Читать книгу Trevellian und die tödliche Konkurrenz: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 8
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ОглавлениеAm folgenden Tag begab ich mich dennoch in das Finanzierungsgeschäft. Eine Sekretärin empfing mich. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie mit einem freundlichen Lächeln um die Lippen. Sie hatte schneeweiße Zähne und einen dunkelrot geschminkten Mund. Ein hübsches Girl, das es sicher verstand, sich in Szene zu setzen.
»Ich möchte Mr. Carson sprechen.«
»Einen Augenblick.« Das Girl griff zum Telefonhörer, tippte eine Zahl – wahrscheinlich eine Kurzwahl -, dann sagte es: »Hier ist ein Mann, der Sie sprechen möchte, Mr. Carson. Haben Sie Zeit?«
Der Mann am anderen Ende der Leitung schien etwas zu sagen, denn das Mädchen nahm den Hörer herunter und richtete sich an mich: »Wie ist Ihr Name?«
»Bronson. Sagen Sie Mr. Carson, dass es um eine größere Sache handelt. Darum will ich nicht mit irgendeinem Ihrer Sachbearbeiter Vorlieb nehmen.«
Das Mädchen nannte Carson den Namen, den ich ihm vorgeschwindelt hatte und erklärte dem Geschäftsführer, dass ich nur mit ihm sprechen wollte. Schließlich legte das Mädchen den Hörer auf den Apparat. »Zwei Zimmer weiter, Sir. Mr. Carson hat zwar nicht viel Zeit, aber...«
Das Girl zuckte mit den Schultern.
Ich verließ das Sekretariat und klopfte wenig später gegen die Tür zu Carsons Büro, wurde aufgefordert, einzutreten und dann stand ich dem Mann, der Chris Jacksons rechte Hand im Geschäft mit dem Verbrechen sein wollte, gegenüber.
Carson war etwa vierzig Jahre alt und ein wenig übergewichtig. Auf seinem Schreibtisch lag eine aufgerissene Tüte mit Lakritze. Er kaute. Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, schluckte er, räusperte sich und sagte: »Guten Tag, Mr. Bronson. Was kann ich für Sie tun?« Er formulierte die Frage ebenso wie die hübsche Sekretärin.
»Ich möchte ein Darlehen aufnehmen.«
»Darlehen zu gewähren ist unser Job. An wie viel dachten sie?«
»Eine Million.«
Carson prallte zurück. »Das ist ein ziemlicher Batzen.«
»Zu welchen Konditionen können Sie mir das Darlehen gewähren?«
Er nagte an seiner Unterlippe. »Der effektive Jahreszins liegt bei 12,75 Prozent.«
»Das wären im Jahr 127.500 Dollar.«
»Zinsen. Dazu kommen fünf Prozent Tilgung. Das sind über 4.000 Dollar im Monat. Wie wollen Sie das Geld aufbringen?«
»Günstiger geht es nicht?«, fragte ich.
»Wir könnten Ihnen das Geld für ein Jahr ratenfrei stunden«, erwiderte Carson. »Das heißt, Sie müssten im ersten Jahr nur die Zinsen bezahlen.«
»Das muss ich erst mit meinem Geschäftspartner absprechen«, sagte ich und erhob mich. »Ich könnte natürlich...« Ich brach ab.
»Was?« Er griff nach der Tüte mit Lakritzen und nahm mit spitzen Fingern eines der schwarzen Kaubonbons heraus, schob es sich in den Mund und begann zu kauen.
»Zins und Tilgung würden etwa 15.000 Dollar im Monat betragen«, sagte ich und verlieh meiner Stimme einen verschwörerischen Klang. »Ich könnte ihnen Geld im Nennwert von 150.000 Dollar pro Monat bezahlen.«
Mein Blick hatte sich am Gesicht Carsons festgesaugt. Er blinzelte, dann lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück. »Falschgeld?«
»Im Verhältnis eins zu zehn«, sagte ich.
Seine Wangenmuskulatur arbeitete. Er schien jetzt um einiges intensiver zu kauen als vorher und er erwiderte meinen Blick. Schließlich bewegte er die Lippen: »Wie kommen Sie darauf, dass ich Ihnen helfen könnte, Blüten zu waschen?«
»Sie haben die Möglichkeit, das Falschgeld unter die Leute zu bringen.«
»Und wenn man mich schnappt? Was meinen Sie, wie viele Jahre Gefängnis auf den Handel mit Blüten stehen?«
»Wer nicht wagt, der nicht gewinnt«, versetzte ich und grinste.
»Wie kann ich Sie erreichen?«
»Wollen Sie erst überlegen?«
»Ich bin dem Inhaber der Firma Rechenschaft schuldig. Ich muss das erst mit ihm absprechen. Also, wie erreiche ich Sie, um Ihnen unseren Entschluss mitzuteilen?«
»Ich rufe Sie an«, sagte ich und reichte Carson die Hand. Er ergriff sie, dann wandte ich mich ab und ging zur Tür. »Sie können aus einer Million zehn machen«, sagte ich über die Schulter. »Ganz zu schweigen von den Zinsen. Unabhängig davon können wir das Geschäft forcieren.«
Ich öffnete die Tür und trat hinaus auf den Korridor, zog die Tür zu und hätte am liebsten laut aufgelacht. Wahrscheinlich zuckte seine Hand schon zum Telefon, um Verbindung mit Chris Jackson aufzunehmen.
Vielleicht lockten wir die Gangster aus der Reserve. Für mich war es aber nicht nur darum gegangen. Ich wusste jetzt auch, wie Jack Carson aussah. Und es brachte uns sicher mehr, wenn wir ihn observierten statt Chris Jackson, der sich gewiss nicht selbst die Hände im Geschäft mit dem Verbrechen schmutzig machte.
Geldfälscher, Drogenhändler, Geldwäscher und Inhaber dreier Restaurants sowie eines Geldverleihs – das konnte er gar nicht alleine oder zusammen mit Jack Carson schaffen. Ich war überzeugt davon, dass Jackson Chef einer Mafia war. Vorausgesetzt, es traf zu, was der anonyme Anrufer an Anschuldigungen vorgebracht hatte.
Aber wie es schien, war ihm Konkurrenz erstanden. Ein Mann namens Giuseppe Ariosto drängte ins gesetzeswidrige Geschäft. So in etwa hatte es der anonyme Anrufer ausgedrückt. Wir taten also gut daran, auch dem Italo-Amerikaner etwas intensiver auf die Finger zu schauen. Doch dieser lebte irgendwo in der Anonymität des Big Apple und wir hatten kaum eine Möglichkeit, an ihn heranzukommen.
Einen Augenblick dachte ich an einen Undercover-Einsatz in Little Italy, verwarf diesen Gedanken aber wieder, weil derzeit in dem Stadtteil Frieden herrschte und Ariosto noch nicht in Erscheinung getreten war, so dass wir ihm also nichts am Zeug flicken konnten. Sobald er sich auf Jackson stürzte, würden wir das mitbekommen und dann konnten wir uns immer noch überlegen, was zu tun war.
In diesem Fall konnten wir nicht einmal vorbeugend tätig werden.
Dabei war ein Krieg zwischen verfeindeten Organisationen alles andere als lustig. Die Gangster gingen brutal vor, kannten weder Gnade noch Erbarmen, das Blut floss in Strömen. Und wir standen zwischen den Fronten wie Weizenkörner zwischen riesigen Mühlsteinen.
Milo wartete um die Ecke im Wagen auf mich. Erwartungsvoll-fragend blickte er mir ins Gesicht. »Und?«
»Ich habe den Köder ausgelegt«, versetzte ich. »Jetzt müssen ihn Jackson und Carson nur noch schlucken.«