Читать книгу Die Soliamit-Krise - Pia Fauerbach, Peter R. Krüger - Страница 9

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Admiral Müller

Majestätisch bewegte sich das riesige Raumschiff durch die endlosen Weiten des Weltraums. Wenn es schon ein beeindruckender Anblick war, einen Kreuzer der ORION-Klasse zu beobachten, so war es schlichtweg atemberaubend, eines der großen Trägerschiffe zu sehen. Hier war aber nun sogar ein Kriegsschiff des Sternenlicht Sicherheitsdienstes unterwegs, das in seiner Größe alles übertraf, was je von Menschenhand in den Weltraum geschickt worden war. Robuster als die Expeditionsschiffe der Sternenlichtvereinigung, war die GENERAL SHUBASHI trotz der etwas aggressiveren Natur eines solchen Schiffes nicht minder elegant. Admiral Ronald Müller war sich der Bedeutung seines Raumfahrzeuges wohl bewusst und setzte alles daran, dessen beeindruckende äußerliche Form mit einer guten Disziplin der Besatzung zu ergänzen.

Der Zentrallift, mit dem der Admiral zur Kommandozentrale fuhr, hielt nach einem sachten Abbremsen an und gab den Blick auf das Herzstück seines Schiffs frei.

„Machen Sie Meldung, Leutnant.“ Nachdem er den Lift verlassen hatte, wandte er sich sogleich an den Kommunikationsoffizier, Leutnant Bernard, um den aktuellen Status abzufragen.

„Keine besonderen Vorkommnisse, Admiral.“ Bernard war routiniert und bereits seit mehreren Jahren Teil des Stabes des Generals. Als dieser dann das Kommando über das Kriegsschiff GENERAL SHUBASHI bekommen hatte, hatte Bernard ebenfalls seinen Posten gewechselt. Müller hatte ihn beim Oberkommando angefordert.

Zufrieden inspizierte Müller seine Kommandozentrale. Es war eine besondere Ehre für ihn, das Kommando dieses Schiffes übertragen bekommen zu haben. Die GENERAL SHU-BASHI war erheblich größer als die Expeditionsschiffe. Statt der sonst üblichen sechs Kreuzer der ORION-Klasse fanden in ihrem Bauch zwölf Kreuzer Platz, und auch in Bezug auf die Verteidigungsmöglichkeiten wollte das Oberkommando hier nichts dem Zufall überlassen. Acht Werferbatterien, zwei Overkillgeschütze, dazu noch polarisierende Energie- schilde, Ablenkungsgeschosse und einiges mehr. Das Militär war stolz auf sein neues Kriegsschiff. Doch genau das war es, woran sich Admiral Müller im Grunde seines Herzens störte. Er sah die GENERAL SHUBASHI als Bastion der Verteidigung für die Sternenlichtvereinigung, falls es jemals einen Verteidigungsfall geben sollte. Und obwohl die Regierung diese Auffassung stets bestätigte, wurde sein Trägerschiff unter der Bezeichnung „Kriegsschiff“ in Dienst gestellt.

Mit einem kaum wahrnehmbaren Kopfschütteln warf er den Gedanken beiseite. Seine Konzentration galt nunmehr den kommenden Aufgaben.

„Wie ist der aktuelle Status?“ Die Frage war an seinen direkten Vertreter, Oberst Yamato gerichtet.

„Zehn der zwölf Kreuzer haben wir inzwischen an Bord. Es fehlen noch die AMATERASU und die JAGELLOVSK. Letzteres Schiff ist mit seiner Rendezvousmeldung überfällig.“

Müller horchte auf. „Überfällig? Das sieht Commander Kargon aber nicht ähnlich. Wie lange ist die Meldung überfällig?“

„Die hätte schon vor sechs Stunden da sein sollen. Etwas Karenz rechnen wir noch dazu, weil sie kürzlich den Sternenschweifnebel durchquert haben. Aber danach war Funkstille.“

Müller ahnte, dass hier etwas nicht in Ordnung war. „Was meldet die Raumüberwachung?“

„Keinen Kontakt“, antwortete Yamato und richtete dabei seine mandelförmigen Augen schnurstracks auf Admiral Müller.

Das fehlte ihm gerade noch. Die GENERAL SHUBASHI war erst in Dienst gestellt worden. Dass die zwölf Kreuzer an verschiedenen Stationen eingesammelt werden mussten, zählte er als Möglichkeit, das Kriegsschiff auf den ersten Flügen auf Herz und Nieren prüfen zu können. Dass ihm jedoch gleich zu Beginn eines davon abhandenkam, könnten Generalstab und Oberkommando veranlassen, unangenehme Fragen zu stellen. Dem wollte er unbedingt aus dem Wege gehen.

„Was meinen Sie damit? Ist die Kommunikation unterbrochen?“

Yamato stand ungerührt da. „Ungewiss. Leutnant Bernard hat …“

„Leutnant Bernard kann selbst reden“, unterbrach Müller harsch. Er konnte es gar nicht leiden, wenn im Beisein anderer über sie in der dritten Person gesprochen wurde. „Was haben Sie unternommen, als Sie festgestellt haben, dass die JAGELLOVSK überfällig ist?“

„Ich habe der Nachtschicht die Order erteilt, auf Horchposten zu gehen.“

In der militärischen Raumfahrersprache bedeutete „auf Horchposten zu gehen“, sämtliche eingehenden Signale, ob Kommunikation, Astrogation oder Sensoranalyse auf Besonderheiten jeglicher Art zu überprüfen. Dass Leutnant Bernard ihm kurz zuvor keine Vorkommnisse gemeldet hatte, erschien ihm nun sehr verwunderlich.

„Mehr ist Ihnen dazu nicht eingefallen?“ Er ging im Gedanken mehrere Möglichkeiten durch, ehe er sich wieder an Bernard wandte.

„Informieren Sie die Raumüberwachung. Ich erwarte, dass der Sektor genau überprüft wird. Und senden Sie in regelmäßigen Abständen ein Funkfeuer aus.“

„Ja, Admiral“, lautete die bestätigende Antwort des Leutnants.

Müller drehte sich erneut zu Oberst Yamato um, der ihn noch immer unverwandt ansah. Keine Regung war in seinem Gesicht zu lesen. Einerseits bewunderte ihn der Admiral dafür, sich derart unter Kontrolle zu haben, doch in diesem Augenblick wünschte er sich, dass der Oberst impulsiver gehandelt hätte.

„Welche der Kreuzer sind bereit für einen Patrouillendienst?“, wollte er nun wissen.

Yamato hatte die Schichtpläne und Bereitschaften offenbar auswendig gelernt, denn seine Antwort kam ohne Umschweife. „Die LAWRENCE, die HEPHAISTOS und die TSUKUYOMI stehen sofort zur Verfügung.“

„Sehr gut. Dann schicken Sie die HEPHAISTOS in Richtung Sternenschweifnebel los. Commander Ahmet soll mit Höchstgeschwindigkeit in den Sektor fliegen und nach der JAGELLOVSK Ausschau halten.“

„Aber, Admiral, wir wissen doch gar nicht …“

„Sehr richtig, Oberst. Wir wissen nicht, ob die JAGELLOVSK havariert ist, angegriffen wurde oder eine einfache Fehlfunktion hat. Im besten Fall machen wir uns hier zu viele Sorgen und die Angelegenheit klärt sich schnell auf. Aber ich will verdammt sein, wenn ich eines meiner Schiffe verliere, noch bevor die Mission der GENERAL SHUBASHI startet. Jetzt führen Sie meine Anweisung durch.“

„Zu Befehl, Admiral.“ In Yamatos Stimme war noch immer keine Gefühlsregung zu erkennen. Doch er führte die Order ohne zu zögern aus.

„Astrogator, wie steht es um das Rendezvous mit der AMATERASU?“

Über dem Hologramm des Bordsprechgeräts erschien das Gesicht einer Frau in den besten Jahren. „Wir sind nur zwei Sektoren entfernt, Admiral.“

Müller überlegte kurz. Zwei Sektoren. Das war eine vertretbare Entfernung, selbst, wenn sich herausstellte, dass die JAGELLOVSK in Schwierigkeiten war. „Dann setzen Sie einen Kurs, Leutnant Gülmez. Wir holen die AMATERASU ab. Bis dahin wird sich die JAGELLOVSK hoffentlich wieder eingefunden haben.“ In den letzten Satz versuchte er etwas Humor zu legen, um die Anspannung der Besatzung aufzulockern. Er merkte, dass sein Gespräch mit Oberst Yamato auf die Stimmung der restlichen Besatzung drückte. Ein Umstand, den er nicht wollte und den auch der Oberst nicht verdient hatte.

„Warten Sie noch, bis die HEPHAISTOS den Hangar verlassen hat, dann folgen Sie dem gesetzten Kurs mit dreiviertel Schub.“

Leila Gülmez bestätigte mit einem kurzen Nicken, ehe das Holobild erlosch.

Die Soliamit-Krise

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