Читать книгу Die Ritter der Elfenkönigin 5 - Der schwarze Ritter - Peter Gotthardt - Страница 6
ОглавлениеVerwirrt starrte man dem fremden Ritter hinterher. Schon bald hörte man die Leute im Schlossgarten tuscheln. Wer war er? Woher kam er? Zu welchem Volk gehörte er?
„Ich muss dich sprechen“, sagte Königin Veronica zu Juglans. „Alleine.“
Er folgte ihr in den Obstgarten des Schlosses. Hier duftete es nach reifen Pflaumen und die Äpfel hatten rosige Bäckchen.
„Der schwarze Ritter hat dich zum Kampf aufgefordert“, sagte die Königin. „Kennst du ihn?“
„Sie“, verbesserte sie Juglans. „Als ich unlängst auf dem Weg nach Hause war, griff sie mich im Wald an. Ich konnte ihr Gesicht sehen, als ihr der Helm vom Kopf rutschte.“
„Sie griff dich an?“, wiederholte die Königin. „Aus welchem Grund? Und was ist ihrer Familie zugestoßen?“
„Ich habe keine Ahnung“, antwortete er. „Und ich weiß auch nicht, wer sie ist.“ Er seufzte tief.
„Du hast also ihr Gesicht gesehen?“, bemerkte die Königin. „Wie sieht sie denn aus?“
„Sie ist wunderschön“, sagte er. „So schön wie eine sternenklare Nacht.“
„Sie hat wohl Eindruck bei dir hinterlassen“, sagte die Königin mit einem Augenzwinkern. „Kannst du sie nicht ein bisschen näher beschreiben?“
„Ihre Haut ist weiß wie Marmor, und ihr Haar ist kohlrabenschwarz“, berichtete er. „Und ihre Augen funkeln wie Diamanten.“
„Eine Nachtelfin“, unterbrach ihn die Königin. „Sie leben also noch.“
„Eine Nachtelfin?“, wiederholte Juglans. Er kannte Nachtelfen nur aus Märchen und alten Liedern. Es hieß, dass sie in einem unterirdischen Reich im Inneren der Berge lebten. Aber außer, dass man sich vor ihnen in Acht nehmen müsse, wusste kaum jemand etwas über sie.
„Wer sind diese Nachtelfen eigentlich?“, fragte er.
Die Königin setzte sich auf eine Bank und sagte: „Ich werde dir erzählen, was ich über sie weiß. Seit vielen Jahre herrscht Feindschaft und Misstrauen zwischen ihnen und uns. Das stammt noch aus der Zeit, in der die Schatten versuchten, unser Land zu erobern. Unser erster König, Petalus, trommelte die Elfen zum Kampf gegen die Schatten zusammen und bat dabei auch die Nachtelfen um Hilfe. Doch diese wollten in unserem Krieg nicht ihr Leben riskieren. Deshalb verschlossen sie die Tore zu ihrem unterirdischen Reich. Hinter dicken Mauern saßen sie nun drinnen in Frieden und Sicherheit, während wir draußen kämpften bis die Schatten zurückgeschlagen waren und dabei großes Leid erlebten.
Das haben wir niemals vergessen und seitdem trauen die Elfen den Nachtelfen nicht über den Weg. Wir meiden sie, wenn wir sie in seltenen Fällen hoch oben in den Bergen treffen.“
„Aber das ist doch schon so lange her“, sagte Juglans. „Können wir uns nicht mit ihnen treffen und versuchen Frieden zu schließen?“
Die Königin seufzte tief und sagte: „Leider nicht. Ich hatte schon oft den gleichen Gedanken, doch vor einigen Jahren sind die Nachtelfen plötzlich verschwunden. Seitdem hat niemand auch nur die geringste Spur von ihnen gesehen.“
„Wie kann denn ein ganzes Volk verschwinden?“, fragte Juglans.
„Ich weiß es nicht“, antwortete sie. „Vielleicht kann uns deine schwarze Ritterin da draußen mehr darüber erzählen.“
Die Königin blieb in Gedanken versunken auf der Bank sitzen. Juglans machte sich langsam auf den Weg in sein Zimmer.
Vielleicht ist sie die letzte Nachtelfin der Welt, dachte er. Sie ist jedenfalls das hübscheste Mädchen, das ich je gesehen habe. Warum nur hasst sie mich so sehr?