Читать книгу Die besten 7 Hochspannungs-Thriller im September 2021: Krimi Paket - Pete Hackett - Страница 42
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ОглавлениеNatürlich war der Fall in die Schlagzeilen geraten.
„Lottomillionär soll erpresst werden! Frau eines Lottomillionärs entführt! Lottomillionär im Visier brutaler Kidnapper …“
So und ähnlich lauteten die Überschriften auf den Titelseiten der lokalen Zeitungen. Rundfunk und Fernsehen berichteten über das Verbrechen. Sie berichteten aber auch darüber, dass das FBI die Ermittlungen übernommen hatte und es noch keinen Hinweis auf die Entführer gab.
Milo legte die Evening Post zusammen und warf sie wütend auf den Schreibtisch. „Diese elenden Zeitungsschmierfinken“, schimpfte er. „In dem Bericht schreiben sie, dass die Kidnapper von James Sanders den gesamten Lottogewinn erpressen wollen und sie mit der Ermordung seiner Frau gedroht haben. Die wissen schon wieder mal mehr als wir. Wäre interessant zu wissen, aus welcher Quelle sie ihr Wissen beziehen.“
„Vielleicht ist mit einem Reporter wieder mal die Fantasie durchgegangen“, erwiderte ich.
Wir hatten den Rest des Tages damit verbracht, Sanders‘ Eltern, seinen Bruder und seine Schwiegereltern einzuvernehmen. Der Erfolg war gleich Null. Vor allem die Eltern Barbara Sanders‘ waren völlig aufgelöst. Die Mutter weinte steinerweichend. Sie hatte – verständlicherweise – Angst um ihre Tochter.
Jetzt befanden wir uns im Field Office, ohne einen brauchbaren Hinweis auf die Kidnapper in Händen zu haben. Weder Sanders‘ Eltern, noch sein Bruder oder seine Schwiegereltern wollten mit jemand über den Millionengewinn James Sanders‘ gesprochen haben.
„Er wollte mir zwei Millionen schenken“, hatte Ned Sanders, der jüngere Bruder James Sanders‘, erklärt. „Damit hätte ich ausgesorgt gehabt.“
James Sanders‘ Eltern schieden als Kidnapper aus.
Ebenso die Eltern Barbara Sanders‘.
Wer sonst hatte von dem Millionengewinn Wind bekommen?
Wir standen vor einem Rätsel.
Ich rief bei James Sanders an. Er meldete sich, ich nannte meinen Namen. James Sanders sagte mit gepresster Stimme: „Ihre Kollegen haben eine Fangschaltung installiert, Mr. Trevellian. Haben Sie schon irgendwelche Erkenntnisse gewonnen?“
„Wir haben in der Abendpost gelesen, dass die Erpresser von Ihnen achtzehn Millionen Dollar wollen“, presste ich hervor.
„Achtzehn Millionen“, wiederholte Sanders. „Sie wollen also den gesamten Gewinn. Von mir aus! Sollen sie das verfluchte Geld haben. Ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht …“ Plötzlich stutzte Sanders. Sekundenlang herrschte Schweigen. Dann stieß er hervor: „Woher weiß die Zeitung von der Forderung der Kidnapper?“
„Das werde ich herausfinden“, erwiderte ich. „An Sie sind die Entführer noch nicht herangetreten?“
„Nein. Mein Gott, Trevellian, die Angst um Barbara verzehrt mich regelrecht.“
Ich fühlte mit ihm, fand aber keine Worte des Trostes. Was hätte ich in dieser Situation auch sagen sollen? Was immer ich auch zum Ausdruck gebracht hätte, es hätte banal und abgedroschen geklungen. Also zog ich es vor, zu schweigen.
Ich verabschiedete mich von Sanders und rief bei der Evening Post an. Gleich darauf hatte ich den Chefredakteur an der Strippe. Ich fragte ihn, woher der Verlag des Wissen bezüglich der Forderung der Kidnapper bezogen hatte.
Der Mann sagte: „Uns liegt ein anonymer Brief der Entführer vor. Er ist auf einem Computer geschrieben worden. Darin teilen die Kidnapper mit, dass Barbara Sanders sterben wird, wenn sich ihr Mann weigert, den gesamten Lottogewinn von achtzehn Millionen Dollar an die Entführer zu zahlen.“
„Wann ist der Brief bei Ihnen eingegangen?“
„Heute Vormittag. Wir haben das Police Department verständigt und ihm den Brief überlassen.“
Ich bedankte mich, legte auf und schaute Milo an, der alles mit angehört hatte, weil der Lautsprecher eingeschaltet war. „Elende Schlamperei“, erregte ich mich. „Bin gespannt, auf wessen Schreibtisch der Brief gelandet ist. Man sollte diesem Burschen Beine machen.“
„Wir sollten vielleicht sicherheitshalber mal nachfragen, ob dieser Brief nicht schon bei uns eingegangen ist“, wandte Milo ein.
Ich rief Mandy, die Sekretärin Mr. McKees, an, und bat sie, nachzusehen, ob sich der Erpresserbrief in der Eingangspost befand, die täglich über den Schreibtisch unseres Chefs ging. Mandy erklärte uns, dass Mr. McKee am Nachmittag nicht im Field Office anwesend war, weil er an einer Konferenz teilnahm, die der Bürgermeister in der City Hall einberufen hatte. Es ging um die Verbrechensbekämpfung in New York. Die Leiter sämtlicher Polizeidienststellen nahmen daran teil. Dann sagte sie: „Ich erinnere mich, dass ein Bote vom Police Department den Brief heute Nachmittag brachte. Ich hatte allerdings keine Ahnung, dass ihr beide den Fall bearbeitet.“
Sie brachte mir den Brief. Ein kurzes Anschreiben des Police Department war an dem Blatt Papier festgeklammert.
Ich nahm den Brief entgegen und bedankte mich. Mandy verließ wieder unser Büro.
„James Sanders hat achtzehn Milionen Dollar im Lotto gewonnen, stand da zu lesen. Wir haben seine Frau. Entweder Sanders bezahlt, oder seine Frau stirbt. Eine andere Alternative gibt es nicht.“
Mir fiel auf, dass das Wort Millionen nur mit einem L geschrieben war. Vielleicht handelte es sich um einen Tippfehler, möglicherweise aber wusste es der Briefschreiber nicht besser.
„Oder die Frau stirbt“, sagte ich wie im Selbstgespräch vor mich hin. Mit erhobener Stimme fuhr ich fort: „Ich glaube nicht, dass die Kidnapper bluffen. Selbst wenn Sanders zahlt, ist es fraglich, ob sie die Frau laufen lassen. Das wird am Ende wohl davon abhängen, wie viel sie über ihre Entführer aussagen kann.“
„Irgendwann wenden sie sich entweder an die Evening Post oder an Sanders selbst, um die Modalitäten für die Geldübergabe festzulegen“, meinte Milo.
„Sicher“, versetzte ich. „Spätestens dann sind wir gefordert. Wir werden ganz besonders vorsichtig operieren müssen. Die Kidnapper werden zur Bedingung machen, dass sich die Polizei rauszuhalten hat. Der kleinste Fehler unsererseits kann Barbara Sanders das Leben kosten.“