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Mit dem Brechen der Schüsse war Terrence Shaw seinem Pferd in die Zügel gefallen. Das Tier stand und der Bandit lauschte. Er war angespannt bis in die letzte Faser seines Körpers, jeder seiner Sinne war aktiviert, seine Winchester stand mit der Kolbenplatte auf seinem Oberschenkel, seine Rechte hatte sich um den Kolbenhals verkrampft.

Die Echos zerflatterten und Stille senkte sich wie ein Leichentuch zwischen die Felsen. Der Bandit verhielt inmitten einer schmalen Schlucht, die ihn anmutete wie ein riesiges, steinernes Grab.

Fragen wirbelten durch sein Bewusstsein. Wer hatte geschossen? Hatte Shelton ihren Gegner erwischt? Oder hatte Cooper Shelton das Lebenslicht ausgeblasen? Wenn das der Fall war, dann stand es jetzt eins zu eins. Der Gedanke verursachte in Shaw Unbehagen, denn ihm war klar, dass ihm Cooper mindestens ebenbürtig war. Plötzlich stieg ein mulmiges Gefühl in ihm hoch; ein eiskalter Hauch schien ihn zu streifen.

In dem Moment, als er das Pferd wieder antrieb, dröhnte ein Colt. Shaw zerrte erneut an den Zügeln und das Pferd stand wieder. Unwillig prustete das Tier und scharrte mit dem Huf. Der Schussdonner versickerte und wieder schloss sich eine drückende, bleischwer anmutende Stille an.

Im Gesicht Shaws arbeitete es. Dann entschied er sich, zog das Pferd um die linke Hand und ritt den Weg zurück, den er gekommen war. Das Krachen und Klirren der Hufe erschien ihm überlaut, die Anspannung, die ihn erfüllte, brachte seine Nerven zum Schwingen, seine Augen waren unablässig in Bewegung und das Unbehagen, das von ihm Besitz ergriffen hatte, löste ein seltsames Kribbeln zwischen seinen Schulterblättern aus.

Immer wieder hielt Shaw an, lauschte und versuchte auf seinen Instinkt zu horchen, der unmittelbare Gefahr signalisierte. Irgendwo in seiner Nähe war ein Poltern zu hören, als würde ein großer Stein einen steinigen Abhang hinunterrollen. Der Bandit hielt den Atem an, seine schweißnassen Hände saugten sich regelrecht am Schaft und am Kolbenhals seines Gewehres fest. Er lenkte das Pferd mit den Oberschenkeln. Nun stieß er die verbrauchte Atemluft aus und ritt zwischen zwei haushohe Felsen. Im Schatten dazwischen saß er ab und band sein Pferd an einem Comastrauch fest.

Dicht an die Felsen geschmiegt pirschte Shaw weiter. Und dann erfasste sein Blick die beiden Planwagen und – die beiden Mexikaner, die leblos am Boden lagen. Carrie war fort. Und drei Pferde fehlten ebenfalls.

Der Bandit wartete und beobachtete konzentriert die Umgebung. Der kleinste Fehler, die geringste Unachtsamkeit, konnte tödlich sein. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass ihm hier keine Gefahr drohte, und er lief geduckt zu einer der reglosen Gestalten hin. Der Kopf lag in einer Blutlache, in der Stirn – genau zwischen den Augenbrauen – sah Shaw das kleine Loch, das eine Kugel hinterlassen hatte. Er huschte zu dem anderen Fuhrwerker hin. Über seinem rechten Ohr war eine tiefe Platzwunde. Neben ihm lag ein blutiger Stein. Shaw fühlte seinen Puls und stellte fest, dass der Bursche lebte.

Er richtete sich auf und ließ den gehetzten Blick wieder in die Runde schweifen. Dann lief er zu seinem Pferd, band es los, riss sich in den Sattel und ritt nach Süden.

Er kam keine hundert Yard weit, als aus einem Felsspalt Cooper trat. Der Kopfgeldjäger hielt das Gewehr mit beiden Händen schräg vor der Brust. Groß und dunkel stand er da, eine personifizierte Bedrohung, die fleischgewordene, tödliche Gefahr.

Abrupt stemmte sich Shaw gegen die Zügel und sofort stand sein Pferd. Eine Weile starrten sich die beiden Männer nur an, dann rief der Bandit: „Ich vermute, dass Shelton tot ist.“

„Mit dieser Vermutung liegst du richtig“, versetzte Cooper. „Er wartet an der Höllenpforte auf dich, Shaw.“

Terrence Shaw zeigte die Zähne; es erinnerte an das Zähnefletschen eines Wolfes. In seinen Augen erschien ein heimtückisches Glitzern, er stieß hervor: „Eine Frage, Cooper: Womit will die kleine Schlampe dich bezahlen? Sie sprach von zweitausend Bucks. Die paar Kröten, die ihre Eltern gespart hatten, haben wir ihnen weggenommen.“

Hinter Shaw erklang eine helle Stimme: „Es ist das Kopfgeld, das sie hier in Arizona für dich und deine Komplizen bezahlen, Shaw.“

Es war Carrie, die etwa zwanzig Yard hinter dem Banditen auf einem etwa mannshohen Felsen stand und ein Gewehr an der Hüfte hielt.

Sekundenlang war Shaw wie erstarrt, dann aber drehte er den Oberkörper halb im Sattel und erfasste mit dem Blick das Mädchen. „Hast du die beiden Greaser ausgeschaltet?“

Um die Basis des Felsen, auf dem Carrie stand, glitt Jerry, ließ sich auf die Hinterläufe nieder und starrte Shaw an.

„Ja, denn sie waren keinen Deut besser als du und deine Kumpane“, antwortete Carrie. „Ich will dich hängen sehen, Shaw. Also lass das Gewehr fallen, zieh vorsichtig den Revolver und wirf ihn weg, und dann steig vom Pferd.“

„Dein ist die Rache, Carrie – wie?“, blaffte der Bandit.

„Ja, mein ist die Rache. Ich zähle jetzt bis drei. Eins …“

Cooper hämmerte seinem Pferd brutal die Sporen in die Seiten, und in dem Moment, als das Pferd zu laufen begann, riss er es zur Seite. Sowohl Carrie als auch Cooper feuerten. Carries Schuss verfehlte den Banditen, doch der Kopfgeldjäger hatte den Bruchteil eines Augenblicks länger gewartet und er konnte das so jäh veränderte Ziel aufnehmen. Das Pferd des Banditen bekam die Kugel in die Brust und brach ansatzlos zusammen.

Shaw gelang es, die Steigbügel von den Füßen zu schütteln und abzuspringen. Er stürzte auf die Seite, rollte aber sofort auf den Rücken und riss das Gewehr an die Schulter. Aber da fiel schon Jerry über ihn her und Shaw sah den gefährlichen, Ehrfurcht gebietenden Fang dicht vor seiner Kehle. Seine Hände öffneten sich, das Gewehr fiel neben ihm auf die Erde. Die Angst, dass ihm der Hund im nächsten Moment die Kehle zerfleischen würde, griff mit knöcherner Klaue nach ihm und er wagte kaum noch zu atmen.

Ein Schatten fiel über den Banditen. Es war Carrie, die von dem Felsen gestiegen und herangekommen war. Sie bückte sich, nahm das Gewehr Shaws und schleuderte es zwischen die Felsen, zog ihm den Colt aus dem Holster und ließ ihn dem Gewehr folgen, dann gebot sie dem Schäferhund, von dem Banditen abzulassen. Jerry glitt zurück. Aber nun war auch Cooper heran und sagte: „Wir bringen dich nach Bisbee, Shaw. Dort wird man dir sicherlich einen Strick um den Hals legen und dich so lange an diesem Strick hängen lassen, bis du tot bist. Das ist der Preis für deine Schandtaten. Ein angemessener Preis, wie ich finde.“

„Geh zur Hölle, Bastard!“, knirschte Shaw.

Marshals und Coltkiller: Wichita Western Sammelband 9 Romane

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