Читать книгу Die besten 7 Hochspannungs-Thriller im September 2021: Krimi Paket - Pete Hackett - Страница 51
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Оглавление„Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass ich mit keinem Menschen über James‘ Lottogewinn gesprochen habe?“, sagte Steve Sanders, der Vater James Sanders‘, fast beschwörend. „Und dass ich meine Schwiegertochter nicht entführt habe, werden Sie mir wohl glauben.“
„Ich lege für meinen Mann die Hand ins Feuer“, erklärte Ann Sanders, James‘ Mutter. „Mein Mann ist Beamter bei der Stadtverwaltung und verdient genug Geld, so dass wir beide ausgesorgt haben.“ Tränen schossen ihr in die Augen. „Mein armer Junge. Er liebt Barbara doch abgöttisch. Er ist am verzweifeln.“
Ich glaubte den beiden.
Sarah hingegen ließ nicht locker. „Denken Sie nach, Mr. Sanders. Vielleicht haben Sie doch irgendjemand gegenüber eine Andeutung gemacht. Haben Sie Geschwister? Cousins und Cousinen? Neffen und Nichten?“
„Ich habe einen Bruder. Er heißt Milton. Er hat in Staten Island ein Haus. Mit meinem Bruder habe ich sehr wenig Kontakt. Gerade mal zu Weihnachten oder anlässlich eines Geburtstags telefonieren wir miteinander. Gesehen habe ich meinen Bruder schätzungsweise schon ein Jahr nicht mehr.“
„Hat Ihr Sohn Kontakt zu Ihrem Bruder?“
„Welcher? James oder Ned?“
„Ich spreche von Ned, ihrem jüngeren Sohn“, gab Sarah zu verstehen.
„Ned lebt nicht mehr zu Hause. Kaum vorstellbar, dass er Kontakt zu Milt hat. Die Jungs hatten eigentlich nie irgendeinen Bezug zu ihm. Nein, ich glaube nicht, dass Ned Kontakt zu Milt unterhält.“ Der Mann schüttelte den Kopf.
„Wieso arbeiten Sie nicht?“, fragte ich.
„Ich bin seit zwei Wochen krank geschrieben. Die Bandscheibe …“
„Was hatten Sie für ein Verhältnis zu Ihrer Schwiegertochter?“
„Ein gutes“, antwortete Mrs. Sanders. „Wir haben Barbara sehr gern. Fast wie eine eigene Tochter.“
„Den Hinweis, dass Ihr Sohn einen hohen Geldbetrag im Lotto gewonnen hat, können die Kidnapper nur von jemand erhalten haben, der eingeweiht war. Das waren außer Ihnen die Schwiegereltern Ihres Sohnes und Ihr Sohn Ned.“
Steve Sanders knetete seine Hände. Er saß auf der Kante der Couch. Sarah und ich hatten in Sesseln Platz genommen. Mrs. Sanders saß neben ihrem Mann. Die Frau war mit ihrer Psyche ziemlich am Ende. In ihrem Gesicht zuckten die Nerven.
„Ich kann Ihnen nichts sagen“, presste Steve Sanders hervor. „Von uns hat jedenfalls niemand einen Hinweis erhalten. – Hätte James dieses verdammte Geld bloß nicht gewonnen. Wie meine Frau schon sagte: Barbara ist uns ans Herz gewachsen – fast wie eine leibliche Tochter …“
„Haben Sie nach der Entführung mit Ihrem Sohn James gesprochen?“, wollte Sarah wissen.
„Natürlich. Irgendjemand musste ihm ja Trost spenden. Der Junge ist mit den Nerven fertig. Er ist bereit zu zahlen. Es geht ihm nur um seine Frau. Um sonst nichts. Sie will er gesund und wohlbehalten zurück.“
„Ich habe keine Fragen mehr“, sagte Sarah. „Willst du noch etwas wissen, Jesse?“
Ich schüttelte den Kopf und erhob mich. „Nein.“ Mein Blick traf Mr. Sanders. „Tut mir leid, dass wir Sie noch einmal belästigen mussten. Aber meine Partnerin hat recht. Die Entführer können nur von einem Eingeweihten von den Lottomillionen erfahren haben. Und dazu gehören Sie nun einmal.“
„Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen“, erklärte Steve Sanders. „Sie machen lediglich Ihren Job.“
Wir verabschiedeten uns.
„Was glaubst du?“, fragte Sarah, als wir im Wagen saßen. „Ist Steve Sanders sauber?“
„Mir kommt er ehrlich vor. Ist auch kaum vorstellbar, dass er sein eigen Fleisch und Blut um die Millionen erleichtern möchte. Steve Sanders kommt als Täter nicht in Frage, ebenso wenig wie Mrs. Sanders.“
„Das ist auch meine Meinung. Da auch die Eltern Barbaras ausscheiden, bleibt nur noch Ned Sanders übrig. Nehmen wir ihn in die Mangel.“
Wir fuhren in die 67. Straße Ost, wo Ned Sanders ein Apartment inne hatte. Sanders war nicht zu Hause. Eine Nachbarin verriet uns, dass er bei einem Transportunternehmen als Buchhalter tätig war. Es handelte sich um die Spedition Freshman in Brooklyn, Quentin Avenue. Also fuhren wir dort hin. Und wir trafen Ned Sanders an. Er bot uns in seinem Büro Sitzplätze an einem kleinen Besuchertisch an. „Kaffee oder Tee?“, fragte er. Wir lehnten dankend ab.
Sarah kam sofort auf den Grund unseres Erscheinens zu sprechen. Sie erklärte Ned Sanders, dass eigentlich nur noch er als derjenige in Frage käme, von dem die Kidnapper den Tipp mit den Lottomillionen haben konnten.
Ned Sanders prallte geradezu zurück. Er tippte sich mit dem Daumen gegen die Brust: „Von mir!? Entschuldigen Sie, Special Agent, aber Sie müssen verrückt sein. Wie Sie wissen, hat mir James zwei Millionen Dollar versprochen. Was also sollte ich für ein Interesse daran haben, dass Barbara entführt und James erpresst wird?“
„Darum geht es nicht“, versetzte ich. „Bei Ihnen mag gar keine böse Absicht dahinter gesteckt haben, als Sie mit jemand über den Gewinn sprachen …“
Ned Sanders ließ die flache Hand auf den Schreibtisch klatschen. Sein Gesicht hatte sich gerötet. Er war wütend. Seine Augen versprühten zornige Blitze. „Ich habe mit niemandem drüber gesprochen, verdammt! Warum glauben Sie mir nicht?“
„Haben Sie ein leeres Blatt Papier?“, fragte ich.
„Natürlich.“ Ned Sanders griff in das Papierfach des Druckers, der an seinen PC angeschlossen war, und holte ein leeres Blatt Papier heraus. Er reichte es mir.
Ich winkte ab. „Schreiben Sie mal das Wort Million“, forderte ich.
Ned Sanders schaute mich verdutzt an. „Das Wort Million?“, echote er fragend.
„Sehr richtig. Schreiben Sie es.“
Achselzuckend griff er nach einem Kugelschreiber, schrieb das Wort auf das Papier und reichte mir den Bogen. Ich warf einen Blick drauf. Er hatte das Wort mit zwei L geschrieben.
„Was soll das?“, fragte Ned Sanders.
„Nur ein Test“, antwortete ich und deutete ein Grinsen an. „Sie haben ihn bestanden, Ned.“
Er schaute mich an wie jemand, der nicht alle Tassen im Schrank hat. Plötzlich aber lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und sagte: „Ich bin nicht länger bereit, Ihnen Rede und Antwort zu stehen. Ich habe mir nämlich nichts vorzuwerfen. Sollten Sie noch einmal kommen, um mich einzuvernehmen, wird mein Anwalt mit von der Partie sein. Und jetzt bitte ich Sie, mein Büro zu verlassen. Was es meinerseits zu sagen gab, haben Sie erfahren.“
„Sie gehören zum Kreis der Verdächtigen“, gab Sarah unbeeindruckt zu verstehen. „Wenn wir der Meinung sind, dass wir Sie noch einmal einvernehmen müssen, erhalten Sie eine Vorladung ins Field Office. Sie können Ihren Anwalt dann ja mitbringen.“
„Worauf Sie Gift nehmen können“, stieß Ned Sanders grimmig hervor.