Читать книгу Die besten 7 Hochspannungs-Thriller im September 2021: Krimi Paket - Pete Hackett - Страница 44
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ОглавлениеMilo und ich waren nach Brooklyn gefahren, um in der Neptune Avenue das Haus Emerson Fitzpatricks zu beobachten. In der Sache Barbara Sanders konnten wir im Moment nichts tun.
In New York waren exzellente Hunderter-Blüten aufgetaucht, die die Handschrift Fitzpatricks trugen. Wir gingen aber davon aus, dass der alte Gangster nicht alleine arbeitete. Darum observierten wir sein Haus.
Wegen Geldfälscherei hatte Fitzpatrick schon mehrere Jahre im Gefängnis verbracht. Seit einem halben Jahr erst befand er sich wieder in Freiheit. Wir hatten ihm vor drei Monaten schon einen Besuch abgestattet. Natürlich wusste der alte Gauner von nichts. Er versicherte uns hoch und heilig, dass er seine letzten Jahre in Freiheit verbringen wollte und mit Falschgeldherstellung nichts mehr am Hut habe.
Wer‘s glaubt, wird selig! Unter dieser Devise beschatteten wir ihn. Einige Zeit kehrte auch tatsächlich Ruhe ein. Es tauchten keine weiteren Blüten mehr auf. Wir konnten Fitzpatrick nichts nachweisen und verloren das Interesse an ihm. Und siehe da – in New York waren plötzlich wieder falsche Hunderter im Umlauf!
Es war finster. Die Uhr im Armaturenbrett meines Wagen zeigte 9 Uhr 46 an. Die Tage wurden schon kürzer. Es ging auf den Herbst zu. Aus zwei Fenstern im Obergeschoss des Hauses fiel Licht. Fitzpatrick hatte die Jalousien nicht heruntergelassen.
„Wahrscheinlich warten wir vergebens“, meinte Milo. „Alles, was wir haben, ist ein Verdacht. Vielleicht ist Fitzpatrick gar nicht unser Mann.“
„Ich bin davon überzeugt, dass er es ist“, antwortete ich. „Die Hunderter sind in Umlauf, seitdem er wieder in Freiheit ist. Irgendwann merkte er, dass wir ihm dicht auf den Fersen sind, und er stellte die Produktion für einige Zeit ein. Nachdem wir uns zurückgezogen hatten, tauchten die Blüten plötzlich wieder auf. Er ist unser Mann, Milo. Dafür würde ich meinen rechten Arm verwetten.“
„Geh nicht so leichtfertig mit deinen Gliedmaßen um“, sagte Milo grinsend.
Da fuhr auf der anderen Seite ein dunkelgrüner Ford heran. Ein älteres Modell. Er wurde vor Fitzpatricks Haus abgebremst. Ich sah zwei Kerle in dem Fahrzeug sitzen. Die Lichter gingen aus, der Motor wurde abgestellt. Der Mann, der auf dem Beifahrersitz saß, stieg aus. Er ließ den Wagenschlag offen stehen, ging zu Fitzpatricks Haus und läutete. Eines der beleuchteten Fenster wurde hochgeschoben. Fitzpatricks Oberkörper wurde im Fensterrechteck vom Licht scharf umrissen.
Fitzpatrick rief etwas, schob das Fenster wieder hoch, und dann ging in dem Raum das Licht aus. Eine Minute später verließ Fitzpatrick das Haus. Er setzte sich in den Fond des Fords, auch der andere Mann stieg wieder ein, der Motor wurde gestartet und die Abblendlichter gingen an …
Wir folgten dem Ford in einem sicheren Abstand. Alles deutete darauf hin, dass die Fahrt nach Queens ging. Es ging kreuz und quer durch die Wohnsiedlungen von Brooklyn, schließlich erreichten wir Queens und befanden uns auf dem Jackie Robinson Parkway.
Nach einiger Zeit verließ der Ford den Parkway wieder und wir landeten in der Harrow Street. Der Ford wurde angehalten. Die drei Insassen stiegen aus. Sie verschwanden in einer stockdunklen Einfahrt.
Ich parkte den Sportwagen. Milo und ich verließen den Wagen.
„Bleib du hier zurück, Partner“, sagte Milo, als wir am Ende der Einfahrt angelangt waren, „und sichere gegebenenfalls meinen Rückzug.“
Die Einfahrt führte wie ein Tunnel unter einer Wohnung in der 1. Etage des Gebäudes hindurch. Die Finsternis in dem Hinterhof mutete geradezu stofflich und greifbar an. Sie wirkte fasst bedrohlich.
Während ich zurückblieb, ging Milo weiter. Seine Gestalt verschwand in der Finsternis. Ich vernahm nur noch das leise Tackern seiner Absätze. Und dann versank auch dieses Geräusch in der Stille.
Meine Rechte umklammerte den Griff der SIG Sauer P226. Notfalls konnte ich sie im Bruchteil einer Sekunde ziehen und damit schießen, wobei ich nicht hoffte, dass dieser Notfall eintrat.
Schon bald kehrte Milo wieder zurück. „Der Hintereingang des Hauses ist abgeschlossen“, murmelte er. „Ich habe keine Ahnung, in welcher Wohnung die drei Typen verschwunden sind.“
Wir kehrten zur Vorderseite des Hauses zurück. Neben der Haustür war ein Klingelschild angebracht, das uns – im Licht einer Taschenlampe – verriet, dass es in dem Gebäude 12 Wohnungen gab. Die Namen waren teilweise so sehr verwaschen, dass sie nicht mehr zu entziffern waren. Hinter einigen Fenstern in den verschiedenen Stockwerken brannte Licht.
„Warten wir einfach“, schlug Milo vor. „Irgendwann werden die Kerle ja wieder auftauchen.“
Ich schaute auf meine Armbanduhr. Es war 10 Uhr 28. „Meinetwegen. Warten wir also.“
Wir setzten uns in den Wagen.
Unsere Geduld wurde auf keine lange Probe gestellt.
Zwei Männer kamen aus der Hofeinfahrt. Als sie auf die Straße traten, die von Peitschenmasten gesäumt war, konnte ich Fitzpatrick erkennen. Er trug einen Koffer. Die beiden marschierten zu dem Ford.
„Zugriff“, knirschte ich und öffnete die Fahrertür. Meine Stimme gellte: „Stehenbleiben! FBI! Nehmen Sie die Hände hoch!“
Milo sprang auf der Beifahrerseite aus dem Sportwagen. Ich richtete mich zu meiner vollen Körpergröße auf. In meiner Rechten lag die SIG.
Auf der anderen Straßenseite dröhnte ein Schuss. Ich sah das grellgelbe Mündungslicht aus der Mündung der Pistole lecken und feuerte ohne zu zögern zurück. Der Schütze brach zusammen.
Fitzpatrick hatte wohl seine Schrecksekunde überwunden, denn er begann zu laufen. „Stehenbleiben, Fitzpatrick!“, brüllte ich. „Bleiben Sie stehen!“
Der Gangster dachte nicht daran, meinem Befehl nachzukommen. Er rannte, so schnell ihn seine Beine trugen.
„Kümmere dich um den Kerl auf der anderen Straßenseite, Milo“, schrie ich, dann nahm ich die Verfolgung auf. Mir fiel nicht auf, dass Milo nicht antwortete.