Читать книгу Trevellian und der Mann, der den Wind säte: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 9
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Wir hockten im gemeinsamen Büro, diktierten unseren Bericht über die Sache im „The Marriott Marquis“, und hassten beide mit der selben Inbrunst diese Arbeit. Es galt, eine Akte anzulegen und den Computer zu füttern. Für uns war der Fall Sergio Antonelli noch lange nicht abgeschlossen.
Mr. McKee hatten wir Bericht erstattet. Er erklärte uns, was wir jedoch selber wussten, dass der Vorfall eine Untersuchung nach sich ziehen würde, versicherte uns aber mit dem nächsten Atemzug, dass er schon dafür sorgen würde, dass es wegen der tödlichen Schüsse keine Probleme geben werde.
In dieser Hinsicht konnten wir uns blind auf unseren Chef verlassen.
Mein Telefon schlug Alarm. Sofort unterbrachen wir unsere Arbeit. Es war, als hätten wir in stillschweigendem Einvernehmen nur darauf gewartet, dass etwas unseren recht gemäßigten Tatendrang am Schreibtisch unterbricht.
Es war Lew Harker. Er rief uns aus der Redaktion der New York Times an. Und er schien seine Alterssenilität überwunden zu haben, denn er feixte in den Hörer: „Herr Doktor, mir ist‘s wieder eingefallen.“
„Na, dann schieß mal los, Amigo mio“, forderte ich ihn auf zu sprechen.
„Vor über drei Jahren haben sie unten in Malaysia einen Robert Sommerby mit anderthalb Kilo Heroin im Gepäck erwischt. Er wurde zum Tode verurteilt. Er war mit vier Kumpeln dort unten. Immer wieder versicherte er, dass ihm einer von denen oder vielleicht sogar alle zusammen das Rauschgift in den Koffer gesteckt haben. Die vier haben das natürlich abgestritten, und weil man bei ihnen nichts fand, durften sie ausreisen.“
Lew machte eine Pause.
„Weiter“, drängte ich.
„Robert Sommerby wurde vor knapp einem Jahr in Kuala Lumpur aufgehängt. Gnadengesuche sind in Malaysia so überflüssig wie bei uns in Texas, zumindest solange ein gewisser Herr dort unten Gouverneur war. Sein Vater setzte alle Hebel in Bewegung, aber er konnte seinen Sohn nicht vor dem Henker retten.“
„Diese vier Kumpels. Hat sie der Narcotic Squad in die Mangel genommen?
„Himmel, Jesse, so weit bin ich noch nicht. Ich muss mal im Archiv stöbern. Vielleicht finde ich noch mehr heraus. Ich lass es euch wissen.“
„Danke, Lew.“
Ich legte auf und gab Milo preis, was ich wusste.
„Warum rufen wir nicht einfach mal an bei den Narcs. Seit sie uns mit diesen Höllenmaschinen“, Milo deutete mit knapper, verächtlicher Geste auf den PC, „ausgestattet haben, genügt es doch, wenn du drei Buchstaben in den Suchlauf tippst, um über die Geheimnisse dieser Welt informiert zu werden.“
Ich wies mit dem Kinn aufs Telefon. „Bitte.“
Milo hatte einen Kollegen vom Rauschgiftdezernat an der Strippe. Fünf Minuten nur dauerte es, dann war er schlauer. Er hatte mit seiner Klaue irgend etwas auf ein Blatt Papier gefuchselt. Milo sah mich an.
„Okay. Sie haben die vier Kumpels von Robert Sommerby in die Mangel genommen damals. Negativ. Sie stritten es ab, irgendwie in Malaysia mit Rauschgift in Berührung gekommen zu sein. Das Gegenteil konnte ihnen nicht bewiesen werden.“
„Also war Robert der Dumme.“
„Oder der Schuldige. Der dumme Schuldige. Denn wenn du in Malaysia aus dem Flugzeug steigst, siehst du als erstes ein großes Schild mit einer sauber geknoteten Hanfschlinge und einem Totenschädel. Darunter stehen Hinweise, dass sie einem eine solche Schlinge um den Hals legen, wenn man mit gewissen Rauschgiftmengen geschnappt wird. Also kann man es nur mit Dummheit bezeichnen, wenn einer trotzdem das Schicksal herausfordert.“
Wo er recht hatte, da hatte er eben recht.
„Hast du die Namen der vier Knaben?“
„Ja. Ich hab sie notiert.“
„Kannst du das überhaupt lesen?“ Ich schaute betont skeptisch. „Ich kann‘s zum Entschlüsseln geben.“
„Wer im Glashaus sitzt, Jesse, der sollte nicht mit Steinen um sich schmeißen“, rezitierte Milo gehässig, allerdings mit der selben Überbetonung.
Wir wurden wieder ernst. Ich sagte nachdenklich: „Ob zwischen den Vieren und Tom Sommerby eine Verbindung besteht? Wenn ja, hängt der Anschlag auf Sommerby damit zusammen?“
„Was sollten die vier für einen Grund haben, ihn umzunieten? Umgekehrt fände ich schon eher ein Motiv. Tom Sommerby wird seinem Sohn geglaubt haben.“
„Aber Antonelli hat nun mal auf Sommerby geschossen.“
„Vielleicht hat Sommerby sie bedroht. Vielleicht hat er etwas herausgefunden, was unseren Jung vom Narcotic Squad nicht gelungen ist. Wer weiß das schon? Die vier haben zusammen gelegt, einen Hitman angeheuert, und waren bis zu den Meldungen in Radio und TV fest davon überzeugt, keinen Ärger mehr am Hals zu haben.“
„Wir sollten uns die vier mal vorknöpfen“, schlug ich vor. „Vorher aber sollten wir uns noch einmal mit Mr. Sommerby unterhalten.“
Ich rief im „The Marriott Marquis“ an. Mr. Sommerby war verschwunden.
Von einem Kollegen im Police Departement erfuhr ich, dass man Mr. Sommerby vernommen hatte, dass aber das Ergebnis gleich Null war. Man versprach mir, uns das Protokoll zu mailen. Das brauchten wir für unsere Unterlagen.
„Dann werden wir jetzt diesen Mist fertig machen“, knurrte ich freudlos und wies auf den Kram auf meinem Schreibtisch. „Und morgen fangen wir mal an, die vier Burschen unter die Lupe zu nehmen, die mit Robert Sommerby in Malaysia waren.“
„Das wollte ich gerade vorschlagen“, kam es von Milo. „Um dir etwas auf die Sprünge zu helfen, Jesse“, flachste er.