Читать книгу My Little Pony - Ponyville Mysteries - Die Peryton-Panik - Penumbra Quill - Страница 5
Kapitel 1
ОглавлениеSweetie Belle hatte noch nie zuvor mit einem Phoenix Fangen gespielt. Sie kicherte, als der flammenfarbige Vogel „du kriegst mich nicht!“ krächzte, bevor er mit mächtigen Flügelschlägen immer tiefer in den Everfree-Wald flog. Sie jagte ihm zwischen den hohen Bäumen hinterher, und hielt dabei den Kopf ganz tief zwischen ihren weit ausgebreiteten Armen. Als Sweetie Belle eine Lichtung erreicht hatte, war von dem Phoenix nichts zu sehen.
„Die Runde hab ich wohl verloren“, sagte sie achselzuckend.
„Eee-jepp“, vernahm sie eine vertraute Stimme hinter sich. Sweetie Belle drehte sich um, überrascht, dass Big Mac in ihrer Nähe war. Sie hatte angenommen, heute das einzige Pony im Wald zu sein. Apple Bloom und Scootaloo waren zu beschäftigt, Cranky Doodle Esels neues Baumhaus zu tapezieren, sodass sie es ausgeschlagen hatten, sie auf ihrem Abenteuer zu begleiten.
Big Mac trat gegen einen Baumstamm, woraufhin ein Schwung Äpfel, perfekt gestapelt, in seinem Korb landete.
„Könntest du ein bisschen Hilfe gebrauchen?“, fragte Sweetie Belle.
„Sehr nett, dass du mir das anbietest, Sweetie Belle“, sagte Big Mac gestelzt – so ähnlich wie Rarity, wie Sweetie Belle feststellte. „Aber ich gehöre nicht zu denjenigen, die deiner Hilfeleistungen bedürfen. Es gibt Zeiten, da muss man den Blick auf das richten, was jenseits des eigenen Horizonts liegt, verstehst du? Manche Dinge kann man besser in der Dunkelheit erkennen. Glühwürmchen zum Beispiel.“
Als hätten seine Worte sie herbeigerufen, flitzen sie aus den Bäumen herbei und umschwirrten Sweetie Bell in einem flimmernden Tanz.
„Ich weiß nicht, ob ich dich verstanden habe“, sagte sie zu Big Mac. Besser gesagt, es war Big Mac gewesen. Nun sprossen ihm Hörner aus dem Kopf und ein langer Bart hing an seinem Kinn.
„Schau auf die Blätter.“ Big Mac/Nicht-Big-Mac blinzelte und gestikulierte mit einem tatzenartigen Vorderfuß.
Sweetie Belle beobachtete, wie der Laubteppich des Waldes sich zu bewegen begann, als vibriere er unter dem Gewicht einer unsichtbaren vierfüßigen Gestalt. Ein Pfad voller alter Hufabdrücke. Nun ja, einige davon waren Hufabdrücke. Die anderen schauten aus, als stammten sie von ... Klauen?
„Vergiss nicht deinen Rüben-und-Spaghetti-Regenmantel“, rief Big Mac ihr zu, bevor er seine Schwingen ausbreitete und davonflog.
Nun, das war seltsam, nicht wahr?, dachte Sweetie Belle, während sie auf einem rosagestreiften Springstock den Fußspuren folgte. Es brauchte noch ein paar Sprünge über ein Feld singender Sonnenblumen, bis ihr bewusst wurde, dass das wohl ein Traum sein musste.
Und wenn sie wusste, dass es ein Traum war ... dann musste Prinzessin Luna in der Nähe sein. Zumindest glaubte Sweetie Belle, dass das bei jedem zweiten Mal der Fall war, wenn es ihr bewusst wurde, dass sie träumte. Vielleicht wollte Luna mit ihr reden. Die Prinzessin der Nacht zu sein, muss eine einsame Angelegenheit sein, dachte Sweetie Belle, immer wach bleiben zu müssen, wenn alle Ponys schliefen.
„Prinzessin Luna? Hallo? Bist du da?“, rief Sweetie Belle und blickte umher.
Keine Antwort. Doch plötzlich veränderte sich alles. Das Sonnenlicht und die Wärme des Waldes waren weg. Am Himmel war die Sonne zu einem winzigen Lichtring geschrumpft, der fast gänzlich von einem Schatten bedeckt war. Es war eine Sonnenfinsternis, erkannte Sweetie Belle. Ein eisiger Hauch streifte ihre Flanken und sie zitterte.
Als hinter ihr Laub raschelte, drehte Sweetie Belle sich um.
„Luna?“, flüsterte sie.
Es war nicht Luna.
Angsterfüllt sah Sweetie Belle, wie eine furchterregende Kreatur auf sie zukam. Sie warf ihren riesigen Kopf empor, woraufhin ein spitzes, gewaltiges Geweih silbern im matten Licht schimmerte. Lodernde weiße Augen brannten in ihrem verschatteten Antlitz und Flügel aus Rauch entfalteten sich auf dem Rücken. Dann, mit einem Satz, schneller als ein Wimpernschlag, sprang das Biest zu ihr!
WAMM! Sweetie Belle lief schreiend auf und davon. Sie schlug ihre Hufe gegen das seidene Fell der Kreatur. Moment mal. Seide?
Sweetie Belle öffnete ihre Augen und fand sich in ihrem Zimmer wieder, im Kampf mit ihren Bettlaken. Beschämt erkannte sie, dass sie aus dem Bett gefallen sein musste, mitten in ihrem zu einem Alptraum gewordenen Traum.
Auf einmal flog ihre Schlafzimmertür auf. Rarity stürmte herein. Die Schlafmaske hatte sie über ihr Horn geschoben und ihre Mähne steckte voller Lockenwickler.
„Sweetie Belle, meine Liebe, ich hörte dich schreien! Ist alles in Ordnung?“, fragte Rarity und ließ eine Kugel magischen Lichts durch das Zimmer wandern.
„Ich ... hatte einen Alptraum“, erklärte Sweetie Belle.
Rarity streichelte Sweeties Mähne mit dem gütigen Lächeln der großen Schwester.
„Nun, glücklicherweise weiß ich, was da zu tun ist!“, versicherte Rarity und brachte sogleich zwei dampfende Tassen Kamillentee. „Ich weiß, es ist ewig her, und du bist eigentlich schon zu groß dafür, aber soll ich dir das Rosenlied vorsingen?“
Sweetie Belle nickte und nahm einen Schluck Tee. Das Schlaflied vermittelte ihr immer Geborgenheit.
Die beiden Schwestern kuschelten sich aneinander und Rarity hob an zu singen. „Zum Schutze trägt die Rose Dornen, doch Ponys haben keine. Die Wildros’ blüht, wo sie wurzelt, doch Ponys streben zum Sonnenscheine. Eine Rose ist süß und wunderschön ...“ Rarity verstummte.
„Ihr Duft ist satt und rar ...“, soufflierte Sweetie Belle. Doch sie erkannte, dass Rarity die Worte nicht etwa entfallen waren ... sie war eingeschlafen. Sweetie Belle deckte sie und sich zu und versuchte ebenfalls wegzudämmern. Aber jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, sah sie vor sich die Gestalt. Und es fühlte sich so an, als würde sie Sweetie beobachten.