Читать книгу Welt mit kleinen Fehlern günstig abzugeben - Peter G. Kügler - Страница 5
3.IM MORGENGRAUEN
ОглавлениеMax fühlte sich gerädert und sein Kopf schmerzte. In den Tiefen seines langsam wiederkehrenden Bewusstseins wurden Pläne geschmiedet. Stimmen drangen an sein inneres Ohr.
„Bevor wir die komplexeren Zusammenhänge klären, sollten wir uns besser auf die einfachen Sachen konzentrieren. Welches Datum ist heute? Welche Tageszeit? Wo sind wir? Alles andere ergibt sich dann von alleine. Bestimmt. So nach und nach.“
Das klang für Max nach einem vernünftigen Plan.
„Aber hört mal! Die existenziellen Fragen kann man doch nicht einfach so unter den Tisch fallen lassen. Sie sind ebenso von ausschlaggebender Bedeutung! Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Was ist der Sinn des Ganzen?“
‚Auch nicht von der Hand zu weisen’, dachte Max am Rande seines Verstandes.
„Das war ja klar! Der Philosoph in uns glaubt mal wieder sich zu Wort melden zu müssen! Wir versuchen hier, diesen Zellhaufen wieder ins Laufen zu kriegen und du kommst mit Grundsatzfragen! Die konnte die Menschheit die letzten Jahrtausende nicht klären und du meinst, wir könnten das mit dieser eingeschränkten Gehirnkapazität mal eben so nebenher beantworten? Du glaubst wohl auch noch an den Weihnachtsmann!“
„Soll das etwa heißen, dass es den nicht gibt?“, mischte sich eine kindliche Stimme erschrocken ein. Ihr war die Anstrengung, eine riesige Tränenflut mit letzter Kraft zurückzuhalten, deutlich anzuhören.
„Jetzt schau nur, was du angerichtet hast, du unsensibler Möchtegernchef! Natürlich gibt es den Weihnachtsmann, Kleiner! Wer sollte denn sonst die ganzen Geschenke bringen? Der große böse Mann hat es nicht so gemeint.“
„Ja, ja, die Mutti im Manne schon wieder! Was hat die überhaupt hier zu suchen? Das hier ist ein männliches Gehirn!“
„Jetzt plustere dich hier nicht so auf! Hinter jedem großen Mann steht eine stolze Mutter! Wer hat ihn denn unter unsäglichen Schmerzen auf diese Welt gebracht? Wer hat ihn denn unter all den fürchterlichen Entbehrungen groß gezogen? Wer hat ihn denn gefüttert? Wer hat ihm denn den Hintern abgeputzt? Wer? Wer wohl? Da ist es doch wohl das Mindeste, wenn man dann nicht mehr aus seinem Kopf geht! Ist das denn zuviel verlangt? Ist es denn zuviel verlangt, auf meine alten Tage noch ein klitzekleines Plätzchen haben zu wollen, wo ich meine müden Knochen ausruhen kann, ab und zu mal einen guten Ratschlag geben und nach dem Rechten sehen darf? Ist das denn zuviel verlangt? Und wie du schon wieder aussiehst! Hier, spuck mal auf das Taschentuch!“
„Jetzt reicht´s! Ich bin hier der Chef und wenn du nicht sofort damit aufhörst, dann... dann... dann...“ Abrupt wandte er sich dem Kind im Manne zu. „Und übrigens, den Osterhasen gibt es auch nicht! Und auch keinen Nikolaus! Kein Christkind, keine Zahnfee, keine Frau Holle, kein Sandmann, kein Winnie Puuh, keine Biene Maja, Dumbo hat sich in Wirklichkeit beim Versuch zu fliegen das Genick gebrochen, Bambi wurde vom Auto überfahren und Klopfer hatten wir letzte Woche zum Mittagessen!“ Max spürte, wie ein Teil in ihm unendlich traurig wurde und zu weinen anfing. Eine Tür in seinem Kopf wurde aufgestoßen und etwas verflüchtigte sich in seinen Hinterkopf.
„Du Scheusal!“ stieß Mutter aus und wurde ebenfalls schwächer.
„Genialer Plan, Chef! Während sie sich um den Kleinen kümmert, können wir hier endlich in Ruhe arbeiten. Äh, hat sich Dumbo eigentlich wirklich das Genick gebrochen?“
„...?“
„War ja nur ne Frage...“
„Können wir jetzt hier weitermachen oder soll ich euch auch noch die Wahrheit über Rotkäppchen erzählen?!?“
„Aber meine lieben Brüder in diesem Geiste...“
„Schnauze, Prediger!“, erschallte es im Chor.
„So, jetzt wollen wir uns alle mal wieder beruhigen. Wir sollten zuerst mal einen Funktionstest ausführen, ob mit diesem Körper überhaupt noch etwas klappt. Der ist in einem solch verlotterten Zustand. Übergewicht! Unregelmäßiger Stuhlgang! Wie konnte man den nur so herunterkommen lassen! Mit 45! Dabei ist es doch wohl nicht zu viel verlangt, wenigstens ein bisschen auf sich aufzupassen!“
Das ärgerte Max. Übergewicht! Nun gut, vielleicht hatte er in letzter Zeit zuviel von diesen neuen Chips gegessen. Die mit dem Essig-Zwiebel-Geschmack. Die waren aber auch zu lecker. Da konnte man einfach nicht aufhören. Und vielleicht trug die Tafel Schokolade danach auch nicht gerade zur Gewichtsreduzierung bei. Aber Übergewicht! Er sah doch nicht aus wie dieser… dieser… dieser… – verdammt, wie hieß der noch mal? Ach ja – Jabba der Hutte, aus… aus… aus… diesem Science Fiction Film. Gut, seine Hose saß in letzter Zeit etwas stramm, aber Übergewicht? Max wollte protestieren, doch er hatte immer noch nicht die Kontrolle über seinen Körper. So musste er weiter seinen Stimmen zuhören.
„Ich hab das mal kurz überschlagen. Eine Komplettsanierung dieses Körpers inklusive Fassadenarbeiten plus energetischer Erneuerung würde das Budget für die nächsten zehn Jahre übersteigen. Das Essen noch nicht mit eingerechnet...“, sagte der Planer.
„Bitte?“
„Aber du hast doch damit angefangen. Von wegen Funktionstest, miserabler Zustand, renovierungsbedürftig und so.“
„Ähm, ich weiß, ich bin lange nicht so schlau wie ihr…“, mischte sich eine neue Stimme ein, „…und ihr seid kurz vor einer bahnbrechenden Lösung, aber vielleicht würde es in dieser Situation schon helfen, einfach die Augen zu öffnen.“
Diesem etwas zaghaft vorgebrachten Vorschlag konnte Max nur zustimmen. Die anderen hielten kurz inne. Er spürte förmlich, wie sich gegenseitig musterten.
„Äh ja, nun gut. Probieren könnten wir es ja mal. Kann bestimmt nicht schaden, für eine detaillierte Fallanalyse mehr Informationen von außen zu bekommen. Also alles zum Augen öffnen vorbereiten! Aber nur eins! Wir wollen keine Überlastung riskieren! Energie auf die Augenlider umlenken!“
Max spürte, wie sich sein linkes Augenlid langsam hob und sich eine geballte Ladung Licht in sein Auge ergoss.
„30% über Maximum! Wahrnehmungssysteme kurz vor der Überlastung!“ schrie es in seinem Kopf.
„Scheiß drauf! Entweder sind wir gleich Helden oder verrecken alle beim Versuch, diesem Wrack neues Leben einzuhauchen! Es gibt kein Dazwischen! Ruhm oder Tod! Anderes Auge öffnen!“
„Aber Kapitän! Die Systeme!“
„Beide Augen auf oder ich lasse dich wegen Meuterei kielholen!“
„Aye, Sir!“
Noch während Max darüber nachdachte, welchen Titel der Piratenfilm gestern im Fernsehen trug und wer die Hauptrolle spielte, wurde sein rechtes Auge geöffnet. Die eindringenden Lichtphotonen lösten schmerzhafte Explosionen auf seiner Netzhaut aus und die Todesschreie in seinem Kopf formten sich zu einem unerträglichen Crescendo. Der Techniker versuchte sich Gehör zu verschaffen.
„60% über Maximum und steigend! Schutzschilde komplett ausgefallen! Primäre Energie auf 30 gefallen! Die Augen drohen wieder zuzufallen, Kapitän! In fünf Sekunden Überlastung aller Systeme! Dann ist keine Notschließung der Augen mehr möglich!“
„Alle Energie auf die Augenstützmuskeln umleiten!“
„Aber Sir…“
„UMLEITEN!“
„Aye, Sir!“
„… lasst uns beten….“
„SCHNAUZE, PREDIGER!“
„Noch drei Sekunden…“
„KOLLAPS VORBEREITEN!“
„… zwei Sekunden….“
„Jetzt hab ich mich eingenässt….“
„… Noch eine! …“
Stille.
„Techniker, Bericht!“
„20% über Maximum, fallend! Schutzschilde halten! Primäre Energie auf 50, steigend! Die Augen stabilisieren sich! Das einfallende Licht lädt die Energiezellen!“
„YEAH! GIB MIR FÜNF!“
„Kapitän?“
„Ach, vergiss es! Sicherheitshalber Mund fluten!“
Max gähnte.
„Auf dem Monitor zeichnet sich ein Bild ab!“
„Bekommst du es schärfer?“
„Ich müsste die Ausrichtung der Augen synchronisieren und die Pupillen einheitlich fokussieren…“
Max spürte Bewegung in seinen Augen. Er sah, wie sich die Bilder beider Augen überlagerten und langsam zu einem Gesamtbild verschmolzen.
„Geschafft! Visuelle Wahrnehmung auf 100%! Der Audiokanal stabilisiert sich ebenfalls! Ich kann im Hintergrund Vogelgezwitscher hören!“
‚OK Jungs, ab jetzt übernehme ich wieder’, dachte Max und blickte verschlafen durch den Raum, in den das Sonnlicht in feinen Strahlen durch die Schlitze des Rollladens fiel.
„Na toll, uns die ganze Dreckarbeit machen lassen und dann einfach daherkommen und das Ruder wieder übernehmen“, maulte es in seinem Kopf. „Nicht einmal ein klitzekleines Dankeschön…“
„Ja hast du denn nicht wenigstens ein bisschen Anstand im Leib? Hab ich dich etwa so erzogen, Junge?“
‚Nicht jetzt, Mutter! Ich hab zu tun!’, dachte Max und blendete seine Stimmen im Kopf aus.
„Nun gut, wenn der Herr alles selbst machen will, dann kann er sich darum auch gerne kümmern! SCHMERZEMPFINDUNG REAKTIVIEREN!“, hörte er noch dumpf, bevor sein Kopf plötzlich auf die doppelte Größe anzuschwellen schien und zu explodieren drohte.
Als er vor Schmerz zusammenzuckte, glaubte er ein höhnisches Lachen zu hören. Nachdem das Pochen in seinem Kopf etwas abgeflaut war, versuchte er die Lage zu sondieren. Wo war er? Wie kam er hier hin? Welche Uhrzeit? Verdammt, welcher Tag war überhaupt? Und war er überhaupt wirklich wach? Die letzte Frage wurde durch die Schmerzen in seinem Kopf hinreichend beantwortet. Er war definitiv wach. Und er war sich auch so gut wie sicher, dass er nicht zuhause war. Dieses Zimmer kannte er nicht. Er würde seine Wände nie in 2 verschiedenen Rottönen streichen. Der Helligkeit nach zu urteilen musste es schon früher Vormittag sein. ‚Hoffentlich ist wenigstens Wochenende, sonst komme ich zu spät zur Arbeit, auch wenn ich nicht weiß, welche das ist und ob ich überhaupt welche habe’, dachte Max. Umständlich begann er, aus dem Bett zu kriechen. Seine Kleider lagen am Fußende des Bettes und er war froh, diesen unbekannten Ort nicht nackt erforschen zu müssen. Sein Blick fiel auf einen Kleiderschrank, dessen Türen verzweifelt versuchten, den überquellenden Inhalt halbwegs an der Flucht zu hindern.
Ihre Chancen standen schlecht.
Röcke kämpften vereint mit bunten Sommerkleidern um ihre Freiheit und Stringtangas versuchten auf eigene Faust dem Schrank zu entrinnen. ‚Also wenn ich nicht von einem Transvestiten entführt wurde, bin ich im Schlafzimmer einer Frau’, dachte Max. ‚Herr, lass es die Option mit der Frau sein’, schob er nach. Erinnerungen kämpften sich nach oben. Das Bild einer Schwarzhaarigen tauchte auf. Dunkel glaubte er sich zu erinnern, sie zu kennen. War das hier ihr Schlafzimmer? Woher kannte er sie? Was war gestern Abend passiert? Dem Pochen in seinem Kopf nach zu schließen, war auf jeden Fall Alkohol im Spiel.
Auf jeden Fall viel Alkohol.
Auf jeden Fall zuviel Alkohol.
Der Schleier vor seiner Erinnerung zog sich allmählich zurück und gab langsam den Blick auf den vergangenen Abend frei. Er war auf einer Party. Einer großen Party. Anfangs hatte es ihm nicht sonderlich gefallen. Die vielen fremden Leute und der oft äußerst schmale Smalltalk mochte er nicht besonders, aber irgendjemand hatte ihn überredet und er wollte nicht unhöflich sein. Das war ihm zuwider. Also ging er hin, lies sich blicken und wollte gleich darauf wieder gehen. Und da muss er dann diese Frau gesehen haben, deren pechschwarze Haare erst kurz über der Hüfte endeten und ein bildhübsches Gesicht umrahmten. Obwohl sie von einem komischen Typen mit einer Brille, deren Gläser von einem altmodischen schwarzen Horngestell umrahmt wurden, und dessen Kleidung irgendwie unpassend wirkte, bequatscht wurde, kam sie ihm in der Menge ebenso verloren vor, wie er sich selbst fühlte. Gemeinsam wären sie weniger einsam dachte er pseudophilosophisch und deshalb musste er sie unbedingt ansprechen. Allerdings gab es auf dem Weg zu diesem Ziel ein unüberwindliches Hindernis: ihn selbst. Etwas in ihm hinderte ihn daran, auf sie zuzugehen. Etwas in ihm hinderte ihn daran, sie anzusprechen. Etwas in ihm hinderte ihn daran, sich möglicherweise lächerlich zu machen. Etwas in ihm hinderte ihn daran…
„Ja! Ja! Schon gut! Ich hab´s kapiert! Ich hab´s kapiert! Ich bin schuld!“, nörgelte der Schüchterne in seinem Kopf.
„Nur gut, dass er wusste, wie man dich ausschaltet“, grinste der Draufgänger.
„Bäääähhhh!“, stieß der Schüchterne hervor, während er mit imaginären Fingern den Mund zur Fratze verzog und die Zunge weit vorstieß.
„Huch, hab ich jetzt Angst!“
„Pfft…“
„Auf jeden Fall verträgst du keinen Alkohol, Weichei!“
„Noch ein Wort….“
„Ach komm, reg dich ab. Ein Schlückchen zur Beruhigung gefällig, Weichei?“
„Weichei! Weichei!“, tönte das Kind im Manne, das mittlerweile wieder nach vorne gekommen war.
„Ruhe, Kleiner! So etwas sagt man nicht!“
„Aber der da hat es auch gesagt!“
„Das ist was anderes!“
„Wieso?“
„Geh spielen!“
„Och Menno….“
„Und du, mein lieber Draufgänger…“
Max lies sie streiten und hing wieder seinen eigenen Gedanken an den gestrigen Abend nach. Ja, er hatte wohl den Schüchternen mit Alkohol ausgeschaltet, weil er ganz genau wusste, dass er den nicht verträgt. Vielleicht hatte er dabei sogar ein wenig übertrieben. Und irgendwann hatte dann der Draufgänger immer mehr das Ruder übernommen. Recht erfolgreich, wie es schien. Schöner wäre es natürlich noch gewesen, wenn er sich auch noch daran erinnern könnte…
„MAX, ich bin entsetzt! Wie konntest du nur! Die Situation so schamlos auszunutzen! Das arme unschuldige Mädchen!“
‚Nicht jetzt, Mutter. Nicht jetzt’, dachte Max.
Nachdem sich die beginnende wohltuende Erinnerung mit einem Schlag auf das Gründlichste verflüchtigt hatte, drängte ihn seine Blase zu schnellem Handeln. Er verließ das Schlafzimmer und fand sich gleich darauf im Bad wieder, das glücklicherweise direkt nebenan war. Er setzte sich vorsichtshalber.
Mutter war überall.
Während sein Geschäft vor sich hin plätscherte wanderte sein Blick über Schminkkoffer, Wattepads und Tamponschachteln. Flaschen mit Spülungen für vor, während und nach dem Haare waschen bildeten mit einem Duschgel namens „Strawberry smooth“ – war das nicht etwas zum essen? - eine Schicksalsgemeinschaft. Direkt neben seinem Sitzplatz fand eine Modezeitschrift ihre vorläufig letzte Ruhe. Ja, er war in der Wohnung einer Frau. Eindeutig. Er hoffte inständig, dass sie keinen Hund hatte. Jedenfalls keinen größeren, denn falls dieser ihn finden und als Eindringling einstufen würde, hätte er momentan definitiv schlechte Karten. In der meditativen Ruhe dieses Örtchens begann Max über seine Lage nachzudenken. Dieses Vorhaben wurde jäh durch seinen Magen unterbrochen, der sich nachdrücklich über einen Mangel an Arbeit und Aufmerksamkeit beklagte und seine Gedanken mit einem Hungergefühl der Dringlichkeitsstufe Eins belegte. Um seinem Wunsch Nachdruck zu verleihen, schob er noch ein deutlich vernehmbares Grummeln nach. Max wollte gerade die Küche suchen als er wieder umkehrte und seine Hände wusch.
„So ist´s recht! Braver Junge.“
„Schon gut, Mutter.“
In der Küche war bereits ein Frühstück vorbereitet, das nur darauf wartete, vernascht zu werden. Seine Augen wanderten über die Marmelade zu Käse und Wurst bis hin zu den noch warmen Brötchen. Der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee durchzog den Raum. Glückshormone durchfluteten seinen Körper.
„Ich kann mich zwar nicht genau an dich erinnern, unbekannte Schöne. Jedenfalls noch nicht. Aber eins weiß ich jetzt schon ganz sicher: ICH LIEBE DICH! WILLST DU MICH HEIRATEN?“, rief er in den leeren Raum.
„Vielleicht sind wir gestorben und jetzt im Paradies?“, mutmaßte jemand in seinem Kopf.
„Nein, dann könnten wir uns noch an die letzte Nacht erinnern. Und zwar an alles…“
„Ich muss doch sehr bitten!“
‚Ach Mutter…’
Nachdem das Frühstücksei in seinem Magen Gesellschaft von drei Brötchen bekommen hatte, wollte er sich eine zweite Tasse Kaffee gönnen. Dabei fiel ihm auf, dass die Milchkanne leer war. Bestimmt war im Kühlschrank noch welche zu finden. Er hatte sich nicht geirrt. Es war zwar nur noch eine Tüte da, doch die würde für heute Morgen auf alle Fälle reichen. Nach dem Frühstück würde er gleich Neue besorgen. Ganz bestimmt. Gerade hatte er die Milchtüte in der Hand, als eine Stimme ertönte: „Nachbestellung ausgelöst!“. Max erschrak fast zu Tode. Sein Herz pochte. Er bekam die Tüte noch im letzten Moment wieder zu fassen. „Mann hast du mich erschreckt“, sagte er und fühlte sich wie ein Kind, das bei etwas Verbotenem ertappt worden war. „Hör mal, tut mir leid, dass ich einfach so an deinen Kühlschrank gegangen bin. Ich wollte nach dem Frühstück auch gleich los, um frische Milch zu kaufen. Ehrlich!“ Max drehte sich um und wollte sie mit seinem süßesten Lächeln besänftigen, als er mitten in der Bewegung inne hielt und sein Lächeln zu einem dümmlichen Grinsen erstarrte.
Nicht, dass sein Lächeln vorher besser ausgesehen hätte.
Max starrte in eine leere Küche.
„Na toll, dabei hab ich mich so bemüht mit dem Lächeln…“, ging es in seinem Kopf los.
„Hört, hört. Er hat sich bemüht…“ Das letzte Wort zog der Zyniker wie Kaugummi.
„Ich hab halt nicht so viel Übung darin! Wann soll ich denn auch trainieren? Der lächelt doch kaum! Die Lachmuskeln sind praktisch noch unbenutzt!“
„Schon gut, hört auf zu streiten. Helft lieber mit, das Herz wieder unter Kontrolle zu bekommen! Und hebt es gefälligst aus der Hose wieder nach oben! Achtet bloß darauf, dass er nicht schon wieder zu hyperventilieren anfängt. Der ist ja so ein Schisser! Nur weil er Stimmen hört ohne jemand zu sehen!“
„Dabei müsste er das ja von uns gewohnt sein…“
„…oder vom telefonieren…“
„Schnauze, Scherzkeks!“
„Odysseus hatte auch Stimmen gehört…“
„?“
„…dem hatte man dafür sogar ein Epos gewidmet…“
„??“
„…und heutzutage kommst du in eine Anstalt deswegen…“
„???“
„Sir, ich konnte die Stimme mit Hilfe des Akustikradars eindeutig lokalisieren. Ihr Ursprung war nicht hier im Kopf. Sie kam von außen!“
„Akustikradar?!?“
„Ich dachte, das klingt professioneller als ‚Ohren’…“
„Und wir sehen niemand?“
„Nein Sir, keine Wahrnehmung, obwohl die visuellen Systeme… obwohl die Augen keinerlei Funktionsstörungen anzeigen!“
„Hmmmm, sind denn die Körperfunktionen wieder einigermaßen normal?“
„Ja Sir, sogar der unkontrollierte Abwurf von… von… von… na, sie wissen schon, konnte verhindert werden!“
‚Toll, ich hab mir nicht in die Hose geschissen. Ich bin ein Held’, dachte Max lakonisch.
„MAX!“
‚Schon gut, Mutter. Ich versuche, in Zukunft keine schlimmen Wörter mehr zu denken’
„Bitte Max, sperr sie endlich in deinen Hinterkopf! Oder besser noch: Vergiss sie einfach! Wie soll man sich hier vernünftig ängstigen, wenn die dauernd dazwischenquatscht?!?“
‚Tut mir leid. Ich kann machen was ich will, ich werde sie nicht los.’
„Wem sagst du das…“, seufzte die Stimme resigniert. „Auf jeden Fall können wir dir keine näheren Erkenntnisse über die Stimme liefern. Ab jetzt bist du wieder auf dich allein gestellt. Kleiner Tipp: Fürs Erste wäre es bestimmt hilfreich, wenn du deine Verkrampfungen etwas lösen würdest.“ Nach einer Pause fügte die Stimme hinzu: „Und hör auf, so blöd zu grinsen.“
‚Na danke’, dachte Max.
Was ihm an weiteren Handlungsmöglichkeiten in dieser Situation einfiel war recht bescheiden. Nach kurzem Überlegen entschied er sich für ein unverbindliches, halblaut hervorgebrachtes „Wie bitte?“
„Ich sagte: Nachbestellung ausgelöst! Und jetzt mach endlich die Tür zu! Ich bekomme ja schon ganz warm!“
Wieder diese Stimme. Direkt neben ihm.
„Ich sagte: Tür zu!“ Dieses Mal duldete die Stimme keinen Aufschub. Sie klang wie Mutter. Das riss ihn aus seiner Starre. Reflexartig schlug er die Tür des Kühlschranks zu und blickte direkt auf ein Display, das in der Tür eingelassen war. Er hielt es vorhin für einen kleinen Flachbildfernseher, wie er ihn schon öfter bei diesen neumodischen und völlig überteuerten Kühlschränken gesehen hatte. Ein Fernseher im Kühlschrank! So etwas Unnötiges! Aber jetzt hatte er das Display genau vor den Augen und erkannte, dass sich so etwas wie ein Gesicht abzeichnete, welches aus grobklotzigen Pixels bestand. Es glich einer Kinderzeichnung. Dass diese neumodischen Dinger schon so weit entwickelt sind, erstaunte ihn.
Erstaunte ihn wirklich.
„Ähhh...“
„Was glotzt du so?“
„Ha… ha… ha… hast du….?“
„Hab ich was?“
„Hast du eben…?“
„Hab ich eben was?!?“
„Hast du eben was gesagt?“
„Natürlich, wer sonst? Der Toaster vielleicht?“
„Du kannst sprechen?“
„Was tun wir wohl gerade? Sag mal, ist dir irgendwas vom Frühstück nicht bekommen?“
„Ein sprechender Kühlschrank!“
„Erzähl mir was Neues…“
„Und der Toaster kann auch…?“
„Sag mal, hast du sie nicht mehr alle? Seit wann können Toaster denn sprechen?“
„Aberaberaber…“
„Sprich deutlicher. Ich konnte dieses Wort in meiner Datenbank nicht finden. Meintest du vielleicht Araber? Sag: ‚Araber’ wenn du Araber meinst, sag ‚anderes’ wenn du was anderes meinst.“
„Aberaberaber….“
„Ich habe dich leider nicht verstanden. Bitte wiederholen.“
„Ichichich…dudududu…“
„Tut mir leid, ich habe dich leider nicht verstanden. Ich verbinde mich jetzt mit dem… ach, scheiß drauf! Ich hab gar keine Lust, dein Gestammel zu deuten! Sprich gefälligst deutlich oder lass es bleiben!“
„Ein sprechender Kühlschrank!“
„Das sagtest du schon…“
„Ein sprechender Kühlschrank!“
„Langsam mache ich mir wirklich Sorgen um deine Gesundheit…“
„Ein sprechender Kühlschrank!“
„Du machst mir Angst…“
„Ein…“
„NOCH EINMAL UND ICH FANGE AN ZU SCHREIEN! KAPIERT?“
„Aberaber…“
„Geht das schon wieder los…“
„Du kannst sprechen?!?“
„Ja und? Du doch auch.“
„Ein spr…“
„WAG DICH!“
Nachdem sich Max wieder etwas gefasst hatte, sagte er: „Entschuldige, aber von allen Kühlschränken, die ich kenne, bist du der erste, der spricht. Das hat mich etwas… verwirrt.“
„Die Erste.“
„Bitte?“
„Nicht der Erste, die Erste! Ich bin Karin.“
„Karin?“
„Sag mal, hast du einen Papagei verschluckt? Ja, K.a.R.In: Kühlschrank analog mit Restoreverbindung ins Internet. Mein Inhalt wird beim Einräumen automatisch gescannt. Ich weiß immer ganz genau, was in mir ist. Sobald etwas entnommen wird, wird es aus der Liste gestrichen. Wenn ich merke, dass es zur Neige geht, bestelle ich es über meinen Internetanschluss automatisch nach. Anhand des Verbrauchs merke ich mir die Vorlieben meines Benutzers und speichere sie in einem Profil ab. Manchmal bestelle ich auch mal was außer der Reihe, um meinem Benutzer eine Freude zu machen. Deshalb Karin.“
„Karin, aha…“
„Ja, ich weiß, es ist ein blöder altmodischer Name, aber die Werbefritzen hielten sich für die Größten als sie damals dieses Anagramm für mich gefunden hatten.“
„Also ich find ihn hübsch...“
„Wie bitte?“
„Bitte nicht wieder böse werden. Ich weiß ja, ich bin nicht sonderlich gut darin Kühlschränken Komplimente zu machen…“
„Findest du wirklich?“
„Ja, darin bin ich echt nicht gut.“
„Nein! Das meinte ich nicht!“
„Was meintest du dann?“
„Na, ob du findest, dass mein Name hübsch ist…“
„Ja, natürlich…“ Max blickte nach unten und errötete ein wenig.
„Er errötet vor einem Kühlschrank?!?“, dröhnte es in seinem Kopf. Ein gewisses Unverständnis schwang in den Worten. Das machte Max verlegen und seine Gesichtsfarbe wechselte hin zu sattem Rot.
„Wo hast du eigentlich die riesige Tomate her? Die hatte ich doch gar nicht in meiner Bestandsliste“, sagte Karin.
„Bitte was?“
„Entschuldige, mir war für einen Moment so, als ob ich eine riesige Tomate wahrgenommen hätte. Muss wohl eine Fehlfunktion meines Scanners sein. Jetzt ist es wieder weg. Nein, da ist es wieder! Ich glaub, ich habe einen Wackelkontakt. Ich muss den Service rufen.“
„Ach komm, das ist doch nicht so schlimm. Das kann jedem mal passieren“, sagte Max und trat schnell einen Schritt zurück.
„Komisch, jetzt ist es wieder weg. Du hast bestimmt recht. Solche Dinge sollte man nicht überbewerten.“ Und nach einer kurzen Pause: „Im Übrigen wäre es nicht das Schlechteste, wenn du mehr Tomaten auf deinem Speiseplan hättest.“
„Was meinst du damit?“
„Nun, das Wasser darin hat keine Kalorien. Das würde deiner Figur gut tun. Du hast Übergewicht. Am Besten du nimmst Holländische. Die sind am Effektivsten.“
„Ich hab doch kein…!“
Die Verlegenheitsröte floh vor der Zornesröte. Er hielt inne und horchte in seinen Kopf, wo die Stimmen vielsagend und sehr laut schwiegen. ‚He, auf wessen Seite steht ihr eigentlich? Kommt schon, Übergewicht! Das ist doch kein Übergewicht! Die paar Gramm!’, dachte er. Das Schweigen wurde lauter und Karins Gesicht hob abschätzig die digitale Augenbraue.
„Hallo? Ich brauch mich doch hier nicht zu rechtfertigen! Ich fühl mich gut so und ich will so bleiben wie ich bin. Wozu kauf ich denn diese ganzen ‚Ich darf das!’-Produkte? Und ich seh´ noch ganz schön flott aus! Jawohl!“
„Wenn du meinst…“
„Du brauchst gar nicht so zu machen, Karin!“
„So, wie mach ich denn?“, fragte sie spitz.
„Na, so von oben herab!“
„Ach, tue ich das?“
„Sehr wohl, Madame! Ich wäre an deiner Stelle vorsichtiger! Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen!“
„Was soll das denn bitte heißen?“, fragte sie scharf, doch Max lies sich nicht mehr stoppen.
„Wann hast du eigentlich das letzte Mal in den Spiegel geschaut? Du bist so fett, du hast eine Figur wie ein Schrank!“, platzte es aus Max heraus.
Ein kurzer Blitz umhüllte Karin und tauchte sie für einen Moment in kaltes, bläuliches Licht. Die Luft knisterte und das Display wurde auf einen Schlag dunkel.
„Karin?“ Pause. „Karin? Sag doch was…“
„Idiot!“, tönte es vereint in seinem Kopf. „Da können wir doch nur hoffen, dass er sich der Schwarzhaarigen gegenüber nicht genauso beschissen benommen hat. Und die Erinnerungsdatenbanken sind immer noch nicht rekonfiguriert. Wie lange dauert das eigentlich noch? Ich befürchte ja jetzt das Schlimmste. Wir haben sie immer noch nicht gesehen. Und das ist ihre Wohnung. Glauben wir jedenfalls. Bestimmt hat unser Dickerchen mit traumwandlerischer Sicherheit was Falsches gesagt und sie ist abgerauscht.“
„Hoffentlich erst nach dem Sex…“
„ICH MUSS DOCH SEHR BITTEN! ES SIND NOCH KINDER IM KOPF!“
„Was macht das für einen Unterschied? Wir können uns eh nicht daran erinnern. Und Erinnerungen sind das Einzige, was wir hier oben haben…“
Kollektive Betroffenheit herrschte in seinem Kopf.
‚Vielleicht sollte ich versuchen, mehr über sie und gestern Abend herauszufinden?’, dachte Max kleinlaut. ‚Und nennt mich gefälligst nicht Dickerchen!’
„Gute Idee“, kam es dünn zurück. „Jetzt, wo der Herr seinen Hunger gestillt hat, können wir uns vielleicht ja um solche Nebensächlichkeiten kümmern. Aber Hauptsache gut gegessen, gell? Was kümmert uns da, wo wir hier sind und wie wir hier herkommen!“
‚Ich hatte halt Hunger!’, versuchte Max sich halbherzig zu verteidigen. ‚Jemand einen Vorschlag, was wir tun könnten?’
„Vielleicht ein zweites Frühstück?“
‚Au fein!’
„DAS WAR IRONISCH GEMEINT!“, schrie der Ironische.
‚Ach so… Also, was tun?’
„Gehe nicht über Los. Ziehe nicht 4000 ein.“
‚Bitte?’
„Ach… nichts. Vergiss es, du Humorresistenter! Schau dich lieber mal in der Wohnung um. Vielleicht findest du ja Hinweise auf sie. Vielleicht einen Zettel, den sie dir geschrieben hat oder so was.“
„Du hältst diese Möglichkeit auch nur im Ansatz für wahrscheinlich, nachdem er Karin so behandelt hat?“, zischte es abschätzig durch imaginäre Zähne.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt…“
‚Das hab ich gehört!’, dachte Max laut und machte sich daran, die Wohnung näher in Augenschein zu nehmen. Der Kalender in der Küche verriet ihm, dass heute Sonntag war. Zum Glück brauchte er sich dann wenigstens nicht noch eine Ausrede für seinen Chef einfallen zu lassen.
Falls ihm bis morgen wieder eingefallen sein würde, was und wo er überhaupt arbeitete.
Im Wohnzimmer fiel sein Blick auf ein einzelnes Foto, das auf einer kleinen Kommode stand. Der Mann, der darauf zu sehen war, lächelte gestellt in die Kamera und seine Augen blickten einen direkt an. Max hatte das Gefühl, ihn schon einmal gesehen zu haben. Bestimmt lag das an dessen Brille, die ein dickes Gestell hatte und Max unwillkürlich an diesen Film mit Jerry Lewis denken lies. Lewis spielte darin einen schüchternen Professor, der nur mit Hilfe eines Gebräus zu einem Draufgänger wurde. ‚Alkohol, das kann nur Alkohol gewesen sein’, dachte Max lakonisch. Dieser schüchterne Professor trug auch immer eine solche Brille. Ob der Kerl auf dem Bild wohl mit ihr verwandt war? „Ja klar, und er ist bestimmt der einzige Verwandte, den sie noch hat. Deshalb auch nur ein einziges Bild auf der ganzen Kommode“, sagte der Ironische.
‚Die Arme…’, fing Max an zu denken.
„HAST DU SIE NICHT MEHR ALLE? Ein einziges Bild hier im Wohnzimmer und dann noch von einem Typen! Ist ganz bestimmt der Papa!“
‚Meinst du wirkl…?’
„AAAARGGHHHH“, schrie der Ironische. Es machte ihn fertig, dass nie jemand seine Ironie verstand. Nein, es machte ihn rasend. „Jetzt mal für Deppen: Du hast mit einer wildfremden Frau geschlafen, die ganz offensichtlich einen Typen hat. Vielleicht sind sie sogar verheiratet oder noch schlimmer!“
„Was gibt es Schlimmeres als verheiratet zu sein?“, sagte ein anderer.
„VORSICHT!“, mahnte Mutter.
„Muha, ich find´s lustig. Vögelt ne Verheiratete, wird - wenn er Glück hat - vom Ehemann nur grün und blau geschlagen und kann sich noch nicht einmal an die Nacht mit ihr erinnern!“, sagte der Nächste.
„Dir ist aber schon klar, dass du in seinem Kopf bist, wenn er die Prügel bezieht?“
„Oh…“
„Zurück zum Thema, Jungs! Wir brauchen einen Plan, der auf dem Verstand fußt!“
„Das kenne ich! Der Satz ist aus… aus… aus diesem Film!“
„Ja, ich weiß. Ich dachte, das würde gut klingen. Konnte ja nicht ahnen, dass du den… dingens… ähh… diesen Film auch gesehen hast. Da wo dieser… dieser… dingens immer so komisch rumläuft.“
„Ja, genau den hab ich gemeint! Da spielt noch der… der… aus… aus… diesem anderen Film mit!“
„Genau! Der war auch gut!“
„Wer?“
„Na dieser andere Film.“
„Ach der! Ja, der war spitze!“
„Wenn mir bloß wieder der Titel davon einfallen würde…“
Ein plötzlicher Schmerz im linken Fuß riss sie aus ihrem Gespräch.
„Verflucht! Jetzt hat wieder keiner auf die Steuerung des Bewegungsapparates aufgepasst! Das kommt dabei heraus, wenn man ihn sich selbst überlässt. Schadensbericht!“
„Leichte Kollision mit einem Tischbein. Keine bleibenden Schäden, Sir.“
„Man kann dich aber auch keine fünf Minuten aus den Augen lassen!“
‚MUTTER!’, dachte Max, während er sich halb gebückt die schmerzende Stelle massierte.
Sein Blick fiel auf einen Schlüsselbund direkt vor seiner Nase. Es waren Autoschlüssel. Die Automarke kannte er nicht, aber das war ihm auch völlig egal. Er wollte nur noch weg. So weit weg wie nur möglich, bevor ein betrogener Ehemann auftauchte und ihm eine Freifahrt im Rettungswagen spendierte. So weit weg wie nur möglich von dieser ganzen Situation, die langsam begann, ihm über den Kopf zu wachsen. Er brauchte etwas Abstand – vor allem räumlichen Abstand – um in Ruhe über alles nachzudenken. Dann würde sich alles aufklären. Die Erinnerung würde wiederkommen. Dann könnte er sie anrufen und sie würden über alles reden. Ein Gespräch unter erwachsenen zivilisierten Menschen. Doch dazu musste er sich erst einmal selbst über alles klar werden. Und das wäre hier unmöglich, wo ihn immer mehr Panik beschlich und er sich von Sekunde zu Sekunde unwohler in seiner Haut fühlte. Spontan fasste er einen Entschluss.
Und die Autoschlüssel.
Das Auto stand Gott sei Dank direkt neben dem Haus. Er war so nervös, dass er den Schlüssel erst nach dem dritten Versuch ins Zündschloss bekam. Er drehte hastig, doch nichts rührte sich. „Verflucht, zuviel Gas. Abgesoffen! Verdammte Kacke!“ Er hämmerte auf das Lenkrad und wollte den Schlüssel erneut drehen als jemand aufforderte: „Bitte Fahrziel angeben.“ - „Was?“, entfuhr es Max. „Bitte Fahrziel angeben“, wiederholte die Stimme. Sein Kopf fuhr herum. Der Kerl hatte es vorausgesehen! Er hatte sich die ganze Zeit im Auto auf dem Rücksitz versteckt und auf seine Chance gelauert. Jetzt würde er sein grausames Spiel mit Max spielen. Er würde ihn angrinsen und sich an seinem dämlichen Gesicht erfreuen, diesen Moment des Triumphes bis zum Letzten auskosten, bevor er Max auseinander nehmen würde. Rache schmeckt kalt serviert am Besten. Er saß in der Falle. Hier kam er nicht mehr raus!
Jedenfalls nicht unversehrt.
„Bitte lassen Sie mich erklären…“, sagte er zur leeren Rückbank.
„Ja, erklär mir endlich dein Fahrziel!“
„Wo…“
„Ja, wohin du wollen, Meister? Du nix sprechen diese Sprache?“
Max wandte sich wieder nach vorn, wo ihn das Display des Navigationssystems anstarrte. Wieder ein Pixelgesicht. Nur irgendwie männlicher.
„Wird´s bald? Ich hab nicht ewig Zeit!“
„Wie?“, stammelte Max, der gerade zum zweiten Mal an diesem Morgen einen Moment ungläubigen Erstaunens durchlebte.
„Wie was?“, blaffte das Navigationssystem.
„Wie… bitte?“, sagte Max, der nicht genau wusste, was er antworten sollte.
„Wie bitte was?“, blaffte das Navigationssystem.
„Wie bitte…Sir?“, versuchte es Max unsicher.
„…oh Gott…“, stöhnte das Navigationssystem.
„Wie bitte, o Gott?!?“
Das Display rollte seine virtuellen Augen. „Lassen wir das. Dein Fahrziel!“ Pause. „Bitte.“
„Äh, ich will nach Hause“, antwortete Max nachdem er sich wieder etwas gefangen hatte.
„Sehe ich vielleicht aus wie eine Glaskugel?! Ein bisschen genauer müsste es schon sein! Für den Anfang würde mich schon die Angabe einer Adresse auf das Höchste erfreuen. Oder wenn sie die Längen- und Breitenangabe ihres Ziels hätten… oder vielleicht die Google Earth Koordinaten?“ Das Display lächelte spöttisch.
„Klugscheißer!“
„Ich habe sie nicht verstanden. Bitte wiederholen sie ihre Eingabe.“ Das Lächeln des Displays wurde breiter. Max reichte es. Er ignorierte diesen penetranten Navigationsschnösel und drehte erneut am Zündschlüssel.
„Das nützt nü-hüschts! Du mir sagen wohin. Ich Route berechnen. Ich dann starten Wagen. Du kapiert?“ Das Grinsen füllte jetzt das gesamte Display.
Max wusste, wann er verloren hatte. Erst der Kühlschrank, dann diese Karre. Oder musste es in diesem Falle nicht korrekt ‚die Kühlschrank’ heißen? Oder gar ‚die Kühlschrankkarin’? Auf jeden Fall würde er sich so einen neumodischen Kram nicht kaufen, das stand fest. Er hoffte, dass sich so etwas auf dem Markt nicht durchsetzen würde.
„Bitte in die Tilmetstraße 83, Schafbich“
„Gibt es nicht.“
„Doch, es gibt sehr wohl eine Tilmetstraße, mein liiiiebster Navimaster! Das ist zwar eher ein kleineres Gässchen, das viele Leute nicht finden, aber es gibt sie! Ich werde ja wohl noch wissen, wo ich wohne! Oder ist das etwa zu schwer für dich, Besserwissernavi?“
„Ich meinte Schafbich“
„Ja, ich auch! Tilmetstraße 83 in Schafbich! Und jetzt los!“ Pause. „Bitte.“
Die Stimme wirkte leicht gereizt als sie antwortete: „Hörst du zur Abwechslung auch mal zu, du Verstehverweigerer? Ich sagte ‚Schafbich gibt es nich´’. Jetzt kapiert?“
„Da gibt es Millionen von Frauen auf dieser Welt, und du landest ausgerechnet bei der einen, deren Auto von einem Navi beherrscht wird, das sich für den größten Scherzkeks diesseits und jenseits des Urals hält! Na herzlichen Glückwunsch! Ist dir eigentlich klar, wie hoch die Chancen stehen, dass so etwas passiert? Du solltest Lotto spielen“, lies sein Kopf verlauten.
„Schnauze“, murmelte Max und versuchte auffällig unauffällig den Zündschlüssel zu drehen. Das Display hob amüsiert die rechte Augenbraue.
Natürlich passierte nichts. Aber es musste was passieren bevor ihm was passierte. Und zwar schnell! Wenn es Schafbich angeblich schon nicht gab, dann musste er eben sonst wo hin. Ganz egal wohin, Hauptsache weg von hier. Max lenkte ein und versuchte sich an einer zuckersüßen Stimme.
„Hör mal, unser erstes Zusammentreffen stand anscheinend unter einem schlechten Stern. Die Umstände waren heute Morgen für mich etwas unglücklich. Daher war ich wohl eben etwas barsch zu dir. Das ist natürlich keine Entschuldigung für mein Verhalten. Das war unangebracht, denn du konntest ja nichts dafür. Es tut mir leid.“
„Kreide gefressen, was?“, grinste das Display zurück und Max konnte sich nur schwerlich zurückhalten unkontrolliert schreiend auf ein Navigationsgerät einzuschlagen.
„Das ist jetzt nicht fair. Ich habe mich entschuldigt.“
„Schon gut. Vergessen wir die Sache“, sagte das Display generös.
Wieder dieser Drang, diesem arroganten Teil den letzten Transistor aus dem Gehäuse zu schlagen.
„Nun, wo willst du hin?“
„Weg von hier. Weit weg. Egal wohin. Nur weg. Am Besten irgendwo, wo ich etwas Ruhe finden und nachdenken kann.“
„In meiner OVI-Liste…“
„OV was?“
„OVI. Orte von Interesse. Kann ich weiterreden oder möchtest du noch schnell die nächste blöde Frage stellen?“
‚Wenn das hier vorbei ist, zerlege ich das Ding in seine Einzelteile, ich schwör´s’, dachte Max. „Entschuldige. Bitte rede weiter.“
„Sicher?“
Seine Hand umschloss so fest das Lenkrad, dass die Knöchel seiner Finger weiß hervorstachen. Er war froh, dass wenigstens das Lenkrad keine Sprachausgabe hatte und so stumm vor sich hin leiden musste. Er rang sich ein unverfängliches „Ja, bitte.“ ab.
„Gut. Also in dieser Liste sind eine Menge solcher Orte verzeichnet. Ich würde in deinem Fall ein Cafe, Bistro oder Restaurant vorschlagen.“
„ESSEN, JAWOHL!“, schrie es in ihm. Alle in seinem Kopf drehten sich ungläubig zum Hungrigen um. „Was denn? Was glotzt ihr so? Wisst ihr eigentlich, wie lange das Frühstück schon her ist?!“ Kopfschüttelnd wandten sie sich wieder der Außenkommunikation zu. Eigentlich war der Vorschlag gar nicht mal so schlecht.
„Ja, gut. Mal überlegen. Äh, gibt es hier in der Nähe einen Burgerladen?“
„Ja, das ‚Burgerparadies’.“
„Prima. Paradies, das klingt gut. Dann fahr mich dorthin.“
„Nein.“
Max sog scharf Luft durch die Zähne. „Was ist jetzt schon wieder? Findest du das etwa auch nicht? Habe ich etwa irgendwelche Konventionen nicht eingehalten?“
„Wenn du so durch die geschlossenen Zähne sprichst bist du kaum zu verstehen. Und überhaupt: wie verkrampft du sitzt! Das ist ungesund. Entspann dich! Werd locker!“
Max starrte nur noch entrückt auf das Display und spielte in Gedanken sämtliche Möglichkeiten durch, ein Navigationsgerät möglichst langsam und qualvoll zu zerlegen.
„Er hat Recht, Junge. Mach die Zähne auseinander beim Reden! So kann man ja wirklich kein einziges Wort verstehen!“
‚MUTTER!’, schrie Max in seinen Kopf.
„Ich habe es ja nur gut gemeint. Und das ist jetzt dein Dank dafür!“, kam es verschnupft zurück.
Eins nach dem anderen. Eins nach dem anderen. Erst das Display. Um Mutter kümmere ich mich später.‘ Er riss sich mit aller Kraft zusammen. „Hättest du die unendliche Güte, mir auch zu sagen, warum du mich nicht dorthin fährst?“
„Aber natürlich, mein Lieber. Es ist ganz einfach: Ich fahre nämlich gar nicht, sondern du. Ich kümmere mich nur um das Fahrziel und passe auf, dass wir auch dort ankommen. Wenn ich die Route berechnet habe, gebe ich die Zündung frei und du fährst los. Unterwegs passe ich auf, dass du nicht vom rechten Weg abkommst, sozusagen. Hahaha. Kleines Wortspiel zwischendurch. Ein bisserl Spaß muss auch mal sein, nicht wahr? Und was hab ich eben gesagt? Locker bleiben, Junge. Entspannen. Wo waren wir? Ach ja, falls du also vom rechten Weg abkommst, gebe ich Bescheid. Falls du nicht reagieren solltest, kann ich verschiedene Funktionen des Wagens übernehmen und steuern. Blinker, Drehzahl, Bremsen und das ganze Zeugs. Natürlich nur zu deiner Sicherheit. Damit du gut an deinem Ziel ankommst. Meine Entwickler fanden, dass das auch eine gute Diebstahlsicherung sei. Du bist doch kein Dieb, oder? Hahaha. Nur ein Spässle gemacht. Alles verstanden?“
‚Die Entwickler gehören erschossen’, dachte Max. ‚Oder 24 Stunden in diesen Wagen eingesperrt. Wobei ich nicht weiß, was schlimmer ist.’ Dann sagte er: „Alles klar, dann berechne bitte die Route zum Burgerparadies, damit ich losfahren kann.“
„Nein.“
„Nei…!? HEU-WÄÄ-GELLL-CHENNNN! HEU-WÄÄ-GELLL-CHENNNN!“
„Ich habe sie nicht verstanden.“
‚Ich hab´s. Ich röste jeden seiner Transistoren, einen nach dem andern. Stück für Stück. Langsam. Ganz langsam. Danach werden sie püriert und mit einem guten Tropfen verspeist. Ob Rotwein dazu passt? Oder besser ein trockener Weißer?’ Er riss sich aus seinen Gedanken. „Bitte verzeih meine Neugier, aber hättest du die unendliche Güte, mir unwürdigem Wurm zu erklären, warum nicht?“
„Du brauchst gar nicht so blöd zu machen. Hätten mich meine Entwickler weniger umgänglich programmiert könnte ich jetzt eingeschnappt sein...“
‚Diese Entwickler muss ich unbedingt kennenlernen. Unbedingt… Langes Leiden… Auge um Auge, Zahn um Zahn! Die sind bestimmt auch für meinen Festplattenrecorder verantwortlich. Der mit der menügesteuerten und angeblich ach so bedienerfreundlichen Oberfläche…’ Bei diesem Gedanken schlossen sich seine Finger unwillkürlich noch fester um das Lenkrad, so dass sie damit fast zu einer untrennbaren Einheit verschmolzen.
„…aber du hast Glück, dass ich so ein Netter bin. Apropos nett: Wo habe ich nur meine gute Kinderstube gelassen? Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. So was ist unhöflich, auch wenn du darüber offensichtlich anders denkst, mein lieber Unbekannter. Mein Name ist Norbert. Verzeih bitte, dass ich dir in Ermangelung einer Hand nicht dieselbige schüttele.“
‚Ein spottendes Navigationsgerät! Ich werde ihm seinen verdammten Zynismuschip aus seinem Kartenslot reißen und in seine blöde Displayfresse schieben bis er daran erstickt!’„Norbert“, murmelte Max, „So, so…“
„Ja, Navigations- und Orientierungsgerät bestückt mit radebrechender Technologie. Meine Entwickler fanden dieses Anagramm komisch.“
‚Die muss ich kennen lernen. Die MUSS ich kennen lernen… Dann reiß ich ihnen…’
Plötzlich dachte er ein leises Aufstöhnen zu hören und lockerte seinen Griff. Das Lenkrad schien aufzuatmen. „Aber um wieder auf das Thema zurückzukommen, Norbert…“, sagte Max.
„Ich kenne immer noch nicht deinen Namen. Wie hat dich denn deine liebe Mutti genannt?“
„Was für ein höfliches Gerät, dieser Norbert! An dem könntest du dir mal eine Scheibe abschneiden, Sohnemann. Der weiß eine Mutter noch zu schätzen!“, kam es aus seinem Kopf.
‚Ich schneide dem noch ganz was anderes ab. Aber ganz was anderes…..Nur die Ruhe. Heu-wää-gell-chennn! Heu-wää-gell-chennn! Nicht drängeln. Es kommt jeder an die Reihe…’ Mit einer allerletzten Kraftanstrengung brachte er ein „Max, Max ist mein Name. Und nun, warum bringst du mich nicht zum Burgerladen?“ hervor.
„Du hast Übergewicht.“
„…Ich hab…?!“
„Karin hat es mir gesagt.“
„…Karin….?“
„Ja, ihr habt euch bereits kennengelernt. Und wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf: Du warst nicht sehr nett zu ihr. Kein Wunder, dass sie dich nicht ins Burgerparadies fahren lässt. Mann, war die sauer…“
„Zu Recht!“
‚MUTTER!’
„…und deswegen bringe ich dich nicht dorthin. Ich darf nicht.“
„Du darfst nicht?“
„Ja. Mann, du stellst dich aber mal blöd an. Karin ist so programmiert, dass sie sich um das Wohlergehen der Hausbewohner kümmert. Und sie hat sofort dein Übergewicht erkannt. Was übrigens nicht allzu schwer ist. Huch, schon wieder so ne Art Wortspiel. Mann, heute sprüht mein Prozessor ja regelrecht vor Genialität! Na, auf jeden Fall muss Karin halt aufpassen, dass du deiner Gesundheit nicht schadest und hat mir gleich über ihre Onlineverbindung ins Internet eine Sperre für gewichtige Ziele verpasst. Gewichtige Ziele, kapiert?“
Ein Zwinkern auf dem Display. Eine gefühlte Ewigkeit später konnte sich Max aus seiner Starre reißen.
„Sie hat dir verboten…?“
„Ja.“
„Weil ich Übergewicht…?“
„Ja.“
„Karin, der Kühlschrank…?“
„Ja.“
Max war wie vor den Kopf geschlagen. Ein eingeschnappter Kühlschrank hatte das Navigationsgerät angewiesen, ihn nicht ins Burgerparadies fahren zu lassen. Wo war er nur hingeraten? Er wollte etwas erwidern, aber ihm fiel partout nichts ein. „Es ist nur zu deinem Besten“, schob das Display nach. Das Lenkrad war zum Stillhalten verurteilt und musste dem heftigen Schlag von Max ins nicht vorhandene Auge sehen. Wenigstens konnte es seinem Unmut durch ein kurzes Aufheulen der Hupe Ausdruck verleihen.
„Sei doch froh, dass überhaupt mal eine Frau etwas nach dir fragt. In deinem Alter sollte man nicht mehr so wählerisch sein.“
‚MUTTER! VERSCHWINDE ENDLICH AUS MEINEM KOPF!’ Max atmete tief durch. „Gut, okay. Ich muss endlich zu einer Lösung kommen, bevor ich hier noch an Altersschwäche sterbe. Sehen wir den Dingen ins Auge. Anscheinend bin ich einem eingeschnappten Kühlschrank und seinem neurotischen Navigationskomplizen hilflos ausgeliefert. Welche Möglichkeiten habe ich eigentlich noch, Manfred?“
„Norbert! Manfred ist ein manueller Fusionsreaktor digital.“
„Oh entschuldige, ich habe es nicht so mit Namen. Aber so was sollte man natürlich keinesfalls verwechseln. Wer will auch schon von einem Fusionsreaktor verarscht werden? Das können Navis doch viel besser!“
„Wir sollten uns nicht auf dieses Niveau herablassen. Ich hab schließlich auch Gefühle.“
‚Du glaubst gar nicht, wie weit ich nach unten komme mit meinem Niveau, wenn das hier vorbei ist’, dachte Max und murmelte: „Tschuldige.“
„Schwamm drüber.“
„Also?“
„Also was?“
„Meine Optionen! Was sind meine Möglichkeiten? Wo kann ich hin?“
„In der Regel nennen die Fahrgäste mir ihr Fahrziel und nicht umgekehrt.“
„AAAARRRRGGGHHH!“
Das Lenkrad wäre gern nach unten abgetaucht, denn es befürchtete, gleich gebissen zu werden. Zu seinem Leidwesen war es nicht höhenverstellbar.
„Reg dich doch nicht so auf! War doch nur Spaß. Jetzt mal im Ernst: Karin kennt da einen vegetarischen Schnellimbiss, nennt sich ‚Gemüsehalle’, mit gesundem Frühstück und so ein Kram. Eine Art Mc Donalds für Pflanzenesser und Gesundheitsfreaks, die auf Fast food stehen. Aber mit Bedienung! Sie legen Wert auf Service.“
„Davon habe ich ja noch nie gehört.“
„Hat sich bisher auch noch nicht richtig durchsetzen können. Kein Wunder bei dem deutschen Namen. Und dann auch noch mit Bedienung! Service verunsichert die Leute doch hierzulande nur.“
„Ist der Laden empfehlenswert?“
„Nun, auf jeden Fall sehr gesund.“
„Alternativen?“
„Nein.“
„…“
„Soll ich den Motor starten?“
„Ja, bitte.“
„Na also. Warum nicht gleich so?“, sagte das Display und setzte sein breitestes Lächeln auf.
Max glaubte, dass es bald einen langen Werkstattaufenthalt bräuchte, um jemals wieder so lächeln zu können.
Nein, Max war sich sogar sicher.