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Ein einzelner Reiter erreichte spät in der Nacht Los Metates. Slinger war die letzten Stunden ohne Pause geritten, weil er unbedingt die Stadt noch anpeilte. Hier hoffte er, dass sich sein mörderischer Ritt von Prescott gelohnt hatte. Slinger stromerte durch die Straßen. Er wusste, dass sich in dieser Stadt die Waffenhändler mit den Schmugglern treffen wollten. Er hatte in Rains Ben Hillary und seine Männer heimlich belauscht und hoffte nur, dass er noch nicht zu viel Zeit verloren hatte.

Als er in einer Kneipe Ben Hillarys breiten Rücken entdeckte, war er erleichtert. Das Glück war ihm also hold. Das durfte er als gutes Zeichen nehmen. Jetzt würde sein Plan wohl gelingen, und bald würde niemand mehr verächtlich von Slinger, dem kleinen Tramp, sprechen.

Ben Hillary zeigte sich über das unerwartete Zusammentreffen längst nicht so begeistert wie der Junge.

„Was, zum Teufel, willst du denn hier?“, fragte er wütend. Die abwegigsten Gedanken schossen ihm durch den Kopf, von denen ihn einer mehr ärgerte als der andere.

„Sie dürfen mir vertrauen, Mister Hillary“, sagte er gönnerhaft. „Wir sind hier schließlich unter uns. Ich kenne Ihre Probleme und weiß genau, wer hinter Ihnen her ist. Deshalb bin ich ja hier.“

„Weshalb bist du hier?“

„Na, um Sie zu warnen. Ich will doch genauso wenig wie Sie, dass die Sache mit den Waffen jetzt noch schiefgeht.“

„Vielleicht schreist du das noch ein bisschen lauter durch die Gegend, du Idiot!“, fauchte Ben Hillary. Er hatte sich sein Urteil gebildet. Hier versuchte ein kleiner Vogel das Futter aus dem Nest eines großen zu holen. Aber dem wollte er ganz schnell die Flügel stutzen. Mit diesem Kaliber wurde er meistens sehr schnell fertig. „Es muss ja nicht jeder hören, was wir uns zu sagen haben“, lenkte er dann etwas ruhiger ein.

Slinger witterte Morgenluft. Der Fisch hatte anscheinend schon angebissen. Bereitwillig folgte er dem Älteren nach draußen und war gespannt, welches Angebot ihm dieser unterbreiten würde. Das Angebot bestand zunächst darin, dass Hillary sich wie eine Furie auf ihn stürzte und ihn gegen die Hauswand der Kneipe drückte.

„Und jetzt erzähle mal, du kleiner Stinker!“, forderte er. „Womit habe ich deine Anhänglichkeit verdient?“ Er ließ keinen Zweifel darüber offen, dass er nicht zögern würde, dem Wirt der Schenke eine halbwüchsige Leiche vor die Tür zu legen, falls er seine Frage wiederholen müsste.

Slinger rutschte das Gaunerherz ein gehöriges Stück tiefer. Er hatte sich das Ganze doch ein bisschen leichter vorgestellt. Anscheinend musste er noch eine Menge dazulernen, wenn er mit diesen Profis mithalten wollte. Und das wollte er. Wenn er offen war und alles berichtete, gelang es ihm vielleicht doch noch, das Vertrauen dieses Mannes, der für ihn Gold wert war, zu erwerben.

„Ich habe ein bisschen Pech gehabt“, begann er. „Aber eigentlich war das auch Glück. Ich wurde in Prescott nämlich vom Marshal geschnappt und eingesperrt.“

„In Prescott? Wieso denn das?“

„Sie erinnern sich wahrscheinlich an die Tasche, Mister Hillary, die ich dem Kerl in Rains klaute.“

„Natürlich. Damit locktest du ihn ja in die Falle, und wir konnten ihn überwältigen und in der Zwischenzeit die Kisten wegschaffen.“

„Richtig. Ich hoffte, wenigstens ein bisschen Geld in der Tasche zu finden, denn Sie haben mich nicht gerade fürstlich bezahlt. Aber leider fand ich nur den Ausweis des Besitzers. Und als ich die Tasche seiner Frau sozusagen verkaufen wollte, passierte es eben. Sie haben mich eingebunkert.“

„Und natürlich hast du im Jail gesungen, stimmt’s?“

Slinger überging diese peinliche Frage.

„Ich habe eine Menge interessanter Dinge erfahren“, sagte er stolz. „Ein Kerl von der Regierung ist hinter Ihnen her. Er weiß über den Waffentransport genau Bescheid. Und der Bursche, dem die Tasche gehört, arbeitet bei der Wells Fargo und interessiert sich seit der Sache in Rains auch ziemlich für Sie. Mir ist es gelungen, aus dem Gefängnis auszubrechen. Ich habe den Marshal, einen verdammten Bastard, einfach über den Haufen geritten. Der lebt bestimmt nicht mehr.“

„Der lebt“, sagte Ben Hillary düster. Jetzt wusste er endlich, mit wem er es in dem Zug zu tun gehabt hatte. Der Kerl war ein Halbblut gewesen. Mit Sicherheit, das aus Prescott. Es schien sich um einen ungewöhnlich zähen Brocken zu handeln, den er unbedingt loswerden musste.

„Der Bastard heißt Chaco und der Bursche von der Wells Fargo Carringo“, berichtete Slinger eifrig. „Andere Namen haben sie nicht genannt. Sie scheinen dick befreundet zu sein.“

Ob sich dieser Carringo ebenfalls im Zug befunden hatte? Das war sehr wahrscheinlich und konnte lästig werden. Er musste damit rechnen, dass die Schnüffler von diesem Idioten Slinger alles erfahren hatten, was er selbst wusste. Und das war jedenfalls zu viel. Demnach würden sie demnächst hier auftauchen, und es konnte durchaus sein, dass sie die reibungslose Übergabe der Waffenladung vereitelten. Nur gut, dass er jetzt wenigstens wusste, woran er war. Er musste also noch bedeutend vorsichtiger agieren.

„Das ist alles nichts Neues, was du mir da erzählst“, behauptete Ben Hillary. „Diese Jammergestalten haben wir schon längst abgeschüttelt.“

„Da würde ich nicht zu sicher sein“, sagte Slinger. „Sie sind nur zu fünft, Mister Hillary. Sie können bestimmt noch einen guten Mann brauchen.“

„Und dieser gute Mann bist du natürlich.“

„Und ob! Sie haben ja jetzt gesehen, dass ich mehr kann als nur billige Botendienste auszuführen oder einem Betrunkenen einen Dollar aus der Tasche zu klauen. Dieses Geschäft, das Sie betreiben, ist genau die richtige Aufgabe für mich. Da kann man etwas leisten, und da fällt auch ein anständiger Gewinn ab. Für ein mieses Taschengeld bin ich inzwischen zu clever.“ Slinger zwinkerte dem Waffenhändler vertraulich zu.

Ben Hillary ging der Bursche auf die Nerven. Er suchte sich seine Männer stets selbst nach harten Gesichtspunkten aus. Was sollte er mit einem dummen Bengel anfangen, der sich wer weiß was einbildete, nur weil er zwei Stunden lang nicht aus dem Sattel gefallen war. Solche Kinder standen einem doch nur im Weg, und wenn es hart auf hart ging, heulten sie nach ihrer Mutter. Er durfte sich in diesem Geschäft keinen Versager erlauben. Experimente gab es nicht. Die waren lebensgefährlich. Also musste er zusehen, wie er den lästigen Kunden auf elegante Art wieder loswurde.

„Du willst also bei uns mitmischen?“, vergewisserte er sich.

„Klar! Sie werden sehen, dass Sie es nicht bereuen.“

„Für diese Erkenntnis ist es dann auch meistens schon zu spät.“

„Bei mir landen Sie einen Volltreffer, das garantiere ich Ihnen. Ich reite wie der Teufel, und mich schüchtert keiner ein. Versuchen Sie es, Mister Hillary!“

Der Ältere nickte.

„Also gut! Du sollst deine Chance erhalten, Slinger.“

Der Junge war begeistert. Es hatte sich also doch gelohnt. Man durfte nur nicht nachgeben. Das war das ganze Geheimnis der Erfolgreichen.

„Ich bin dabei, Mister Hillary. Was soll ich tun?“

„Hast du ein Gewehr?“

Slinger stutzte.

„Natürlich habe ich ein Gewehr“, sagte er zögernd. „Ein gutes noch dazu. Es gehört eigentlich dem Marshal von Prescott.“

„Ausgezeichnet! Du legst dich also damit auf die Lauer und wartest, bis du diese beiden Kerle Carringo und Chaco vor der Mündung hast. Dann drückst du zweimal ab, aber so, dass sie hinterher nicht mehr aufstehen. Dann meldest du dich wieder bei mir, und du bist mein Mann.“

Slinger schluckte.

„Sie meinen, ich soll die beiden erschießen?“

„Was ist?“, fuhr ihn Ben Hillary an. Er hatte ja gleich geahnt, dass der Bursche bei der ersten ernsthaften Prüfung weiche Knie haben würde. Mit dem konnte er nichts anfangen. Er war nur gespannt, wie er sich jetzt aus der Affäre ziehen würde. „Auf wessen Seite stehst du denn? Hast du vielleicht Angst vor denen?“

„Angst?“ Slinger hustete und versuchte, Zeit zu gewinnen. Natürlich durfte er sich nicht anmerken lassen, dass ihm dieser unerwartete Mordauftrag tatsächlich nicht behagte. Er hatte sich seinen Einstieg bei der Bande etwas weniger spektakulär vorgestellt. „Ich habe doch keine Angst. Da muss ich ja direkt lachen. Wenn ich auch nicht einsehe, warum wir uns mit den beiden noch aufhalten sollen. Sie haben doch selbst gesagt, dass sie Ihnen nicht mehr gefährlich werden können.“

„Und jetzt sage ich, dass du sie erschießen sollst. Wenn du dazu keine Lust hast, kannst du wieder nach Norden reiten und brauchst dich bei mir nicht mehr blicken zu lassen. Ich bin es gewöhnt, dass meine Männer meine Anordnungen befolgen, ohne lange mit mir darüber zu diskutieren. Also, gute Reise!“ Ben Hillary drehte sich um und ließ den Jungen stehen.

Dieser holte ihn rasch ein. Nein, er musste es tun. Es gab keinen anderen Weg, um zu beweisen, dass er wirklich zu den Waffenhändlern passte und Anspruch auf das große Geld hatte.

„Sie können sich auf mich verlassen, Mister Hillary“, versicherte er hastig. „Ich tu’s. Bestimmt. Ich knalle die Brüder ab, dass es nur so kracht.“

„Die Lautstärke spielt keine Rolle, Slinger. Hauptsache, Carringo und Chaco sind tot!“ Damit ging er eilig in die Nacht hinaus.

Slinger blieb mit seinen Gedanken und Ängsten allein. Verdammt! Eine heiße Suppe hatte er sich da gekocht. Er konnte noch so lange überlegen, es gab nur diese eine Möglichkeit. Wenn er Anschluss an die Bande suchte, musste er Hillary gehorchen, wenn es ihm auch bei dem Gedanken allein eiskalt den Rücken hinunterlief.

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