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2. Das Testament des Simeon

Über den Neid

1. Kapitel

1

Abschrift der Worte,

die Simeon zu seinen Söhnen sprach,

bevor er starb im 120. Lebensjahr,

im gleichen Jahr wie Joseph.

2

In seiner Krankheit suchten sie ihn auf;

da nahm er alle Kraft zusammen,

und setzte sich zurecht

und küßte sie und sprach:

2. Kapitel

1

Hört, Kinder!

Hört euren Vater Simeon,

was er auf seinem Herzen trägt!

2

Ich ward als meines Vaters Jakob zweiter Sohn geboren

und meine Mutter Lea hieß mich Simeon;

es hatte ja der Herr ihr Beten freundlich aufgenommen.

3

Ich ward sehr stark.

Ich scheute keine Mühe

und schrak vor keiner Heldentat zurück.


4

Mein Herz war fest

und meine Leber unbeugsam,

mein Eingeweide ohne Mitgefühl.

5

Denn auch die Tapferkeit wird von dem Höchsten

in Seel und Leib den Menschen eingeflößt.

6

Zu jener Zeit ward ich auf Joseph eifersüchtig;

denn unser Vater liebte ihn.

7

Und so verhärtete ich meine Leber gegen ihn,

um ihn zu töten;

des Irrtums Herrscher, der den Geist der Eifersucht mir sandte, verblendete mich im Verstand,

daß ich nicht seiner achtete,

wie eines Bruders,

und meinen Vater Jakob nicht verschonte.

8

Jedoch sein Gott und seiner Väter Gott,

der seinen Engel sandte,

befreite ihn aus meinen Händen.

9

Ich ging nach Sichem,

um für die Herden Melde herzuschaffen,

und Ruben nach Dotham,

wo unser Lebensmittellager war.

Und da verkaufte unser Bruder Juda ihn an Ismaeliten.


10

Als Ruben davon hörte, ward er traurig.

Er wollte ihn ja retten und zum Vater bringen.

11

Ich aber wurde zornig über Juda,

weil er ihn lebend fortgelassen.

Ich zürnte ihm fünf Monde lang.

12

Da fesselt mich der Herr

und hindert mich an dem Gebrauch der Hände,

war meine rechte Hand doch sieben Tage halbverdorrt.

13

Und ich erkannte, Kinder,

daß mich dies Josephs wegen traf.

So tat ich Buße, klagte, bat den Herrn,

daß meine Hand er wiederherstelle

und daß ich frei von jeglicher Befleckung würde,

von Neid und jeder Unbesonnenheit.

14

Ich wußte ja,

daß ich vorm Herrn und meinem Vater Jakob

des Bruders Joseph wegen eine böse Tat beging,

als ich ihn so beneidete.

3. Kapitel

1

Nun, Kinder, wahrt euch vor des Irrtums und des Neides Geistern!


2

Der Neid beherrscht des Menschen innere Gesinnung

und hindert ihn am Essen, Trinken und am Gutestun.

3

Er redet stets ihm ein,

er solle den Beneideten beiseite schaffen.

Und der Beneidete blüht allezeit;

der Neider aber schwindet mählich hin.

4

Zwei Jahre quält ich in der Furcht des Herrn

durch Fasten meine Seele.

Da sah ich ein,

daß nur durch Gottesfurcht Erlösung von dem Neide wird.

5

Nimmt einer zu dem Herrn die Zuflucht,

so läuft von ihm der böse Geist hinweg;

sein Sinn wird leicht.

6

Mit dem Beneideten hat er hinfort noch Mitleid,

verzeiht den Feinden.

So löst er sich vom Neid.

4. Kapitel

1

Mein Vater frug mich, wie’s mir sei;

er sah ja, daß ich mürrisch war.

Ich sprach: Ich leide an der Leber.


2

Ich war ja mehr als alle traurig,

weil ich die Schuld an dem Verkaufe Josephs trug.

3

Wir gingen nach Ägypten.

Da ließ er mich wie einen Kundschafter in Ketten legen.

Und ich sah ein,

daß ich mit vollem Rechte litt,

und ward betrübt.

4

Doch Joseph war ein guter Mann

und hatte Gottes Geist in sich;

mitleidig und barmherzig,

trug er mir nicht das Böse nach;

er liebte mich den andern Brüdern gleich.

5

Nun, meine Kinder,

bewahret euch vor aller Eifersucht und allem Neid

und wandelt in der Seele Einfalt und in gutem Herzen!

Gedenket eures Vaters Bruder,

damit auch Gott euch Gnade gebe

und Herrlichkeit und Segen über eure Häupter,

wie ihr an ihm gesehen!

6

Er machte uns die ganze Zeit hindurch

ob dieses Vorfalls keinen Vorwurf;

er liebte uns wie sich

und mehr als seine Kinder.

Er ehrte uns

und gab uns allen Reichtum, Vieh und Früchte.

7

Nun, meine lieben Kinder!

Liebt, jeglicher aus gutem Herzen, seinen Bruder!

Entfernt von euch den Geist des Neides!

8

Denn dieser macht die Seele zornig,

verdirbt den Leib,

verursacht Zorn und im Gemüte Kampf

und reizt bis in das Blut hinein,

zerrüttet die Gedanken,

läßt nicht den Geist im Menschen mitwirken.

Doch raubt er auch den Schlaf,

verwirrt die Seele

und macht den Körper zittern.

9

Denn auch im Schlaf

berückt ihn und verzehrt ein böser Eifer,

verwirrt durch böse Geister seine Seele,

versetzt in Schrecken seinen Leib,

benimmt ihm den Verstand

und zeigt den Menschen sich als bösen Geist voll Gift.

5. Kapitel

1

Deshalb war Joseph lieblich von Gestalt

und schön von Angesicht;

es hatte über ihn nichts Böses Macht.

Denn ein verwirrter Geist zeigt sich im Angesicht.

2

Nun, meine Kinder!

Macht eure Herzen gut vorm Herrn

und vor den Menschen eure Wege ehrlich!

Dann findet ihr vor Gott und Menschen Gnade.

3

Und hütet euch vor Buhlerei!

Die Buhlerei ist ja die Mutter alles Übels;

sie trennt von Gott und führt zu Beliar.

4

Ich sah in einer Schrift des Buches Henoch,

daß eure Söhne wie auch ihr durch Buhlerei umkommet,

und daß sie mit dem Schwert an Levi übel handeln.

5

Doch sie vermögen gegen Levi nichts;

er führt den Krieg des Herrn,

6

besiegt all eure Scharen.

Sie werden dann, nur wenige,

in Levi und in Juda aufgeteilt,

und keiner kommt von euch zur Herrschaft.

Dies weissagte mein Vater Jakob schon in seinem Segen.

6. Kapitel

1

Ich hab euch alles das gesagt,

damit ich ohne Schuld an eurer Sünde sei.

2

Legt ab den Neid und jegliche Verstocktheit,

dann blühen einer Rose gleich in Israel die Gebeine mein,

wie eine Lilie mein Fleisch in Jakob!

Mein Duft gleicht dem des Libanon;

mein Stamm mehrt sich in Ewigkeit wie heilige Zedern,

und seine Zweige reichen weit hinaus.

3

Doch Kanaans Stamm kommt um;

von Amalek bleibt nichts mehr da;

auch alle Kappadozier gehen zugrund.

und die Chittiter werden alle ausgetilgt.

4

Vergehen wird das Land des Cham

und jeglich Volk kommt um.

Dann ruht die ganze Erde von dem Aufruhr aus,

vom Kriege unterm Himmel alle Welt.

5

Dann wird des Allerhöchsten Name hochgepriesen;

denn Gott, der Herr, erscheint auf Erden

und rettet selbst die Menschen.

6

Zertreten werden dann des Irrtums Geister insgesamt

und Menschen herrschen über böse Geister.

7

Dann steh ich mit Frohlocken auf

und preis den Höchsten wegen seiner Wunderwerke.

[Denn Gott nimmt einen Körper an

und ißt mit Menschen

und er erlöset sie.]

7. Kapitel

1

Nun, meine Kindlein, folget Levi wie auch Juda!

Erhebt euch niemals gegen diese beiden Stämme!

Aus ihnen sproßt euch Gottes Heil.


2

Denn es erweckt der Herr aus Levi einen Hohenpriester,

aus Juda einen König,

[Gott und Mensch].

Er rettet [alle Heiden]

[und] Israels Geschlecht.

3

Deshalb geb ich euch die Befehle,

daß ihr sie euren Kindern anbefehlet,

sie sollen es für ihre Kinder aufbewahren.

8. Kapitel

1

Und Simeon entschlief zu seinen Vätern, 120 Jahre alt,

nachdem er dieses seinen Söhnen anbefohlen.

2

Sie legten ihn in einen Sarg von Holz,

daß sie nach Hebron die Gebeine führen könnten.

Sie brachten ihn auch insgeheim in dem Ägypterkrieg hinauf.

3

Doch in den königlichen Schatzkammern

bewachten die Ägypter die Gebeine Josephs.

4

Die Zauberer verrieten ihnen nämlich,

beim Auszug der Gebeine Josephs

würd Finsternis in ganz Ägypten sein

und Dunkelheit, ein großes Unglück für Ägypten,

daß keiner, selbst mit der Laterne,

die Brüder mehr erkennen könnte.

9. Kapitel

1

So trauerten die Söhne Simeons

um ihren Vater nach dem Trauerbrauch.

2

Sie selbst verblieben in Ägypten

bis zu dem Tage ihres Auszugs aus Ägypten unter Moses.

Die Testamente der zwölf Patriarchen

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