Читать книгу Die besten 7 Hochspannungs-Thriller im September 2021: Krimi Paket - Pete Hackett - Страница 65
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ОглавлениеHank Turner hatte sich in den Central Park abgesetzt. Ihn hier aufzustöbern war für zwei Leute ein Ding der Unmöglichkeit. Der Gangster hatte das Zweiggespinst eines Strauches etwas zur Seite gebogen und beobachtete die beiden Special Agents aus sicherer Entfernung.
Sie gaben auf und kehrten zur Fifth Avenue zurück. Turner wartete noch einige Zeit, dann nahm er sein Handy aus der Tasche und tippte eine eingespeicherte Nummer an. Er ging auf Verbindung. Niemand rührte sich. Er versuchte es unter einer anderen Nummer. Nach zweimaligem Anläuten ertönte eine Stimme: „Randall.“
„Die Bullen haben meine Wohnung aufgebrochen und durchsucht, Conrad!“, stieß Turner hervor. „Wie es scheint, sind sie auf der richtigen Spur. In meinem Apartment kann ich mich nicht mehr blicken lassen. Innerhalb der nächsten halben Stunde wird die Fahndung nach mir auf vollen Touren anlaufen. Was soll ich tun, Conrad?“
„Hast du schon mit Milt gesprochen?“
„Er meldet sich nicht. Ich hab‘s versucht.“
„Zur Hölle mit ihm“, knirschte Randall. „Ich hab das verfluchte Weib auf dem Hals, seit wir es aus Milts Keller holten, weil er dieses Versteck nicht mehr für sicher genug hielt.“
„Kannst du mich nicht abholen? Ich befinde mich im Central Park, Höhe vierundneunzigste Straße Ost. Mein Wagen steht zwar in der zweiundneunzigsten Straße vor meiner Haustür. Ich wage aber nicht, ihn abzuholen. Denn ich muss davon ausgehen, dass die Wohnung überwacht wird.“
„Okay, Hank. Ich hol dich ab und bring dich zu Milt. Er wird dich verstecken. Und er wird auch wissen, wie es weitergehen soll. Heute Nachmittag holen wir uns erst mal die Millionen. Dann habe ich noch einen Job zu erledigen. Anschließend verschwinde ich mit meinem Anteil aus New York. Auch du solltest dem Big Apple dann den Rücken kehren. Hier kriegst du schätzungsweise kein Bein mehr auf den Boden.“
„Was für einen Job?“
„Ich soll Ned kalt stellen. Er beginnt den Schwanz einzuziehen. Milt meint, der Bursche könnte uns gefährlich werden.“
Hank Turner schluckte hart. „Er will seinen eigenen Neffen über die Klinge springen lassen?“
„Es geht um achtzehn Millionen“, versetzte Conrad Randall, „oder um viele, viele Jahre hinter Gittern. Ned droht schlapp zu machen. Das FBI hat ihn als Hauptverdächtigen auf dem Kieker. Er will nur bei der Stange bleiben, wenn ihm Milt ein Drittel der achtzehn Millionen abtritt.“
„Dabei hat er doch nur den Tipp geliefert. Die Schmutzarbeit haben wir beide verrichtet. Wir werden sozusagen mit einem Taschengeld abgespeist. Dieser elende Bastard.“
„Sein Schicksal ist besiegelt. Ich war in der vergangenen Nacht schon bei ihm. Leider war der Hundesohn nicht zu Hause. Nun ja, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. – Okay, Hank. Wo soll ich dich abholen?“
„Ich warte an der Brücke des East Drive über die Transverse Road Nummer vier. Beeile dich. Ich fühle mich nicht mehr wohl in meiner Haut.“
„Ich bin in dreißig Minuten dort.“
Conrad Randall beendete das Gespräch. Er wählte die Nummer von Milton Sanders. Niemand meldete sich. Der Anrufbeantworter war ausgeschaltet. Randall versuchte es bei Ned Sanders. Ebenfalls ohne Erfolg. Er begann düstere Gedanken zu wälzen. Sollten die beiden das Lösegeld kassiert und sich abgesetzt haben? Während man ihn und Hank Turner in dem Glauben gelassen hatte, dass die Lösegeldübergabe heute, um achtzehn Uhr bei der Subway-Haltestelle Spring Street erfolgen sollte, hatte Milt einen früheren Übergabetermin vereinbart und war mit dem Geld über alle Berge.
Conrad Randall zog sich eine Maske über den Kopf und ging in sein Schlafzimmer. Auf dem Bett lag Barbara Sanders. Ihre Hände und Füße waren gefesselt. Zusätzlich hatte Randall sie am Bett angebunden. Ein Knebel verhinderte, dass sie schreien konnte.
Randall überprüfte die Fesseln Barbaras. Es waren dicke Kabelbinder aus Plastik. Sie aufzusprengen war der Frau unmöglich. Auch der Knebel würde halten. Sie konnte sich vom Bett nicht fortbewegen.
Conrad Randall verließ das Schlafzimmer, schloss die Tür ab, und nahm die Maske ab. Dann holte er seine Pistole aus der Schublade eines Sideboards, nahm seinen Schlüsselbund vom Haken neben der Tür und verließ seine Wohnung.
Seine Gedanken arbeiteten fieberhaft. Ned Sanders stand auf seiner Abschussliste. Er hatte begonnen, sich zu einer Gefahr zu entwickeln. Er war unberechenbar geworden. Zum einen hatte er die Hosen voll, andererseits hatte er versucht, Milton Sanders zu erpressen.
Auch Hank Turner war ein Risikofaktor geworden. Er war in dieser Stunde wohl einer der am meisten gesuchten Gangster in New York. Da er Milton Sanders nicht erreichen und sich mit ihm nicht absprechen konnte, beschloss Randall, Turner in eigener Regie zu liquidieren. Tote können nicht mehr reden. Und dass Turner redete, wenn ihn die Polizei hops nahm, davon war Randall überzeugt. Turner würde versuchen, das Beste für sich herauszuholen.
Conrad Randall fuhr nach Manhattan, wandte sich, nachdem er die Brooklyn Bridge überquert hatte, nach Norden, fuhr die Fifth Avenue hinauf und bog schließlich in die Transverse Road No. 4 ab.
Hank Turner wartete wie verabredet bei der Brücke. Als Randall hielt, atmete er auf. Er öffnete die Beifahrertür. „Dem Himmel sei Dank. Ich fühle mich wie von tausend Augen beobachtet.“
Conrad Randall beobachtete die Straße vor sich. Jetzt schaute er in den Rückspiegel. Weder vor ihm noch hinter ihm war ein Auto. Es waren auch weit und breit keine Fußgänger zu sehen. Randall griff unter die Jacke und holte die Pistole hervor. Sie war durchgeladen und entsichert. Als er sie auf Hank Turner anschlug, bekam der große Augen. „Bist du übergeschnappt? Was …“
Die Waffe donnerte. Turner bekam die Kugel in die Brust. Er taumelte zwei Schritte zurück, den Ausdruck ungläubigen Staunens im Gesicht. Dann brach er zusammen.
Randall warf die Pistole auf den Beifahrersitz und gab Gas. Die Beifahrertür wurde von der Fliehkraft zugeworfen. Randall folgte der Transverse Road bis zur Central Park West und bog dort ein. Er war überzeugt davon, nicht beobachtet worden zu sein. Er wandte sich nach Süden und fuhr über die Brooklyn Bridge wieder nach Hause.
Barbara Sanders lag noch so auf dem Bett, wie er sie verlassen hatte. Randall hatte sich wieder die Maske über das Gesicht gezogen, ehe er das Schlafzimmer betrat.
Randall rief noch einmal bei Milton Sanders an. Es war 13 Uhr 42. In gut vier Stunden sollte die Geldübergabe stattfinden. Wo war Sanders?
Er rief per Handy bei James Sanders an. „Werden Sie mit dem Geld um achtzehn Uhr an der U-Bahn-Haltestelle Spring Street sein?“
„Kann ich meine Frau sprechen? Ich will ein Lebenszeichen von ihr. Das ist Voraussetzung, dass ich mit dem Geld komme.“
„Ihrer Frau geht es gut. Verlassen Sie sich drauf. Mein Wort muss Ihnen genügen. Sie sind nicht in der Situation, um Forderungen zu stellen. achtzehn Uhr, Haltestelle Spring Street. Keine Polizei.“
Randall schaltete das Handy aus.
Plötzlich stutzte er. Sein Gesicht wirkte plötzlich wie aus Granit gemeißelt. Turners Handy! Es durchfuhr ihn wie ein Stromstoß. Er wusste, dass er einen Fehler begangen hatte.