Читать книгу Marshals und Coltkiller: Wichita Western Sammelband 9 Romane - Pete Hackett - Страница 58
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ОглавлениеAls Cooper im Morgengrauen erwachte, war Jerry fort. Der Trail ging weiter. Die Banditen ließen Carrie unbehelligt. Cooper und das Mädchen verrieten nicht einmal durch die kleinste Unaufmerksamkeit, dass sie sich kannten. Aber das Verhalten der Banditen änderte sich schlagartig, als sie am Vormittag des übernächsten Tages die Grenze zum Arizona-Territorium überschritten.
Es war, als sie mittags eine Stunde rasteten. Sie hatten gegessen, nun rauchten sie. Plötzlich erhob sich Cole Jackson, trat vor Carrie hin, die am Boden hockte und die Beine angezogen hatte, trat ihr leicht gegen das Schienbein und sagte hämisch: „Nun, Kleine, du siehst so unausgeglichen aus. Wahrscheinlich hat man es dir schon seit längerem nicht mehr richtig besorgt. Wann war das doch gleich wieder? –„ Jackson legte zwei Finger gegen die Stirn und tat, als würde er angestrengt nachdenken, „- ach ja, jetzt fällt es mir ein. Es war …“
Carrie kam blitzschnell hoch, ihr Gesicht hatte sich zu einer Maske des Hasses verzerrt, und ehe der Bandit reagieren konnte, sprang sie ihn an und ihre Hände verkrampften sich um seinen Hals. Er wankte, verlor das Gleichgewicht und stürzte auf den Rücken. Ein gepresster Laut kämpfte sich in seiner Brust hoch, erstickte aber in seiner zugepressten Kehle, denn Carrie hatte nicht locker gelassen. Nun lag sie auf ihm, und in ihren Augen glomm nur der tödliche Vernichtungswille.
Terrence Shaw und Miguel Valdes waren aufgesprungen. Shelton und Gentry blieben völlig perplex sitzen und folgten ungläubig dem, was sich ihren Augen bot. Die beiden Kutscher saßen ein wenig abseits und beobachteten den ungleichen Kampf.
Jetzt reagierte Jackson. Mit einer einzigen, kraftvollen Bewegung seines rechten Arms fegte er das Mädchen regelrecht von sich herunter. Aufschreiend flog Carrie zur Seite, rollte sich aber sofort herum, kam auf alle viere zu liegen und richtete sich mit einem Ruck auf.
Aber auch Jackson kam hoch, und er riss den Colt aus dem Holster. „Du kleine, dreckige Schlampe!“, keuchte er. Deutlich waren die Würgemale von Carries Händen an seinem Hals zu sehen. Die Wut auf das Mädchen brüllte aus seinen Augen und wütete in seinen Zügen. In dem Moment, als er das Eisen auf Carrie anschlug und den Hahn spannte, feuerte Cooper. Niemand hatte auf ihn geachtet, doch er hatte so etwas geahnt, als er das hassverzerrte Gesicht Jacksons registrierte, nachdem der Bandit das Mädchen von sich geschleudert hatte.
Coopers Kugel flog dermaßen dicht an Jacksons Gesicht vorbei, dass dieser ihren glühenden Strahl auf der Haut zu spüren glaubte. Die Detonation rollte durch die Schluchten und wurde von den Felsen ringsum zurückgeworfen, aufbrüllend antworteten die Echos. Jackson zuckte zu Cooper herum, duckte sich und richtete den Sechsschüsser auf den Kopfgeldjäger.
Cooper fackelte nicht. In die letzten Echos seines ersten Schusses hinein dröhnte sein Eisen erneut, aber nun jagte er sein Blei Jackson in die Brust. Der Bandit bäumte sich auf, machte das Kreuz hohl, sein Schuss löste sich, aber die Kugel fuhr schräg zum Himmel. Plötzlich vollführte er eine halbe Drehung und brach zusammen.
Shaw hatte zum Colt gegriffen. Shelton und Gentry waren wie elektrisiert aufgesprungen, ihre Hände lagen auf den Knäufen, aber Cooper ließ die Mündung seines Sechsschüssers über sie hinwegpendeln. Vor dem Gesicht des Kopfgeldjägers zerflatterte Pulverdampf. Die Detonationen waren mit geisterhaftem Geflüster verebbt. Valdes hielt den Revolver in der Faust, doch sein Arm hing schlaff nach unten und die Mündung der Waffe deutete auf den Boden.
„Hände weg von den Revolvern!“, peitschte Coopers Stimme.
Shelton und Gentry zogen die Hände zurück, als wären die Coltgriffe unvermittelt glühend heiß geworden.
„Ich konnte nicht zulassen, dass er in seiner Wut eine hilflose junge Frau über den Haufen knallt“, stieß Cooper hervor und ließ in seiner angespannten Wachsamkeit nicht nach.
Von den Banditen und dem Mexikaner fiel die Erstarrung ab, Shaw nahm die Hand vom Knauf und ging zu Jackson hin, der verkrümmt am Boden lag, und beugte sich über ihn. Nachdem er seinen Puls gefühlt hatte, richtete er sich auf, schaute Cooper an und blaffte: „Du hast ihn erschossen, Cooper! O verdammt! Musste das sein?“
„Er war ein dreckiges Schwein!“, fauchte Carrie. „Und ihr drei –„ sie schaute nacheinander die Banditen an, „- werdet ihm in der Hölle bald Gesellschaft leisten.“
Cooper wandte sich mit einem düsteren Grinsen an Shaw und knurrte: „Mir scheint, es war doch kein Zufall, dass sich die Kleine in der Nähe der Hazienda herumtrieb. Sie sprach von vier Banditen, die ihre Familie auf dem Gewissen haben.“
Während er sprach, hatte er Shaws Kumpane nicht aus den Augen gelassen, und aus den Augenwinkeln beobachtete er auch Miguel Valdes.
„Vielleicht verwechselt uns die kleine Lady“, versetzte Shaw, dann zuckte er mit den Achseln. „Nun, Cole hat sicherlich überreagiert, nachdem ihn die kleine Hexe derart attackierte. Nun ist er tot, und daran gibt es nichts mehr zu rütteln. Wir haben einen Job zu erfüllen. Wenn wir die Ware an den Mann gebracht haben, können wir ja noch einmal über die Angelegenheit sprechen, Cooper.“
„Ich denke, ihr seid die vier, auf deren Spur die Kleine reitet“, versetzte Cooper. „Das, was Jackson vorhin sprach, und auch die Drohung Carries waren vielsagend genug.“
Shaw hatte die Augen zusammengekniffen. „Und auf wessen Spur reitest du, Cooper? Ich glaube, es war ein Fehler, dich nicht zu erschießen, als ich dich an jenem Abend, als die Rurales kamen, im Schlafhaus vor der Mündung hatte.“
„Möglich“, antwortete Cooper gelassen. „Carrie, entwaffne die Kerle, aber komm mir nicht in die Schusslinie. Du, Valdes, solltest dich raushalten, und auch ihr beide.“ Er meinte die beiden Fuhrwerker. Aber die machten keine Anstalten, sich einzumischen. Lediglich Valdes nahm eine sprungbereite Haltung ein, seine Faust hatte sich härter um den Revolverknauf verkrampft, weiß traten seine Knöchel unter der gebräunten Haut hervor. Die Backenknochen des mexikanischen Bravados mahlten. Mit den Augen eines Raubtiers, das jeden Moment angreifen würde, fixierte er Cooper.
Carrie trat zuerst hinter Shaw und zog ihm den Revolver aus dem Holster, dann entwaffnete sie Shelton und Gentry. Sie trug die Colts zu einem der Fuhrwerke und warf sie auf die Ladefläche.
Coopers Hand mit dem Colt zuckte herum und die Mündung starrte Valdes an. „Lass fallen, Miguel.“
„Maldito, ich dachte …“
„Falsch gedacht, Amigo mio. Also lass die Knarre fallen und geh dann zwei Schritte zurück. Ihr vier werdet euch dann gegenseitig fesseln. Ich bringe euch samt eurer Ladung nach Bisbee zum County Sheriff. Den interessiert es sicher, was ihr auf den Fuhrwerken befördert. Auch die Armee wird sich dafür brennend interessieren.“
„Dreckiger Bastard!“, giftete der Mexikaner und riss die Hand mit der Waffe in die Höhe.
Cooper drückte ab. Der Mexikaner fiel um wie ein gefällter Baum. Doch Shaw und seine Kumpane sahen Cooper abgelenkt und handelten. Mit drei langen Sätzen war Shaw bei Carrie, wirbelte sie herum, sodass sie ihm den Rücken zuwandte, legte ihr den rechten Arm von hinten um den Hals und zog mit der Linken blitzschnell einen Dolch aus dem Stiefel, dessen Spitze er gegen Carries Seite drückte.
Aber auch Cooper registrierte blitzschnell, dass sich die Situation zu seinen Ungunsten entwickelte und feuerte auf Gentry, der neben Shelton zu dem Fuhrwerk rannte, auf das Carrie ihre Revolver geworfen hatte.
Gentrys Beine knickten ein, er fiel auf die Knie und dann auf das Gesicht.
„Ich stech die Kleine ab!“, brüllte Shaw und zog sich rückwärts gehend zu den Pferden zurück.
Shelton kam bei dem Fuhrwerk an und schnappte sich einen der Revolver.
Nun wurde es brenzlig. Cooper schleuderte sich herum und rannte zwischen die Felsen. Sheltons Kugel klatschte gegen einen Felsen, meißelte ein faustgroßes Loch in das Gestein, ließ Splitter spritzen und quarrte als Querschläger davon.
Der Kopfgeldjäger rannte kreuz und quer durch diesen Irrgarten aus Felsen, Spalten und Schluchten. Schließlich stellte sich bei ihm Seitenstechen ein, seine Lungen pumpten und sein Herz raste, was ihn veranlasste, anzuhalten. Sein Atem flog regelrecht.
Damit, dass sich die Situation dermaßen zu seinen Ungunsten verändert, hatte er nicht gerechnet. Sicher, der hatte zwei der Banditen ausgeschaltet und auch Miguel Valdes schien tot zu sein. Aber Shaw und Shelton hatten Carrie als Geisel, außerdem besaßen sie sämtliche Gewehre. Er hingegen hatte nur den Colt.
Coopers Stimmung sank auf den Nullpunkt. Die Sorge, dass Shaw das Mädchen einfach umbrachte, befiel ihn kalt und stürmisch wie ein Blizzard.
Guter Rat war teuer.