Читать книгу Marshals und Coltkiller: Wichita Western Sammelband 9 Romane - Pete Hackett - Страница 65
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ОглавлениеCooper ritt in den Hof der Hazienda. Einige Arbeiter hielten in Ihrer Verrichtung inne und beobachteten ihn. Vor dem Haupthaus saß er ab. Da kam auch schon Brad Mitchell durch die Tür. Seine Brauen hatten sich zusammengeschoben, finster musterte er Cooper, der den langen Zügel lose um den Holm schlang, dann fragte er: „Wieso kommst du zurück? Was ist vorgefallen? Wo sind Valdes, Shaw und die anderen?“
„Der Reihe nach“, murmelte Cooper und ging mit sattelsteifen Beinen zu einem Tränketrog, warf sich ein paar Hände voll Wasser ins verschwitzte Gesicht und gab sich wie ein Mann, der so ziemlich am Ende seiner Kräfte war.
„Por Dios, nimm endlich die Zähne auseinander und rede!“, blaffte Mitchell, der herangekommen war. Sein düsterer Blick verriet, dass er sich mit wenig erfreulichen Ahnungen trug. Und die Ungeduld, mit der er Coopers Antwort entgegenfieberte, war offensichtlich.
„Sie haben uns drüben erwartet“, knurrte Cooper. „Kaum, dass wir über die Grenze waren, empfingen sie uns mit heißem Blei. Ich hatte Glück, denn ich ritt ein Stück hinter den anderen. Soweit ich es mitbekommen habe, wurden Valdes, Shaw und auch die anderen erschossen. Ich bin sofort zurückgeritten, wurde ein ganzes Stück verfolgt und zog einen Zickzackkurs durch die Berge, bis ich diese Bluthunde abgehängt hatte.“
„Wer hat drüben gelauert? U.S. Marshals?“
Cooper zuckte mit den Achseln. „Ich weiß es nicht. Als es zu knallen begann und die anderen Transportbegleiter von den Pferden fielen, bin ich geritten, als säße mit der Satan persönlich im Nacken.“ Cooper setzte sich auf den Rand des Tränketrogs, holte ein Zigarillo aus der Manteltasche und zündete es an. Tief inhalierte er den ersten Zug.
Mitchell mahlte mit den Zähnen. „Das heißt also, dass die Fuhrwerke samt Ladung futsch sind“, konstatierte er schließlich und ein böses Glimmen trat in seine Augen. „Zur Hölle, Cooper, ihr habt versagt. Weißt du überhaupt, was das für ein Verlust mich ist? Ich habe die Ware bezahlt und nun … O verdammt! Wer immer es auch war, der euch aufgelauert hat – woher wussten sie, dass ihr mit wertvoller Ladung über die Grenze kommt?“
„Das kann ich dir nicht sagen“, versetzte Cooper. „Ich hatte auch nicht das Bedürfnis, die Kerle danach zu fragen, wie du dir vorstellen kannst.“
„Was wurde aus dieser Carrie Hayes?“
„Sie dürfte den Kugelhagel, der uns begrüßte, kaum heil überstanden haben. Die Hurensöhne haben einfach draufgehalten. Kaum vorstellbar, dass es sich um U.S. Marshals gehandelt hat. Die hätten uns zuerst mal zur Aufgabe aufgefordert.“
„Schon seltsam, Cooper“, knurrte Mitchell und tiefsitzendes Misstrauen prägte jeden Zug in seinem Gesicht, sein Blick war durchdringend, fast stechend. „Alle sind wahrscheinlich tot, und du hast nicht mal einen Kratzer davongetragen.“
„Ich sagte es doch schon: Ich bin ein ganzes Stück hinter den anderen geritten. Ich war nämlich austreten und sie haben nicht auf mich gewartet. Eine Fügung des Schicksals …“
„Wahrscheinlich. Seid ihr auf dem Weg nach Norden Capitán Cordoba und seinen Leuten begegnet?“
„Nein. Was nun, Mitchell? Es war nicht unsere Schuld, dass wir die Ware verloren haben. Was befand sich eigentlich auf den Fuhrwerken?“
„Das geht dich nichts an.“
„Auch gut, interessiert mich auch nicht wirklich. Kann ich bleiben? Vielleicht ergibt sich wieder mal ein Job für mich.“
Mitchell fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Schließlich aber nickte er. „Ja, bleib. Du scheinst mir trotz allem ein sehr brauchbarer Mann zu sein.“
„Danke. Ich versorge mein Pferd und dann hau ich mich für ein paar Stunden aufs Ohr. Ich bin verdammt am Ende.“
Zwanzig Minuten später streckte sich Cooper auf seiner Bunk aus. Die Sonne stand im Westen und begann hinter dem Horizont zu versinken. Fünf Minuten vorher hatte ein Reiter im gestreckten Galopp die Hazienda verlassen. Cooper vermutete, dass ihn Mitchell losgeschickt hatte, damit er den Capitán über den Verlust der Fuhrwerke informierte.
Auf der Hazienda befanden sich außer Mitchell und ihm nur einige Helfer. Die Vaqueros waren beim Vieh auf den Weiden. Sobald es finster sein würde, die Helfer gegessen hatten und sich in der Mannschaftsunterkunft befanden, wollte Cooper seinen Plan in die Tat umsetzen.
Es konnte ins Auge gehen. Cooper gab sich keinen Illusionen hin. Denn auch die Helfer besaßen Waffen und sie würden ihre Loyalität zu ihrem Brötchengeber unter Beweis zu stellen versuchen.
Aber keine zweihundert Yard entfernt – auf einem Hügelrücken, gedeckt von Felsen und Strauchwerk -, wartete Sheriff Ace Miller. Und er würde mit seinen Kugeln dafür sorgen, dass etwaige Verfolger sehr schnell die Lust an der Jagd verloren.
Ace Miller hatte ihm der Himmel geschickt! Die Tatsache, dass er sich auf sein Pferd geschwungen hatte, um eine junge Frau, die fast noch ein Kind war, vor dem Schlimmsten zu bewahren, bewies Cooper, dass Miller ein Mann mit starken Grundsätzen war. Zu ihm musste man sofort Vertrauen fassen.
Cooper schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass die Rurales nicht zu früh auftauchten. Wenn sie sich auf der Hazienda befanden, dann war sein Plan fürs Erste zum Scheitern verurteilt.
Der Koch rief zum Essen, indem er einen Triangel schlug. Die hellen Klänge waren bis in den entlegensten Bereich der Hazienda zu vernehmen. Cooper erhob sich, schlüpfte in seine Stiefel und begab sich in den Küchenanbau, in dem sich auch der Speisesaal für die Bediensteten der Hazienda befand.
Als er nach dem Essen in die Unterkunft zurückkehrte, war die Sonne längst untergegangen und die Dämmerung wob über dem ganzen Land. Auch die Helfer begaben sich in das Schlafhaus.
Cooper spürte die Anspannung seiner Nerven. Capitán Cordoba konnte ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Bei jedem Geräusch, das von draußen in das Schlafhaus drang, zuckte er innerlich zusammen. Schließlich hielt es ihn nicht mehr in dem Bau. Niemand fragte ihn, wohin er ging, als er der Tür zustrebte. Draußen zündete er sich ein Zigarillo an. Hinter zwei Fenstern im Haupthaus sah er Lichtschein. Die Vorhänge waren allerdings vorgezogen. Cooper wusste, dass Mitchell verheiratet war, doch hatte er seine Gattin noch nicht zu Gesicht bekommen.
Der Himmel hatte das dunkle Blau von Tinte angenommen und war mit Sternen übersät. Der laue Wind kam von Süden, das Windrad beim Brunnen bewegte sich nicht. Einige Fledermäuse zogen mit heftigem Flügelschlag aber absolut lautlos ihre Bahnen durch die Dunkelheit auf der Jagd nach Insekten.
Ich kann nicht länger warten!, durchfuhr es Cooper im jähen Entschluss. Er schnippte die Kippe fort, setzte sich mit einem Ruck in Bewegung, überquerte den Hof und schritt in den Schatten zwischen dem Stall und einer Scheune, in dem er regelrecht versank. Er lief um den Stall herum, kam auf der anderen Seite wieder nach vorn und sicherte um die Ecke in den Hof. Alles war ruhig. Die Tür der Mannschaftsunterkunft war geschlossen. Cooper huschte zum Tor, zog es gerade soweit auf, dass er sich durch den Spalt zwängen konnte, glitt in den Stall und zog das Tor hinter sich wieder zu. Absolut Finsternis umgab ihn. Aber er wusste, dass neben dem Stalltor an einem Nagel eine Petroleumlampe hing, ertastete sie und zündete sie an. Als er den Doch höher drehte, kroch der Lichtschein auseinander.
Nachdem er sein Pferd gesattelt und gezäumt hatte, legte er einem weiteren Pferd einen Sattel auf und das Kopfgeschirr an. In weiser Voraussicht hatte er am Nachmittag, als er sein Pferd versorgte, sein Gewehr im Scabbard am Sattel stecken lassen. Nun nahm er es, repetierte und verließ den Stall, um zum Haupthaus hinüberzugehen. Die Haustür, die im Schlagschatten unter den Arkaden lag, war nicht abgesperrt oder verriegelt. Ehe er eintrat, überzeugte er sich mit einem schnellen Blick noch einmal davon, dass alles ruhig war, dann verschwand er im Hausflur.
Unter einer Tür zu seiner Rechten schimmerte ein dünner Streifen Licht. Cooper vernahm Stimmen in dem Raum dahinter. Er klinkte die Tür auf und versetzte ihr einen Stoß, sodass sie nach innen aufschwang. Ein langer Schritt, und er stand im Raum. Mitchell und eine schöne Mexikanerin um die dreißig saßen jeweils in einem der Sessel, die zusammen mit einer Couch um einen Tisch mit kunstvoll geschnitzten Beinen herum gruppiert waren.
Mitchell, der soeben gesprochen hatte, hielt erschreckt inne und starrte Cooper an, der das Gewehr an der Hüfte hielt und auf ihn gerichtet hatte. „Was soll das?“, stieß er hervor.
„Wir unternehmen einen kleinen Ritt, Mitchell“, antwortete Cooper ruhig. „Dein williges Handwerkszeug Terrence Shaw wartet in Bisbee im Jail auf dich. Ich schätze mal, dass man euch zusammen aufknüpft. Denn mehr, als am Hals aufgehängt zu werden, um jämmerlich zu verrecken, seid ihr beide nicht wert.“
Wie von Schnüren gezogen erhob sich Mitchell. Er wirkte sprungbereit und belauerte Cooper. Die Frau starrte ihn mit allen Anzeichen des Entsetzens an. „Wer bist du wirklich, Cooper?“, presste Mitchell zwischen den Zähnen hervor. „Irgendwie ahnte ich vom ersten Moment an, dass du nicht der bist, für den du dich ausgegeben hast.“
„Ich war hinter Shaw und seinen Banditen her. Aber das ist eine andere Geschichte. Nun geht es mir nur noch darum, dir das niederträchtige Handwerk zu legen. Das habe ich geschworen, als du Carrie eiskalt an ihre Peiniger ausgeliefert hast, wohl wissend, dass diese Halsabschneider das Mädchen umbringen würden.“
„Du bist größenwahnsinnig! Capitán Cordoba wird jeden Moment mit seinen Rurales eintreffen …“
„Dann sind wir nicht mehr hier. Du wirst jetzt deine Frau fesseln und knebeln, und dann gehen wir. Und keine Zicken, Mitchell. Ich werde nicht zögern, dich zu erschießen. Und sicher wird man mir dafür einen Orden verleihen. Also, fang an!“
„Nein!“
Die Züge Coopers verhärteten. „Dann lässt du mir keine andere Wahl!“ Drei schnelle Schritte brachten ihn an Mitchell heran, und mit dem dritten Schritt schlug er unbarmherzig zu. Mitchell wollte noch abwehrend die Arme hochreißen, doch seine Reaktion kam zu spät. Der Lauf der Winchester traf seinen Kopf mit stählerner Härte, wie vom Blitz getroffen brach er, ohne einen Laut von sich zu geben, zusammen.
Sofort richtete Cooper das Gewehr auf die schöne Mexikanerin, die eine Hand erschreckt vor den Mund presste und deren Brust sich unter keuchenden Atemzügen hob und senkte. „Still, Señora! Zwingen Sie mich nicht, auch Sie niederzuschlagen.“
Die Frau schluckte würgend und holte zitternd Luft.
Cooper ging zum Fenster, riss eine der Kordeln, mit der der Vorhang festgebunden wurde, von der Wand, trat hinter die Frau und gebot ihr, die Hände auf den Rücken zu legen. Sie gehorchte und er fesselte sie. Dann musste sie sich setzen, er holte eine zweite Kordel und band auch ihre Füße zusammen, zuletzt knebelte er sie mit dem Halstuch Mitchells.
Mit Augen, aus denen die Angst schrie, schaute sie ihn an; wie ein waidwundes Reh, das nicht mehr ein noch aus wusste.
„Tut mir leid, Señora, aber Ihr Mann ist ein niederträchtiger Verbrecher und in den Staaten wartet auf ihn der Galgen.“
Er lehnte das Gewehr weg und zog die schlaffe Gestalt Mitchells in die Höhe, bis der Besinnungslose stand. Es kostete Cooper einige Mühe, denn Mitchell war ein großer Mann und wog bestimmt hundertsiebzig Pfund. Cooper unterlief ihn und ließ ihn über seine Schulter kippen, hielt ihn mit der rechten Hand fest und angelte sich mit der Linken sein Gewehr.
Es war eine ziemliche Anstrengung, mit der Last auf der Schulter zum Stall zu laufen, doch Cooper schaffte es und kam keuchend an. Jetzt galt es, so schnell wie möglich zu verschwinden. Er warf Mitchell über den Rücken des zweiten Pferdes, das er gesattelt und gezäumt hatte, band ihn mit einem Strick fest, von denen einige an einem Nagel an der Stallwand hingen, öffnete das Tor, saß auf, nahm das andere Tier an die Longe und ritt ins Freie.
Als er über den Hof ritt, begann Mitchell zu schreien: „Hilfe! Ich werde entführt! Cooper, dieser dreckige Bastard …“
Der Kopfgeldjäger trieb sein Pferd an. In dem Moment, als er in den Schlagschatten zwischen zwei der Wirtschaftsgebäude sprengte, flog die Tür des Schlafhauses auf. Geschrei wurde laut. Zwei – drei der Männer rannten hinüber zum Haupthaus …