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Vorwort

Besser als Fernsehen

So schlecht kann Fernsehen gar nicht sein, dass es nicht noch sein Gutes hätte – und sei es nur, uns zu zeigen, dass Besseres möglich ist.

In einem Sommer des ganz besonderen TV-Grauens zogen wir gänzlich ohne Bedauern die Notbremse und verbannten die Fernbedienung, schließlich bringt Zappen den Schrott nur schneller und immer schneller auf den Schirm. Aber auch in rasanter Abfolge reichen geringste Dosen Degeto-Schnulze, Lindström-Schmalz und Kommissar-Routine, Überdruss und Unwohlsein hervorzurufen.

Da rettete also nur der radikale Schnitt: Abschalten, auch bei Regen auf der überdachten Terrasse ein Glas Wein mehr trinken, früh ins Bett gehen. Wo aber blieb die Unterhaltung, Belehrung, Erbauung, Belustigung?

Wie so oft in vermeintlichen oder echten Notlagen half auch hier ein Hausmittel: Vorlesen, und zwar im Bett. Und selbstverständlich Grimms Märchen. Nicht nur weil sie sich als Einschlafhilfe seit Urzeiten bewährt haben, sie sind auch ungemein praktisch. Kurz und spannend. Aber auch so vertraut, dass man gemütlich zur Ruhe kommt, dachten wir. Irrtum. Was immer wir bei uns als bekannt voraussetzten, es war stets eine neue Welt. Die Sprache der alten Märchen ließ einen sofort aufmerken. Wo sonst findet, man einen Satz wie: „In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat...“ als Anfang einer Geschichte („Der Froschkönig“).

Und wir fanden nicht nur den Zauber der Grimmschen Sprache, wir fanden auch eine unbekannte Welt jenseits von Rotkäppchen, Aschenputtel und anderen Disney-Vorlagen. (Nichts gegen Rotkäppchen, beim Wiederlesen werden Sie reichlich Unerwartetes entdecken, warten Sie es nur ab). Dass die Märchen der Brüder Grimm an Grausamkeit und Blutrünstigkeit modernen Splattermovies in nichts nachstehen, war uns natürlich nicht ganz unbekannt. Darum ging es nicht bei unseren Entdeckungen. Unerwartet waren die Komik, die Frechheit, die Aufmüpfigkeit in manchen Geschichten. Natürlich findet hier auch der Holzhacker seine Prinzessin und der Prinz zu seiner lieblichen Magd – das ist aber immernoch hundertmal unterhaltsamer als sechs Stunden Fernsehen vom Prinzen, der seine Sportlerin heiratet oder von der Prinzessin und ihrem Bodybuilder. Der wahre Schatz für uns waren die bizarren Erzählungen von Hühnchen und Hähnchen, die mit Nähnadel und Stecknadel einen missmutigen Wirt veräppeln („Das Lumpengesindel“). Oder das absurde Märchen „Von dem Mäuschen, Vögelchen und der Bratwurst“, die in ihrer Wohngemeinschaft die Aufgaben neu verteilen und dabei hanebüchen scheitern.

Ob im Märchen „Strohhalm, Kohle und Bohne“ (was für ein Titel!) die Evolution der Hülsenfrüchte neu erzählt oder in der Geschichte „Des Teufels rußiger Bruder“ Beelzebubs menschenfreundliche Seite geschildert wird, bei den Grimms gibt es hinter jeder Ecke etwas zu staunen, zu freuen und zu lachen. Das was uns am meisten die Nächte versüßt hat, haben wir zusammengestellt – ganz und gar willkürlich, mit dem einzigen Ziel, Sie an unserer Freude zu beteiligen. Wir haben lustige Märchen ausgesucht wie „Das kluge Gretel“, die es sich als Köchin auf Kosten ihres Chefs richtig gut gehen lässt. Wir haben trostreiche Geschichten genommen wie „Die treuen Tiere“ und empörende wie „Der untreue Sohn“, aber natürlich auch idyllische wie „Der arme Müllersbursch und das Kätzchen“.

„Märchen für Erwachsene“ haben wir unsere Auswahl genannt, weil sich hier die Fantasie noch nicht erschöpft in Phantasy, in Sauriern und Warcraft, weil in den Märchen die Fantasie die Wirklichkeit zwar nicht leugnet, mit ihr aber aufs Unterhaltsamste spielt. Und weil das so ist, sind die Märchen dieser Auswahl natürlich auch wunderbarer Vorlesestoff für Kinder. Wir haben es getestet, die Kinder haben sich bei „Hühnchen und Hähnchen“ weggeschmissen vor Lachen.

Grimms Märchen für Erwachsene

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