Читать книгу Die besten 7 Hochspannungs-Thriller im September 2021: Krimi Paket - Pete Hackett - Страница 47
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Оглавление„Sechsundvierzigste Straße West“, sagte Sarah. „Vielleicht finden wir das Haus, in dem Sheldon wohnt. Unter Umständen haben sich Fitzpatrick und Winslow bei ihm verkrochen.“
Daran glaubte ich nicht. Meine Skepsis musste von meinem Gesichtsausdruck abzulesen gewesen sein, denn Sarah fügte mit Nachdruck hinzu: „Versuchen können wir es doch. Im Moment haben wir sowieso nichts anderes zu tun.“
„Abwarten“, sagte ich und nahm Verbindung mit den Kollegen auf, die in der Wohnung James Sanders postiert waren und auf einen Anruf der Kidnapper warteten. Das Ergebnis auf meine Anfrage war negativ. Die Entführer hatten sich noch nicht gemeldet. Wir konnten uns in der Tat auf die Geldfälscher-Bande konzentrieren.
Also lenkte ich den Sportwagen in die 46. Straße West. Sie war gut und gerne 1.500 Yards lang und reichte von der Fifth Avenue bis zur Twelfth Avenue. Auf den Avenues, die die 46. kreuzten, rollten die Blechlawinen von Norden nach Süden und von Süden nach Norden. Die 46. Straße selbst war weniger belebt. Es gab hier Geschäfte, Wohnblocks, Cafés und auch einige Bars, die aber erst am Abend öffneten.
Ich hatte keine Lust, Klingeln zu putzen und mich nach Luke Sheldon zu erkundigen. Also suchte ich einen Parkplatz für den Sportwagen, dann rief ich im Field Office an. Zehn Minuten später hatte ich ein Ergebnis. Luke Sheldon war polizeibekannt. Vorbestraft wegen schweren Diebstahls, Körperverletzung und Fahrens ohne Führerschein. Die zuletzt bekannte Anschrift war New York, Manhattan, 46. Straße West, No. 1364.
Na also!
Zufälligerweise waren wir nur wenige Häuserblocks von der Nummer 1364 entfernt. So konnten wir den Sportwagen stehen lassen und uns zu Fuß auf den Weg machen.
Es handelte sich um ein achtstöckiges Wohn- und Geschäftshaus, in dem Sheldon lebte. Vom Portier erfuhren wir, nachdem wir uns ausgewiesen hatten, dass sich sein Apartment in der 5. Etage befand. Während Sarah den Aufzug nahm, stieg ich die Treppe hinauf. Ein wenig außer Atem kam ich oben an. Sarah war schon da. Sie lächelte mich entwaffnend an und sagte: „Du solltest mal wieder was für deine Kondition tun, Partner.“
Ich hatte eine etwas gehässige Erwiderung auf der Zunge, behielt sie aber für mich und antwortete: „Wenn mir die Gangster New Yorks mal etwas mehr Zeit lassen, melde ich mich in einem Fitnessstudio an. Bis dahin werde ab sofort ich den Aufzug benutzen, und du darfst Treppen steigen.“
„Dann wollen wir doch mal sehen, ob Sheldon zu Hause ist“, sagte Sarah und legte ihren Daumen auf den Klingelknopf des Apartments Nummer 55.
Der Ton, den die Glocke erzeugte, war durch die geschlossene Wohnungstür zu hören. Einige Zeit verging, ohne dass sich in dem Apartment etwas tat.
Sarah klingelte erneut.
Und jetzt wurde die Tür einen Spalt breit geöffnet. Durch den Spion waren wir von innen nicht zu sehen, denn wir befanden uns zu beiden Seiten der Tür. Eine weibliche Stimme fragte: „Wer ist da?“
„FBI!“, sagte ich. „Wir …“
Die Tür klappte zu. In der Wohnung erklang eine schrille Stimme. Was sie rief, konnte ich nicht verstehen. Ich verstand lediglich, dass sie die drei magischen Buchstaben F, B und I nannte, die jeden Gangster zunächst einmal hart schlucken ließen.
Wir waren also richtig.
Ich trat vor die Tür, hob das Bein und rammte es gegen die Türfüllung. Die Tür flog krachend auf, ich sprang zur Seite. Da brüllte auch schon in der Wohnung eine Waffe auf. Der Knall schien den Livingroom aus allen Fugen zu sprengen.
Sarah und ich zogen fast gleichzeitig unsere Dienstwaffen. Die Kugel pfiff zwischen uns hindurch und meißelte aus der der Tür gegenüberliegenden Wand ein faustgroßes Loch. Mauerwerk spritzte. Eine Kalkstaubwolke senkte sich auf den Boden.
„Geben Sie auf, Sheldon!“, rief ich. „Sie haben keine Chance, aus der Wohnung zu entkommen. Werfen Sie die Waffe weg und kommen Sie heraus.“
„Niemals! Warum kommt ihr nicht herein, um mich zu holen? Es ist mir ein inneres Bedürfnis, einen oder zwei von euch in die Hölle zu schicken.“
„Wer ist noch bei Ihnen außer der Frau?“, fragte ich.
„Ein guter Freund, der wie ich bewaffnet und bereit ist, euch dreckigen Schnüfflern zum höllischen Marsch aufzuspielen.“
„Wer ist es? Fitzpatrick oder Bob Winslow?“
„Komm rein und finde es selbst heraus, Bulle!“, kam es fast hysterisch zurück. Die Stimme gehörte einem anderen Mann.
„Ihr verschlimmert eure Situation nur, wenn ihr euch nicht ergebt“, rief Sarah. Sie hatte die Hand mit der SIG erhoben. Die Mündung deutete hinauf zur Decke. Ihre Stimme hatte absolut ruhig geklungen.
Nun, Sarah hatte – trotz der kurzen Zeit, in der sie beim FBI New York eingesetzt war – eine harte Schule durchgemacht. So schnell brachte sie nichts aus dem Gleichgewicht.
„Komm rein, du Miststück!“, brüllte wieder Sheldon. „Wir schießen dich durch Sonne und Mond. O verdammt! Ich glaube es nicht. Jetzt schicken sie uns schon Weiber, die uns festnehmen sollen. Heh, Lady, du solltest heiraten und Kinder kriegen. Das ist dein Job als Frau.“
„Zerbrich dir wegen meiner Berufswahl nicht den Kopf“, rief Sarah. „Und jetzt streckt endlich die Waffen. In spätestens einer Viertelstunde ist das Haus von Polizei umstellt. Und so lange nageln wir euch in der Wohnung fest.“
Sheldon lachte höhnisch auf. „Wir haben eine Geisel, Lady. Meine Freundin Lydia wird dran glauben, wenn ihr uns nicht abziehen lasst. Ich spaße nicht.“
„Du verdammtes Schwein …“, ertönte es, dann erstickte die Stimme.
Der Schuft präsentierte uns tatsächlich seine Freundin als Geisel. Und es hatte ganz und gar nicht danach geklungen, dass es mit ihrem Einverständnis geschah. Ein Rest Skepsis blieb jedoch.
„Ich komme jetzt. Soviel Zeit, um den Finger krumm zu machen und die Geisel zu erschießen habe ich selbst mit einer Kugel im Kopf noch. Verschwindet von der Tür, ihr Scheißbullen. Ihr wollt doch das Leben Lydias nicht gefährden?“
Sarah und ich wechselten einen vielsagenden Blick. Guter Rat war teuer. Ich nickte, dann rief ich: „In Ordnung, Sheldon, wir ziehen uns zurück. Aber Sie sollten sich keinen Illusionen hingeben. Man wird Sie schneller schnappen, als Sie denken. Der gesamte Polizeiapparat New Yorks wird innerhalb kürzester Zeit mobilisiert sein. Jeder Cop wird Jagd auf Sie machen.“
„Spar dir deine Worte, Bulle“, rief Luke Sheldon. „Wenn ich jetzt zur Tür hinaus komme und auch nur die Nasenspitze von dir oder deiner Partnerin sehe, kracht es.“
Ich wies mit dem Kopf in Richtung Aufzug.
Sarah verstand mich. Sie setzte sich in Bewegung. Ich folgte ihr. Der Lift stand noch in der 5. Etage. Wir stiegen hinein und fuhren nach unten. Nachdem wir im Erdgeschoss ausgestiegen waren, schloss sich die Tür automatisch.
Der Aufzug fuhr wieder nach oben. Ich verfolgte seinen Weg über die Stockwerksanzeige, die über der Aufzugtür an der Wand angebracht war. Die Zahl 5 leuchtete auf.
Sheldon, sein Komplize und ihre Geisel benutzten also den Aufzug. Fragend schaute Sarah mich an. In meinem Kopf rotierten die Gedanken. Ich wollte die Gangster nicht entkommen lassen, durfte aber die Geisel nicht gefährden.
Ein Mann und eine Frau kamen zur Eingangstür herein. Sie lenkten ihre Schritte in die Richtung des Aufzuges. Hinter der Rezeption stand der Portier und blickte zu uns her. Der Aufzug kam bereits nach unten. Die Nummer 3 leuchtete kurz auf.
Während wir nach unten gefahren waren, hatten wir unsere Pistolen eingesteckt. Jetzt zog ich sie wieder und zischte: „Schaff die Leute hinaus, Sarah. Ich gehe hinter der Rezeption in Deckung. Vorwärts.“
Sarah handelte ansatzlos. Auch sie zog ihre Waffe und rief: „Verlassen Sie sofort die Eingangshalle. Machen Sie schon. Wir sind vom FBI, das ist ein Einsatz.“
Der Mann und die Frau erschraken und standen starr. Sarah lief zu ihnen hin und drängte sie in Richtung Ausgang. Der Portier schaltete schneller. Er kam hinter der Rezeption hervor und hastete zu der Glastüre, die in eine Fassade aus Beton eingelassen worden war.
Ich rannte hinter die Rezeption und ging in Deckung. Wenige Sekunden später glitten die beiden Türhälften des Aufzugs auseinander.
Ich sah einen Mann, der eine Frau von hinten mit dem linken Arm im Würgegriff hielt und vor her schob. Seine rechte Hand hielt eine Pistole, deren Mündung er der Frau unter das Kinn drückte.
Die Frau war blond. Sie trug die langen Haare offen. Ihr Gesicht war schmal und blass. Ihre Lippen bebten. In ihren Augen wühlte die Angst. Das war nicht gespielt. Diese Geiselnahme war echt. Das war zumindest mein Eindruck. Luke Sheldon schien vor nichts zurückzuschrecken. Um seine Haut zu retten, war ihm nichts heilig.
Sheldon und der Frau folgte – Emerson Fitzpatrick. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Geiselnahmen und bewaffnete Auseinandersetzungen waren nicht sein Ding. Daran konnte wohl auch die Tatsache nichts ändern, dass er eine Pistole in der Hand hatte. Jeder Zug seines Gesichts drückte Unbehaglichkeit aus.
Sie bewegten sich in Richtung Ausgang. Ich äugte über die Rezeption hinweg und sah die drei vom Rücken. Jetzt überholte Fitzpatrick Sheldon und die Geisel und öffnete die Tür. Sheldon bugsierte seine Freundin ins Freie. Die Tür fiel zu.
Ich kam hinter der Rezeption hoch und glitt ebenfalls in Richtung der Tür. Da drehte sich Fitzpatrick um und sah mich. Er schrie etwas und feuerte wie von Sinnen. Es war wohl mehr die Panik, die ihn dazu veranlasste, denn der Wille, mich zu töten. Aber der Grund, aus welchem Fitzpatrick seine Kugeln in meine Richtung schickte, war von untergeordneter Bedeutung. Ich hechtete zur Seite. Dort, wo ich eben noch gestanden hatte, pfiffen die Geschosse durch die Luft. Die Glastür ging in Scherben. In das Krachen der Schüsse hinein hörte ich es Klirren.