Читать книгу Die besten 7 Hochspannungs-Thriller im September 2021: Krimi Paket - Pete Hackett - Страница 48
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ОглавлениеSarah Anderson stand an der Ecke des Gebäudes. Sie sah Emerson Fitzpatrick herumwirbeln und dann brüllte dessen Pistole in wahnsinnig schneller Folge mehrere Male auf.
Menschen, die sich auf der Straße befanden, begannen zu schreien und flüchteten in Deckung. Sekundenlang herrschte ein chaotisches Durcheinander. Und dann peitschte Sarahs Waffe. Fitzpatrick wurde das Bein vom Boden weggerissen. Er stürzte. Seine Waffe schlitterte einige Schritte davon und blieb im Rinnstein liegen.
Luke Sheldon wirbelte sein lebendes Schutzschild zu Sarah herum. „Ich erschieße sie!“, brüllte er überschnappend.
Die Geisel schrie auf. Die Situation war brenzlig.
„Waffe runter!“, brüllte der Gangster.
Sarah hatte keine andere Chance, als ihre Waffe auf den Gehsteig zu legen. Sie kam wieder hoch und hob die Hände in Schulterhöhe. „Ich stelle mich Ihnen an Stelle Ihrer Freundin als Geisel zur Verfügung!“, rief sie mit klarer, präziser Stimme.
„Komm her!“, rief Sheldon. „Komm schon! Schwing die Hufe, Süße!“
Sarah setzte sich in Bewegung. Ihr Gesicht mutete an wie erstarrt. Die Hände behielt sie oben. Sie nahm ihren Blick nicht von dem Gangster. Es war, als wollte sie ihn hypnotisieren.
Dann stand sie dicht vor Sheldon und seiner Geisel.
Fitzgerald lag am Boden und wimmerte. Mit beiden Händen umklammerte er sein durchschossenes Bein. Blut sickerte zwischen seinen Fingern hervor. Der Schmerz verzerrte sein Gesicht zur Grimasse.
„Nimm mich mit, Luke“, ächzte Fitzgerald. „Du wirst mich doch nicht zurücklassen? O verdammt, mein Bein!“
Sheldon achtete nicht auf ihn, sondern richtete die Waffe auf Sarah, gleichzeitig versetzte er seiner Freundin einen Stoß in den Rücken. Sie taumelte zwei Schritte nach vorn. „Hol den Wagen her, Lydia. Und du rühr dich nicht, Süße. Oder muss ich dir ein Loch in die Figur schießen.“
Sheldon griff mit der Linken in die Hosentasche und warf Lydia zwei Schlüssel zu, die an einem Ring hingen. Geschickt fing die Frau sie auf, wandte sich um und lief weg.
Sheldon griff nach Sarah, zog sie dicht an sich heran, griff ihr in die Haare und drückte ihr die Mündung seiner Pistole unter das Kinn. „Keine krummen Touren, Süße!“, giftete er. „Ich würde dir den Kopf von den Schultern schießen.“
Sein Atem schlug Sarah ins Gesicht!
Ich befand mich in der Eingangshalle des Gebäudes und konnte durch die zerschossene Tür alles mitverfolgen. Sheldon wandte mir die linke Seite zu. Ich hielt die SIG mit beiden Händen auf den Gangster angeschlagen, wagte aber nicht abzudrücken. Wenn ich nämlich nicht hundertprozentig traf, war es mit Sarah aus.
Ich war mit plötzlich nicht mehr sicher, ob die Geiselnahme echt gewesen war. Vielleicht war diese Lydia eine erstklassige Schauspielerin und hatte es verstanden, uns zu bluffen.
Jetzt hatte Sheldon jedenfalls, was er wollte. Er hatte eine echte Geisel in seiner Hand, und ich musste davon ausgehen, dass er schießen würde, sollte er sich in die Enge gedrängt fühlen.
In mir riss ein Zwiespalt auf.
Eine drängende Stimme sagte mir, dass ich Sarah aus der Gewalt des Gangsters befreien musste. Der Verstand jedoch hämmerte mir ein, dass ich den Gangster gewähren lassen musste, um Sarahs Leben nicht aufs Spiel zu setzen.
Ein roter Mercury gelangte in mein Blickfeld. Lydia saß am Steuer. Sie blickte in die Richtung des Gangsters. Der drehte Sarah jetzt so, dass sie ihm den Rücken zuwandte. Sein linker Arm legte sich von hinten um ihren Hals.
Da zuckte Sarahs rechter Ellenbogen nach hinten. Sie rammte ihn dem Gangster in den Magen. Gleichzeitig wirbelte Sarah herum. Mit dem linken Arm schlug sie die Hand mit der Waffe zur Seite. Ein Schuss krachte. Ich staute den Atem. Sarah packte den rechten Arm des Gangsters mit beiden Händen, schwang ihn herum, drehte sich in Sheldon hinein und warf ihn über ihre Schulter. Der Gangster krachte der Länge nach auf das Pflaster.
Ich stürmte los, riss die Tür auf und gelangte auf die Straße.
Sheldon wollte seinen Oberkörper aufrichten. Er japste nach Luft. Der Aufprall am Boden musste ihm die Luft aus den Lungen gedrückt haben. Seine Rechte umklammerte nach wie vor die Pistole. Da schnellte Sarahs Bein vor. Sie traf die Hand mit der Waffe. Die Pistole flog im hohen Bogen davon.
Dann war ich heran. Ich drückte Sheldon die Mündung der SIG gegen die Schläfe. „Schluss jetzt!“, peitschte meine Stimme.
Lydia, die Freundin des Gangsters, sprang aus dem Mercury und versuchte zu türmen. Spätestens jetzt wurde mir klar, dass sie eine Show abgezogen hatte, als sie als Geisel fungierte. Sicher war es kein bewusster Wille, die sie vorwärts peitschte, sondern die Panik.
Sarah nahm ansatzlos die Verfolgung auf. Schon nach wenigen Schritten holte sie Lydia ein und riss sie zu Boden.
Ich nahm die Handschellen, die ich unter der Jacke am Gürtel trug, und fesselte Sheldons Hände auf den Rücken. Dann kümmerte ich mich um Emerson Fitzpatrick. Der jammerte steinerweichend, aber ich konnte kein Mitleid mit ihm empfinden. Er hatte sich sein Dilemma selbst zuzuschreiben.
Sarah führte Lydia heran. Auch ihr wurden Handschellen verpasst. Ich sammelte die Waffen ein. Dann rief ich im Field Office an, damit einige Leute geschickt wurden, die die Festgenommenen übernehmen sollten, außerdem bat ich um eine Ambulanz für den verwundeten Fitzpatrick.
Sarah holte ihre Dienstwaffe, dann brachten wir Sheldon, Lydia und den verletzten Fitzpatrick in die Eingangshalle des Gebäudes, in dem Sheldon wohnte. Ich legte die Pistolen der Gangster auf der Rezeption ab. Fitzpatrick durfte auf dem Stuhl des Portiers Platz nehmen. Blut tropfte von seinem Oberschenkel auf den gefliesten Fußboden.
Zunächst kam mit heulender Sirene und rotierenden Lichtern auf dem Dach ein Streifenwagen in die 46. Straße. Irgendjemand hatte die Polizei verständigt. Zwei Cops sprangen vor der Tür aus dem Wagen, nachdem er mit quietschenden Bremsen in der 2. Reihe angehalten worden war. Mit gezückten Pistolen kamen sie in die Halle.
Ich wies mich aus. Dann bat ich die beiden, unsere Gefangenen zu bewachen und keine Neugierigen in die Halle zu lassen. Sarah und ich fuhren in die 5. Etage und verschafften uns Einlass in die Wohnung Sheldons.
Wir schauten uns um. Neben dem Tisch im Livingroom stand ein Koffer. Er kam mir bekannt vor. Fitzpatrick hatte einen solchen Koffer getragen, als er das Haus in Queens verließ und Wes Logan meinen Partner Milo Tucker niederschoss.
Ich nahm den Koffer, legte ihn auf den Tisch und öffnete ihn. Er war voll falscher Hunderter!