für die Seele ist die Buhlerei;

sie trennt von Gott

und führt zu Götzenbildern hin.

Sie ist’s, die den Verstand und die Vernunft verwirrt;

sie führt die jungen Männer in die Unterwelt vor ihrer Zeit.

7

Die Buhlerei hat viele schon zugrund gerichtet.

Ist einer hochbetagt selbst oder hochgeboren,

reich oder arm,

so macht sie ihn zur Schmach und zum Gespött

bei Beliar und den Menschenkindern.

8

Weil Joseph sich vor jedem Weib gehütet

und seinen Sinn von aller Buhlerei sich rein erhalten,

fand er vor Gott und Menschen Gnade.

9

Denn vieles tat ihm die Ägypterin;

sie rief die Zauberer herbei

und gab ihm Liebestränke.

Doch seiner Seele Vorsatz ließ die böse Lust nicht zu.

10

So rettete ihn meiner Väter Gott

von jedem Übel und geheimem Tod.

11

Bezwingt die Buhlerei nicht euren Sinn,

so kann auch Beliar euch nicht bezwingen.

5. Kapitel

1

Schlecht sind die Weiber, meine Kinder;

besitzen sie nicht über einen Mann Gewalt noch Macht,

dann suchen sie durch Reize ihn zu locken.


2

Und wen sie nicht durch Reize zwingen können,

den zwingen sie durch List.

3

Auch über diese sprach zu mir des Herren Engel

und lehrte mich,

daß Weiber mehr dem buhlerischen Geiste unterliegen,

denn als der Mann.

Sie schmieden in dem Herzen Ränke gegen Männer.

Zuerst verwirren sie durch Schmuck die Sinne

und streuen durch der Augen Blick das Gift hinein;

dann fangen sie sie durch die Tat.

4

Ein Weib kann einen Mann sonst nie bezwingen.

5

Flieht, meine Kinder, doch die Buhlerin!

Verbietet euren Weibern, euren Töchtern,

die Häupter und das Angesicht zu schmücken!

Denn jedes Weib, das darin listig handelt,

verfällt der ewigen Strafe.

6

Sie haben auch die Wächter vor der Sintflut so bezaubert.

Es sahen jene sie beständig an

und gierten so nach ihnen.

Und so empfingen sie in ihrem Sinn die Tat

und wandelten sich selbst in menschliche Gestalten.

Und wohnten jene Weiber ihren Männern bei,

dann kamen sie und zeigten sich.


7

Die Weiber aber sehnten sich in ihrem Sinn nach ihren Scheingestalten

und sie gebaren Riesen;

denn ihnen zeigten sich die Wächter

als bis zum Himmel reichend.

6. Kapitel

1

Nehmt euch vor Buhlerei in acht!

Wollt ihr in eueren Gedanken rein verbleiben,

dann hütet eure Sinne

vor jedem Weib!

2

Doch auch den Weibern sagt,

sie sollen nicht mit Männern sich verbinden,

damit sie rein auch selbst in der Gesinnung seien!

3

Wird auch die Sünde nicht vollbracht,

so sind die ständigen Zusammenkünfte

für jene eine unheilbare Krankheit,

für uns dagegen eine ewige Schmach vor Beliar.

4

Die Buhlerei hat nicht Verstand

noch Frömmigkeit bei sich;

in ihrer Gier wohnt jede Eifersucht.

5

Deswegen seid nicht eifersüchtig auf die Söhne Levis

und sucht sie nicht zu übertreffen!

Doch ihr vermöget’s nicht.


6

So wird denn Gott sie rächen.

Ihr sterbet eines schlimmen Todes.

7

Der Herr gab Levi ja die Herrschaft,

[und Juda, wie auch mir mit ihnen,

und Dan und Joseph sollen Herrscher sein!]

8

Deshalb befehl ich euch, auf Levi hinzuhören;

er kennt ja das Gesetz des Herrn,

gibt Weisung fürs Gericht

und opfert für ganz Israel,

bis daß die Zeiten sich vollenden,

wo der gesalbte Hohepriester kommt,

von dem der Herr gesprochen.

9

Und nun beschwör ich euch beim Gott des Himmels,

nur Wahres auszusagen,

ein jeder über seinen Nächsten.

10

In Herzensdemut naht euch Levi,

daß Segen ihr aus seinem Mund empfanget!

11

Er selbst wird Israel den Segen spenden

und Juda;

denn diesen hat der Herr zum Völkerherrscher auserwählt.


12

Vor seiner Stärke sollt ihr niederfallen;

er wird für euch in sichtbaren und unsichtbaren Kriegen eintreten

und ewig König bei euch sein.

7. Kapitel

1

Und Ruben starb,

nachdem er seinen Söhnen solches anbefohlen.

2

Sie legten ihn in einen Sarg,

bis sie ihn aus Ägypten brachten.

Und sie begruben ihn zu Hebron in der Doppelhöhle,

worin auch seine Väter liegen.

Die Testamente der zwölf Patriarchen

Подняться наверх