Читать книгу Trevellian und die Organ-Mafia: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 14
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„G-men, was kann ich für Sie tun?“, fragte Doc Howard, der Medizinmann im New Yorker Field Office. Er saß hinter seinem Schreibtisch. Doc Howard war Spezialist in Sachen Gerichtsmedizin und ein erstklassiger Gutachter.
„Erzählen sie uns was über Organverpflanzungen, Doc“, sagte ich.
„Die rechtliche oder ...“
„Die medizinische Komponente, Doc“, sagte Milo.
Der Arzt schaute meinen Freund und Kollegen streng an. „Haben Sie‘s eilig, Tucker?“, stieß er schließlich hervor.
„Nein, wieso? – Oh, verzeih‘n Sie, ich habe Sie unterbrochen.“ Milo schaute mich an. „Ist wohl nicht mein Tag heute, wie?“
Doc Howard deutete ein Grinsen an. „Schon gut. Also die medizinische Seite. Was wollen Sie wissen?“
„Nur ein paar ganz lapidare Dinge, Doc. – Wie viel Zeit darf zum Beispiel zwischen einer Organentnahme und der Einpflanzung verstreichen? Oder – was ist der Auslöser, wenn ein Organ vom Körper nicht angenommen wird? Welche Kriterien sind beim Spender zu beachten?“
„Hm“, machte der Doc. „Fangen wir mal bei Ihrer letzten Frage an, Jesse. Je nach Art des Organs, das verpflanzt werden soll, sind die Kriterien anders zu bewerten. Die Blutgruppe muss natürlich bei jedem inneren Organ, das transplantiert werden soll, identisch sein. Bei Niere und Bauchspeicheldrüse müssen darüber hinaus die Gewebeeigenschaften zusammen stimmen, bei Herz und Lunge die Größe und das Gewicht des Spenders, bei der Leber ebenfalls das Gewicht.“
Ich nickte. Das war nicht schwer zu begreifen.
Der Doc fuhr fort: „Zur Zeitspanne zwischen Entnahme und Transplantation. – Nun, das ist recht unterschiedlich. Ein Herz sollte spätestens nach vier Stunden eingesetzt sein. Die Konservierung erfolgt durch Kühlung. Die Konservierungszeit einer Leber liegt bei allerhöchstens vierundzwanzig Stunden. Eine Lunge kann mit Hilfe einer kalten Kristalloidlösung eine Konservierungszeit von sechs Stunden erreichen, eine Niere, die durch Perfusion gekühlt und in speziellen Eislösungen konserviert wird, sollte innerhalb von sechsunddreißig Stunden eingepflanzt werden. Das ist aber das höchste der Gefühle. Sechsunddreißig Stunden sind nur möglich, wenn kontinuierlich eine mit Sauerstoff angereicherte, kalte Plasmalösung eingesetzt wird.“
Milo griff sich an den Kopf. „Ich glaube, wir sollten uns das aufschreiben, Jesse“, sagte er und es klang fast ein wenig verzweifelt.
Der Doc grinste. „Es gibt weitere Möglichkeiten der Transplantation. Nicht durchblutete Gewebe, wie Augenhornhaut und Gehörknöchelchen, können in gut gekühltem Zustand sehr lange Zeit aufbewahrt werden. Es gibt für diesen Zwecke extra eingerichtete Gewebebanken. – Zu den Risiken: Das Immunsystem des Körpers wehrt sich natürlich gegen das fremde Organ. Diese Reaktionen des Immunsystems lassen sich nur mit Medikamenten abschwächen, was wiederum Infektionen beim Patienten auslösen kann.“
„Immunsuppressivum!“, rief ich. Irgendwann hatte ich diesen Begriff mal gehört im Zusammenhang mit Transplantationen. Auf Gut Glück brachte ich ihn los.
„Genau“, bestätigte Doc Howard.
Treffer! Ich schoss Milo einen triumphierenden Blick zu.
„Das Gerüst hierfür bildet die Kombination von Azathioprin und Corticosteroiden“, erläuterte uns der Doc. „Daraus hat sich das hochwirksame Immunsuppressivum namens Cyclosporin A entwickelt. Dieses Mittel hat seit seiner Einführung die Transplantationsmedizin entscheidend revolutioniert.“
„Heiliger Herr“, murmelte Milo.
„Reicht Ihnen das, oder soll ich noch ein wenig in die Tiefe geh‘n, Gentleman?“, fragte Doc Howard, und ich glaubte, einen leicht spöttischen Unterton zu hören, der in dieser Frage mitschwang.
„Danke, Doc“, antwortete ich, „aber wir müssen das erst mal verarbeiten. Sicher habe ich den einen oder anderen Ausdruck Ihrer letzten Ausführungen vergessen, bis ich oben in unserer Etage aus dem Aufzug steige. Sollten wir noch Fragen haben, können wir uns doch wieder an Sie wenden?“
„Aber immer, G-men.“
„Also dann, danke, Doc.“
Wir gingen.
Im Aufzug sagte Milo: „Wie hast du das genannt, Partner, Immun ...“
„... suppressivum.“
„Donnerwetter! Ich erstarre vor Ehrfurcht. Kombination aus ...“
Er grinste mir schadenfroh ins Gesicht.
„Ich passe.“
„Aha, das Immunsuppenvisum war also ein Zufallstreffer.“
„Immunsuppressivum“, verbesserte ich ihn lachend. „Es heißt Immunsuppressivum.“
Milo kratzte sich hinter dem Ohr und lauschte scheinbar meinem letzten Wort hinterher.