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ОглавлениеBerlin am Mittag
Es ist Punkt 13: 00 Uhr und damit Zeit für Berlin am Mittag mit Ihrer Annkathrin Millner. Ein herzliches Willkommen also, Ihnen zu Hause und ebenso unseren Gästen hier im Studio, als da sind Frau Kathrin Angermann-Möhrungen von den Grünen, der Liberale Dr. Hubertus Burgstaller, Frau Annegret Gräfin Dönhoff-Allenstein von der AfD, Frau Rosa Breitscheidt vertritt die Linke, dann die SPD, Herr Hans Kowalski, Herr Martin Riesen, CDU und schließlich unser Südstaatler aus dem schönen Bayernland, der Herr Alois Seitenreiter von der CSU.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Freunde! Wir sind zusammengekommen, um uns einem Thema zuzuwenden, das lange schon unser Leben bestimmt und auch in den kommenden Monaten, vielleicht Jahren, aktuell bleiben wird. Sie wissen es längst, es geht um diese leidige Pandemie. Die Frage lautet also heute: Quo vadis, Corona? Herr Dr. Burgstaller…
Das ist keine Pandemie, sondern eine Infodemie und zwar eine massive. Noch nie haben so viele gezielte Desinformationen sich flächendeckend derart festgesetzt. So hat nicht allein Bill Gates die WHO gekauft, um daraus irgendwie Kapital zu schlagen, sondern auch die Chinesen nutzen das Corona-Virus als Biowaffe, um sich endgültig als Weltmacht zu etablieren. Davon sind nicht wenige fest überzeugt.
Daff ffehn wir in Bayern ffanz anffs.
Herr Seitenreiter, Sie wollen die Gesichtsmaske nicht abnehmen. Wir respektieren Ihre Entscheidung natürlich, allerdings ist dies der allgemeinen Verständigung nicht gerade förderlich. Frau Breitscheidt, bitte.
Na ja, dass das Corona-Virus in einem chinesischen Geheimlabor gezüchtet worden ist, würde ich mal nicht grundsätzlich verneinen. Und Bill Gates gilt ja nicht zu unrecht als besonders innovativ. Wer wollte da ausschließen, dass er den Menschen zur Bekämpfung des Virus sogar einen Mikrochip einpflanzt? Zweifellos hat er in pharmazeutische Firmen investiert, um von den weltweiten Impfungen zu profitieren. Damit zieht er wieder an Jeff Bezos vorbei als reichster Mensch auf diesem Globus.
Das mit Bill Gates glaubt jeder vierte Deutsche, da sind Sie in guter Gesellschaft, Frau Breitscheidt. Dagegen misstrauen nur etwa 13% den Chinesen.
Vehement mag ich Frau Breitscheidt nicht widersprechen, dazu haben wir alle schon zu viel erlebt. Nichts ist unmöglich. Na ja, beinahe nichts, denn was wir aus Großbritannien erfahren, schlägt schon dem Fass den Boden aus. Die bislang mehr als 60 Brandanschläge auf Mobilfunk-Masten unterstreichen, dass nicht wenige Briten einen Zusammenhang vermuten zwischen dem Ausbau des 5G-Netzes und der Corona-Epidemie. Wie gesagt: That knocks out the bottom of the barrel.
Danke, Herr Kowalski. Frau Gräfin Dönhoff-Allenstein dazu?
Diese und weitere Theorien mögen noch so abstrus sein, sie sind durch fundierte Berichte in Funk und Fernsehen, in den Zeitungen usw. kaum zu erschüttern: Die fundamentale Vertrauenskrise den Medien gegenüber lässt das nicht zu. Für viele sitzt das mit der „Lügenpresse“ einfach zu tief. Ganz und gar grundlos ist dies Urteil gewiss nicht…
Danke, Frau Gräfin, vielen Dank! Ihre Haltung und die Ihrer Parteifreunde zu diesem Thema ist hinlänglich bekannt.
Ich bin mit dem Zug angereist – gerammelt voll, sogar die Erste Klasse. Allerdings im Bahnrestaurant gähnende Leere, nur ein einziger Tisch besetzt. Und das blieb auch so, also konnte ich die Fahrt nach Berlin richtig genießen, vor mir ein frisches Hefeweizen. Nach einer knappen Stunde war Schluss mit lustig: Eine Kellnerin forderte mich auf, meinen Platz zu räumen, damit es nicht zu eng würde. Mein Einwand, dass doch niemand sonst da wäre, wurde mit dem Hinweis beantwortet, wonach grundsätzlich nach 45 Minuten der Platz für nachfolgende Gäste freizugeben sei. Noch Fragen?
Da haben wir wohl alle ähnliche Erfahrungen wie Herr Riesen. Frau Breitscheidt? Noch einmal die Deutsche Bahn?
Nein, das nicht, aber an unseren Schulen finden ähnliche Merkwürdigkeiten statt. In Nordrhein-Westfalen werden Grundschüler wieder ohne Abstandsregeln unterrichtet, aber nur, wenn die Klassen streng voneinander getrennt sind. Dies gilt allerdings nicht bei offenem Ganztag und in den Schülerbussen, da dürfen alle bunt gemischt miteinander.
Kurioses gibt es nicht nur im Westen, sondern auch im Norden: Schleswig-Holsteiner durften nach Hamburg fahren, Hamburger jedoch nicht ins Nachbarland einreisen.
Wir sollten nicht alles so negativ sehen! Was zum Beispiel gibt es Schöneres als eine rauschende Hochzeitsfeier? In Baden-Württemberg darf das Brautpaar sogar tanzen, vorausgesetzt, die Tanzfläche umfasst mindestens 25 Quadratmeter. Zumindest dürfen sich die Brautleute eine Pizza kaufen, ein Eis zum Nachtisch dagegen nicht; die Pizza als Lebensmittel zählt zur Grundversorgung, das Eis als Genussmittel nicht.
Stimmt, Herr Kowalski. Später konnte man wieder Eis kaufen, allerdings nicht einfach so. In Niedersachsen gibt’s das nur zum Mitnehmen, und grundsätzlich gilt dann die Regel, wonach der Verzehr von Speisen und Getränken innerhalb eines Umkreises von 50m zu den Restaurationsbetrieben unterbleibt. Bekanntlich schmilzt Speiseeis bei hohen Temperaturen relativ schnell, so dass die Behörden hier konkreter werden mussten.
Warten Sie, ich zitiere wörtlich von meinem Zettel:
Bei der Anwendung der Verordnung darf insofern pragmatisch vorgegangen werden, als durch erstes rasches Lecken an einer Eiskugel während des zügigen Sichentfernens von der Eisdiele ein Heruntertropfen des Eises auf Kleidung oder Fußboden verhindert werden kann. Für den Verzehr des Resteises gilt jedoch der Abstand von 50 Metern.
Und da stellt sich wohl für jeden von uns die Frage: Welches Volk auf diesem wundervollen Planeten – außer uns Deutschen – gibt sich derartige Verhaltensregeln? Stimmt’s, Herr Dr. Burgstaller? Das ist Fakt und kein Witz.
Ein Witz ist, dass sich gegenwärtig alle Introvertierten entspannt zurücklehnen können, denn das Virus verbreitet sich bekanntlich nur über soziale Kontakte.
Gut ist auch der hier: Die Berliner haben in China nachgefragt, ob die Arbeiter, die das Krankenhaus in Wuhan gebaut haben, nicht auch den Berliner Flughafen fertigstellen könnten. Die Chinesen haben abgelehnt: Nur für drei Tage schicken die ihre Leute nicht los.
Bayern iff da ganff anffz.
Wenn wir in ein paar Jahren zurückdenken an 2020, werden wir vermutlich nicht mehr erinnern, was konkret alles angeordnet war, was wir befolgt haben oder auch nicht. In unserem Lebenslauf werden jedoch drei Dinge auftauchen: Netflix gucken, Hände waschen und in die Armbeuge husten. Oder?
Und Hamsterkäufe! Vertreter bildungsferner Schichten sollen in Scharen die Zoogeschäfte frequentiert haben, um einen dieser possierlichen Nager als Schutz vor Covid-19 zu erstehen.
Ist auch nicht schlimmer als die Empfehlung des US-Präsidenten, sich unverzüglich ein Desinfektionsmittel zu injizieren.
Vielleicht erinnern wir uns auch an all die Widersprüche. Wir sollen so lange „eingesperrt“ bleiben, bis das Virus verschwindet. Das tut es, wenn kollektive Immunität erreicht wird, also wenn es zirkuliert. Dafür sollte man eher draußen unterwegs sein, oder?
Mag sein, Herr Riesen, mag sein. Gibt es denn, Frau Angermann-Möhrungen, überhaupt keine positiven Aspekte bei dieser Pandemie?
Weniger Verkehr auf den Straßen, auf den Meeren und in der Luft, die Industrieproduktion teilweise lahmgelegt. Weniger Lärm, weniger Emissionen, weniger Gesundheitsrisiken! Corona rettet sicher nicht unser Klima, allerdings ist ein positiver Effekt unbestreitbar, eine Art Verschnaufpause.
Ob und wie groß dieser Einfluss ist, lässt sich seriös erst bewerten, wenn alle Daten vollständig vorliegen. Insgesamt wird es sich also um kurzfristige Effekte handeln. Eine langfristige Verbesserung erreicht man nur mit gezielter Klima- und Umweltpolitik, die Produktionsweisen, die gesamte Infrastruktur, unsere Konsum- und Mobilitätsmuster dauerhaft verändert. Wir dürfen keinesfalls vergessen, dass nicht nur Ökologie für uns wesentlich ist, sondern für die Industrie- und Exportnation Deutschland vor allem die Ökonomie.
Ist kaum von der Hand zu weisen, Herr Doktor. Weitere Aspekte?
Mmpf!
Herr Seitenreiter, es reicht! Sie nuscheln sich die ganze Zeit etwas in Ihre Binde, wir sind auf Vermutungen angewiesen, was Sie hier vorbringen wollen, und Ihre gewohnt klaren Aussagen fehlen uns! Also, runter mit dem Schnutenlappen, und dann geht das Schlusswort an Sie.
Markus Söder muss Kanzler werden!