Читать книгу Trevellian und der Bandenkrieg in New York: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 9
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ОглавлениеDave Hannagan besaß in der Greenwich Street eine luxuriöse Penthouse Wohnung. Bei ihm lebte Susan Olbright, ein neunundzwanzigjähriges, wenig erfolgreiches Model; blondhaarig, langbeinig, willig und ausgesprochen geldgierig.
Hannagan sichtete seine Post. Ein Brief, der keine Absenderangabe trug, erregte seine Aufmerksamkeit. Es handelte sich um ein weißes Kuvert, das in New York abgestempelt worden war. Hannagan riss es auf und nahm ein zusammengefaltetes Blatt Papier heraus. Er faltete es auseinander.
Da standen nur drei Worte: Du wirst sterben.
Die Mitteilung war mit dem Computer geschrieben; große, schwarze Buchstaben, die für einen Moment vor Dave Hannagans Augen verschwammen, so sehr erschrak er. Das Herz schlug ihm hinauf bis zum Hals, seine Atmung beschleunigte sich.
Aus dem Badezimmer kam Susan Olbright. Sie war mit einem weißen Bademantel bekleidet. Ihre langen Haare waren nass. Sie lächelte, und zwischen ihren roten Lippen schimmerten strahlend weiße Zähne. Hannagan hielt die Nachricht in der Hand, die ihn so sehr erschreckt hatte. Er wirkte verstört, und Susan Olbright entging es nicht. Ihr Lächeln verflüchtigte sich.
»Was ist los? Schlechte Nachricht? Du siehst aus, als wäre dir der Leibhaftige begegnet.«
Hannagan reichte ihr wortlos das Blatt Papier. Sie warf einen Blick darauf und hielt den Atem an, schluckte würgend, stieß die verbrauchte Atemluft aus und sagte mit belegter Stimme: »Von wem kann das kommen?«
»Ich weiß es nicht.« Hannagan, der im Wohnzimmer auf einem Sessel saß, erhob sich abrupt und nahm eine unruhige Wanderung auf. »Ein Konkurrent wahrscheinlich«, murmelte er wie im Selbstgespräch und mahlte mit den Zähnen.
Susan Olbright legte das Blatt Papier auf den Tisch. »Oder ein Witzbold, der dich erschrecken will.«
»Nein! Diese Mitteilung ist ernst gemeint. Verdammt ernst. Ich muss telefonieren.« Hannagan schnappte sich den Telefonhörer, tippte eine Nummer, hörte das Freizeichen, und schließlich meldete sich eine männliche Stimme: »Lavender.«
»Hallo, Steve, ich bin es – Dave.«
»Hallo, Onkel. Was gibt es?«
»Jemand droht mir mit dem Tod.«
»Sag das noch mal.«
»Ich habe eine Nachricht erhalten. Sie beinhaltet nur die drei Worte: Du wirst sterben. Der Brief wurde in New York abgestempelt. Ich denke, dass Matt Coburn dahintersteckt. Der verdammte Aasgeier drängt ins Geschäft und versucht, uns fertig zu machen.«
»Hast du schon mit Robert darüber gesprochen?«
»Nein.«
»Was wirst du tun? Auf die leichte Schulter darfst du die Drohung nicht nehmen.«
»Auf keinen Fall. Ich nehme sie sogar verdammt ernst.«
»Warum versuchst du nicht, Coburn zuvorzukommen?«, fragte Steve Lavender.
»Du weißt wohl nicht, was das nach sich ziehen würde«, stieß Hannagan hervor. »Krieg, blutigen Krieg.«
»Coburn hat im Hinblick darauf scheinbar weniger Skrupel als du«, versetzte Steve Lavender. Er war Hannagans Kronprinz und sollte einmal dessen Erbe als Kopf einer Organisation antreten, die sich dem Drogenhandel und der illegalen Prostitution verschrieben hatte, wenn Hannagan sich irgendwann zur Ruhe setzen würde.
Dave Hannagan hatte in den vergangenen drei Jahren eine steile Karriere als Bandenboss hingelegt. Er hatte sich in Manhattan einen Platz erobert und es geschafft, ihn zu behaupten. Das Geschäft mit dem Verbrechen hatte ihn innerhalb kürzester Zeit steinreich gemacht. Er selbst brauchte das Geld nur noch auszugeben. Für die Schmutzarbeit hatte er seine Leute.
»Ich vermute nur, dass Coburn dahintersteckt«, brummte Hannagan. »Aber ich bin jetzt gewarnt und werde mich mit einigen Bodyguards umgeben. Und ich werde herausfinden, ob es Coburn auf mich abgesehen hat. Du weißt jetzt Bescheid. Jemand versucht, uns gegen den Karren zu fahren. Vorsicht ist angesagt.«
Hannagan verabschiedete sich von seinem Neffen, unterbrach die Verbindung und wählte eine andere Nummer. Robert Anderson, Hannagans Stellvertreter, meldete sich. Hannagan berichtete ihm von der Drohung.
»Holbrock!«, stieß Anderson hervor, nachdem Hannagan geendet hatte.
»Was?«
»Adam Holbrock. Er müsste vor einigen Wochen aus dem Gefängnis entlassen worden sein. Er hat dir damals Rache geschworen. Die zehn Jahre sind um.«
»O verdammt!« Hannagan fiel es wie Schuppen von den Augen. »An Holbrock habe ich überhaupt nicht mehr gedacht. Du denkst, dass die Drohung von ihm kommt?«
»Von wem sonst? Coburn riskiert keinen Krieg mit uns. Er weiß genau, dass er den Kürzeren ziehen würde.«
»Finde heraus, wann Holbrock aus dem Gefängnis entlassen wurde«, gebot Hannagan. »Und finde auch heraus, wo er sich aufhält. Ich werde nicht warten, bis er zuschlägt. Wenn du weißt, wo er untergeschlüpft ist, schickst du ihm Wayne auf den Hals. Wenn Wayne mit ihm fertig ist, muss Holbrock tot sein.«
»Geht in Ordnung, Dave. Ich schicke dir Butch und Milt, damit sie auf dich aufpassen. Holbrock ist so gut wie tot. Sobald die Sache erledigt ist, rufe ich dich an. Solange solltest du es vermeiden, deine Wohnung zu verlassen. Vor einer Kugel aus dem Hinterhalt können dich auch Butch und Milt nicht beschützen.«
Dann war die Leitung tot. Dave Hannagan legte das Telefon auf den Tisch. Susan Olbright beobachtete ihn. »Wer ist Holbrock?«, erkundigte sie sich.
Hannagan ließ sich in den Sessel fallen. Er griff nach der Packung Zigaretten, die auf dem Tisch lag, schüttelte einen der Glimmstängel heraus und zündete ihn an. Tief inhalierte er den ersten Zug, stieß den Rauch durch die Nase aus und erwiderte: »Holbrock und ich stiegen vor über zehn Jahren zusammen ins Drogengeschäft ein. Wir verdienten nicht schlecht, aber für uns beide reichte es nicht. Nachdem wir Fuß gefasst hatten, fädelte ich einen Deal ein, den Holbrock abwickeln sollte. Die Polizei bekam Wind davon und schnappte Holbrock. Er war davon überzeugt, dass ich ihn ans Messer geliefert habe und schwor mir Rache. Holbrock wurde zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Diese zehn Jahre sind um. – Robert hat Recht. Wahrscheinlich kommt die Drohung von Holbrock. Nun, ich habe die Jagd auf ihn eröffnet. Er hat keine Chance.«
»Hast du Holbrock damals ans Messer geliefert?«, fragte die Frau.
»Ich wollte ihn loswerden. Einen Mord wollte ich mir nicht leisten.« Hannagan zuckte mit den Schultern. »Ich selbst war nicht gefährdet. Holbrock versuchte zwar, mich in die Sache hineinzuziehen. Aber es gab keinen Beweis gegen mich. Und so wurden die Ermittlungen eingestellt.«
Susan Olbright verzog angewidert das Gesicht. »Du bist noch skrupelloser, als ich dachte.«
»In unserem Geschäft gibt es kein Entgegenkommen. Man muss sich behaupten. Nur der Starke überlebt. Die Schwachen bleiben auf der Strecke. So ist das nun einmal. Jeder ist sich selbst der Nächste. Und du brauchst dich überhaupt nicht zu beklagen, Susan. Bei mir hast du ausgesorgt. Und sollte mir etwas zustoßen, erhältst du aus meinem Vermögen eine Million. Damit kannst du dich über Wasser halten, bis du Ersatz für mich gefunden hast.«
»Hast du das testamentarisch verfügt?«
»Ja.«
»Und wer erbt den Rest?«
»Steve. Er ist der Sohn meiner verstorbenen Schwester. Gott hab sie selig. Der Junge ist mir ans Herz gewachsen. Und er ist mein einziger Verwandter, zu dem ich Kontakt habe. Er wird nicht nur den Löwenanteil meines Vermögens erben, sondern auch meine Stelle in der Organisation einnehmen. Robert akzeptiert das. Er wird die Rolle der Grauen Eminenz übernehmen. Es ist alles geregelt.«
Susan Olbright musterte Hannagan mit einem unergründlichen Blick. »Ich würde im Falle des Falles also mit einer Million auf der Straße stehen«, konstatierte sie.
»Die Wohnung vermache ich dir obendrein«, versetzte Hannagan, und seine Stimme wies einen grimmigen Unterton auf. »Was sie wert ist, brauche ich dir ja nicht zu sagen. – Wir warten auf Butch und Milt. Packe ein paar Klamotten zusammen. Wenn die beiden hier sind, fahren wir zu meinem Wochenendhaus an der Jamaica Bay. Dort bleiben wir, bis ich die Meldung erhalte, dass Holbrock bei seinen Ahnen weilt.«