Читать книгу Die besten 7 Hochspannungs-Thriller im September 2021: Krimi Paket - Pete Hackett - Страница 45
7
ОглавлениеIch legte einen Spurt hin, der sich sehen lassen konnte. Die Entfernung zu Fitzpatrick, der wohl 20 Jahre älter war als ich, schmolz. Plötzlich aber verschwand der Gangster in einer Seitenstraße. Gleich darauf legte ich mich in die Kurve. Es handelte sich um eine verkehrsberuhigte Wohnstraße, wie ich an dem entsprechenden Schild am Beginn der Straße erkennen konnte.
Fitzpatrick war verschwunden. Ich hielt an und lauschte, hörte aber auch keine Schritte mehr. Vorsichtig ging ich weiter. Die SIG hielt ich schussbereit. Mechanisch setzte ich einen Schritt vor den anderen. Mein Blick bohrte sich in die Dunkelheit in den Passagen zwischen den Häusern.
Nichts!
Fitzpatrick schien sich in Luft aufgelöst zu haben.
Ich kehrte um. Auf der Harrow Street angekommen sah ich vor dem Haus, aus dem Fitzpatrick und der andere Gangster gekommen waren, die Gestalt eines Mannes. Er beugte sich über den Burschen, der das Feuer eröffnet und den ich niedergeschossen hatte. Als er mich wahrnahm, richtete er sich ruckartig auf und begann zu schießen. Die Kugeln pfiffen heran, begleitet vom Dröhnen der Detonationen. Ich warf mich zur Seite. Und dann feuerte ich. Der Bursche wirbelte herum und gab Fersengeld.
Verdammt!, durchfuhr es mich. Was ist mit Milo? Warum konnte sich der Kerl ungestört auf dem Gehsteig bewegen und sich um seinen Kumpan kümmern? Jäh krampfte sich mir der Magen zusammen. Mein Herz schlug höher. Und ich ließ den Gangster, der wie von Furien gehetzt den Gehsteig entlangrannte, in Ruhe. Von innerer Rastlosigkeit getrieben lief ich schräg über die Straße. Da stand der Wagen. Ich hatte Milo noch aus dem Wagen springen sehen.
Und dann stand ich vor meinem Freund. Er lag auf dem Gehsteig neben dem Sportwagen. Sein leises Stöhnen schnitt mir ins Herz. Eine Gangsterkugel hatte Milo getroffen.
„Milo, Partner“, entrang es sich mir. „Großer Gott …“ Ich holsterte die SIG und ging auf das linke Knie nieder.
„Die Schulter“, röchelte Milo mit schmerzverzerrter Stimme. „Es brennt wie Höllenfeuer.“
Ich richtete mich auf, holte das Handy aus der Freisprechstation im Sportwagen und tippte den Notruf. „Schicken Sie den Notarzt in die Harrow Street in Queens!“, keuchte ich. „Ein FBI-Agent und ein weiterer Mann wurden niedergeschossen.“
„Ich werde die Polizei verständigen“, sagte mein Gesprächspartner. „Bleiben Sie bei dem Verwundeten. Es gibt sicher eine Reihe von Fragen.“
Ehe ich sagen konnte, dass auch ich FBI-Agent war, legte der Mann in der Notrufzentrale auf.
Ich kümmerte mich wieder um Milo, zog meine Jacke aus, rollte sie zusammen und schob ihm den Packen unter den Kopf. Dann öffnete ich Milos Hemd und presste ein sauberes Taschentuch auf die Wunde. „Halte es fest, Milo“, sagte ich. „Ich muss nach dem Kerl sehen, den ich getroffen habe.“
„Schon in Ordnung“, kam es abgehackt von Milo. Er hob die Hand und legte sie auf das Taschentuch. „Geh nur.“
Zwischenzeitlich waren Menschen auf die Straße gekommen. Stimmen schwirrten durcheinander. Ich überquerte die Straße. Eine Reihe von Leuten standen um den Gangster herum, der auf dem Gehsteig lag.
„Treten Sie zur Seite!“, forderte ich die Neugierigen auf. „FBI.“ Ich hielt meine Dienstmarke in die Höhe, während ich mir einen Weg durch den Pulk bahnte.
Dann kniete ich bei dem Burschen. Er lebte, aber er war besinnungslos. Sein Hemd war über der Brust dunkel vom Blut. Sein Atem ging rasselnd. „Kennt jemand diesen Mann?“, fragte ich laut.
Ein Mann meldete sich. „Ich habe ihn zwei- oder dreimal im Treppenhaus gesehen. Er gehört nicht in unser Haus. Ich glaube, er besuchte Winslow. Meistens war er nicht allein.“
„Winslow?“, echote ich.
„Ja, Bob Winslow. Er lebt in diesem Haus. In der zweiten Etage. Alleine. Ein seltsamer Vogel.“
Ich richtete mich auf. In der Ferne waren Sirenen zu hören. Inbrünstig hoffte ich, dass es der Notarzt war. Die Sorge um Milo zerfraß mich nahezu. Ich kehrte zu ihm zurück. „Halt durch, Partner. Gleich kommt Hilfe.“
„Was ist mit dem anderen Kerl?“, fragte Milo abgehackt.
„Wahrscheinlich Brustschuss“, erwiderte ich. „Fitzpatrick und der dritte Gangster sind mir leider entkommen. Aber jetzt haben wir etwas in der Hand gegen Fitzpatrick und können die Fahndung nach ihm einleiten. Nach Hause kann er sich jedenfalls nicht mehr wagen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn schnappen.“
Nach wenigen Minuten traf eine Ambulanz ein. Der Notarzt kümmerte sich um Milo, und als dieser versorgt war, um den Gangster.
Auch ein Einsatzfahrzeug der Highway Patrol kam an. Zwei Cops stiegen aus. Ich klärte sie mit wenigen Worten auf. Einer der beiden klemmte sich sofort hinter das Funkgerät und forderte Verstärkung an.
Milo und der verwundete Gangster wurden abtransportiert. Der Notarzt versicherte mir, dass die Verwundung meinen Freund und Partner zwar für einige Zeit aus dem Rennen werfen würde, dass aber keine Lebensgefahr bei ihm bestehe.
Ich rief im Field Office an. Leiter der Einsatzbereitschaft war Jay Kronburg. Ich berichtete ihm, was vorgefallen war. Er versprach mir, die Fahndung nach Emerson Fitzpatrick sofort in die Wege zu leiten und eine Streife vor dem Haus Fitzpatricks zu postieren.
Weitere Patrol Cars kamen mit heulenden Sirenen und rotierenden Blinklichtern in der Harrow Street an. Rote und blaue Lichtreflexe wurden auf die Straße und gegen die Fassaden der Gebäude geworfen.
Das Haus, dem der Besuch Fitzpatricks und seiner Kumpane gegolten hatte, wurde umstellt. Mit zwei Polizisten betrat ich es. In der zweiten Etage klebte an einer Tür ein Schild mit dem Namen B. Winslow. Ich läutete. In der Wohnung blieb es still. Einer der beiden Polizisten trat kurzerhand die Tür ein. Wir betraten das Apartment und machten Licht.
Der Vogel war ausgeflogen.
Wahrscheinlich hatte er die Zeit, die ich bei Milo und dem angeschossenen Gangster verbrachte und in der ich auf die Ambulanz und die Kollegen wartete, genutzt, um die Fliege zu machen.
Wir durchsuchten die Wohnung.
In einem Nebenraum stießen wir auf einen Farbkopierer und eine Papierschneidemaschine. Daneben lag ein Packen Papier. Es handelte sich um Blüten im Nennwert von jeweils 100 Dollar, die noch nicht geschnitten worden waren.
Wir hatten die Geldfälscherwerkstatt entdeckt. Emerson Fitzpatrick und Bob Winslow, der das Apartment angemietet hatte, hatten zusammengearbeitet. Und es gab noch zwei weitere Gangster, die mit von der Partie waren.
Ich nahm das oberste Blatt von dem Packen. Darauf waren die Vorderseiten von vier Hundert-Dollar-Noten abgebildet. Als ich den Bogen Papier umdrehte, sah ich die Rückseiten der Dollarnoten. Obwohl ich kein Fachmann war, war mir klar, dass es sich um erstklassige Fälschungen handelte. Sauber geschnitten waren sie von echten Hundertern auf den ersten Blick nicht zu unterscheiden.
Ich hatte mich also nicht geirrt. Emerson Fitzpatrick war unser Mann. Um ihn zu überführen, mussten wir jedoch einen hohen Tribut entrichten. Milo war schwer verwundet worden. Selbst wenn die Verletzung nicht lebensgefährlich war, so konnte sie Folgeschäden – wie beispielsweise einen steifen Arm – nach sich ziehen. Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass Milo ein solches Schicksal erspart blieb.
Einer der uniformierten Kollegen nahm mit dem Police Department Verbindung auf und forderte die Spurensicherung an.