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Meine Clarissa

oder

Die Frau meines Lebens

(aus der Süddeutschen Zeitung)

Zwei dunkle Augen schauen mich an, in denen der Schmerz und die Weisheit der ganzen Welt zu liegen scheinen. Sie war erst neun Jahre alt, doch ihre Augen blickten, als habe sie schon alles im Leben gesehen und verstanden. Ich lernte Clarissa durch eine Anzeige kennen.

Um während meines Studiums etwas Geld zu verdienen, wollte ich Schülern Nachhilfeunterricht geben. Im örtlichen Anzeigenblatt, das einmal in der Woche kostenlos an alle Haushalte verteilt wurde, hatte ich eine Anzeige geschaltet und darin angeboten, zu den Schülern nach Hause zu kommen. Clarissa wohnte mit ihren Eltern in einem Hochhaus in der Frankfurter Nordweststadt. Die Architekten dieser in den 60er Jahren errichteten Trabantenstadt im Norden Frankfurts hatten versucht, durch das Nebeneinander von Hochhäusern und Einfamilienhäusern die sozialen Schranken aufzubrechen. Doch die Durchmischung der verschiedenen Bevölkerungsgruppen war nicht geglückt. Die Familien aus den Einfamilienhäusern zogen bald in die besseren Stadtviertel, und die Nordweststadt wurde zu einem sozialen Brennpunkt. Die Siedlung bot jedoch auch einen Vorteil: Sie war reich an Grünflächen und Spielplätzen, was sie zu einem Paradies für Kinder machte und die triste Trabantenstadt mit Fröhlichkeit und Leben erfüllte.

Clarissa lebte mit ihren Eltern in einem Hochhaus. Frankfurt ist die Stadt der Hochhäuser. Nirgendwo in Deutschland gibt es so viele und so hohe Wolkenkratzer wie in Frankfurt. Das Hochhaus, in dem Clarissa wohnte, stand nur wenige Meter vom Nordwestkrankenhaus entfernt. Dazwischen lag ein weiterer schmuckloser Bau – das Schwesternwohnheim. Die Straße hatte den Namen „Steinbacher Hohl“, da hinter den Feldern, auf die man am Ende der Straße stieß, das kleine Städtchen Steinbach lag. Das Hochhaus stand wie ein Klotz in einer langen Kette von Reihenhäusern. Es sah aus wie alle Hochhäuser in Frankfurt: Die Fassade war mit Graffiti-Zeichnungen beschmiert, die Briefkästen mit halb abgerissenen Stickern beklebt und vor dem Eingang standen kaputte Einkaufswagen, die keiner mehr zurückbringen wollte. In dem dunklen Hausflur hing der Geruch von abgestandenem Essen. Meine Schritte hallten auf dem kalten Betonboden wie in einem Kellergewölbe. Ich fuhr in dem mit Kaugummis beklebten Aufzug in den 15. Stock hoch. Eine blonde junge Frau öffnete mir die Tür.

Clarissas Mutter war groß und schlank, sie hatte ein hübsches Gesicht mit dunklen Augen. Ihre Gesichtszüge waren sanft. Das einzig Strenge in ihrem Gesicht war der Pony. Sie hatte ihre Haare blond gefärbt, was man am Haaransatz sah, aber die Farbe war nicht aufdringlich. Sie war gut und geschmackvoll gekleidet. Sie schien nicht zu der Umgebung zu passen, in der sie lebte. Die Wohnung wirkte sehr weiblich – mit vielen Pastellfarben und unzähligen kleinen Porzellanpüppchen und Tierfiguren aus Glas, die auf Regalen und Tischen standen.

Wir setzten uns auf ein weißes Sofa. Clarissa war auf dem Spielplatz; das erste Gespräch zum Kennenlernen sollte ohne sie stattfinden. Ich war erstaunt, dass eine Schülerin in der Grundschule schon Nachhilfe brauchte. Ihre Tochter sei schon sehr selbstständig und gewissenhaft. Aber in letzter Zeit habe sie die Hausaufgaben oft vergessen und ihre Noten in der Schule wurden schlechter, berichtete die Mutter. Wichtig war für sie, dass jemand jeden Tag zu Clarissa kam und dafür sorgte, dass sie ihre Hausaufgaben ordentlich machte. Wir waren uns beide sympathisch und die Arbeit erschien mir einfach.

Wir einigten uns schnell und dann rief sie Clarissa nach oben. Ich war gespannt. Die Tür ging auf und ein kleines Mädchen mit langen dunklen Haaren kam herein. Sie setzte sich auf die Couch und schmiegte sich an ihre Mutter. Große fragende Augen schauten zu mir. Wir blickten uns einige Zeit stumm an, dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht und sie nickte ihrer Mutter zu. Damit war der Vertrag besiegelt, mehr war nicht notwendig gewesen. Wir gingen zusammen die Treppe hinunter, und ich wusste in diesem Augenblick, dass dieses kleine Mädchen mir noch viel bedeuten würde.

Ich wurde nicht nur Clarissas Nachhilfelehrerin, sondern auch ihre beste Freundin, der sie sich anvertrauen konnte. Clarissa war ein Schlüsselkind. Sie trug den Schlüssel zu ihrer Wohnungstür immer an einem rosa Band um den Hals. Ihre Mutter, die als Verkäuferin auf der berühmten Einkaufsstraße „Zeil“ arbeitete, ging morgens weg und kam erst spät am Abend wieder nach Hause. Ihr Vater war im Außendienst und selten zuhause. Damit war das neunjährige Mädchen den ganzen Tag auf sich gestellt. Sie fuhr mit dem Fahrrad zur Schule, kochte sich allein Mittagessen und machte anschließend ihre Hausaufgaben.

Ich legte meinen Vorlesungsplan an der Uni so, dass ich die Nachmittage frei hatte und zu ihr fahren konnte. Wenn ich kam, wartete sie meist schon unten auf dem Spielplatz vor dem Haus auf mich. Einmal war ich etwas früher da als sonst. Clarissa hatte mich nicht kommen sehen. Sie saß auf einer Bank und blickte starr nach vorne. Es war, als hätte sie einen Schleier vor dem Gesicht. Sie kam mir unendlich verloren vor, wie sie allein auf der Bank saß, abgeschnitten von allem Geschehen um sie herum. Ich rief sie. Im gleichen Augenblick sprang sie auf, schüttelte sich, als ob sie einen bösen Albtraum abwerfen wollte, und lief lächelnd auf mich zu. „Hast du keine Freunde, mit denen du spielen kannst?“, fragte ich. Sie schüttelte den Kopf. „Hier in dem Haus nicht. Aber in der Schule schon“, antwortete sie.

Jedes Mal wenn ich die Wohnung betrat, war sie aufgeräumt wie bei meinem ersten Besuch. In der Spüle stand das gespülte Geschirr vom Mittagessen und im Wohnzimmer lagen schon die aufgeschlagenen Hefte. Die Ordnung und Gewissenhaftigkeit erstaunten mich. Mir erschienen sie wie ein Schutzschild gegen den Schmutz und die Zerstörungskraft, die von außen auf das Hochhaus einwirkten. Wenn wir über den Hausaufgaben im Wohnzimmer saßen, war manchmal noch Mariechen dabei, ihre Schildkröte, die unter dem Tisch herumkrabbelte. Clarissa kannte sich mit der Lebensweise von Schildkröten aus. Sie wusste genau, was sie Mariechen zu fressen geben durfte und was nicht. Lachend erzählte sie mir, dass Mariechen manchmal die Fußzehen ihrer Mutter anknabberte, wenn sie rot lackiert waren, weil sie die Zehen dann für Tomaten hielt.

Clarissa war eine aufgeweckte und intelligente Schülerin, die Zusammenhänge schnell erfassen konnte. Die Hausaufgaben waren kein Problem für sie. Meist waren wir schnell mit allem fertig und hatten noch viel Zeit, um nach draußen zu gehen. Ich begann mich schon zu wundern, warum sie Hilfe bei den Hausaufgaben brauchte.

Dann erlebte ich eines Tages eine völlig veränderte Clarissa. Sie wartete diesmal nicht auf dem Spielplatz auf mich. Als sie mir die Tür öffnete, sah ich sofort, dass sie geweint hatte. Eine tiefe Traurigkeit lag in ihren Augen. Bei den Hausaufgaben wirkte sie übernächtigt und unkonzentriert. Plötzlich konnte sie selbst leichte Rechenaufgaben nicht mehr lösen. Ich erkannte sie nicht wieder und hatte für diese Wandlung keine Erklärung. Ich wollte sie jedoch nicht mit dieser Traurigkeit allein lassen. Nachdem wir mit den Hausaufgaben fertig waren, tastete ich mich ganz vorsichtig an sie heran und lernte dabei ihr Geheimnis kennen.

Wenn ihr Vater von der Montage nach Hause kam, gab es immer Streit zwischen den Eltern. An manchen Tagen eskalierte der Streit so sehr, dass ihr Vater die Mutter schlug. Trotzdem liebte sie ihren Vater und freute sich jedesmal, wenn er heimkam. Ihre Mutter habe ihr erklärt, dass sie sich streiten, weil sie zu unterschiedlich sind. „Sie kommen von verschiedenen Planeten. Meine Mutter ist von der Venus und mein Vater ist vom Mars“, erzählte sie mir und schaute mich dabei mit ihren großen ernsten Augen an, als wollte sie sagen: „So ist das Leben halt“. „Ja, so wird es sein“, antwortete ich, weil ich ihre Illusion nicht zerstören wollte.

So trug ich ihr Geheimnis mit mir wie einen schweren Koffer, den man hinter sich herzieht. Clarissa hatte sich mir anvertraut – sie hatte mir unbedingtes Vertrauen entgegengebracht, das ich nicht enttäuschen konnte. Ich durfte mit niemanden darüber sprechen, auch nicht mit ihrer Mutter. Ihr wäre es bestimmt peinlich, dass mir Clarissa alles erzählt hat. Am Ende würde sie vielleicht auch nicht mehr wollen, dass ich ihrer Tochter weiter Nachhilfeunterricht gab und sie mir dabei vielleicht noch mehr „Familiengeheimnisse“ verraten würde. Mir blieb nichts anderes übrig, als über alles zu schweigen. Ich blickte als Fremde in eine andere Welt und diese Welt hatte ihre eigenen Regeln.

Mit völlig neuen Gefühlen betrat ich jetzt die Wohnung in dem Hochhaus. Mir kam sie nicht mehr wie ein Bollwerk gegen die Gewalt von außen, sondern von innen vor. Die vielen Tierfiguren und Porzellanpüppchen – wirkten sie nicht wie der Versuch, Ordnung und Struktur in einem chaotischen Leben aufrecht zu halten?

Eines Abends klingelte es spät an meiner Tür. Als ich öffnete, stand eine frierende und zitternde Clarissa vor mir. Ihre Eltern hatten sich wieder gestritten und sie war davongelaufen. Allein, mitten in einer Regennacht. Ich wickelte sie in eine Decke und ging in die Küche, um eine heiße Schokolade zu kochen. Während ich die Milch auf der Herdplatte erwärmte, dachte ich mit Schrecken daran, dass dieses neunjährige Mädchen ganz allein mit Bus und U-Bahn durch Frankfurt gefahren war. Ich rief ihre Mutter an, da ich mir vorstellen konnte, dass sie sich bereits Sorgen um Clarissa machte. Ich erzählte ihr, dass Clarissa zu mir gefahren sei, um sich ein Buch abzuholen, das sie für die Schule am nächsten Tag brauchte. Es sei jetzt schon zu spät, um nach Hause zu fahren, deshalb würde ich sie bis morgen bei mir behalten. Nur zögerlich willigte sie ein.

Wir legten uns zusammen in das schmale Bett. Sie schmiegte sich an mich. Bevor sie einschlief, fragte sie mich: „Hast du einen Freund?“

„Ja.“

„Streitet ihr euch auch?“

„Nicht oft, aber manchmal schon.“

Mit dieser Antwort schien sie zufrieden zu sein. Es war nicht viel, aber es genügte doch, um in der Dunkelheit vertrauensvoll die Augen zu schließen. Sie schlief schnell ein. Ich konnte in dieser Nacht keinen Schlaf finden, denn ich grübelte die ganze Zeit über ihre Frage. Hatte ich ihr die richtigen Antworten gegeben? Hätte ich ihr nicht besser antworten sollen, dass es nicht normal war, wenn sich ihre Eltern ständig stritten und schon gar nicht, dass ihr Vater ihre Mutter schlug? Wie hätte Clarissa mit dieser Antwort weiterleben können? Ihr Vertrauen in das Leben wäre zerstört gewesen. So lebte sie in der Zuversicht, dass diese schlechten Tage und Nächte Teil des Lebens waren und es nach einer düsteren Nacht immer wieder einen hellen strahlenden Tag gab. Es gehörte für sie zum Rhythmus der Welt, so wie es ein Wechsel zwischen Tag und Nacht, Sonnenlicht und Regen, Frühjahr und Herbst gab. Die Hoffnung hatte die Angst überwunden.

Ihre Eltern schienen sich trotz allem zu lieben, und ich war auch sicher, dass ihr Vater Clarissa niemals schlug. Ich hatte ihre Mutter seit dem Tag, als ich mich vorstellte, nie wieder gesehen. Ich wusste nicht, wie sehr ihr Mann sie schlug, aber wenn sie als Verkäuferin arbeitete, dann konnten schlimmere Verletzungen nicht unentdeckt bleiben. Lange schaute ich in dieser Nacht auf den kleinen, zerbrechlichen Körper neben mir, der so vieles zu tragen hatte. Am nächsten Morgen war sie wieder fröhlich und freute sich, dass ich sie mit dem Auto in die Schule fuhr.

Langsam begann ich, das Leben mit Clarissas Augen zu sehen. Es war viel einfacher, mit der Gewissheit zu leben, dass alles einen Plan und seinen Sinn im Leben hatte und dass kein Schmerz so groß sein konnte, als dass er nicht zu überwinden gewesen wäre. Auch wenn sich die Ereignisse manchmal wie ein Schatten über ihr Leben legten, so konnte sie sich doch an unendlich vielen Dingen erfreuen. Sie empfand noch die Faszination für das Kleine, die uns Erwachsenen verloren geht. Für sie bestand das Leben aus einer Reihe von kleinen Wundern: der Grashüpfer auf einer Blume, das verlassene Schneckenhaus am Straßenrand, ein schillernder Regenbogen nach einem Wolkenbruch. Allen Dingen schenkte sie ihre Aufmerksamkeit. Unzählige Male hatte sie Werden und Vergehen in der Natur erlebt, war tief eingetaucht in den Fluss des Lebens und immer wieder ans Ufer gelangt. Daraus hatte sie Hoffnung und Kraft geschöpft.

Wenn ich mit ihr im Treppenhaus stand und wir auf den Aufzug warteten, dann bot sich mir ein Bild, in dem der ganze Widerspruch des Lebens lag. Dieses zarte, engelsgleiche Kind mit dem rosa Blümchenkleid vor einer Wand mit den übelsten Schmierereien – wovon das Wort „fuck“ noch das harmloseste war. Ich schaute in ihre Augen und wusste, dass ihr das alles nichts anhaben konnte.

Unsere Tage bekamen ihren eigenen Rhythmus. Sobald wir mit den Hausaufgaben fertig waren, liefen wir schnell nach draußen, durchstreiften die Wiese, um Klee und Löwenzahn für Mariechen zu pflücken oder wir fuhren mit den Fahrrädern durch die Weizenfelder nach Steinbach. Dort gab es Streuobstwiesen, Bauernhöfe und Pferdekoppeln. Clarissa liebte alles, was sich auf vier Beinen bewegte und Fell hatte. Eines Tages verriet sie mir, dass es ihr sehnlichster Wunsch war, Tierärztin zu werden.

Zwei Jahre lang nahm ich Nachhilfe bei Clarissa. Ich lernte Lebensmut, Vertrauen und Tapferkeit. Dann trennten sich unsere Wege. Ich hatte mein Studium abgeschlossen und meine erste Arbeitsstelle lag in einer anderen Stadt. Als ich mich von Clarissa verabschiedete, wusste ich, dass es ein Abschied für immer war. Mein Job als Nachhilfelehrerin war beendet. Ich konnte nicht einfach wieder auftauchen und an ihrer Tür klingeln. Ihre Mutter ahnte nichts von dem unsichtbaren Band, das sich zwischen uns gesponnen hatte. Es gibt viele Bilder, die mir nach den zwei Jahren mit Clarissa noch in Erinnerung bleiben würden.

Clarissa schenkte mir zum Abschied ein rotes Herz aus Krepppapier, das eine kleine Öffnung mit einer Tür hatte. Als ich die Tür öffnete, entdeckte ich dahinter einen Glückskäfer aus Schokolade. Der Abschied fiel mir schwer, auch wenn ich wusste, dass ich mir um meine kleine Philosophin keine Sorgen zu machen brauchte. Eines Tages würde sie mit ihrem Glauben an den richtigen Weg die Situation zu Hause ändern können, da war ich mir ganz sicher. So wie sie mein Herz geöffnet hatte, konnte sie auch das ihrer Eltern öffnen. Alles würde sich zum Guten wenden. Clarissa spürte, dass die Welt voller unentdeckter Reichtümer steckte. Irgendwann würde ein neuer Kontinent entstehen. Dorthin würde sie dann reisen, wo niemand nach ihrer Vergangenheit fragte. Dort, wo es keine Geschichten gab, würde sie den Anfang machen und eine neue Geschichte erzählen und dabei würde sich alles, was ihre Kindheit überschattet hatte, auflösen und verschwinden. Sie hatte Vertrauen zum Leben und wusste, dass es sie tragen würde. Nach meiner letzten Nachhilfestunde stand ein hübsches Mädchen mit selbstsicherem Blick an der Tür und winkte mir zum Abschied. Es war nicht das Ende der Geschichte, sondern der Anfang von etwas Neuem.

Ich hatte also keine Angst um ihre Zukunft. Und doch dachte ich immer wieder an Clarissa. Als ich eines Tages, viele Jahre später, wieder auf Verwandtenbesuch in Frankfurt war, hielt ich es nicht mehr aus. Ich fuhr in die Nordweststadt zu ihrem Hochhaus. Als Erstes fiel mir auf, dass der Spielplatz verschwunden war. An seiner Stelle stand ein mehrstöckiges Parkhaus für die Besucher der nahe gelegenen Klinik. Die Fassade des Hochhauses war jetzt schwarz vom Schmutz der Stadt. Viele Fenster hatten keine Vorhänge und starrten wie tote Augen in die Welt.

Ein alter Mann kehrte vor der Haustür das welke Laub zusammen. Ich erkundigte mich nach Clarissa und ihrer Familie. Er zuckte teilnahmslos die Schultern. Ich deutete auf das Parkhaus und fragte ihn: „Wo spielen die Kinder jetzt?“ „Es gibt hier fast keine Kinder mehr. Die meisten Mieter mit Kindern bleiben nur wenige Monate, dann ziehen sie in eine bessere Gegend. Schauen Sie mal hier unten die Wohnungen. Sie haben die Mauer vom Parkhaus direkt vor dem Fenster. Es kommt kein Licht und es kommt keine Sonne mehr in die Wohnungen. Die Miete haben sie schon heruntergesetzt, aber trotzdem will hier keiner einziehen.“

Ich ging ins Haus und fuhr in den obersten Stock hoch. Dann stellte ich mich ans Fenster und schaute auf die Felder nach Steinbach. In der Ferne konnte ich Pferde erkennen, die wild und ausgelassen über eine Koppel sprangen. Wenn ich mich anstrengte und den Blick ganz fest auf die Koppel richtete, dann konnte ich am Horizont auch ein Mädchen mit langen dunklen Haaren erkennen.

Die Frauen meines Lebens

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