Читать книгу Trevellian und der Bandenkrieg in New York: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 8

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Tyler Ballard wohnte noch in der 93rd Street. Wir fuhren nach Norden. Ich fand in der Nähe des Gebäudes mit der Nummer 184 einen Parkplatz. Wenig später betraten wir das Gebäude. Es gab weder einen Portier noch einen elektronischen Wegweiser. Eine Holzstiege schwang sich nach oben. Auf jedem Treppenabsatz gab es ein Fenster. Das Haus hatte vier Stockwerke. Es handelte sich um einen renovierten Altbau. Es roch nach Braten.

Wir stiegen die Treppe empor. Manchmal knarrte eine Stufe unter unserem Gewicht. Ballard wohnte in der dritten Etage. Es gab auf jedem Stockwerk vier Apartments. Das Namensschild zeigte uns an, hinter welcher der Türen Ballard wohnte. Milo legte den Daumen auf den Klingelknopf. Die Glocke war durch die Tür zu hören. Es dauerte nicht lange, dann wurde die Tür einen Spaltbreit aufgezogen und eine dunkle Stimme fragte: »Was kann ich für Sie tun?«

»Sind Sie Tyler Ballard?«, fragte ich.

»Ja.«

»Ich bin Special Agent Trevellian, FBI New York. Wir möchten mit Ihnen sprechen, Mister Ballard.«

Rumms! Die Tür war zu. Drinnen waren hastige Schritte zu vernehmen.

»Die Feuerleiter!«, knirschte ich, und Milo rannte schon los. Seine Schritte polterten die Treppe hinunter. Ich warf mich gegen die Tür. Krachend flog sie auf, und ich sprang in den Schutz der Wand. Im letzten Augenblick. In der Wohnung krachte ein Schuss und die Kugel pfiff durch die Tür, meißelte aus der der Tür gegenüberliegenden Wand ein handtellergroßes Loch und heulte als Querschläger durch das Treppenhaus.

»Geben Sie auf, Ballard!«, gebot ich. »Legen Sie die Waffe weg und kommen Sie mit erhobenen Händen aus der Wohnung.«

»Was wollt ihr von mir?«

»Es geht um Schutzgelderpressung. Dan Fuller hat uns Ihren Namen genannt.«

»Wenn du mich willst, musst du mich schon holen, Bulle. Und bilde dir nur nicht ein, dass ich es dir besonders einfach machen werde. Ich habe mir geschworen, nie mehr ins Gefängnis zu gehen.«

»Nehmen Sie Vernunft an, Ballard. Zwingen Sie mich nicht, von der Schusswaffe Gebrauch zu machen. Die ganze Sache ist es nicht wert, dass Blut fließt. Geben Sie auf, Ballard.«

Er jagte eine Kugel durch die Tür. Und wieder hämmerte das Geschoss ein Loch in die Wand. Putz und Mauerwerk spritzten. Ohrenbetäubendes Heulen folgte der Detonation.

Ich wirbelte um den Türstock und ging auf das linke Knie nieder, schwenkte die Hand mit der Pistole im Halbkreis und sah meinen Gegner neben einem Sessel kauern. Wahrscheinlich hatte ich ihn mit meiner Aktion für einen Moment überrumpelt, denn er starrte mich nur ungläubig an.

»Waffe runter!«, peitschte meine Stimme. Meine Pistole deutete auf ihn. Er ließ die Hand mit der Waffe sinken. Die Mündung starrte mich bedrohlich an. So belauerten wir uns gegenseitig. Es war ein stummes Duell. Ich war angespannt bis in die letzte Faser meines Körpers. Die Atmosphäre schien vor Spannung zu knistern und war kaum noch zu ertragen. Würde der Gangster die Nerven verlieren und schießen?

In seinen Augen blitzte es auf. Seine Mundwinkel sanken nach unten. Ich warf mich zur Seite und feuerte im Fallen. Ballards Kugel verfehlte mich. Die Detonationen beider Schüsse verschmolzen ineinander und drohten den Raum aus allen Fugen zu sprengen. Ballard kippte nach hinten um. Ein ersterbendes Röcheln war zu hören. Mir stieg der Geruch von verbranntem Pulver in die Nase. Sekundenlang lag ich auf der Seite und hielt die Pistole auf Ballard gerichtet. Aber der Bursche rührte sich nicht mehr. Ich erhob mich und ging zu ihm hin. Seine Hand umschloss noch den Griff der Pistole. Ich entwand ihm die Waffe. Meine Kugel hatte ihn in die Brust getroffen. In seinen Mundwinkeln zuckte es. Sein Gesicht war krankhaft bleich.

Ich spürte einen bitteren Geschmack in der Mundhöhle. Meine Kehle war wie trocken. Ich hasste es, auf Menschen schießen zu müssen. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass ich in Notwehr handelte. Ballard hatte mir keine andere Wahl gelassen. Dennoch war ich betroffen. Das waren die Augenblicke, in denen ich meinen Beruf hasste.

Ich versenkte die Pistole im Holster und zog mein Handy aus der Tasche, um den Emergency Service zu informieren.

In diesem Moment bäumte sich Ballard auf. Er fiel zurück. Einige Silben brachen über seine bebenden Lippen. Ich ließ die Hand mit dem Mobiltelefon sinken und kniete bei Ballard ab. Er keuchte. Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet. Seine Augen waren glasig. »Was haben Sie gesagt?«

»Han – na – gan«, murmelte Ballard mit erschreckend schwacher Stimme.

Ich war wie elektrisiert. Erinnerungen stürmten auf mich ein. Aus den Nebeln der Vergangenheit stieg die Sache von vor sechs Jahren. Der Name Holbrock geisterte durch meinen Verstand. Bilder erstanden vor meinem geistigen Auge. Das habe ich Hannagan zu verdanken, hatte Holbrock damals behauptet. Dave Hannagan. Wir sind so etwas wie Partner, aber er will mich aus dem Geschäft drängen. Die Worte hallten trotz der langen Zeit, die vergangen war, in mir nach.

Meinte Ballard denselben Hannagan?

»Von wem sprechen Sie?«, fragte ich eindringlich. »Von Dave Hannagan?«

Die Lider Ballards zuckten. Seine Lippen formten tonlose Worte. Ich wählte die Nummer des Notrufs und ging auf Verbindung. Sofort hatte ich jemanden an der Strippe. Ich bat, eine Ambulanz in die 93rd Street zu schicken und erklärte dem Mann, dass es um Leben oder Tod ging. Dann rief ich Milo an, klärte ihn mit knappen Worten auf und gab ihm zu verstehen, dass er in die Wohnung kommen könne. Schließlich widmete ich mich wieder dem Verwundeten. Seine Brust hob und senkte sich unter keuchenden Atemzügen.

»Von welchem Hannagan sprachen Sie?«, hakte ich noch einmal nach und verlieh meiner Stimme einen beschwörenden Klang. »Reden Sie, Ballard. Sprachen Sie von Dave Hannagan?«

Ich bekam keine Antwort.

Wenig später erschien Milo.

»Er hat den Namen Hannagan genannt«, sagte ich.

»Hannagans gibt es in New York wahrscheinlich einige hundert«, erwiderte Milo.

»Ich denke an einen bestimmten Hannagan«, versetzte ich. »Erinnerst du dich an Adam Holbrock? Es ist sechs Jahre her.«

Milo schaute mich versonnen an. Dann sagte er: »Sicher. Dave Hannagan. Holbrock bezichtigte ihn damals der Komplizenschaft, doch Hannagan war nichts zu beweisen. Ja, ich erinnere mich an diesen aalglatten Typen. Ob Ballard ihn meinte, als er den Namen Hannagan nannte?«

»Hoffen wir, dass Ballard durchkommt und uns weitere Auskünfte erteilen kann.«

Eine Viertelstunde später kam die Ambulanz. Ballard wurde erstversorgt und schließlich abtransportiert. Milo informierte die SRD, damit die Kollegen die Wohnung auf den Kopf stellten und gegebenenfalls Beweismittel gegen Ballard sicherten.

Milo und ich fuhren ins Federal Building. Ich holte mir die Akte Holbrock auf den Bildschirm. »Hannagan wohnte damals in der Upper East Side«, sagte ich nach kurzem Studium des Akteninhalts. »Vierundsiebzigste Straße.«

Milo schaute zweifelnd. »Wir haben nicht den geringsten Hinweis, dass Ballard von Dave Hannagan sprach. Außerdem wissen wir nicht, in welchem Zusammenhang er den Namen nannte.«

Ich klickte das elektronische Telefonbuch New Yorks an. Es gab mehr Hannagans, die mit Vornamen Dave hießen, als mir lieb sein konnte. »Fahren wir einfach mal in die vierundsiebzigste Straße«, schlug ich vor.

»Wir machen uns lächerlich«, knurrte Milo wenig begeistert.

Ich setzte meinen Willen durch. Hannagan wohnte nicht mehr in der 74th Street. Der Nachmieter seiner Wohnung konnte uns auch nicht sagen, wohin er verzogen war. Also legte ich meine Nachforschungen zunächst mal auf Eis.

Die Ärzte brachten Tyler Ballard durch. Und nach einer Woche war er vernehmungsfähig. Ich konfrontierte ihn mit dem Namen Hannagan.

»Sie müssen sich verhört haben«, sagte Ballard. »In meinem Bekanntenkreis gibt es niemanden mit diesem Namen.«

Und dabei blieb er. Auch, als er einige Monate später vor Gericht stand und ihm der Prozess gemacht wurde, bestritt er, jemand mit dem Namen Hannagan zu kennen. Er wurde wegen Schutzgelderpressung verurteilt und verschwand für die nächsten Jahre hinter den Mauern von Rikers Island.

Wir konnten den Fall ad acta legen.

Den Namen Dave Hannagan behielt ich noch einige Zeit im Gedächtnis, dann aber versank er im Unterbewusstsein.

Trevellian und der Bandenkrieg in New York: Action Krimi

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