Читать книгу 30 tolle Western November 2021 - Pete Hackett - Страница 13

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Ein paar Tage später brachen wir mit 3000 Longhorns, einer Handvoll Männer und einem gut gefüllten Chuck Waggon Richtung Laredo auf. Die Prärie erzitterte unter den Hufen der Rinder, als sich die Herde langsam in Bewegung setzte. Ein gewaltiger Anblick.

"Auf das Geschäft unseres Lebens!", rief Allan mir zu.

Die ersten Tage verliefen reibungslos.

Wesley Carrington passte sich besser in die zusammengewürfelte Mannschaft ein, als ich es je zu hoffen gewagt hätte.

Gefährlich wurde es dort, wo das Niemandsland zwischen Kansas und Texas begann, das später dem Bundesstaat Oklahoma zugeschlagen wurde. Zurzeit gab es in diesem mehr als hundert Meilen breiten Streifen allerdings keinerlei staatliche Autorität. Kein Marshal und kein Richter sorgten hier für Ordnung. Und die Army hatte durch die seit Ende des Bürgerkriegs aufflammenden Indianerkriege andere Sorgen.

Das Gesindel der umliegenden Staaten wurde von diesem Zustand der Gesetzlosigkeit natürlich angelockt.

Die ersten Schwierigkeiten begannen, als wir einen kleinen Wasserlauf überqueren wollten, der als Devil's Creek bekannt war.

Der Name rührte daher, dass dieser flache Bach bei Regen innerhalb kurzer Zeit zu einem reißenden Strom anschwoll. Zurzeit führte der Devil's Creek ziemlich viel Wasser und hatte auch eine ganz beachtliche Strömung. In den nahe Bergen musste es geregnet haben.

Wir gingen auf die bewährte Art und Weise vor, indem wir zunächst eine seichte Stelle suchten. Im Gegensatz zu Pferden können Rinder nämlich nicht schwimmen. Ein Arzt aus Dodge, zu dessen Patienten sowohl menschliche als auch vierbeinige Patienten gehörten, erklärte mir mal, dass Rinder keinen Schließmuskel besäßen. Bei zu hohem Wasserstand liefen sie einfach voll und soffen ab.

"Wir müssen zusehen, schnell ans andere Ufer zu gelangen", meinte Allan. "Wenn der Wasserstand noch höher wird, sitzen wir hier entweder wochenlang fest oder müssen einen meilenweiten Umweg machen."

Ein Umweg, der uns durch unwegsames Gelände geführt hätte.

Dort hätten wir damit rechnen müssen, einen wesentlich höheren Anteil der Tiere zu verlieren, als man normalerweise als Transportverlust auf einem Viehtrieb einkalkulierte.

Nachdem wir eine geeignete Stelle gefunden hatten, brachten wir zunächst das Leittier auf die andere Seite. Die anderen Longhorns würden dann folgen.

Aber es war immer noch schwierig genug, die Tiere durch das Wasser zu treiben. Unsere Leute mussten dabei ihr ganzes Können als Cowboys zeigen.

"Na, wie schmeckt die Arbeit?", wandte ich mich zwischendurch an Carrington, während er einen Schluck aus seiner Wasserflasche nahm.

Er setzte die Flasche ab und grinste breit.

"Ich gewöhne mich gerade dran", meinte er. "Ist schließlich 'ne Weile her, dass ich Longhorns durch einen Wasserlauf getrieben habe!"

"Scheint, als hätten Sie nichts verlernt, Carrington!"

Er lachte.

"Ich vergesse nie etwas, Mr. Burns. Nie!"

Ich blickte hinüber zur anderen Seite.

Dort fanden sich eine Reihe schroffer Erhebungen, die das von sanften Hügeln gezeichnete Grasland unterbrachen. Ich hatte dort einen Schatten gesehen, der sich bewegte. Als ich den Feldstecher hervorholte, um genau hinzusehen, war nichts mehr zu erkennen.

Ich machte mir Sorgen.

"Hey, Jim!", hörte ich Allan Parkers Stimme hinter mir. Er kam zu mir herangeritten. "Was ist los? Denkst du dasselbe wie ich?"

"Wir werden beobachtet", erklärte ich im Brustton der Überzeugung.

Allan nickte. "Ich habe schon eine ganze Weile diesen Eindruck", sagte er. Die Tatsache, dass Allan darüber genauso dachte, wie ich, machte mich absolut sicher. "Glaubst du, dass es Indianer sind, Jim?"

Ich schüttelte den Kopf.

"Nein, das halte ich für ausgeschlossen."

"Und wieso?"

"Dies ist kein Indianergebiet... Außerdem sind wir mit den Kiowas immer gut ausgekommen."

"Und wenn es nun keine Kiowas sind, sondern fremde Stämme, die erst vor Kurzem in die Gegend gekommen sind?"

Ich schüttelte erneut den Kopf.

"Wenn es Indianer wären, würden sie es besser verstehen, sich an uns heranzuschleichen. Glaub mir, Allan, dann hätten wir nicht das Geringste bemerkt..."

Er zuckte mit den Schultern.

"Viehdiebe?", fragte er.

"Wer sonst!", meinte ich. "Was glaubst du, mit wie viel Männern wir es zu tun bekommen?"

Allan zuckte die Achseln.

"Schwer zu sagen... Selbst wenn sie nur halb so viele sind wie wir, können sie die Herde ganz schön durcheinanderbringen."

Wir trennten uns und warnten die Männer, ohne dabei allzu viel Aufsehen zu machen.

Diese Banden von Viehdieben waren zu einer wahren Landplage geworden. Sie wussten, welche Wege die großen Herden nahmen.

Sie lauerten an den entsprechenden Trails, bis eine geeignete Beute auftauchte.

Ein paar Schüsse und so eine Herde war ein einziges, wildes, unbezähmbares Chaos.

Keine noch so gute Mannschaft konnte sie dann lenken.

In einer solchen Situation war es keine Kunst, sich einen Teil der Herde oder sogar das gesamte Vieh unter den Nagel zu reißen, je nachdem mit wie vielen Männern angegriffen wurde und wie erfahren die Angreifer im Umgang mit den Longhorns waren.

Fest stand, dass unsere Gegner auf jeden Fall in der besseren Position waren. Die Rinder würden ihre unfreiwilligen Verbündeten sein. Aber vielleicht hatten wir ja Glück und es handelte sich nur um herumziehende Mountainmen oder Jäger.

Doch daran mochten wir alle nicht so recht glauben.

Es gab keinen Weg zurück und keine Möglichkeit zum Ausweichen. Mit so einer Herde am Hals ist es unmöglich, sich einfach davon zu machen und der Gefahr aus dem Weg zu gehen.

Wenn diese Kerle beabsichtigten, uns die Rinder abzujagen, konnten sie uns überall von neuem aufzulauern.

Es blieb uns nichts anderes übrig, als abzuwarten, unseren Weg fortzusetzen und sehr wachsam zu sein. Dann würde der Angriff wenigstens nicht völlig überraschend kommen.

Wir waren entschlossen unser Bestes zu geben, um die Herde zu verteidigen.

Die Tiere waren ruhig, aber das würde nicht mehr lange so sein.

Unsere Aufmerksamkeit galt jetzt mehr der Umgebung.

Allan trieb sein Pferd vorwärts, sodass er wieder neben mir ritt.

"Wenn sie uns tatsächlich die Herde abjagen wollen, haben sie sich einen guten Ort dafür ausgesucht", meinte mein Partner und ich nickte grimmig.

"Ja, allerdings..."

Ich wusste, was er meinte.

Die umliegenden Anhöhen boten Sichtschutz.

Die Viehdiebe konnten uns unbehelligt folgen.

Für die Angreifer gab es Deckung, für uns nicht.

Und wenn sie uns dann aus den Sätteln geputzt hatten, konnten die Tiere nicht in jede beliebige Richtung davon stürmen.

Das erleichterte unseren Gegnern die Arbeit vermutlich ganz erheblich.

Noch herrschte Ruhe.

Alles schien wie immer.

Kaum etwas deutete auf das hin, was schon im nächsten Augenblick mit tödlicher Wucht über uns hereinbrechen sollte.

Es war wie vor einem großen Gewitter, bei dem jeder weiß, dass es kommen wird, aber niemand genau sagen kann, wann es zum erstenmal kracht.


30 tolle Western November 2021

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