Читать книгу Die besten 7 Hochspannungs-Thriller im September 2021: Krimi Paket - Pete Hackett - Страница 46
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ОглавлениеMr. McKee war zutiefst betroffen. Ich hatte ihm ausführlich berichtet. Milo war in das New York University Medical Center eingeliefert worden. Der Chef hatte sich sofort mit dem Krankenhaus telefonisch in Verbindung gesetzt und sich nach Milos Gesundheitszustand erkundigt.
In der Nacht war meinem Partner noch die Kugel herausoperiert worden. Es gehe ihm den Umständen entsprechend gut, versicherte der behandelnde Arzt. Und es sei nicht zu befürchten, dass die Schusswunde irgendwelche bleibende Schäden nach sich ziehen würde.
Milo hatte Glück im Unglück gehabt.
Zwischenzeitlich war auch der Name des Gangsters bekannt, den ich niedergeschossen hatte. Er hieß Wes Logan. Die Kugel war ihm in die rechte Brustseite gefahren und er war noch nicht über den Berg. Auch er befand sich im New York University Medical Center. Auf keinen Fall war der Gangster vernehmungsfähig.
„Danken wir Gott, dass Milo nicht ernsthafter verwundet wurde“, sagte der Chef und schaute mich ernst an.
Ich nickte und erwiderte seinen Blick.
„Trotz allem war es ein Erfolg, Jesse. Sie und Milo haben die Geldfälscherbande entlarvt. Die Festnahme Fitzpatricks und seiner Spießgesellen ist nur noch Formsache. Ich muss Sie und Milo wegen dieses Erfolges beglückwünschen. Erstklassige Arbeit.“
„Danke, Sir“, versetzte ich. „Ich werde Milo im Krankenhaus besuchen und die Belobigung an ihn weitergeben. Soll ich ihm Grüße von Ihnen bestellen?“
„Natürlich, Jesse. Haben Sie in der Entführungssache schon irgendwelche Erkenntnisse gewonnen?“
„Nein. Die Einvernahme des Personenkreises, der von dem Lottogewinn wusste, hat nichts ergeben. Lediglich ein Brief mit der Forderung der Kidnapper ist bei der Evening Post eingegangen. Aber das wissen Sie ja. Wir müssen den Entführern den nächsten Zug in diesem fiesen Spiel überlassen.“
Der Chef hob die Brauen. „Wir?“
„Milo und …“ Ich brach ab und kniff die Lippen zusammen. „Mein Fehler, Sir. Nachdem Milo ausfällt …“
„Sie mussten schon mal einige Zeit ohne Milo auskommen, nachdem er den Dienst beim FBI quittiert hatte.“
„Das ist richtig, Sir“, bestätigte ich, und Erinnerungen, die ich längst an den äußersten Rand meines Bewusstseins verdrängt hatte, wurden geweckt. „Aber er ist zurückgekehrt. Und irgendwie fühle ich mich seitdem noch enger mit ihm verbunden.“
„Ich kann das nachvollziehen, Jesse. Mir geht es ähnlich. Unabhängig davon will ich Sie nicht alleine gegen die Kidnapper ins Feld schicken. Man darf diese Gangster nicht auf die leichte Schulter nehmen.“
„An wen denken Sie, Sir? An Blacky, oder Clive?“
„Die beiden sind einem Kinderporno-Ring auf der Spur und unabkömmlich. Ich hätte Sarah Anderson zu bieten. Mit der jungen Lady haben Sie doch schon einige Zeit zusammengearbeitet. Wenn ich mich nicht irre, waren Sie sehr zufrieden mit ihr.“
Ich musste unwillkürlich lächeln. Und ich spürte, dass mir das Herz ein wenig höher schlug. Ich war in das attraktive Girl zeitweise sogar ziemlich verknallt gewesen. Aber Kolleginnen waren tabu für uns. Also hatte ich meine Gefühle für Sarah unterdrückt. „Sie hat sich zu einer hervorragenden Agentin gemausert, Sir“, versetzte ich.
„Ich stelle sie Ihnen, bis Milo wieder auf den Beinen ist, als Partnerin zur Seite, Jesse. Sie haben dagegen doch nichts einzuwenden?“
Der Chef schaute mich fragend an. Ich hatte das Gefühl, sein Blick drang bis in die geheimsten Winkel meines Bewusstsein vor und analysierte es. Der Hauch eines Lächelns umspielte seine Lippen.
„Ganz und gar nicht, Sir“, beeilte ich mich zu versichern.
„Dann wollen wir die junge Lady doch gleich mal dazu holen“, sagte der Chef und griff zum Telefonhörer.
*
Sarah und ich hatten schon eine Reihe von Fällen gelöst. Wir waren zeitweise gemeinsam durchs Fegefeuer gegangen, wie man so schön sagt. Und jetzt hatte mir Mr. McKee die dunkelhaarige Schönheit erneut als Partnerin zur Seite gestellt.
In mir stritten sich die Gefühle. Einerseits freute ich mich darüber, wieder einmal mit Sarah zusammenzuarbeiten, andererseits war meine Freude von der Tatsache getrübt, dass dafür Milo eine Kugel kassieren musste.
Auch Sarah schien sich darüber zu freuen, dass Mr. McKee sie mir zur Seite stellte. Doch drückte sie auch ihr Bedauern bezüglich Milos Missgeschick aus, und ihre Anteilnahme kam vom Herzen. Da war ich mir völlig sicher.
Sie sagte: „Es ist mir eine Ehre und ein Vergnügen, Jesse, wieder einmal als deine Partnerin fungieren zu dürfen. Andererseits bedauere ich es sehr, dass Milo von einer Gangsterkugel außer Gefecht gesetzt worden ist. Er und du – ihr seid ein erfolgreiches Team. Ich werde Milos Stelle einnehmen. Aber ich werde nicht versuchen, ihn zu ersetzen. Denn das könnte ich nicht.“
Ich wusste, was sie meinte. Es betraf die Freundschaft zwischen Milo und mir. Nicht die dienstliche Partnerschaft. Wobei auch hier niemand in der Lage war, Milo zu ersetzen …
Wir fuhren ins Krankenhaus. Milo sah etwas bleich aus, aber seine Augen blickten hellwach und interessiert. „Aaah“, machte er, „schon Ersatz für mich gefunden. Du warst schnell, alter Freund.“ Er grinste vielsagend.
Ich war erleichtert. Die Frage, wie es ihm ging, sparte ich mir. „Mr. McKee war der Meinung, dass ich nicht alleine fungieren sollte“, sagte ich. „Ich soll dir übrigens schöne Grüße von ihm bestellen.“
„Danke. Ich hoffe, dass ich bald wieder auf den Beinen und an deiner Seite bin. Was bist du ohne mich? Einer, dem der Chef eine Aufpasserin zur Seite stellen muss, damit er keine Dummheiten macht.“
Seinen Humor hatte Milo also auch nicht verloren. „Die Missgunst ist ein großes Laster“, versetzte ich. „Ich hoffe, sie steht deiner Genesung nicht entgegen. Ich kann Mr. McKee ja mal fragen, ob er dir nicht auch Sarah für ein paar Tage als Partnerin zu Seite stellt, wenn du wieder einsatzfähig bist. Nur, damit dein Ego nicht allzu sehr leidet.“
„Ich – missgünstig“, dehnte Milo und grinste breit. „Dafür gibt es keinen Grund. Ich erinnere mich an eine Aussage Sarahs. Danach ist sie Special Agent, losgelöst von geschlechtlichen Attributen. Special Agent bist auch du, mein Freund, sind Blacky, Jay, Leslie und Clive. Hat mein Ego schon einmal darunter gelitten, einen Special Agent als Partner zu haben, dessen Geschlecht mich in keinster Weise anspricht?“
„Könnten wir vielleicht das Thema wechseln“, kam es lächelnd von Sarah. „Eure geschlechtsspezifischen Interessen sind wenig fesselnd für mich. Wenn ich das so höre, Milo, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es dir viel besser zu gehen scheint, als wir angenommen haben. Ich wette, dass du schon daran gedacht hast, das Bett zu verlassen und im Field Office zu erscheinen.“
„Ganz so eilig hab ich es nun auch wieder nicht“, gab Milo zurück. „Lass Jesse doch ein paar Tage an deiner Seite genießen. Hat ja sonst wenig Freude im Leben, der Junge.“
Wir flachsten noch einige Zeit miteinander, hin und wieder kam auch von Sarah ein Einwurf, doch dann verabschiedeten wir uns. Schließlich befanden wir uns im Dienst.
Ich sprach mit dem Arzt, der für Wes Logan, jenen Burschen, den ich niederschoss, zuständig war. Zunächst wollte er nicht zulassen, dass ich Logan ein paar Fragen stellte. Letztendlich aber konnte ich ihn doch so weit bringen, mit Logan sprechen zu dürfen. Allerdings wich uns der Doc nicht von der Seite.
Wes Logan sah ziemlich mitgenommen aus.
„Ich bin Special Agent Jesse Trevellian vom FBI New York“, stellte ich mich vor, wies mit der Hand auf Sarah und fuhr fort: „Special Agent Sarah Anderson. Werden Sie mir ein paar Fragen beantworten, Mr. Logan?“
„Haben Sie auf mich geschossen, Trevellian?“, kam es matt von Logan.
„Ja. Sie ließen mir keine andere Wahl, nachdem Sie das Feuer eröffneten. Ihre Kugel hat im Übrigen meinen Partner getroffen. Sie können von Glück reden, dass er überlebt hat.“
„Ihre Kugel also, Trevellian.“ Der Gangster atmete tief durch. „Gehen Sie zur Hölle!“
„Wer außer Ihnen, Bob Winslow und Emerson Fitzpatrick gehört noch zu dem Geldfälscher-Ring?“, fragte ich unbeirrt. „Wer war der vierte Mann?“
„Sie erfahren von mir nichts, Trevellian“, stieß Logan hervor. „Nicht eine Silbe werde ich von mir geben.“
„Sie sollten reden“, mischte sich Sarah ein. „Es könnte Ihnen vor Gericht Pluspunkte bescheren, Logan.“
Ein Grinsen verzerrte den Mund Logans. „Heh, Puppe, mit dir möchte ich auch mal …“
„Was Sie möchten, interessiert mich nicht!“, unterbrach ihn Sarah schroff. „Nennen Sie uns lieber die Namen Ihres vierten Kumpans.“
„Der Mann braucht Ruhe“, sagte der Arzt. „Sie sollten ihn nicht über die Gebühr in Anspruch nehmen. Ich bitte Sie daher …“
Logan fiel ihm ins Wort. „Lassen Sie nur, Doc. Bei jungen, hübschen Ladys bin ich hart im Nehmen. – Du willst also den Namen unseres vierten Mannes wissen, Süße. Na schön. Ich kann dir nicht widerstehen. Er heißt Luke Sheldon, und er wohnt in Manhattan, sechsundvierzigste Straße West. Mit der Hausnummer kann ich dir leider nicht dienen. Die musst du schon selbst herausfinden.“
„Wer war der Kopf eurer Bande?“, fragte ich. „War es Fitzpatrick?“
„Du kannst mich mal, Trevellian. An deiner Kugel wäre ich beinahe krepiert. Sollte ich irgendwann mal die Gelegenheit kriegen, dir ein Stück heißes Blei zu verpassen, werde ich gewiss nicht zögern.“
„Bis zu dieser Gelegenheit werden viele Jahre vergehen“, erwiderte ich kalt, „die Sie hinter Gefängnismauern verbringen werden, Logan. Beim Mordversuch an Bundesbeamten kennen die Gerichte nämlich keinen Spaß.“
Wir verließen das Zimmer, verabschiedeten uns von dem Arzt und fuhren mit dem Lift nach unten. Wenig später rollten wir im Wagen aus der Tiefgarage des Krankenhauses.