Читать книгу Showdown mit dem Colt: Western Exklusiv Sammelband 8 Romane - Pete Hackett - Страница 15

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In Ogden gab es eine Telegraphenstation. Über diese Station nahm Grainger Kontakt mit einem Mittelsmann der U.S. Government Squad in Minneapolis auf. Er informierte ihn über den niederschmetternden Verlauf seiner Mission.

Danach mietete er sich in einem Hotel ein. Der Saloon im Erdgeschoss hieß The Drunken Cheyenne. Grainger setzte sich an die Theke, bestellte Stew und aß schweigend. Er hatte schon zuversichtlichere Tage erlebt, alles was recht war. Doch die Prügel, die er bezogen hatte, stärkte nur seinen Entschluss, die verdammten Eisenbahnräuber hochzunehmen.

Nach dem Essen bestellte er einen Kaffee und einen doppelten Whisky. Manchmal brauchte er diese Kombination einfach. Eine Weile hörte er den Gesprächen der Männer an der Theke zu. Er bemerkte ein Mädchen, eines der Salon Girls, das ihn beobachtete.

Sie war blond, besaß ein feingeschnittenes Gesicht mit meergrünen Augen, die ihn herausfordernd ansahen. Schöne Augen, schönes Mädchen. Ja, genau das war es, was er jetzt brauchte.

Er bestellte einen zweiten Whisky, den er auf McCabes Wohl trinken wollte und wechselte von der Theke an einen kleinen Tisch neben der Treppe. Dort hatte er einen Überblick über den Schankraum und saß selbst im toten Winkel.

Es lief, wie es immer lief zwischen einsamen Männern und gewissen Ladys. Die Frau kam an seinen Tisch. „Geben Sie mir einen Drink aus?“

Grainger sah auf und musterte sie kurz. Ihr Kleid brachte die aufregende Silhouette ihres sehr weiblichen Körpers gut zur Geltung. Die Strapazen der vergangenen Tage traten plötzlich in den Hintergrund, Graingers Lebensgeister regten sich wieder.

„Setzen Sie sich, Ma’am. Ich war tagelang in der Wildnis des Südens. Da ist die Gesellschaft einer schönen Frau eine willkommene Abwechslung!“

„Danke. Mein Name ist Nora.“

„Ich heiße…“

„Ich weiß, wie du heißt!“, hauchte sie in sehr viel intimeren Tonfall. „Die ganze Stadt weiß es – Grainger!“

Die Nachricht vom tragischen Ende des Aufgebots hatte sich offenbar in der Zeit, die Grainger auf der Telegraphenstation verbracht hatte, bereits überall verbreitet.

„Ich konnte nichts tun – außer dem Marshal das Leben retten. Jedenfalls hoffe ich, dass es nicht zu spät war. Ob er durchkommt, ist ja noch nicht gesagt.“

„Dr. O’Hines ist kein Quacksalber. Er versteht sein Fach.“

„Wollen wir es hoffen!“

„Ich habe noch nie von dir gehört, Grainger.“

„Ich komme nicht aus der Gegend.“

„Dachte ich mir schon.“

In diesem Augenblick flogen die Saloon-Türen zur Seite. Fünf Männer traten ein. Die Jacken und Mäntel waren zur Seite geschlagen, die Hände an den tiefgeschnallten Revolvern.

Einer der Männer trug einen Marshal-Stern an der Brust. Er war ein breitschultriger Kerl, dessen Gesicht fast bis unter die Augen von einem schwarzen Bart verdeckt wurde. Er war als einziger in der Gruppe mit zwei Revolvern bewaffnet: Einen links und sehr tief geschnallt, den rechten hoch und mit dem Griff nach vorn.

„Das ist der Kerl, Clayton!“, sagte einer seiner Begleiter und zeigte auf Grainger. Der Mann, der Clayton genannt worden war nickte. Breitbeinig trat er an den Tisch.

„Stehen Sie auf und schnallen sie den Revolvergürtel ab, Mister Grainger – das ist doch Ihr Name, oder?“

„Korrekt. Was ist los?“ Aus den Augenwinkeln sah er, wie Nora ängstlich die Schultern hochzog.

„Ich bin Carter Clayton. Der Bürgermeister hat mich vorübergehend zum neuen Town Marshal bestimmt. Solange eben, bis wir eine reguläre Wahl durchführen können.“ Mit dem Daumen deutete er über die Schulter nach hinten. „Und diese Männer hier unterstützen mich.“

„Nichts dagegen“, sagte Grainger ruhig. „Und warum soll ich meinen Patronengurt ablegen? Ich habe niemanden etwas getan.“

„Das wird sich herausstellen. Also stehen Sie auf und schnallen Sie den Gurt ab! Sie sind verhaftet!“

Nora seufzte erschrocken und schlug die Hände vor den Mund. Grainger zog die Brauen hoch. „Was wird mir vorgeworfen?“

„Die Leute hier meinen, dass Sie McCabe und sein Aufgebot in eine Falle gelockt haben!“

„Hören Sie, Mann, die Leute meinen so allerhand, wenn der Tag lang genug ist. Was Sie da reden, ist nicht wahr!“

„Ach, nein? Dass ein Fremder im Pawnee-Gebiet auf unsere Leute trifft, der nicht zu den Banditen gehört, ist sehr unwahrscheinlich!“

„Warum hätte ich den Marshal denn nach hier her zurück nach Ogden bringen sollen, wenn ich einer der Banditen wäre?“

„Um unser Vertrauen zu gewinnen und auskundschaften, was für Gegenmaßnahmen gegen die Bande ergriffen werden!“

„Was für ein Unsinn!“ Wut stieg in Grainger hoch.

„Das soll ein Richter entscheiden!“

„Fragen Sie McCabe, der wird Ihnen bestätigen, was ich Ihnen gesagt habe!“

„McCabe wird gar nichts mehr bestätigen“, knurrte der neue Marshal düster. „Er ist vorhin gestorben. Und jetzt hoch mit Ihnen!“

„Allmächtiger Gott“, stöhnte Nora. „Der arme McCabe...“

Clayton griff nach seinen Revolvern. Aber er hatte die Eisen noch nicht einmal zur Hälfte aus den Holstern gezogen, da hielt Grainger bereits seinen Remington in der Hand und zielte auf Claytons Kopf. „Lassen Sie die Schießeisen los, Clayton. Sie spielen mit Ihrem Leben.“

„Ich bin der Town Marshal!“

„Keiner hat Sie gewählt, also sind Sie ein Niemand.“

„Ich bring Sie an den Galgen, verflucht!“

„Wenn Sie tot sind? Ich habe niemandem etwas getan, Clayton, kapiert? Ich weiß nicht, ob Sie sich Ihr Amt so vorstellen, dass Sie in Zukunft jeden verhaften, der fremd in der Stadt ist und dessen Nase Ihnen nicht passt. Ich jedenfalls lasse mich von einem Mann, der sich einen Marshal-Stern anheftet, ohne überhaupt gewählt zu sein, nicht einfach so ins Loch stecken. Morgen reite ich weiter und bis dahin bin ich nur an einem Bad und einem Bett interessiert. Und jetzt schnallen Sie den Revolver ab, Clayton!“

Clayton knurrte etwas Unverständliches vor sich hin. Grainger spannte den Hahn seines Remington. Gezwungenermaßen ließ Clayton daraufhin seine beiden Revolvergurte zu Boden sinken.

„Du Bastard, das wirst du bereuen!“, zischte er zwischen den Zähnen hindurch.

An den Schwingtüren stand plötzlich ein Mann mit grauem Bowler-Hut, Gehrock und Fliege. Er klatschte Beifall. Alle drehten sich zu ihm herum.

„Warum so feindselig, Clayton?“, fragte der Mann mit dem Bowler-Hut. „Ich habe selten einen Mann so schnell ziehen sehen! Und so, wie ich das sehe, brauchen Sie in nächster Zeit nichts so dringend wie einen Assistant Marshal! Es hat da draußen bei den Pawnees viele Männer erwischt, die gut mit Waffen umgehen konnten. Da ist die Auswahl nicht mehr besonders groß.“

„Mister Garth?“, fragte Clayton irritiert.

„Der Kerl ist keiner der Banditen. Das habe ich habe im Gefühl und was er sagt, hat Hand und Fuß.“

Garth trat auf Grainger zu und reichte ihm die Hand. „Ich bin der Bürgermeister. Sie bekommen 70 Dollar, freie Munition und eine Hose im Jahr, wenn Sie sich die bei uns in Gary Slivers Laden aussuchen. Und das als Assistant Marshal. Das ist mehr als die meisten Town Marshals entlang der Central Pacific bekommen!“

Grainger steckte den Revolver ein. „Nun, der Job ist ja auch nicht so ganz ungefährlich, wie man gesehen hat.“

„Da haben Sie allerdings Recht, Grainger!“

„Tut mir leid, ich muss Ihr Angebot ablehnen, Sir.“

„Was stimmt nicht daran?“ Der Bürgermeister runzelte die Stirn. „Ihre Ablehnung macht mich misstrauisch, Grainger. Hat mein übereifriger neuer Marshal vielleicht doch recht mit seiner Vermutung? Ein paar hysterische Gerüchte, die inzwischen in der Stadt über Sie kursieren, haben ihn dazu gebracht! Aber häufig enthalten Gerüchte ja einen wahren Kern.“

„Wenn das eine Erpressung sein soll, dann sind Sie bei mir an der falschen Adresse, Sir. Ich lasse mich nicht unter Druck setzen“, stellte Grainger klar.

Garth zuckte die Schultern. „Sie wollen handeln? Also gut: Ich spreche noch mal mit den anderen Mitgliedern des Stadtrats, vielleicht lassen sich dann noch ein paar Dollar drauflegen, obwohl ich fürchte, dass Clayton was dagegen hätte, wenn Sie mehr bekämen als er.“

„Meine Ablehnung ist endgültig. Ich bin auf eigene Faust hinter der Bande her und versuche, diese Verbrecher zur Strecke zu bringen. Aus persönlichen Gründen.“

Garth musterte Grainger. Offenbar erkannte er die Entschlossenheit in den Augen des großen Mannes. Er atmete tief durch. Grainger sah, dass er resignierte.

„Es gibt viele, die persönliche Gründe hätten, dieser Bande die Pest an den Hals wünschen“, sagte Garth. „Aber sie deswegen mutterseelenallein ins Indianergebiet zu verfolgen, ist doch eine sehr gewagte Nummer.“

„Ich leide nicht unter Überängstlichkeit.“

„Das merke ich.“ Der Bürgermeister seufzte. „Sie wären genau der Richtige, um unsere Bürger zu schützen. Sie sagen, dass Sie morgen weiter reiten?“

„Ja.“

„Vielleicht überlegen Sie es sich ja noch.“ Er grinste Nora an, ein schmieriges Grinsen war das. „Es gibt viele Gründe, länger in Ogden zu bleiben, nicht wahr? Trotz der Probleme, die wir hier im Moment haben!“

Damit wandte sich Garth wieder in Richtung Tür. Mit einem Handzeichen bedeutete er Clayton und seinen Begleitern ihm zu folgen. Clayton hob seine Revolvergürtel auf und lief hinter dem Bürgermeister her. Seine Männer schlossen sich ihm an.

„Ich nehme nicht an, dass du die Nacht unbedingt allein verbringen willst!“ Nora ergriff seine Hand und beugte sich nahe an sein Gesicht. „Oder war die Zeit die hinter dir liegt, doch etwas zu hart für dich?“ Sie setzte einen unschuldigen Blick auf.

Grainger grinste. „Gerade habe ich gedacht, es wäre schön, wenn…“ Er unterbrach sich.

„Wenn was?“

„Wenn mir jemand vor dem Einschlafen eine hübsche Gute-Nacht-Geschichte erzählen würde.“

„O! Darin bin ich Spezialistin!“

„Was für ein Zufall!“ Grainger leerte seinen Whisky. „Das trifft sich wirklich gut.“ Er knallte das Glas auf den Tisch und legte ein paar Dollarnoten daneben. „Dann trink aus, ich bin müde.“

„So scharf auf eine Geschichte?“ Sie nahm ihren Drink.

„Ich kann’s kaum erwarten.“ Er strich ihr über die Wangen und berührte ihre Lippen. Sie fühlte sich gut an.

„Dann komm.“ Sie stand auf, nahm seine Hand und führte ihn zur Treppe. Auf halber Höhe blickte Grainger zurück. Keine Blicke verfolgten ihn, auch am Fenster oder an der Tür sah niemand von außen herein. Die Chancen, dass Clayton ihn wenigstens diese Nacht in Ruhe lassen würde, standen nach seinem Gefühl gar nicht so schlecht.

Showdown mit dem Colt: Western Exklusiv Sammelband 8 Romane

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