Читать книгу Marshals und Coltkiller: Wichita Western Sammelband 9 Romane - Pete Hackett - Страница 66
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ОглавлениеCooper kam mit seinem Gefangenen dort an, wo Sheriff Ace Miller zurückgeblieben war, um gegebenenfalls Verfolger zurückzuschlagen.
„Ich sehe Lichter auf der Hazienda“, rief der Sheriff. „Und ich höre fernes Geschrei. Ist wohl nicht ganz glücklich verlaufen, das Kidnapping, wie?“
„Mitchell konnte seine Männer alarmieren. Es ist allerdings nur eine Handvoll, und unter ihnen ist wahrscheinlich keiner, dem schon mal Kugeln um die Ohren geflogen sind. Es sind die Helfer, die Pferdeställe ausmisten, die Tiere füttern und Zäune ausbessern. Ich denke, diese Kerle haben nicht den Schneid, gegen Ihre Kugeln anzureiten, Sheriff. Wahrscheinlich sind sie eher harmlos.“
„Gut, Cooper, reiten Sie weiter“, knurrte Ace Miller und repetierte entschlossen seine Winchester. „Reiten Sie wie der Wind und sehen Sie zu, so schnell wie möglich zur Grenze zu kommen. Warten Sie auf keinen Fall auf mich.“
„Ich hab verstanden“, versetzte Cooper und reichte vom Sattel aus dem Sheriff die Hand. „Hals- und Beinbruch, Sheriff. Wir sehen uns in Bisbee.“
In dem Moment war fernes, brandendes Grollen zu vernehmen. Die Hände der beiden Männer lösten sich voneinander, Cooper richtete sich im Sattel auf, lauschte kurz und gab dann zu verstehen: „Das sind die Rurales. Da hatte ich ja verdammtes Schwein. Nun, ich denke, Sheriff, es ist besser, wenn wir uns gemeinsam absetzen. In der Nacht können Sie unsere Spur in der Wildnis kaum aufnehmen. Und bis Tagesanbruch haben wir einige Meilen zwischen uns und sie gebracht.“
„Wenn sich unsere Gäule nicht die Beine brechen“, knurrte Miller. „Aber es ist wohl unsere einzige Chance. Also verlieren wir keine Zeit.“
„Die Pest an deinen Hals, Cooper!“, keifte Mitchell. „Willst du mich über den Rücken des Gauls hängend nach Bisbee bringen?“
„Wir kommen sicherlich schneller voran, wenn er auf dem Pferd sitzt“, erklärte Ace Miller. „Sie können ihm ja die Hände am Sattelhorn festbinden.“
„Von mir aus“, knurrte Cooper und schwang sich vom Pferd. „Helfen Sie mir, Miller.“
Die Hufschläge rollten unter dem klaren Sternenhimmel heran wie ein Gruß aus der Hölle.
Wenige Minuten später saß Mitchell auf dem Pferd, seine Hände waren an das Sattelhorn gefesselt, unter dem Leib des Tieres waren seine Beine ebenfalls mit einem Strick verbunden. Der Lärm schwoll an, dann stob ganz in der Nähe mit unheimlichem Getöse die Rurales-Mannschaft vorbei; schwarze Schemen, die sich im Rhythmus des halsbrecherischen Galopps auf und ab bewegten und ineinander zu verschmelzen schienen. Die Nieten an ihren Sätteln und Zaumzeugen schimmerten matt im unwirklichen Sternenlicht. Selbst wenn Mitchell geschrien hätte, bei dem Lärm, den sie veranstalteten, wäre es nicht zu vernehmen gewesen. Nach und nach entfernten sich die infernalischen Hufschläge und die Horde verschwand aus dem Blickfeld der beiden Amerikaner.
„Verschwinden wir!“, stieß Cooper hervor und ritt an. Er führte das Pferd mit Mitchell an der Longe. Als sich der Strick spannte, setzte sich das Tier in Bewegung. Sheriff Ace Miller folgte.
Sie ritten dort, wo ihnen die Sterne am meisten Licht boten. Als dann auch der Mond aufging, leuchtete er ihnen mit seinem kalten Licht, das die ihm zugewandten Abhänge wie versilbert erscheinen ließ. Manchmal schob sich eine Wolke vor den Erdtrabanten, dann glitt ein Wolkenschatten über die Wildnis.
Sie kamen nicht schnell voran, aber sie kamen vorwärts, und mit jedem Schritt ihrer Pferde gewannen sie ein Stück Vorsprung mehr. Immer wieder hielten sie an, um zu lauschen. Aber es blieb still; abgesehen von den vereinzelten Jagdschreien einsamer, geflügelter Jäger, die durch die Finsternis gespenstisch heranwehten.
„Ich schließe nicht aus, dass die Rurales gar nicht versuchen, unsere Spur aufzunehmen“, streute Cooper nach langem, schweigsamem Ritt seine Bedenken aus, „sondern dass sie auf dem schnellsten Weg zur Grenze reiten, um uns dort zu erwarten. Mitchells Frau ist sicherlich nicht entgangen, dass ich den Banditen nach Bisbee schaffen will.“
„Wir halten uns einfach mehr nach Nordwesten“, versetzte Miller. „Wenn wir zehn oder zwölf Meilen westlich von Bisbee über die Grenze gehen, können sie warten, bis sie sie schwarz sind.“
„Gut, so machen wir es.“
Gegen Abend des darauffolgenden Tages kamen sie in Bisbee an. Sie betraten die Stadt von Westen her und ihr Ziel war das Sheriff’s Office.
Doch kaum, dass sie die ersten Häuser passiert hatten, schritten aus einer Gasse zwei Männer mit Gewehren in den Fäusten und wandten sich ihnen zu. Hinter einem Wohnhaus kam ein dritter hervor, in einer Passage erschien ein vierter …
Zuletzt waren es sechs Männer mit Gewehren, die die drei Reiter regelrecht eingekreist hatten.
Auf der Straße war kaum etwas los, denn um diese Zeit saßen die meisten Stadtbewohner beim Abendessen.
„Capitán!“, entfuhr es Brad Mitchell erfreut. „Sie haben mich also nicht im Stich gelassen.“
Es waren die Rurales, aber sie trugen nicht ihre dunklen Uniformen, sondern zivile Kleidung. In Bisbee, einer wilden Grenzstadt, waren sie sicher kaum aufgefallen.
„Natürlich nicht“, rief der Capitán. „Ein Prozess gegen dich wäre nämlich auch höllisch gefährlich für mich.“
Mit dem letzten Wort eröffnete er das Feuer. Aber Cooper und Ace Miller waren kampferprobt genug, um ansatzlos zu reagieren. Sie schüttelten die Steigbügel ab, griffen nach den Gewehren und ließen sich einfach von den Pferden kippen. Als Cordobas Gewehr peitschte, saßen sie schon nicht mehr aufrecht.
Und als die Gewehre der anderen Mexikaner krachten, prallten sie am Boden auf, rollten herum und eröffneten nun ihrerseits das Feuer. Einen Moment lang verschluckten die ineinander verschmelzenden Detonationen sämtliche anderen Geräusche, die beiden Männer am Boden wälzten sich herum, repetierten und feuerten erneut.
Dann schwiegen die Waffen. Drei der Mexikaner lagen reglos am Boden, Mitchell hing seitlich an seinem Pferd, denn seine Fesseln hatten einen Absturz verhindert. Pulverdampf zerflatterte im schralen Abendwind. Die eingetretene Stille war irgendwie trügerisch und war nervenzehrender als das Donnern der Schüsse zuvor.
Cooper und Miller erhoben sich. Staub rieselte von ihrer Kleidung. Geduckt dastehend, die Gewehre an der Hüfte, sicherten sie um sich. Plötzlich erklangen hinter den Häusern prasselnde Hufschläge. Die Mexikaner flohen. Und dann kamen Menschen aus ihren Häusern, Stimmen riefen durcheinander, Cooper rief dem Sheriff zu: „Sie sind fort. Ich glaube, Cordoba ging es hauptsächlich darum, dass Mitchell während des Prozesses nicht seinen Namen ausplaudern kann. Denn mit Leuten, die die Apachen mit Waffen und Schnaps versorgen, kennen auch die mexikanischen Gerichte kein Erbarmen, schon gar nicht, wenn es sich um Polizisten handelt.“
Ace Miller nickte und ging zu Mitchell hin. Nachdem er ihn kurz untersucht hatte, rief er: „Sie haben sicherlich recht. Mitchell ist tot.“
Sie schauten sich noch die drei getöteten Mexikaner an. Cordoba war nicht unter ihnen.
Gleich darauf erschien Sheriff Ben Carter …