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EIN VISIONÄR PRÄGT DAS STADTBILD

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Am Passeig de Gracia, Barcelonas exklusiver Einkaufsmeile, befindet sich eines der bekanntesten Bauwerke Gaudís: La Pedrera. Wie ein Fels in der Brandung steht das wuchtige Gebäude im noblen Stadtteil Eixample. Seit 1984 gehört das Casa Milà, wie es offiziell heißt, zum von der UNESCO erklärten Weltkulturerbe. Die Individualität der schweren schmiedeeisernen Balkonbrüstungen mit ihren dynamischen Schwingungen kommt vor dem Hintergrund des sandfarbenen Gebäudes besonders zur Geltung. Schon von weitem sind die zahlreichen mächtigen Kamine und Ventilationstürme, die in ihren verschiedenartigen Farben und Formen auf dem Dach thronen, zu sehen. Es lohnt sich, den Preis für ein Ticket zur Besichtigung des Hauses, welches neben der Sagrada Família als bedeutendstes Werk Gaudís gilt, zu investieren.

Durch einen Innenhof ist der Fahrstuhl erreichbar, der zunächst ein Schau-Apartment im Stil des Modernisme anfährt. In zahlreichen Räumen wird der bürgerliche Wohnstil Anfang des 20. Jahrhunderts präsentiert. Vom Kinderzimmer mit dem entsprechenden Spielzeug, über Küche und Abstellraum mit Sportgeräten, bekommen wir einen lebendigen Eindruck dieser Epoche. Ein Stockwerk höher befindet sich dann das Dachgeschoss, wo unter imposantem Bogengewölbe alle Werke Antoni Gaudís auf Fotografien, Bildschirmen und durch Modelle in allen Detailansichten dokumentiert sind. Hier kann sich der architektonisch interessierte Besucher in den mannigfaltigen Nuancen von Gaudís Baukunst verlieren. Von hier aus gelangt man dann über ein enges Treppchen auf die Dachterrasse, die außer den schon erwähnten skulpturellen Kaminen so ganz nebenbei auch einen fantastischen Ausblick über die Stadt bietet, den man in den Sommermonaten auch nachts bei einem Drink und Livemusik genießen kann. Von hier oben aus ist auch schon die Sagrada Família, eines der gigantischsten Projekte des Baukünstlers, zu erkennen.

Seit 1882 ist dies eine Baustelle. Kräne und Baugerüste konkurrieren mit den bislang fertiggestellten Türmen dieses ungewöhnlichen Bauwerks. Mehr als 40 Jahre seines Lebens investierte der geniale Antoni Gaudí in diese Kathedrale, in deren Krypta er auch beigesetzt ist. Das Projekt, welches ihm 1883 übertragen wurde, ist seit jeher auf Spenden angewiesen. Auch der Eintrittspreis dient zur Unterstützung der Bauarbeiten. Barcelona hat sich längst mit dieser Baustelle identifiziert und kaum ein Tourist versäumt die Besichtigung dieses so faszinierenden Fragments. Zwei der acht bislang fertiggestellten Glockentürme – zwölf sollen es werden – sind durch Aufzüge bis zu einer Aussichtsplattform erschlossen. Dann geht es über enge Stiegen noch weiter in die Höhe. Nichts für Leute mit Berührungsängsten. Es ist so eng in den Türmen, dass es bei Gegenverkehr nicht selten zu Körperkontakt kommt. Aber auch diese Strapaze wird, wie bei vielen von Gaudís Projekten, wieder einmal von einem imposanten Rundblick über Barcelona bis zum Meer hin belohnt. Von hier oben kann man auch die Schönheit der filigranen, über 100 Meter hohen, Türme mit ihren Ornamenten und bunten Mosaiken ganz nah erleben, während man sich unten zwischen den gigantischen Säulenkonstruktionen und angesichts der gewaltigen Portale ganz klein vorkommt.

Auch der Parc Güell, einst als spektakulärer Wohnpark von Gaudí und seinem Freund und Förderer Eusebí Güell gedacht, ist leider nie vollendet worden. Gebaut worden sind aber zwei Häuschen wie aus einem Märchen. In einem wohnte Gaudi selbst einige Jahre, heute ist es ein Museum. Weiterhin entstanden ein pompöser Treppenaufgang, eine wunderschöne Säulenhalle, die einst als Markthalle konzipiert war, mit einer darüberliegenden riesigen Terrasse, umsäumt von einer endlos erscheinenden, schlangenartig geschwungenen Bank aus bunten Mosaiken, fast zu schade sich draufzusetzen. Aber trotzdem verweilt man gerne, denn der Blick von hier über die Stadt ist atemberaubend. Der Platz ist wie geschaffen als Bühne zum Tanzen und für Darstellungen von Kleinkünstlern.

Einige Stufen höher gelegen dann eine Caféterrasse, umrahmt von mediterranen Pflanzen und in die Natur eingefügten Palmensäulen. Ein kleiner Kiosk ist direkt in den Felsen integriert, umrankt von heimischen Blüten. Ein idealer Platz für eine Rast. Nähert man sich dem Park von der Metrostation Vallcarca aus, führt der Weg durch steil ansteigende Gassen, deren Gefälle teilweise durch ebenso steile Rolltreppen überwunden wird. Endlich am Parkeingang angekommen, geht das Gekraxel auf losen Schotterwegen weiter bis zum Gipfel. Von dieser Seite gesehen wirkt der Park recht unspektakulär. Die Vegetation besteht aus Pinien, Johannisbrotbäumen, Kaktushecken und Steineichen, die wild an den Hängen wachsen. Erst beim Abstieg zur Südseite erschließen sich nach und nach die herrlichen Konstruktionen Gaudís. Wer also schneller in deren Genuss kommen will, sollte die Tour besser von der Metrostation Lesseps aus beginnen oder gleich mit dem Taxi fahren. Auch diese Oase mitten in Barcelona gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Weitere Bauwerke dieses außergewöhnlichen Architekten, zum Beispiel die Casa Batlló mit der schuppenartigen, in der Sonne schimmernden Fassade, die Casa Vicens mit dem starken arabischen Einschlag, die Casa Calvet mit den drei Heiligen und nicht zuletzt den Palacio Güell mit seinen skurrilen Schornsteinen, findet man entlang der legendären Ruta del Modernisme durch Barcelona.


Von der schlangenförmigen, in bunten Mosaiken gestalteten, Bank hat man einen überwältigenden Blick auf Barcelona.


In der Krypta Colònia Güell sind wunderbare Mosaikarbeiten zu entdecken. Die Fenstergitter sind aus alten Webernadeln gestaltet.

Die Magie des Südens

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