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Vorwort

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Der Mensch hat im Zuge der Evolution ein besonderes Gehirn entwickelt, das ihn zu bemerkenswerten psychischen Fertigkeiten befähigt, die im Tierreich ihresgleichen suchen. Eine der bemerkenswerten Fähigkeiten ist die immense Lernfähigkeit. Kein Lebewesen auf der Welt verfügt auch nur annähernd über so viele Möglichkeiten zu lernen. Menschen können sich in unterschiedliche soziale Netzwerke hineinlernen, sie können verschiedene Sprachen lernen und sie können neue soziale Regelsysteme entwickeln. Diese enorme Lernfähigkeit zu verstehen und gegebenenfalls zu optimieren, ist eine der Grundaufgaben, welche sich die Menschen gestellt haben. Bereits in der griechischen Philosophie wurden Techniken zur Verbesserung der Gedächtnisleistung entwickelt, die noch heute angewendet werden.

Die Lern- und Gedächtnisforschung hat in den letzten 50 Jahren einen enormen Aufschwung erfahren. Das Problem ist allerdings, dass die Ergebnisse der Grundlagenforschung naturgemäß immer erst mit erheblicher Zeitverzögerung in der Anwendungsforschung bzw. in der Lehr- und Unterrichtsforschung »ankommen«. Die Gründe sind vielfältig und können an dieser Stelle nicht besprochen werden. Motiviert durch die faszinierenden Befunde der Neurowissenschaften, welche seit ca. 30 Jahren erzielt werden, hat sich das Interesse der Lehr- und Unterrichtsforschung erstaunlicherweise besonders stark der Grundlagenforschung, insbesondere den Kognitiven Neurowissenschaften, zugewandt. Offenbar sind Lehr- und Unterrichtsforscher (wie viele) fasziniert von den vielen neuen Befunden aus diesem Forschungsbereich. Durch diese Zuwendung zur Kognitiven Neurowissenschaft sind viele Ideen entstanden, den Unterricht zu optimieren.

Nicht alle Ideen sind neu und wirklich den Neurowissenschaften als Ursprung zuzuordnen, aber wichtig ist zumindest, dass aktuell überhaupt über neue Konzepte des Lehrens und Lernens nachgedacht wird. Wichtig ist auch, dass Lehrpersonen über die faszinierenden Neurowissenschaften wieder den Kontakt zur Grundlagenforschung suchen und motiviert sind, das Lernen und Lehren auch für sich selbst neu zu entdecken.

Genau für diese Personen ist dieses Buch von Peter Gasser perfekt geeignet. Anknüpfend an Überlegungen aus den Kognitiven Neurowissenschaften erläutert Peter Gasser Grundprinzipien des Lernens und der Gehirnfunktionen. Daraus leitet er Konzepte und Ideen für den Lehralltag ab. Peter Gasser führt den Leser behutsam und klar verständlich in die mitunter komplexe Materie ein. Der Leser lernt dabei viel über das Gehirn und über Lerngesetze – und er lernt auch viel über die Gestaltung eines sehr guten Buches.

Ich wünsche diesem Buch eine weite Verbreitung, denn anders als viele aktuelle Bücher, die eine Nähe zur Neurowissenschaften suchen, um sich im Glanz des Modernen zu sonnen, beschreitet der Autor einen anderen Weg. Es ist das Buch eines Kognitionspsychologen, der die Neurowissenschaften nutzt, um seine anwendungsorientierten Ideen zu entwickeln.

Ein tolles Buch, das eigentlich in die Hand jeder Lehrperson gehört.

Zürich, Januar 2010Prof. Dr. Lutz Jäncke, Ordinarius für Neuropsychologie, Universität Zürich
Gehirngerecht lernen (E-Book)

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